Piep piep piep. Das war das erste Geräusch, das ich wahrnahm, als ich das nächste Mal zu Bewusstsein kam. Stöhnend probierte ich meine Augen zu offenen und zuckte zusammen, als grelles weißes Licht in sie einfielen.
Sofort schloss ich sie wieder und probierte mich zu erinnern, was zuletzt passiert war und wo zur Hölle ich war. Doch mein Gedankengang wurde, noch bevor er angefangen hat, unterbrochen.
„Lucas? Lucas, bist du wach?", fragte eine besorgte Stimme, die ich in meinem benebelten Zustand nicht zu einer Person zuordnen konnte. Es brauchte einen kurzen Moment, damit ich überhaupt den Inhalt des Gesagten verstehen konnte, erst dann probierte ich mühsam ein zustimmendes Geräusch von mir zu geben, wobei ich jedoch kläglich scheiterte.
Doch das genügte der anderen Person wohl, denn nur wenige Sekunden danach, vernahm ich Schritte und schließlich eine warme Hand, die sich auf meine legte. „Oh mein Gott, du bist wach! Ok ich... ähh... Kannst du meine Hand drücken?", fragte die Stimme, die ich nun eindeutig Jonathan zuordnen konnte. Kurz danach spürte ich etwas Warmes, raues an meiner Hand.
Ich kniff meine Augen zusammen und konzentrierte mich darauf meine Finger um seine Hand zu schließen. Es war anstrengender als erwartet und ich fühlte mich, als würde ich einen Marathon bestreiten und nicht nur meine Finger krümmen.
Als es endlich klappte, ließ ich meinen Atem zischend aus meinen Lungen entweichen, da ich ihn unterbewusst angehalten hatte. Was zur Hölle war geschehen, dass es mich solch eine Anstrengung kostet seine Hand zu drücken?
Angestrengt probierte ich eine Erinnerung an die letzten Stunden zu bekommen, doch ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Es war alles vernebelt, was vermutlich an irgendwelchen Medikamenten lag.
„Weißt du was passiert ist?", fragte mich Jonathan und zeichnete zärtlich mit seinem Daumen kleine Kreise auf meine Hand, um mich zu beruhigen. Unruhig bewegte ich meinen linken Arm, wodurch ein starker Schmerz durch meinen Körper hindurch schoss.
Mit ihm kamen auch die Erinnerungen wieder hoch. Meine Auseinandersetzung mit Matteo, die darauffolgende Nacht und auch das Gefühl der Erlösung nach dem finalen Schnitt in der Dusche.
Naja, so final war er dann wohl doch nicht gewesen. Übelkeit stieg in mir hoch und Tränen traten mir in die Augen. Wieso zur Hölle war mein Versuch gescheitert. Wieso konnte das Leben mich nicht einfach gehen lassen? War das denn so schwierig?
„Ich deute dein Schweigen einfach mal als ja", kurz schwiegen wir. Vorsichtig öffnete ich meine verklebten Augen und sah ihn an, nur um sofort meinen Blick wieder abzuwenden, als ich den Schmerz in seinen Augen wahrnahm.
Er bedachte mich mit einem traurigen Blick, bevor er wieder zum Reden ansetzte: „Ich sag der Schwester mal bescheid, dass du wach bist." Er drückte noch einmal kurz meine Hand, dann stand er auf und ging einmal ums Bett herum und drückte den roten Knopf neben dem Bett, woraufhin kurz darauf eine Schwester erschien.
„Wie ich sehe ist der Patient aufgewacht, dann werde ich gleich mal einem Arzt bescheid geben, damit er dich vernünftig untersuchen kann. Brauchst du noch etwas?", fragend sah sie mich an. Ich schüttelte nur kurz meinen Kopf und schenkte ihr ein dankendes Lächeln.
Zum Sprechen fühlte ich mich noch zu kraftlos und somit beließ ich bei dieser Antwort. Nach einem kurzen Nicken verschwand die Schwester wieder durch die Tür, wonach Jonathan und ich wieder alleine waren.
Um nicht mit dem großen Elefanten im Zimmer zu konfrontiert werden und um die Wartezeit zu überbrücken, ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Es war relativ typisches Zimmer für ein Krankenhaus, weiße Wände, ein vergittertes Fenster und ein kleiner Nachttisch neben meinem Bett.
Mein Blick blieb an der Fensterbank hängen, auf der einige Sachen verteilt lagen. Von Schokolade und Pralinen, Gute-Besserungs-Karten und Blumen war alles da. Verwundert sah ich nun doch zu Jonathan, der meinem Blick folgte und mich dann nur traurig ansah. „Sie alle waren hier, Isa, Elias, Jonas, Colin, Mia, Amelie, meine Eltern, dein Trainer, sie waren alle da und haben etwas vorbeigebracht, für dich."
Ich nickte und drehte mich dann weg. Sie waren alle da, wegen mir? Warum? Wieso sollte jemand wegen mir hierherkommen? Das machte doch alles keinen Sinn. Oder?
Ein Glück blieb mir nicht viel Zeit zum Nachdenken, denn kurz darauf kam der Arzt durch die Tür rein. „Guten Tag Lucas, schön, dass du wach bist. Ich bin Doktor Schmidt, dein behandelnder Arzt, wie geht es dir?", fragte er mit einem freundlichen Lächeln. Er war ein Mann mittleren Alters, mit braunen Haaren und einem typischen Arztkittel.
„Ganz ok schätze ich", antwortete ich, wobei meine Stimme komplett heiser und kratzig war. Er nickte daraufhin und musterte mich mit einem wissenden Blick, bevor er zu mir ans Bett kam und anfing mich zu untersuchen.
Das bestand aus Lungen abhorchen, den Blutdruck messen und die Herzfrequenz überprüfen. „Okay, das schaut soweit ganz in Ordnung aus, dann guck ich mir nochmal deinen Arm an, wenn das für dich in Ordnung ist", meinte er nach einer Weile, woraufhin ich nur kurz nickte, um ihn mein widerwilliges Einverständnis mitzuteilen.
Ganz wohl war mir dabei nicht, doch ich war nicht so dumm, dass ich ärztliche Hilfe verweigern würde. Ich hielt ihm also meinen Arm entgegen, welcher fast komplett verbunden war und ließ zu, dass er vorsichtig meinen Verband aufschnitt.
Dann wandte ich meinen Blick ab, denn ich wollte nicht wirklich hingucken, da das Aussehen der frischen Wunden mir noch gut in Erinnerung geblieben ist. Jedoch konnte ich neben mir Jonathan hören, welcher die Luft hörbar einatmete.
Sofort trat in mir ein Schuldgefühl auf, da er das alles mit ansehen musste. Hatte er nicht langsam mal verstanden, dass ich nicht gut für ihn bin? Das Einzige, was ich kann, ist ihm Schmerz zuzufügen. Wieder traten mir Tränen in die Augen.
„Sieht alles nach einem guten Heilungsprozess aus", mit diesen Worten riss mich der Arzt aus meinen Gedanken und fing an meinen Arm mit irgendeiner Salbe einzuschmieren und danach wieder zu verbinden.
Als er fertig war richtete er sich noch einmal an mich: „Morgen kommt ein Psychologe hierher, mit dem du dann sprechen kannst. Für heute kannst du dich erstmal ausruhen." Er verabschiedete sich noch einmal kurz, dann verließ er das Zimmer und ließ mich und Jonathan wieder alleine im Schweigen zurück.
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Hey,
Ich hoffe es geht euch gut :)Hat es bei euch auch so gestürmt, oder wart ihr nicht betroffen? Ich hatte teilweise mit meinem Dachfenster das Gefühl einen Hörschaden zu erleiden XD.
Naja wenigstens musste ich nicht wirklich raus, da ich gerade Ferien habe :) Vier Wochen keine Schule hat schon was an sich :D.
Ich bin noch nicht ganz sicher, ob ich es schaffe nächste Woche ein Kapitel hochzuladen, aber ich bemühe mich...
Also vielleicht bis nächste Woche,
eure Lesekatze
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Auch wenn der Weg nicht immer leicht ist
JugendliteraturNachdem der 15 jährige Lucas eine Straftat begangen hat, ändert sich sein Leben komplett. Er muss auf ein Ballettinternat in Berlin, um sich dort ein anderes soziales Umfeld aufzubauen. Weg von seinen Freunden und alles was er kennt. Besonders froh...