Kapitel 27

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"Also", begann die mysteriöse Männerstimme und holte tief Luft. Einzig dies drang an meine empfindlichen Ohren, nicht einmal seine Schritte auf dem Boden, was mich zu der Schlussfolgerung brachte, dass er ein Elb sein musste! Das erklärte dann auch die melodische, sanfte Stimme mit der er sprach.
"Es gibt viele Fragen deinerseits nehme ich an, doch auch ich habe viele Fragen, aber auch Bitten. Du darfst mir eine Frage stellen, ich beantworte sie und verlange dann von dir etwas, das mir den Wert der Antwort nahekommt", erklärte er und kicherte leise.
"Aber du musst es auch machen. Verweigerung wird bestraft", knurrte er wütend und beugte sich zu mir. Ich spürte nur seinen Atem auf meiner Haut.
"Und wenn ich das nicht mitspielen möchte?", fragte ich leise.
"Dann wirst du auch bestraft. Glaub mir die Orks und Menschen können nicht genug bekommen von solch frischem und vor allem schönen Fleisch. Solange du mitspielst werden sie die Finger von dir lassen", erwiderte er und lachte leise.
"Also?", hackte er nach.
"Also gut", gab ich nach kurzem Überlegen nach. Ich hoffte nur, dass es nicht zu schlimme Vorderungen und Frage seinerseits sein werden.
"Schön, schön. Also wie alt bist du Kiana. Und denke nichtmal daran mich anzulügen. Das merke ich sofort", warnte er mich noch. Mein Nicken kam hastig und schnell. Ich hatte schnell gemerkt, dass ich jetzt ohne Waffen keine große Chance hatte.
"Ich bin 64", gab ich meine Antwort und hörte wie er sein Weinglas wieder auf den Tisch abstellte.
"Gut was möchtest du wissen?", fragte er jetzt und grinste frech.
"Nehmt mir diese Augenbinde ab, bitte", bat ich und seufze leise. Ich hörte keine Antwort von ihm, versuchte etwas anderes zu hören, doch nichts drang an mein Ohr, einzig das Lachen und Grölen einiger Orks und Menschen.
Plötzlich löste sich das Stoffstück, es rutschte von meinen Augen und endlich konnte ich wieder sehen. Und ich sah ihn! Er saß hinter seinem Schreibtisch auf einem Stuhl und grinste mich an. Seine Hände hatte er vor dem Gesicht gefaltet und stützte die Ellbogen auf der Holzplatte ab. Vor ihm stand ein noch halb gefülltes Glas mit Wein. Doch das Auffälligste waren seine Haare! Sie waren tiefblau! Wie seine Augen, als seien sie aus Wasser. Langsam erhob er sich wieder und kam um den Tisch herum auf mich zu.
"Was bist du?", fragte ich fassungslos. Dass er dafür eine Gegenleistung erwartete, vergaß ich für einen Augenblick.
"Ich bin ein Maia im Dienste Ulmós, zumindest war ich das einst. Für diese Frage erwarte ich aber auch etwas! Komm her", bat er, als er zu einer Kommode ging. Dort öffnete er eine Schublade und zog ein altes Pergament heraus. Es war verknittert und vergilbt, an einigen Seiten auch eingerissen. Langsam ging ich auf den Maia zu und nahm das Pergament entgegen, als er es mir hinhielt.
"Sag was weißt du über die Prophezeiung?", fragte er und lehnte sich an die Kommode, wobei er die Arme vor der Brust verschränkte. Die Sonne schien durch einige kleine Öffnungen nach drinnen und es war dadurch hell genug, um die Schrift zu lesen. Bald würde sie hinter den Bergen verschwinden, denn es war bereits früher Nachmittag.
Ich starrte auf das Pergament und ließ es mit zittrigen Finger sinken. Es war die Prophezeiung um meine Tochter!
"Nicht viel", flüsterte ich leise und senkte den Blick.
"Nur dass es sich bei der Tochter des Mondes um eine Elbin handelt, um die Tochter einer Gwâna, aber mehr weiß ich auch nicht", gestand ich und schaute wieder auf.
"Denkst du das wüsste ich noch nicht", schrie er aufgebracht und ballte die Hände zu Fäusten. Knurrend begann er im Raum auf- und ablief. Leise grummelte er etwas vor sich hin und schien scharf nachzudenken.
"Gut fragen wir anders. Ist es deine Tochter, die mit der Prophezeiung gemeint ist?", fragte er wütend und funkelte mich aus blau blitzenden Augen an. Ich starrte ihn ängstlich an und wollte nicht meine Tochter in Gefahr bringen. Andererseits fragte ich mich warum er mich das fragte, wo er doch Ithiliel entführen ließ! Oder war das einfach nur, weil sie weißblonde Haare hatte? Ich wusste es nicht und das beunruhigte mich.
"J-ja", antwortete ich schließlich und senkte wieder traurig den Blick.
"Gut, also deine Vorderung oder Frage?", fragte der Maia und stellte sich vor eines der Fenster.
"Haldir, seine Freundin Jane, Estelion und meine Tochter sollen von den Orks und Menschen in Ruhe gelassen werden", stellte ich meine Vorderung, die ich sehr wichtig fand. Für mich persönlich! Der Maia mit dem Wasserhaar dachte lange nach und nickte dann schließlich.
"Also gut ihnen wird nichts angetan, wenn du weiter brav bist und mir gehorchst", erklärte er und drehte sich seufzend wieder um. Hinter ihm sank die Sonne immer weiter zum Erdboden, der sie schon bald verschlucken würde.
"Warum bist du so?", fragte ich leise und unüberlegt, erneut.
"Warum ich so bin? Bin ich denn so schlecht? Tue ich etwa das Falsche? Nein! Ich bin wie ich bin und das ist gut so. Denkst du wirklich ich bin böse? Die Valar sind es, die wir bekämpfen müssen. Sie haben meinen Freund im Stich gelassen und schließlich wurde er getötet und sie sahen einfach zu. Warum ich so bin? Weil die Valar es verdient haben vernichtet zu werden", erwiderte er, seine Stimme wurde immer lauter und bedrohlicher und schließlich schlug er mit der Faust auf den Tisch. Schwer atmend blieb er über ihn gebeugt und schaute zu mir hoch. Noch immer stand ich neben der Kommode und hielt das Pergament fest umklammert. Er machte mir irgendwie ein wenig Angst und ich stand mit mulmigen Gefühl hier im Raum.
"Noch eine Frage?", zischte er wütend ohne eine Vorserung zu stellen.
"Wie wollt Ihr die Valar vernichten?", fragte ich zaghaft und legte das Pergament vorsichtig zurück in die Schublade. Mit einem leisen Quietschen schob ich sie zu und drehte mich zurück zu dem Maia, der jetzt langsam aufschaute. Noch immer glühten und blitzten seine meerblauen Augen.
"Mithilfe deiner Tochter und jetzt genug Fragen für heute!", zischte er und atmete ein paar Mal tief durch.
"Ich verlange, dass du heute Nacht bei mir bleibst", murmelte er leise und setzte sich zurück auf seinen Stuhl.
"Was?", fragte ich, weil ich es nicht fassen konnte.
"A-aber meine Tochter", wand ich ein und blickte traurig und mit Tränen in den Augen zur Tür.
"Keine Widerrede! Du kennst die Regeln. Heute Nacht bleibst du bei mir!", wiederholte er grummelnd und lehnte sich nach hinten in den Sessel. Weiterhin schaute ich zur Tür und immer mehr Tränen liefen mir über die Wange und trofpten auf den kalten Steinboden, wo sue für ein paar Sekunden einen nassen Fleck bildeten, bis sie verdunsteten. Das letzte Licht der Sonne schien mir ins Gesicht, ließ meine Haare leuchten wie Gold und meine Augen leuchteten und glitzerten hellblau, durch die Tränenflüssigkeit.
"Tragisch", meinte der Maia sarkastisch und lachte leise auf. Wütend funkelte ich ihn an und auch ein wenig verständnislos. Wie konnte jemand nur so kaltherzig sein?! Besonders ein Maia! Ein Maia, der einst im Dienste eines Vala stand und sie gesehen hatte. Er war wahrscheinlich schon sehr alt! Mehrere tausend Jahre, älter als jeden anderen Elb, von dem ich jeh hörte.
Allein der Gedanke die Valar zu vernichten, wäre mir nie in den Sinn gekommen! Es musste schon etwas schlimmes mit seinem Freund geschehen sein, dass er solch einen Hass auf die Valar hegte. Doch was? Was war geschehen? Ich würde es aus ihm herausbekommen! Bestimmt! Das wusste ich. Auch wenn ich dafür viele Fragen stellen müsste. Seine Vergangenheit konnte helfen eine Lösung zu finden. Dadurch konnte ein Krieg verhindert werden, denn ich wusste, dass Legolas seinem Vater Bescheid geben würde! Und auch die Zwerge würden helfen, das hatte ich im Gefühl! Doch wann würden sie kommen? Bis dahin musste ich seiner Vergangenheit auf die Schliche kommen!

Hey ich hab jetzt mal meine zwei Freistunden genutzt, um ein weiteres Kapitel zu schreiben :) es hat also eine Stunde gedauert, dies zu schreiben und das ohne Pausen xD
Laura

IthilielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt