"Ich habe Angst", gab ich leise zu und lehnte meinen Kopf mit einem Seufzer an den kalten Stein hinter mir.
"Aber Nana ich bin doch hier", meinte Ithiliel und kam zu mir herüber gelaufen. Sie hatte schon das Alter von 12 überschritten, dabei war es erst früher Nachmittag und schon jetzt sah man, dass sie bald zur Frau werden würde. Ich wünschte mir so sehr, dass Legolas jetzt auch hier wäre um seine Tochter zu sehen, doch das ging leider nicht. Er verpasste die Jugend unserer Tochter, aber ich hatte das Gefühl, dass er uns beide einfach nur wieder in die Arme schließen wollte. Egal ob Ithiliel nun ein kleines Baby war oder eine junge Frau.
"Das ist es ja mein Schatz. Ich habe Angst um dich und Haldir, Jane und Estelion und auch alle anderen hier", erklärte ich ihr und klopfte neben mich auf den Steinboden. Ithiliel setzte sich hin und lehnte den Kopf an meine Schulter.
"Erzähl mir etwas über Ada. Ich weiß kaum etwas über ihn und auch über Großvater. Warum sieht er so anders aus mit diesem Zweig auf dem Kopf?", fragte mich meine Tochter neugierig und mittlerweile fand ich, dass die Zeit reif war, dass Ithiliel wusste wer sie war. Denn das wusste sie noch nicht.
"Du siehst sie also vor dir wenn du an sie denkst?", fragte ich meine Tochter leise und legte meinen Arm um sie.
"Ja", murmelte sie leise und schaute zu mir hoch. Estelion beobachtete sie mit einem sanften Lächeln auf den Lippen und auch Haldir hörte mir zu, als ich leise zu erzählen begann.
"Dein Vater ist ein wundervoller Elb. Er ist fürsorglich, aber manchmal auch ein echter Sturkopf. Weißt du, er beschützt dich und mich mit seinem Leben, er würde alles geben um uns zu befreien und in Sicherheit zu wissen."
"Wo ist er denn dann jetzt?", fragte Ithiliel verwirrt und setzte sich auf.
"Er ist irgendwo dort draußen mit Feren und den zwei anderen Wachen. Er macht nichts, weil er weiß, dass sie uns sonst wehtun würden. Sein Vater, also dein Großvater ist auf dem Weg und wird ihn mit der Armee unterstützen. Wir kommen aus dem Königreich des Eryn Lasgalen, des Grünwaldes. Dein Vater ist der Prinz und somit sein Vater der König. Eines Tages wirst du vielleicht die Königin sein, doch das wird hoffentlich nie sein. Legolas wird alles tun was nötig ist um uns hier rauszuholen, alles Gold was der Maia verlangt wird er aufbringen. Selbst wenn er das Leben von ihm fordert, wird er es ihm geben", flüsterte ich und blickte traurig zum kleinen Fenster, durch das ein wenig Licht in die dunklen Zellen des Kerkers drang.
"Dann bin ich also adlig", stellte Ithiliel fest und schaute mir hinterher.
"Ja Kleine das bist du", antwortete Estelion an meiner statt. Ithiliel stand wieder auf und lief zu Estelion herüber. Dort setzte sie sich neben ihn und lehnte sich kichernd an ihn. In den letzten Stunden war sie meist nur bei ihm gewesen und hatte mit ihm über alles mögliche geredet. Estelion hatte ihr von den Valar und den Maiar, aber auch den Istari erzählt. Ebenso sprach er Sindarin mit ihr und sie lernte schnell. Sehr schnell, aber Ithiliel wuchs auch viel schneller, auch wenn das wieder langsamer geworden war. Estelion hatte gemeint, dass es aufhören würde, wenn sie das körperliche Alter von 50 erreichte und jetzt gerade war sie bei etwa 30 Jahren, wenn man die elbische Rechnung betrachtete.
Wie das funktionierte wusste ich nicht und ich versuchte es auch erst gar nicht zu verstehen. In meiner Tochter gab es eine Kraft, die selbst ich noch nicht verstand. Ihre Kräfte würden stärker sein als meine und selbst meine waren schon außergewöhnlich, zwar nicht für eine Gwâna, aber für eine Elbin.
Die schweren Schritte waren das erste was ich hörte, dann kam das Schnaufen und schließlich der Geruch. Angewidert verzog ich das Gesicht und rümpfte die Nase. Blitzschnell schob Estelion Ithiliel hinter sich und bedeutete ihr leise zu sein. Sie verstand sofort und sah ängstlich zu mir. Ihre Lippen formten 'Nana' als mich der Ork auf die Beine zog und vor sich her zur Zellentür schubste.
Das letzte was ich sah, war die kleine Träne, die über die Wange meiner Tochter kullerte, dann wand ich meinen Blick nach vorne, wo bereits eine zweite Wache wartete. Es war der junge Mann, der mich mit den anderen beiden gefangen genommen hatte und mich auch jetzt wieder mitleidig anschaute. Ich blickte ihm direkt in die Augen und sah, dass er das alles hier nicht wollte, aber wahrscheinlich war er dazu gezwungen worden. Wie viele Menschen, die hier als Sklaven gehalten wurden! Oder war es nur er?
"Bring sie zum Herrn", befahl der Ork und schubste mich in die Arme des jungen Mannes. Dieser umgriff vorsichtig meinen Arm und führte mich um die nächste Ecke in einen leeren Gang.
"Es tut mir Leid was die anderen gestern Nacht mit Euch machten", flüsterte der junge Mann leise und ließ mich tatsächlich los.
"Das muss dir nicht Leid tun. Ich bin in gewisser Weise selbst dran Schuld, doch sag! Kann ich dir vertrauen?", fragte ich leise und schaute ihm genau ins Gesicht, als er antwortete.
"Ja", hauchte er und an seiner Mimik sah ich, dass er die Wahrheit sprach.
"Könntet Ihr meinem Mann eine Nachricht von mir überbringen?", bat ich flehend.
"Ja sicher. Ich denke ich bin Euch das schuldig", meinte er leise und fuhr sich durch das dunkle Haar. Nervös schaute er sich um und stellte sicher, dass uns niemand belauschte.
"Bitte geht zu ihm. Er lagert mit ein paar Wachen in dem kleinen Waldstück südlich von hier. Richtet ihm aus, dass es sowohl mir, Kiana, als auch unserer Tochter und den anderen gut geht und dass er sich keine allzu großen Sorgen machen braucht", erklärte ich flüsternd. Der Mann konnte gerade noch so nicken, da kamen Orks näher, er griff nach meiner Hand und zog mich weiter zu seinem Herrn.
Ich erkannte die große Holztür sofort wieder und musste schlucken. Das einzig Gute war, dass er mir keine Schmerzen zufügte und mich auch nicht vergewaltigte wie der eine Mann, der mich gefangen nahm.
"Ich werde sogleich losgehen", hauchte der Mann, klopfte an das Holz und verschwand augenblicklich. Wenige Millisekunden später wurde die Tür geöffnet und der Maia bat mich herein.
"Schön, dass du gekommen bist", murmelte er und schob ein paar Papiere auf seinem Schreibtisch hin und her.
"Ich habe zwar keine Lust mehr auf das Spiel, aber ein paar Fragen haben wir beide denke ich immer noch", meinte er und erhob sich von seinem Stuhl. Das konnte ja lustig werden.~~~~~
Legolas saß auf einem umgestürzten Baumstamm, hatte das Kinn auf seine Hände abgestützt und beobachtete seit Stunden den Berg. Er seufzte leise und rührte sich das erste Mal seit Stunden und erhob sich langsam. Verzweifelt war er und traurig. Für ihn war es, als fehlte der Sinn seines Lebens und lange würde er nicht mehr überstehen ohne Wissen wie es mir oder unserer Tochter geht.
"Mein Prinz. Ihr solltet etwas essen. Morgen trifft Euer Vater hier ein", meinte Feren leise und kam auf seinen Prinzen zu.
"Ich kann nicht. Sie fehlen mir, mein Herz tut weh. Ich kann einfach nichts essen, während Kiana dort in Gefangenschaft ist und meine kleine Tochter auch", flüsterte Legolas und warf noch einen Blick auf den Berg.
"Mein Prinz, ich kann Eure Sorgen leider nicht nachvollziehen, doch es nützt Eurer Frau und Eurer Tochter nichts, wenn Ihr nicht kämpfen könnt", argumentierte Feren und stutzte plötzlich. Sein Kopf schoss herum und schon lag ein Pfeil in seinem Bogen und dieser war gespannt.
"Zeigt Euch!", befahl der braunhaarige Elb und starrte in das Dickicht des Waldes.
"Bitte schießt nicht! Ich will Euch nichts tun", stammekte der junge Mann mit zittriger Stimme und kam mit weichen Knien aus dem Dickicht des Waldes.
"Was willst du dann?", fragte Feren und stellte sich vor Legolas um ihn im Notfall zu schützen. Der junge Mann druckste herum so nervös war er.
"Nachricht überbringen. Kiana schickt mich", erklärte der Mann und blieb stehen wo er war. Feren ließ seinen Bogen langsam sinken und warf einen Blick zu Legolas, der den Menschen nur ungläubig anstarrte.
"Können wir ihm glauben?", fragte Feren leise seinen Prinzen.
"Ja wenn Kiana es tut, dann können wir es auch", antwortete Legolas und wand sich dann an den Mann.
"In Ordnung. Komm her", meinte Legolas und winkte den Mann zu sich her und ans Lagerfeuer wo die anderen zwei Soldaten saßen und aßen.Wie versprochen schreibe ich jetzt hier wieder weiter und natürlich auch bei den anderen zwei Fanfictions ^-^
Laura
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Ithiliel
FanfictionFortsetzung von Kiana. Es spielt ein Jahr nachdem Saratan vernichtet wurde. Denn eine neue Bedrohung schiebt sich in den Mittelpunkt. Nicht nur Legolas und Kiana sind davon betroffen..... Es gibt nur einen, der alles zum Guten wenden kann...