Kapitel 39

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Danach war alles still. So still wie schon lange nicht mehr. Mein Körper bebte, doch ich konnte nichts sagen. Nicht einmal ein Schrei gelang mir mehr. Meine Tochter tot? Das einzige neben Legolas, das mir alles bedeutete.
"Mein Liebling", brachte ich dann doch hervor und presste sie so dicht an mich wie ich nur konnte.
Mit der einen Hand umgriff ich vorsichtig den Dolch und zog ihn dann aus dem jungen Herzen meiner Tochter. Stöhnend sackte Estelion direkt neben uns zusammen. Er hatte die Hand auf seine linke Brust gepresst und atmete schwer. Sein Blick ruhte auf Ithiliel und Tränen rannen über seine Wangen.
"Ithiliel", hauchte er und mit letzter Kraft strich er ihr über den Kopf. Dann fiel auch er zu Boden und blieb reglos liegen. Dennoch hob sich seine Brust noch schwer auf und ab. Lange würde er aber nicht mehr durchhalten! Seine Hand war auf Ithiliels liegen geblieben und mit letzter Kraft umklammerte er sie, seine Liebe.
Genauso wie sein Herz zerriss, so tat es auch meines. Ich hatte meine Tochter gerade einmal ein paar Monate gehabt, kaum miterlebt wie sie zu einer solch hübschen Elbin heranwuchs und jetzt sollte sie tot sein?! Schluchzend klammerte ich mich an ihren leblosen Körper, der noch immer ihre Wärme enthielt. Langsam aber entfloh sie, wie ihre Seele in die Hallen Mandos geflogen war.
"Meleth nín", hauchte Legolas und schon spürte ich seine warmen Hände auf meinen Armen. Er drehte mich sanft um, schob die Hand unter mein Kinn und hob es hoch. Über sein Gesicht rannen die Tränen, die ich nur verschwommen durch meine erkennen konnte.
Legolas sagte nichts weiter, seine Lippen zitterten zu sehr und er konnte nichts weiter tun, als mich zu umarmen. Für uns blieb die Zeit stehen.
Doch um uns herum ging die Schlacht weiter. Geschockt hatten alle die Szene mit angesehen. Alle, mit Ausnahme von einem natürlich. Der Maia hatte seinen gierigen Blick nicht von dem Amulett lösen können, zufrieden mit seinem Werk. Er bereute nichts was er getan hatte!
"Leg das Amulett weg!", befahl Amarthiel streng und mit lauter Stimme, die wie die eines Königs über das Schlachtfeld donnerte. Einige Menschen unter dem Befehl des Maia zuckten zusammen und zogen sich unsicher ein paar Schritte zurück.
"Ich werde mich nicht von dem trennen was ich so lange zu erhalten versucht hatte! Siehst du es nicht? Wie dein Sohn langsam stirbt! Wie seine Seele schwindet und stumm in Mandos Hallen übergeht!" , laut lachend wand sich der Maia dem Befehlshaber seiner Armee zu.
"Tötet sie! Tötet sie alle. Niemand bleibt am Leben!", befahl er mit scharfer Zunge und ein freches Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Amarthiel begann heller zu glühen als zuvor, sie strahlte wie Arien an einem wolkenlosen Sommertag und selbst der Maia wand geblendet den Blick ab.
"Du kannst mich auch nicht mit deinem Licht besiegen Amarthiel", wand er ein und wieder hallte sein Lachen über die freie Fläche zu Fuße des Berges.
"Das weiß ich mein Lieber, aber es gibt noch eine viel ältere Macht, die dich in die Knie zwingen wird und die gerechte Strafe wird dir zuteil", erklang wieder Amarthiels Stimme und ihr heller Schein wurde größer. Doch plötzlich begann auch das Amulett heller zu leuchten wie zuvor, es strahlte saftig grün wie ein Smaragd. Edel und kostbar.
Das Mondlicht hatte die Macht des Schmuckstückes freigesetzt und nun würde das passieren, wovor die Prophezeiung so dringlich gewarnt hatte. Unsere Welt, so wie wir sie kannten, würde verloren sein, wenn der Maia sein Werk vollenden konnte. Doch noch standen ihm die Mächte des Guten und Reinen entgegen.
Jedoch... Amarthiels leuchtender Schein wabberte und flackerte. Er verlor an Macht, wie ihrem Sohn an Lebensenergie entnommen wurden durch den Tod. Die beiden waren unweigerlich miteinander verbunden!
"Estelion", hauchte Amarthiel und nun kam auch sie auf uns zugeschwebt. Ihre Augen tränten, so sah es zumindest aus, denn noch immer war sie nur ein Geist, eine Erscheinung, die keine Gegenstände berühren konnte.
"Spürst du es nun? Diese unendliche Leere? Diesen Schmerz? Deine Macht schwindet Amarthiel und sowie dein Sohn in Mandos Hallen übergeht, wirst du vollkommen verschwunden sein", mit lauter Stimme lachte er und lachte. Er war sich seines Triumphes sicher und badetet bereits in dem Gefühl der Euphorie.
So bemerkte er nicht wie sich doch etwas zu unseren Gunsten entwickelte. Der Mond begann an Größe zuzunehmen, so schien es mir zumindest, als mein verweinter Blick sich gen Himmel wandte. Ich dachte ich träume und starrte es mit offenem Mund an.
Große Flügel kristallisierten sich heraus, weiß wie das Mondlicht, so rein und unschuldig wie der frische Schnee auf den Gipfeln der Berge.
Haar so fein und edel, wie aus purer Seide gefertigt, wehte im sanften Wind des Tages. Es war weiß, mit einem silbrigen Glanz, kostbarer, als alles Haar was ich je in meinem jungen Leben erblickt hatte.
In einer fremden Sprache, kehlig und ruppig sprach er etwas, doch klang es aus seinem Munde lieblich wie der Gesang eines Vogelmännchens im Sommer. Ich nahm an er sprach den Maia mit seinem Namen an, denn dieser fuhr herum wie von der Tarantel gestochen. Seine großen Augen starrten den Mann mit den Flügeln an.
"Du!", knurrte der Blauhaarige und ballte die Hände zu Fäusten.
"Was willst du von mir?"
Die Flügelschläge verschnellerten sich und stoppten als seine Füße in den ledernden Stiefeln den Boden berührten. Selbst jetzt noch sah er so leicht, edel und königlich, beinahe göttlich aus. Meine Erinnerungen durchforstend fand ich aber keinen Namen, der auf das Aussehen dieses Wesens passte.
"Ich stehe hier im Auftrag von Tilion, der unserem König Manwë Bericht erstattete von deinen Werken. Und auch im Namen Ulmós stehe ich hier, deines alten Lehrmeisters", erklärte der Mann mit lauter Stimme und schritt auf den Maia zu. Sein Schwert klapperte an seinem Gürtel, den er zu seiner goldenen Rüstung trug. Geschmückt war sie mit ebenfalls goldenen Federn, die wie seine weißblauen Augen glitzerten.
"Im Namen der Valar, der Herrscher Ardas bist du in Gewahrsam genommen. Die Valar werden über dein Schicksal entscheiden", verkündete er und kam noch näher.
"Nichts werde ich! Was schickt Manwë dich Eönwë? He? Ist ihm die Angelegenheit denn nicht so wichtig um selbst zu kommen?", fragte der Maia gehässig und lachte. Eönwë! Dieser Name sagte mir rein gar nichts, jedoch musste er auch ein Maiar sein, sonst hätte der König der Valar ihm nie so einen Auftrag gegeben.
Mit einem Ruck zog der Maiar das Schwert aus der Scheide und das fein gearbeitetet Metall schimmerte im Mondlicht.
"Oh ein Kampf", stichelte der Maia mit dem blauen Haar weiter, doch Eönwë schritt nur noch näher heran, mit emotionsloser Miene als würden die Beleidigungen wie Wasser an ihm abperlen.
Mit einem Handwink brachte der Maia ein paar Orks dazu auf Eönwë zuzustürmen, doch Sekunden später lagen alle tot auf dem Boden. Weitere Orks folgten und alle tötete der andere Maia mit purer Eleganz.
Er kam immer näher und näher, sein Blick zeigte Entschlossenheit. Nichts konnte sich ihm in den Weg stellen! Auch nicht ein machtbesessener Maia.
Legolas hielt mich fest umschlungen und zudem auch unsere Tochter, während wir beide das Geschehen beobachteten. Eönwë kam näher und näher und der andere Maia hatte eine große Dummheit begangen. Kein Schwert hing an seiner Seite und so hielt ihm der geflügelte Mann die Spitze seines Schwertes an die Kehle.
"Die Kette", verlangte Eönwë und drückte die scharfe Klinge noch fester zu, bis ein Blutstropfeb an ihr herablief und auf den Boden tropfte. Widerwillig überreichte es der Maia, dann schrie er laut auf, als Eönwë seine Stirn berührte und er sich langsam auflöste. Sein Schrei hallte noch lange nach.
Dann überdeckte uns die Stille wieder wie ein Leichentuch. Aber was hatte uns Eönwë jetzt gebracht?
"Legolas", schluchzte ich, die erdrückende Stille zerbrechend und klammerte mich an meinen geliebten Mann.
"Kiana i-ich weiß. Oh meleth nín", flüsterte Legolas und drückte meinen Kopf an seine Brust. Tränen verließen seine himmelblauen Augen und tropften auf meine Schulter und mein Haar.
"Prinz des Düsterwaldes?", fragte eine liebliche Stimme und wir beide schauten auf in die tiefgründigsten Augen, die ein Kind Erus jemals zu Gesicht bekommen könnte.
"Ich kann euch helfen. Die Macht der Liebe ist groß", flüsterte er und kniete sich hin. In seiner Hand strahlte das Amulett von solch einer Intensität, dass es einem Stern gleichte.
Wie er unserer Tochter helfen wollte und konnte, das wusste ich nicht.

Sorry sorry und tausend mal sorry DX
Ich komme einfach nicht mehr so oft dazu an meinen Geschichten weiterzuschreiben. :/
Schule und andere Dinge nehmen leider so viel Zeit in Anspruch und arghhh -.- ich hoffe ihr verzeiht mir das, denn es wird noch etwas länger so sein.

Dennoch 1000000000 mal Dank für 20k Reads *-* wow das ist unglaublich. Ihr seid die besten :***

Laura

IthilielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt