Kapitel 46

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Wir alle wussten nicht so recht, ob es funktionieren würde. Amanda war sich nicht sicher, ob Fili auf sie gehört hatte, denn auch Tage später verhielt er sich noch sonderbar und seltsam. Er schrie sie an, er keifte seinen Bruder an und er grummelte und fluchte. Selbst Gimli kam an den sturen Zwerg nicht heran.

Thranduil saß oft und lange in seinen Gemächern, grübelte nach und wenn man ihn fragte, ob er daran glaubte, dass man den Zwerg noch helfen könnte, dann lehnte er ab. Er vertraute den Menschen nicht und noch mehr misstraute er den Zwergen. Niemand würde diesen tiefen Groll jemals auslöschen können, egal wie sehr man es auch versuchen mochte.

Ein jeder hatte die Hoffnung verloren, selbst Legolas begann langsam mit seinen Zweifeln zu kämpfen. Einzig ich sprach Amanda immer wieder neuen Nut zu. Ich versprach ihr, dass ihre Mühen bald mit Erfolg gekrönt sein würden. Sie durfte nicht aufgeben, denn sonst wäre der König des Erebors verloren und für ewig konnte er auch nicht in den Kerkern des Waldlandreiches schmoren.

„Nana, Ada, ihr wisst nicht was geschehen ist!“, Ithiliel stieß die Tür zu unserem Zimmer auf und blieb abrupt in der Tür stehen. Legolas hielt inne und auch ich musste einmal tief einatmen, bevor ich ihn sachte von mir herunterschob. 
„Was macht ihr da?“, fragte sie mit ihrem kindlichen Entsetzen und ließ den Blick zwischen uns hin und her wandern.
In den letzten Wochen nach unserer Gefangenschaft hatte ich endlich wieder genügend Vertrauen zu Legolas gefasst, dass ich mich auf ihn einließ.
„Wir...also deine Mutter und ich“, begann Legolas, doch mein Blick brachte ihn schnell zum Schweigen. Seine Ohrenspitzen waren jetzt schon rot wie Tomaten. Das würde er nicht verständlich erklären können.
„Ithiliel komm nur herein. Schließ die Tür und dann erzählst du erstmal was dich herbringt. Du bist ja ganz aufgelöst“, sprach ich beruhigend auf unsere Tochter ein.
Zögernd näherte sie sich dem Ehebett und setzte sich zu mir.
„Dieser Zwerg soll aus dem Gefängnis ausgebrochen sein. Großvater war wieder wütend und hat über die Zwerge geschimpft. Dann hat er mich losgeschickt, um nach Ada zu suchen“, erklärte Ithiliel und wie auf Knopfdruck sprang Legolas aus dem Bett. Er suchte sich seine Kleidung zurecht, schlüpfte hinein und war nach einem flüchtigen Kuss auf meine Lippen verschwunden.

„War Ada gerade etwa nackt?“, immer wieder bewies die junge Elbin, dass sie zu schnell erwachsen geworden war. Körperlich. Seelisch war sie noch nicht einmal einige Jahre alt. Und alles nur, weil sie so war wie ich. Ithiliel zog die Stirn in Falten. Sie verstand nicht was sie gerade gesehen hatte und wobei sie ihre Eltern gerade unterbrochen hatte.
Langsam setzte ich mich auf und zog dabei die Decke enger, damit sie nicht rutschte.
„Ich möchte es dir erklären Ithiliel. Es ist so, dass wir uns wirklich sehr lieben“, begann ich und wirklich genau wusste ich auch nicht, wie ich das erklären sollte. Ich selbst hatte es von Gandalf erzählt bekommen und selbst mit den Jahren herausgefunden.

„So wie ich Estelion liebe? Aber deshalb machen wir nicht so etwas. Obwohl einmal habe ich ihn auch schon unbekleidet gesehen“, Ithiliels Wangen färbten sich rosa und verlegen senkte sich ihr Blick auf ihre zierlichen Finger.
„Nun dann hast du ja wahrscheinlich gesehen, dass die Männer anders gebaut sind, als wir beide und alle Frauen“, fügte ich hinzu und meine Tochter nickte.
„Ja Nana, aber was habt ihr dann gemacht?“, fragte Ithiliel.
„Es ist so, wenn man sich wirklich sehr liebt, dann möchte man sich auch körperlich sehr nahe sein. Ada und ich wollten das auch und da haben wir uns entkleidet. Wir haben uns geküsst und gegenseitig gestreichelt und berührt. Das ist ganz normal und wirklich schön, wenn man es mit demjenigen tut, den man liebt.
Irgendwann kann der Mann dann bei uns eindringen“, versuchte ich es irgendwie verständlich zu erklären.
„Aber tut das denn nicht weh?“, fragte Ithiliel entsetzt, doch ich lächle nur beruhigend.
„Nein, mein Liebling. Also beim ersten Mal vielleicht schon, aber wenn beide es wirklich gerne möchten, dann schmerzt es nicht. Ganz im Gegenteil. Es ist ein wunderschönes Gefühl, das sich nicht beschreiben lässt. Es wird die Zeit kommen, da werden Estelion und du auch diese körperliche Nähe wollen und dann wird es soweit sein. Aber du musst das nicht tun, wenn du nicht willst, Ithiliel.
Was du auch noch wissen solltest. Wenn man miteinander schläft und du nicht weißt wie du es kontrollieren kannst, dann könntest du schwanger werden. Aber keine Sorge, ich werde dir noch erklären, wie das funktioniert. Jetzt möchte ich auch erst einmal zu Ada und zu Großvater. Das macht mich ja doch neugierig, wie der Zwerg entkommen konnte“, meinte ich und schlage die Decke zurück.

IthilielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt