Kapitel 10

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Bisher war die Reise ruhig geblieben, doch wir hatten immer noch den Düsterwald vor uns bevor wir den Palast erreichen würden.

Vor zwei Tagen waren wir in Lothlorien aufgebrochen und wegen eines Unwetters hatten wir einen Tag länger gebraucht als auf dem Hinweg. Ithiliel regte sich immer mal wieder in meinen Armen, gluckste vergnügt und spielte mit ihrem Elch-Plüschtier.

Es wunderte mich schon ein wenig, dass es so ruhig war, schließlich hatte ich die eine Nacht auf dem Hinweg noch gut im Gedächtnis und würde es auch immer  behalten. Vielleicht auch, weil es mich so verwundert hatte, dass Menschen eine Gruppe reisender Elben angriff und versuchten ein Kind zu entführen.

"Kiana mach dir nicht so viele Gedanken", flüsterte Gandalf neben mir und legte kurz beruhigend seine Hand auf meinen Arm. Er verstand mich zu gut, als dass ich meine Gefühle vor ihm verstecken könnte, also nickte ich schwach und zwang mir ein Lächeln auf.
"Wir haben es bald geschafft. Einen halben Tag höchsten, dann haben wir vielleicht schon den Palast erreicht. Hier traut sich kein Mensch herein. Vertrau mir! Mach dir also keine Sorgen, meleth nín",

meinte Legolas in meinen Gedanken und versuchte mich zu beruhigen.
"Es sind nicht die Menschen, die mir jetzt Sorgen machen. Es sind die dunklen und bösen Kreaturen, die in diesem Wald kriechdn und ihr Unwesen treiben",

erklärte ich und schaue auf Legolas Rücken, da er vor mir ritt. Sein goldblondes Haar lag ihm auf dem Rücken und bewegte sich nicht. Noch immer war der Wald krank und es regte sich kein Lufthauch innerhalb und zwischen den Bäumen.

Gandalf ritt hinter mir, sodass sie mich zwischen sich hatten und notfalls beschützen konnten. Als wenn ich das nötig hätte! Allein Ithiliel war wehrlos, aber sie war ja auch noch ein Baby! Natürlich würde sie später unterrichtet werden, wenn sie alt genug dazu war. Jetzt war sie definitiv noch zu jung!
"Es leben Kreaturen in diesem Wald, die selbst ich nich nicht kenne, aber einzig die Spinnen könnten uns angreifen. Du weißt, dass ich nie zulassen werde, dass jemand dir oder unserer Tochter etwas tut",

erwiderte Legolas und drehte sich fragend in seinem Sattel um.

"Ja das weiß ich", flüsterte ich und er grinste breit, bevor er sich wieder nach vorne drehte. Trotz seiner beruhigenden Worte machte ich mir weiterhin Sorgen.

Zurecht!

Stunden später ritten wir immer noch durch den dichten Wald. Es war jedoch schon lichter und heller im Vergleich zum Waldrand geworden. Hier zwitscherten auch schon wieder die ersten Vögel und ab und zu vernahm man das Rascheln einer kleinen Maus im Geäst. Oder ein kleines Eichhörnchen kreuzte unseren Weg.

Ithiliel lag reglos in meinen Armen und schlief tief und fest. Ab und zu zuckte ihre Hand im Traum, aber ansonsten war sie still. Ansonsten war alle still. Das erste was mir auffiel! Die Vögel hatten aufgehört zu singen. Es beunruhigte mich zutiefst und ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit.

"Legolas. Irgendetwas stimmt hier nicht", flüsterte ich leise und versuchte etwas im Wald zu sehen, was meine Vermutung bestätigte.

"Wir sind doch bald da, meleth nín. Was soll es denn hier noch geben, dass uns gefährlich werden kön...", Legolas kam nicht dazu seinen Satz zu beenden. Es passierte alles so schnell!

Wie ein großer schwarzer Blitz schoss der Warg aus dem Gebüsch und riss Legolas von seinem Pferd. Mein erschrockener schriller Schrei hallte durch den ganzen Wald. Angst machte sich in mir breit, als ich sah wie Legolas auf dem Boden aufschlug und reglos liegen blieb.

"Legolas", schrie ich verzweifelt und schon flossen die ersten Tränen meine Wange herunter. Ohne groß nachzudenken sprang ich aus Fírnens Sattel und rannte auf Legolas zu. Gandalfs Warnung ignorierte ich dabei völlig und so merkte ich erst zu spät dir weiteren drei Warge, die knurrend aus den Büschen hervorkamen. Entsetzt weiteten sich meine Augen, als die drei mich einkreisten.

"Kiana, spring auf", rief Gandalf und konnte mit seinem Pferd die Reihe der Orks durchdringen.

"Nein ich kann nicht! Was ist mit Legolas? Ich lass ihn nicht allein! Nimm Ithiliel und bring sie in Sicherheit. Reite zum Schloss, bitte!", flehte ich und händigte ihm meine Tochter.

"Pass gut auf dich auf", bat Gandalf noch, dann trat er dem großen Tier in die Flanken. Es machte einen großen Sprung nach vorne und preschte dann im Galopp zum Palast. Meine Tochter war in Sicherheit!

Aber was ist mit Legolas?!

"Legolas", wimmerte ich erneut und Tränen flossen unentwegt meine Wangen hinunter. Ich konnte nicht zu ihm, da sich ein großer brauner Warg zwischen ihn und mich stellte. Bedrohlich hatte er die Zähne geflescht und knurrte mich an. Was machten Wargs im Düsterwald? Ich verstand es nicht mehr. Es war wie mit den Menschen, nur diesmal hatte ich vorgesorgt und meine Tochter war sicher.

"Legolas", rief ich erneut und endlich regte er sich und hob langsam den Kopf. Vor Freude ihn lebendig zu sehen, weinte ich weiter.

"W-wo ist Ithiliel?", fragte er leise und hielt sich den Kopf.

"In Sicherheit", meinte ich und zog langsam meine Dolche. Die Wargs näherten sich immer noch knurrend, aber ich war nicht mehr allein. Legolas hatte sich aufgerappelt und ebenfalls seine Dolche gezogen.

"Wie viele Wargs sind das?", fragte Legolas mich und stolperte immer weiter nach hinten, je näher der schwarze Warg kam. Ich öffnete den Mund und wollte gerade vier sagen, als weitere fünf aus dem Dickicht kamen.

"N-neun", stammelte ich erschrocken und spürte plötzlich Legolas Rücken an meinem. Er merkte es auch, drehte meinen Oberkörper zu sich und küsste mich innig.

"Ich liebe dich", flüsterte er und lächelte sanft, da sprang der schwarze Warg auch schon auf ihn zu und Legolas begann sein eigenes Leben zu verteidigen.

"Kehre zum Palast zurück, wenn du die Chance dazu hast! Warte nicht auf mich. Ich werde auch kommen. Das verspreche ich!", rief Legolas mir zu. Ich wollte dem nicht zustimmen und rammte einem der kleineren Warge meinen Dolch in die Brust.

"Niemals", schrie ich und wich dem nächsten aus.

"Doch! Vertrau mir!", schrie Legolas, als ich den nächsten Warg tötete.

"Aber....", protestierte ich unter Tränen.

"Steig auf das Tier!", rief Legolas wütend und ich tat was er sagte. Fírnen galoppierte auf mich zu und ich schwang mich auf seinen Rücken.

Ohne einen Kratzer brachte er mich weg von den Wargen und weg von Legolas. Schluchzend brach ich auf seinem Rücken zusammen. Ich konnte ihn doch nicht einfach zurücklassen! Verzweifelt versuchte ich Fírnen zur Umkehr zu bewegen, doch er ließ sich nicht beirren und galoppierte weiterhin auf den Palast zu.

Was wenn er nicht zurückkommt? Ich hatte ihm nicht mal sagen können, dass ich ihn auch liebe! Weinrnd und jammernd lag ich auf Fírnens Rücken, während er durch das Tor in den Palast hastete.

Ich melde mich wieder! Wuup wuup xD
Morgen guck ich ein zweites Mal Botfa DX
Laura

IthilielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt