Kapitel 35

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Fassungslos starrte ich Amarthiel an! Und nicht nur sie, auch dem blauhaarigen Maia galt meine Aufmerksamkeit. Was ging hier gerade vor sich? Die beiden kamnten sich? Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, denn viele verschiedene Fragen geisterten in meinen Kopf herum.
"Du kennst ihn?", fragte Estelion seine Mutter und zeigte abfällig auf den Maia.
"Ja das tue ich. Nur zu gut!", knurrte sie und ballte die Hände zu Fäusten. Ihr kalter Blick durchbohrte ihn wie Eiszapfen, doch den Maia ließ es kalt. Er hob grinsend die Augenbrauen und verschränkte die Arme über der Brust.
"Woher?", fragte Estelion weiter und ließ den Blick immer wieder von seiner Mutter zu dem Maia schweifen. Der blonde Elb hatte vorsichtig einen Arm um meine Tochter gelegt und drückte Ithiliel beschützerisch an seine Seite. Sie schien es nicht zu stören, ganz im Gegenteil! Ihr Gesicht zierte ein breites Lächeln und in ihren hellblauen Augen strahlte die Liebe.
Wenn ich die beiden so sah, erinnerte es mich schmerzlich an Legolas und mich. Schnell schaute ich von den beiden weg und zurück zu Amarthiel und dem Maia. So sehr ich mich für meine Tochter auch freute, mein Mann fehlte mir sehr! Mein Herz zerriss jede Sekunde in der ich nicht bei ihm sein konnte.
"Er war es, der mich vor so vielen Jahren tötete. Du warst damals noch ein junger Elb, nicht einmal 200 Jahre alt und du hast geschrien. Es war das letzte das ich hörte. Wie du mit Tränen in den Augen vor mir standest und 'Nana' geschrien hast", erklärte Amarthiel mit Tränen in den Augen.
Jedem war der Schock ins Gesicht geschrieben. Estelion wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, bevor sich seine Trauer in blanke Wut wandelte. Ich konnte sehen wie er förmlich zu kochen begann und den Maia mit seinen Blicken durchbohrte, der ihm so früh seine Mutter genommen hatte.
"Du!", zischte Estelion, war kurz davor auf den blauhaarigen Maia loszugehen, der ihn nur mit gefühlskalter Miene beobachtete, als sich Ithiliel dazwischenstellte.
"Nicht Estelion! Das bringt es doch nicht", beruhigte sie ihn, legt ihre Hände auf seine Brust und trat zwischen ihn und den Maia, auf dessen Lippen sich nur ein hämisches Grinsen bildete.
"Genau hör auf deine Kleine. Du kannst gegen mich doch eh nichts machen!", lachte der Maia, gab den Wachen mit einem Handzeichen einen Wink und schon fasste eine nach Estelions Händen um sie auf den Rücken zu drehen.
Ithiliel rief verzweifelt seinen Namen als er weggeführt wurde, seine Stimme wurde immer leiser und verzweifelter. Zuletzt drang nur noch das leise Weinen und Betteln meiner Tochter an meine spitzen Ohren. Es zerbrach mir genauso das Herz wie die Trennung von Legolas.
Die Sonne glitzerte in den Tränen von mir, als ich die Arme um Ithiliel schlang und sie dicht an mich drückte.
"Nana", schluchzte sie.
"Ich liebe Estelion!"
"Ich weiß", flüsterte ich beruhigend und strich über ihr mondweißes Haar, das in der mittaglichen Sonne silbrig schimmerte, wie ein frisch geschmiedetes Schmuckstück.
"Er dich auch", erwiderte ich und sah kurz darauf in die freudigen hellblauen Augen meiner Tochter. Mir schien es als würden sie leuchten, aber das konnte ich mir auch nur einbilden. Schnell wischte ich den Gedanken beiseite und konzentrierte mich auf meine Tochter.
Wieder drückte sie sich an mich, mit dem Unterschied, dass sie dieses Mal von einem Ohr zum anderen grinste.
"He!", schrie ich empört, als mir jemand mit einem Male Ithiliel aus den Armen riss.
"Nana!", schrie sie und zappelte im griff der Wache, doch es brachte nichts! Sie war auch immer noch eine körperlich junge Elbin und zudem geschwächt von der Zeit im Kerker.
"Lasst meine Tochter frei!", verlangte ich und funkelte den Maia böse an. Amarthiel versuchte wie auch bei ihrem Sohn die Wache aufzuhalten, doch ihre Hände glitten durch jegliches lebende Objekt hindurch. Untätig konnte sie nur dabei zusehen, wie meine Tochter von mir weggerissen wurde.
"Nein die Kleine bleibt erstmal bei mir, wie auch die meisten anderen Gefangenen, aus dieser und der anderen Welt", erklärte der Maia, drehte sich um und ging auf meine Tochter zu. Sie funkelte ihn mit giftigen Blicken an und knurrte leise, als er nach ihrem Kinn griff und es festhielt. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine schmalen Lippen und er nickte zufrieden.
"Bringt sie fort", meinte er, wunk kurz mit der Hand und schon wurde auch ich wieder von hinten gepackt. Der junge Mann, der mir auch schon vorher geholfen hatte, brachte mich zurück nach drinnen.
"Ithiliel", rief ich, doch kein Wort kam zurück. Man konnte nur ihr fernes leises Wimmern und Klagen hören.
"Er wird ihr wehtun", zischte ich mit Tränen in den Augen.
"Keine Sorge. Ich werde auf sie achten", versprach der Mann im Flüsterton, da wir mit zwei anderen Wachen, die Haldir und Jane vor sich herführten, die Gänge durchschritten.
Viele Treppen ging es nach unten, ich erwartete zurück ins den Kerker gebracht zu werden, aber dem war nicht so. Eine große, eiserne Tür wurde von innen geöffnet und aufgezogen. Licht flutete in den sonst nur von Fackeln erhellten Gang und brachte Licht ins Dunkel.
Es kam mir vor als wäre ein Licht am Horizont erschienen, wortwörtlich. Auch wenn es eigentlich Besserung bedeutete! Eigentlich! Haldir und Jane waren hinter mir und weiter vorne am Ende des Ganges hörte ich wie Estelion leise nach Ithiliel rief. Es brach ihm das Herz getrennt von ihr zu sein, ohne ihr zuvor seine Liebe gestanden zu haben. Schweigend gingen wir weiter, niemand wagte etwas zu sagen, nur Jane schluchzte leise. Mich durchflutete eine tiefe Leere. Es war als wäre ein Teil von mir auf brutalste Weise herausgerissen worden. Meine Tochter hinterließ einen Abgrund, den nur Legolas lindern konnte. Wenn ich doch nur bei ihm wäre!
"Raus mit euch!", befahl der Ork, der Estelion festhielt und schubste dieses aus der Tür heraus in die Freiheit. Mit einem lauten Schrei landete ich neben ihm im feuchten Gras, aber blieb einfach liegen. Haldir war es, der mir wieder auf die Beine half, nachdem er auch Jane hochgeholfen hatte.
"Komm!", flüsterte er, legte den Arm um mich und hielt mit der anderen Hand Janes Finger umklammert.
"Was soll ich denn jetzt Legolas sagen?!", murmelte ich fassungslos, starrte in die Leere und fühlte überhaupt nichts! Es war das komplette Gegenteil zu dem was ich eigentlich fühlen sollte! Ich war Fehl am Platz und bevorzugte jetzt bei meiner Tochter zu sein, doch mit einem lauten Knall schloss die Tür wieder, die nun gar nicht mehr zu sehen war.
"Ithiliel wird es gut gehn, der Maia kann ihr nichts tun, da sie das Amulett meiner Nana trägt. Es beschützt sie!", flüsterte Estelion mir zu und tatsächlich schaute ich auf. Es war ein kleiner Trost dies zu hören, dass meiner Tochter wenigstens nicht das zustoß, was mit mir passierte.
Wir passierten eine kleine Felsformation und dann sah ich ihn! Legolas! Auf Fírnen, der leise wieherte und den großen, anmutigen Kopf in meine Richtung drehte. Haldir half mir noch einige Meter weiter, doch wie von der Tarantel gestochen, sprang Legolas von Fírnens Rücken und rannte auf mich zu. Ich fiel in seine Arme und plötzlich lösten sich alle Blockaden.
Weinend brach ich in seinen Armen zusammen und sackte auf die Knie, Legolas mit mir ziehend.
"Meleth nín (meine Liebe)", hauchte er, ich spürte die nassen Tropfen seiner Tränen auf mir und krallte mich an sein Hemd. Ich musste alles loswerden was sich in letzter Zeit zusammengestaut hatte. Auch wegen der Vergewaltigungen und plötzlich beschlich mich eine nagende Angst. Ich begann zu zittern und löste mich langsam von Legolas.
"E-es tut mir Leid. I-ich hätte nie verschwinden sollen! Diese Wachen...s-sie haben mich...v-vergewaltigt....zweimal", schluchzte ich und verbarg zitternd das Gesicht an Legolas Brust.
"Shh alles ist gut meleth. Ich bin jetzt wieder da und niemand wird dir je wieder so etwas antun. Ich werde dich nicht anfassen oder mehr wollen, solange du nicht dazu bereit bist." Ich spürte den Stoff von Legolas Umhang auf meiner Schulter und wie er mich darin einwickelte. Sanft schob er die Hände unter mich und hob mich hoch.
"Komm wir müssen weg von hier. Hier kann man uns so angreifen", meinte er, ich nickte abwesend und drückte mein Ohr an seine Brust. Das Schlagen seines Herzens beruhigte mich ungemein. Wie wir das Lager erreichten weiß ich nicht mehr, da ich zu der Zeit bereits in Legolas Armen vor Erschöpfung eingeschlafen war.

Hey :)

Kleine Änderung in den Begebenheiten xD Kiana ist zurück bei Legolas, doch Ithiliel ist immer noch im Berg :/

Mal sehen wie es weitergeht :D

Laura :*

IthilielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt