Kapitel 47

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Entsetzt starrte ich auf die Szene, die sich mir gerade bot.
Amanda stand reglos dort, die zitternden Finger um den Pfeil geschlossen, der aus ihrer Schulter ragte.
Hatte er ihr Herz getroffen. Es sah aus dieser Entfernung ganz danach aus.
Amanda keuchte auf als sie die Waffe aus ihrem Körper zog und zu Boden fallen ließ.
Die junge Frau hatte das Leben des Kindes gerettet und ihr eigenes würde sie dafür jetzt geben.

„Fili“, hauchte sie, bevor ihre Beine das Gewicht nicht mehr tragen konnten. Sie sackte zu Boden und blieb dort schwer atmend liegend.
Schon längst war ich an der Seite der jungen Frau und legte die Hand auf ihre Schulter.
„Amanda das bekommen wir schon wieder hin. Du wirst wieder gesund werden“, versprach ich und begann damit ihre Wunde zu untersuchen. Das Loch in ihrer Haut war nicht groß, viel Blut verlor sie auch nicht, doch konnte ich nicht mit Sicherheit sagen, wie viel die Pfeilspitze im Inneren zerstört hatte.
Ihre Finger umgriffen meine Hand und als ich ihr sanftes Kopfschütteln sah, wusste ich, dass sie selbst keine Hoffnung mehr sah.
„Das ist schon in Ordnung Kiana. Ich habe das Leben dieses kleinen Kindes gerettet. Ich habe versucht euch allen zu helfen, aber wie mir scheint liebe ich Fili ohne, dass er meine Gefühle erwidert“, sie seufzte und dann kamen ihr plötzlich doch die Tränen. Langsam kullerten sie über ihre Wange und tropften auf den Boden.
„Was soll ich denn sonst hier, wenn ich nicht mit dem Mann zusammen sein kan, den ich mir an meiner Seite wünschen würde. Ich mag zwar keine Elbin sein, aber so ein Leben wünsche ich mir auch nicht, besonders wenn Sam und Jane glücklich sind“, schluchzte sie und fasste sich an die Stelle, an die der Pfeil sie getroffen hatte.
„Aber du kannst doch nicht einfach aufgegeben? Auch wenn Fili deine Gefühle vielleicht nicht erwidern mag. Deine Freundinnen würden dich sehr vermissen“, wand ich ein und griff nach ihrer Hand, um sie fest zu drücken.
„Die Heiler im Düsterwald sind sehr gut. Sie werden deine Wunde versorgen können, wenn du nur durchhältst. Du darfst nicht aufgeben!“, beschwor ich sie.
Sie schloss einfach die Augen, ohne mir eine Antwort zu geben und schluchzte leise weiter.

„Nein! Was habe ich nur getan?“, der Zwerg stand noch immer auf der gleichen Stelle und nachdem sich sein Schock endlich gelegt hatte, realisierte er was sein Handeln für Folgen gehabt hatte.
Mit einem dumpfen Knall landete der Bogen im hohen Gras, das sich leicht im Wind hin und her wiegte.
„Amanda das wollte ich doch gar nicht“, stammelte Fili und ließ sich neben ihr in das Gras sinken. Die Augen der jungen Frau öffneten sich langsam und blickten ihm entgegen.

Ich hatte mich erhoben, um den beiden etwas Zeit zu zweit zu bieten, stand aber immer noch nahe genug bei ihnen, dass ich schnell genug eingreifen konnte.
„Ich habe nach einem Heiler schicken lassen“, flüsterte Legolas in mein Ohr und umarmte mich von hinten. Seufzend lehnte ich mich an seine Brust.
„Wie mir scheint, hat Fili gerade einen klaren Moment. Ich sehe Reue in seinen Augen“, bemerkte mein Mann verwundert und betrachtete wie ich die beiden auf dem Boden.

Sie schienen sich auszusprechen und seit Wochen hatte ich das erste Mal verstärkt das Gefühl, dass es funktionieren würde. Dass Amanda es wirklich geschafft hatte, aber nicht durch gut zureden, sondern durch eine heikle Situation.
Amanda würde nicht an der Schussverletzung sterben, der Pfeil hatte ihr Herz verfehlt und nur die Schulter getroffen.

„Denkst du es hat wirklich geklappt?“, fragte Legolas leise in mein Ohr. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen und wand mich aus seinem Griff, als er über meine Hüfte strich.
„Ja ich denke es hat geklappt“, erwiderte ich  und grinste breit, als ich sah wie sich Fili über Amanda gebeugt hatte, um ihre Lippen endlich zu verschließen.
„Gefällt mir, was die beiden dort anstellen“, bemerkte Legolas, drehte mich herum und bevor ich ihn von mir wegdrücken konnte, lagen seine Lippen auf meinen.

Im Nachhinein konnte niemand sagen, wie Amanda es geschafft hatte, dass der Zwerg geheilt wurde. Sie erholte sich schnell von der Schussverletzung, wegen deren sie oft eine Entschuldigung von Fili erhielt. Es schien ihm wirklich sehr Leid zu tun. Sein eigenes Verhalten hatte ihn so sehr erschreckt, dass die Krankheit seinen Geist nicht mehr vernebelte. Endlich hatte er eingesehen, was wirklich wichtig war.
Nachdem sich Amanda erholt hatte, kehrten er und sie zum Erebor zurück, wo sie sehr wahrscheinlich sehnsüchtig erwartet worden waren.
So schrieb Sam es mir jedenfalls. Wir tauschten noch häufig Briefe aus, auch mit Jane schrieb ich, die Haldir nach Lothlorien begleitet hatte.

Legolas und ich blieben im Düsterwald und konnten endlich die wohlverdiente Ruhe genießen und uns an das Leben als Eltern gewöhnen. Ithiliel behielt die Größe einer Erwachsenen, das Verhalten hielt sich aber noch eher im Bereich des Teenagers auf. Sie und Estelion stellten einiges an Unfug auf lernten den Palast auf ihre Art und Weise kennen und trieben uns manches Mal in den Wahnsinn.
Nichtsdestotrotz liebten wir unsere Tochter und waren froh darüber, dass sie in einer friedlichen Welt groß werden konnte.

Wie gesagt, wusste ich nicht so genau, ob es ein oder zwei Kapitel werden würde.  Es ist nur noch ein Kapitel und damit hat diese Geschichte ihr Ende gefunden.
Ich weiß noch wie es mit dem ersten Teil vor drei Jahren begonnen hat, ich erinnere mich gerne an die Zeit zurück, aber ich bin auch froh, dass es jetzt zuende ist und ich mich meinen anderen Geschichten widmen kann :)

Ich hoffe euch allen hat die Story genauso gefallen ^^

Eure Laura :)

IthilielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt