„W-wie wollt Ihr sie retten. Ihre Seele ist bereits in Mandos Hallen eingekehrt", schluchzte ich und klammerte mich verzweifelt an Legolas. Er strich über meinen Rücken, mein blondes Haar und ich spürte die feuchten Tränen, die mir auf den Kopf tropften.
Wir konnten uns nur gegenseitig trösten, uns festhalten und füreinander da sein. Unsere Welt war zerstört! Wir hatten unsere Tochter verloren. Ob ich jemals über diesen Verlust hinwegkommen werde, weiß ich nicht.
„Vertraut ihr beide mir? Und Ihr Amarthiel? Vertraut Ihr mir?", erwiderte der Maia mit einer Gegenfrage in seiner sanften Stimme. Er hockte vor uns und vor Ithiliel, den hell leuchtenden Stein in den Händen. Sein Blick schweifte zwischen mir, meinem Mann und Estelions Mutter hin und her. Ich wusste nicht ob ich ihn vertraute! Ich wusste überhaupt nicht was ich noch denken und an was ich glauben sollte!
„Vertraue ihm, meleth nîn. Er ist ein Maia, besitzt dadurch Macht. Wenn er unsere Tochter nicht retten kann, wer dann? Vertraue! Bitte."
Legolas blickte tief in meine Augen, während er sprach und strich sanft über meine Wange. Amarthiel nickte sofort und auch Legolas, ich tat es nur zögernd, aber ich nickte. Legolas hatte Recht! Was hatte ich sonst denn zu verlieren? Entweder es zeigte keinerlei Wirkung und Ithiliel blieb tot, oder er rettete sie wirklich.
„Ja bitte, rettet unsere Tochter, Eönwë", flehte ich und legte die flache Hand auf Legolas Brust. Ich spürte den aufgeregten, schnellen Herzschlag meines Mannes, aber nicht minder aufgeregt und nervös war ich. Würde es klappen?
„Amarthiel du weißt was das bedeutet?", wollte der geflügelte Maia wissen.
„Ja ich weiß es. Aber ich gebe gerne noch einmal mein restliches Leben, um das Glück meines Sohnes zu retten. Bleibt mir noch Zeit mit ihm zu reden?", Amarthiels Stimme zitterte und brach ab. Sie lächelte erleichtert, als ihre tränennassen Augen sein Nicken wahrnahmen.
„Nicht viel, aber genügend für eine liebende Mutter wie dich Amarthiel. Mandos Hallen sind ein guter Ort und du wirst deinen Sohn sehen können so oft es sich dein Herz wünscht", erklärte Eönwë mit ruhiger, sanfter Stimme.
Dankend erwiderte Amarthiel das Nicken und schloss für eine Weile die nassen Augen. Ich klammerte mich an alles was mir im Moment Hoffnung bot, Legolas, mein Mann. Er hielt mich in seinen Armen und spendete mir Wärme und Geborgenheit.
„Also gut. Dann beginne ich mal", murmelte der geflügelte Maia mehr zu sich selbst, als zu sonst jemanden, der Anwesenden. Mir pochte das Herz bis zum Hals, ich spürte es sehr stark und deutlich. Nichts wollte ich verpassen und haftete deshalb meinen Blick auf Eönwë und meine geliebte Tochter, deren Körper immer mehr ihrer Wärme verlor.
Eönwë schloss die Hand um das Amulett, das selbst durch seine Finger hindurch sein grell grünes Licht verstrahlte. Der Maia hatte seine weisen Augen verschlossen, sein Mund öffnete und schloss sich, aber über das Pochen meines Herzens konnte ich seine Worte nicht verstehen.
Vielleicht lag es auch daran, dass er in der Sprache der Valar sprach, die uns allen nicht bekannt war.
Ununterbrochen beobachtete ich meine geliebte Tochter, wollte nicht die kleinste Veränderung an ihr verpassen. Noch flackerte ein wenig Hoffnung tief in mir. Mein Herz wollte Ithiliel noch nicht gehen lassen und an dieses letzte kleine Flämmchen klammerte ich mich. Stark versuchte es in der aufkommenden Dunkelheit, wie ein Seemann auf starker See gegen die Naturgewalt des Meeres, gegen die Schwärze anzukämpfen. Ich hoffte, dass es mit Erfolg gekrönt sein würde.
Eönwë verzog die Augenbrauen, sein Gesicht zeigte die Anstrengung, doch es zeigte sich auch etwas anderes. Langsam schloss sich die tiefe Wunde in ihrer Brust. Erst konnte man es nur erahnen, doch dann wurde es mehr und mehr. Ich schluchzte leise und umklammerte Legolas Hand.
Kurz wagte ich es ihm einen Blick zuzuwerfen und sah die Freudentränen über seine Wange kullern.
Schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit war die Wunde komplett geschlossen, Eönwë riss seine hell leuchtenden Augen auf und zog die frische Luft tief in seine Lunge.
„Und jetzt?", wagte ich es leise zu fragen. Die Kälte des Körpers, an den ich mich klammerte, kroch noch immer in meine warme Hand.
„Jetzt brauche ich Hilfe. Amarthiel", wand der Unsterbliche sich an Estelions Mutter. Sie nickte und zwang sich ein schwaches Lächeln auf die Lippen.
„Alles werde ich tun, solange es meinen Sohn glücklich macht", flüsterte sie und blickte auf ihren schwer atmenden Sohn herab, der noch immer nicht das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Amarthiel kniete sich an Eönwës statt neben unsere Tochter auf den dreckigen Erdboden und schaute zu uns. In ihren Augen funkelte etwas. Ich erkannte es. Die uneingeschränkte Liebe einer Mutter zu ihrem Kind.
„Danke", hauchte ich leise und erwiderte ihr Lächeln. Wenn dies hier funktionierte, dann wusste ich, wem mein tiefster Dank gebührte.
Amarthiel nickte mir zu, bevor sie Eönwë das Amulett abnahm und es sich auf ihre Brust drückte.
„In tiefster Trauer und größter Liebe", hörte ich ihre liebliche Stimme ein letztes Mal, dann musste ich die Augen fest zusammenkneifen. Das Licht, das das Amulett nun ausstrahlte, war zu grell für unsere Augen.
Erst nach einer Weile linste ich, zwinkerte ein paar Mal, aber öffnete meine Augen dann komplett. Amarthiel lag am Boden, das Amulett lichtlos in ihrer geöffneten Hand und schwach hob und senkte sich ihre Brust.
Lange Zeit wagte es niemand sich zu bewegen.
„Nana", flüsterte jemand, doch nicht Ithiliel. Ihre Hand war nach wie vor eiskalt und sie immer noch tot. Es war Estelion, der nun langsam auf seine Mutter zukroch. Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben und seine Augen glitzerten vor Angst.
„Estelion mein geliebter Sohn", hauchte Amarthiel und hob schwach den Arm, um ihre Hand auf seine Wange zu legen.
„Ich bin so unglaublich....stolz auf dich. Ich gebe dir die Möglichkeit zusammen mit deiner Geliebten zu leben. W-werdet glücklich. Schenke ihr die Liebe, die ich für deinen Vater empfunden...habe.
Liebe sie...und gründet eine Familie. Enkelkinder... Mein Sohn...Estelion", Amarthiels Stimme versagte, ihre kalte Hand rutschte von seiner Wange und weinend blickte Estelion auf seine Mutter hinab.
„Ich liebe dich auch Nana", schluchzte er und küsste seine Mutter auf die erbleichte Stirn. Seine verweinten Augen trafen uns, dann wanderten sie weiter nach unten zu der Elbin, die sein Herz gestohlen hatte.
„Ithiliel du lebst, das spüre ich. Bitte öffne die Augen", flehte er und griff nach ihrer kalten Hand, die sich wie Eis in seiner anfühlte. Doch wie das Eis im Frühjahr schmolz die Kälte und zurück kam die wohlige Wärme. Überglücklich schluchzte ich und konnte es nicht fassen, als sich langsam die himmelblauen Augen meiner Tochter öffneten und ich sie in meinen Arm drücken konnte.
„Meine Arbeit hier ist getan", verkündete Eönwë, seine großen Flügel ausbreitend lief er los und hob kurz darauf vom Boden ab.
„Nana", schluchzte Ithiliel, dann blickte sie auf Legolas, ihren Vater und lächelte.
„Ada", flüsterte sie und schloss meinen überraschten Mann in ihre zierlichen Arme. Ihm hatte es schlichtweg die Sprache verschlagen.
Legolas half mir auf die Beine, Ithiliel wurde von Estelion auf die Beine gezogen und an seine Brust gedrückt. Thranduil, Elrond und Feren traten hinter uns, zusammen mit Estelions Vater, der sich nach seiner Frau umblickte, doch ihr Körper war verschwunden.
Estelion schob Ithiliel langsam von sich weg und blickte tief in ihre Augen.
„Sie wachsen so schnell", meinte er leise schmunzelnd und legte seine Hand auf meine Hüfte. Estelion hatte seine Hand auf der zarten Wange meiner Tochter gelegt, beugte sich nach vorne und verschloss ihre Lippen mit seinen.
Ithiliel schlang lachend ihre Arme um seinen Hals und weinte vor Freude. Ich war mir sicher, dass nun alles wieder gut werden würde, aber noch waren nicht alle Hürden überstanden.
Dort im Berg waren noch unzählige Menschen und man wusste nie welche Schicksalsschläge einen trafen. Doch im Moment verspürte ich nichts als Zufriedenheit, Glück und Liebe.
Alles war perfekt...für einen kleinen Augenblick.Omg! Ich habe es geschafft! O.O Leute guckt es euch an ja! XD
Ich befinde mich gerade mitten im Lernen fürs Abitur und habe immer mal wieder ein wenig geschrieben und endlich ist es fertig :D
Ich habe leider über das Lernen nichts zu meinem 2-jährigen Jubiläum am 17.3 machen können :/ aber ich freue mich für so eine tolle Zeit in den bisherigen zwei Jahren^-^Als kleines Dankeschön natürlich dieses erfreuliche Kapitel und auch eine neue Version von Kapitel 26, das blöderweise gelöscht wurde
Laura :*
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Ithiliel
FanfictionFortsetzung von Kiana. Es spielt ein Jahr nachdem Saratan vernichtet wurde. Denn eine neue Bedrohung schiebt sich in den Mittelpunkt. Nicht nur Legolas und Kiana sind davon betroffen..... Es gibt nur einen, der alles zum Guten wenden kann...