Kapitel 26

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Wie ihr wahrscheinlich schon bemerkt habt, hat Kiana 2 ein neues Cover. Ich habe für meine wichtigsten Charaktere endlich Faceclaims gesucht ^-^.
Links ist Emil Andersson für Estelion und links Joanna Bajena für Ithiliel :)

Ich musste wieder eingeschlafen sein, denn als ich die müden Augen wieder aufschlug, fiel wenig Licht durch die Öffnungen in den Steinwänden. Mein Gefühl von Zeit hatte mich verlassen und erst als ich mich vorsichtig aufrichtete, kamen die Erinnerungen wie eine Sturmflut zurück und erschlugen mich regelrecht.
Doch ich erinnerte mich auch wie mir der blonde Elb die Schmerzen genommen hatte. Amarthiel hatte mir damals, als ich sie getroffen hatte, gesagt, dass sie aus Liebe zu ihrem Sohn verstorben war, aber ich hatte nicht geahnt, dass ich ihn jemals treffen würde. Noch dazu an solch einem Ort! Viele Fragen schwirrten in meinem Kopf herum, auch warum er hier war. Wusste er etwa von der Prophezeiung?

„Kiana?“, fragte eine sanfte Stimme direkt über mir. Meine spitzen Ohren erkannten sie sofort und schwach lächelnd schaute ich auf in Haldirs Augen. Langsam richtete ich mich auf, denn mein Kopf hatte weich auf seinen Beinen gelegen. Jane und Estelion beobachteten mich musternd.
„Wie geht es dir?“, fragte er neugierig und Besorgnis schwang tief in seiner tiefen Stimme mit.
„Soweit gut. Dank Euch Estelion. Hannon le (ich danke dir). Ich freue mich endlich mein Kind wieder in den Armen halten zu können“, ich machte eine kleine Pause, in der ich Ithiliel über die Haare strich.
„Aber ich vermisse Legolas“, murmelte ich und senkte betrübt den Kopf.
„Kannst du ihn denn gar nicht erreichen?“, fragte Haldir und gab Ithiliel ihren Stoffelch zurück, der sie aus voller Euphorie weggeschmissen hatte. Schweigend schüttelte ich den Kopf und presste meine Lippen zu einem Strich aufeinander.
„Nein ich erreiche ihn nicht. Es ist als wenn eine Blockade zwischen uns wäre. Aber nicht immer nur zu mir. Wie geht es euch und vor allem. Estelion wie kommt Ihr hierher?“, fragte ich jetzt und wand mich an den blonden Elb.

„Uns geht es allen gut, jetzt mal abgesehen davon, dass wir hier seit Wochen eingekerkert sind. Aber wir sind zusammen hier und das zählt“, begann Haldir, legte einen Arm um Jane und drückte seine Auserwählte an sich. Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und es zauberte mir ein schwaches Lächeln auf die rosigen Lippen.
„Ich bin seit 2431 Jahren hier“, begann Estelion leise und schwenkte den Blick zu Boden.
„Estelion…das tut mir so Leid“, meinte ich mit belegter Stimme und wippte Ithiliel auf und ab. Sie quiekte begeistert auf und versuchte nach meinen blonden Locken zu greifen.
„Nana“, plapperte sie leise, kicherte und wiederholte es immer wieder und wieder. Erschrocken starrte ich sie aus geweiteten Augen aus an.
„Ich glaube du weißt nicht viel über dich selbst und deiner Tochter, Kiana. Aber ich werde es dir erklären so gut ich kann“, Estelion pausierte kurz und wartete auf meine Zustimmung. Als ich neugierig und etwas verwirrt nickte, fuhr er fort.
„Du als Gwâna wirst es vielleicht schon bemerkt haben, dass du schneller als eine normale Elbin das Erwachsenenalter erreicht hast. Das ist auch bei meiner Mutter so gewesen und so war es auch bei allen anderen. Es gibt kleine Zeitunterschiede und im Ganzen betrachtet, handelt es sich nur um ein paar Jahre Unterschied. Außenstehenden wäre es womöglich gar nicht aufgefallen.“
„Und was hat das mit dir und meiner Tochter zu tun?“, unterbrach ich den blonden Elb leise. Ich verstand was er mir dort ausführlich erklärte. Selbst hatte ich es nicht gemerkt, aber als ich Legolas mein Alter verraten hatte, da war es ihm aufgefallen. Sowohl er als auch ich fanden es nicht weiter schlimm.
„Dieses schnelle Altern gebt ihr auch an eure Kinder weiter. Ich war innerhalb von 25 Jahren ausgewachsen, die Hälfte der Zeit, die es normalerweise für einen Elb braucht, um Erwachsen zu werden. Ich denke, dass es bei Ithiliel noch schneller gehen wird. Sie ist gerade einmal ein paar Tage alt und spricht bereits. In ein paar Tagen wird sie ausgewachsen sein“, erklärte Estelion und hob den Blick wieder.
„Du meinst, d-dass Legolas möglicherweise gar nicht ihre Kindheit miterleben wird?“, stammelte ich entsetzt. Aber störte es mich wirklich so sehr? War es nicht viel wichtiger, dass wir beide lebendig, nein, dass wir alle heil und gesund hinaus kamen. Genau! Das war das wichtige!
„Ja das stimmt. Wer auch immer uns hier festhält, der hat Ithiliel nicht ohne Grund entführen lassen. Sie ist wichtig für ihn!“, fuhr Estelion fort und nahm vorsichtig Ithiliels Hand in seine. Lächelnd strich er über ihre kindliche Haut.
„Du sprichst von der Prophezeiung oder?“, fragte och leise und lächelte als Ithiliel gluckste und kicherte. Sie versuchte mit ihren noch kurzen Händen nach Estelions Nase zu greifen.
„Ja ich spreche von einer Prophezeiung. Ich denke wir meinen dieselbe und das ist auch der Grund warum ich hier bin. Wie du weißt, spricht man in der Prophezeiung von dem Kind einer Gwâna. Und da ich viele Jahrhunderte lang das einzige bekannte Kind einer eben dieser Elbin war, hatte man mich entführt und seitdem hier festgehalten. Unser Entführer hat schnell festgestellt, dass von mir in der Prophezeiung nicht die Rede ist, aber er hat mich weiterhin meiner Freiheit beraubt“, Estelion seufzte und warf einen kurzen Blick durch den ganzen Raum.
„Estelion, Legolas, mein Mann, wird uns hier alle rausholen, versprochen!“, erklärte ich und fuhr herum, als laute Schritte in unsere Richtung kamen. Schwere Schritte eines großen Mannes.

„Wo ist sie?“, knurrte eine tiefe, grollende Stimme. Ich erschauderte augenblicklich, reagierte blitzschnell und reichte Ithiliel an Estelion weiter.
„Bitte“, flehte ich mit leiser Stimme und Tränen in den Augen.
„Kümmere dich um meine Tochter, solange ich weg bin. U-und hier…verwahre es für mich“, ich ich riss mir das Amulett vom Hals und drückte Estelion das kalte Metall in die warme Hand.
Ich schaffte es gerade noch meiner Tochter einen liebevollen Kuss auf die Stirn zu drücken, als man mich griff und auch die Beine zog. Weinend schaute ich zurück zu denen, die ich liebte und mochte. Mein Herz schrie nach meinen Geliebten, aber wieder blieb es mir verwehrt bei ihnen zu sein.
Ich zitterte stark, als ich außerhalb des Kerkers den Mann wiedererkannte, der mich vergewaltigt hatte. Hass brodelte in mir auf, doch da wurde mir bereits ein Tuch vor die Augen gebunden. Alles wurde schwarz und ein unangenehmer Geruch kroch mir in die Nase und betäubte auch diesen Sinn.
Letztendlich blieben mir nur meine Ohren, die ich nun umso mehr spitzte.
Stiefel klapperten über den Steinboden, ich hörte auch meine schleppenden Schritte.
„Zum Boss“, grunzte der stämmige Mann und ich schrie überrascht auf, als er mich von sich schubste, direkt in die Arme von jemand anderem.

Zum Boss?! Die Vorstellung demjenigen, der all dies hier zu verantworten hatte, gegenüber zu treten, brachte mich zum Erschaudern. Quietschend öffnete sich eine große Tür, ich wurde noch ein paar Schritte weitergeführt und dann waren die schmerzenden Griffe um meine Oberarme verschwunden und ich war so frei wie lange nicht mehr.
Ich verspürte ein stechendes Gefühl in der Brust, bis ich irgendwann begriff, dass es Angst vor dem war, was geschehen würde.

Neu geschriebene Version von diesem Kapitel :)

Laura :*

IthilielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt