Kapitel 1

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Das alles ist nun ca. zwei Wochen her und ich bin nun im Auto mit meinen Eltern auf dem Weg zur Gerichtsverhandlung. Ich trug einen Anzug genau wie mein Vater der stur auf die Straße starrte, währenddessen meine Mutter in ihrem schwarzen Kleid zusammengesunken auf dem Beifahrersitzt saß.

Meine Eltern waren schwer enttäuscht von mir gewesen, doch anstatt mich anzuschreien oder auszurasten waren meine Eltern einfach nur Stumm geblieben und hatten mich traurig und enttäuscht angesehen, was ich noch viel schlimmer gefunden habe. Manchmal hatte ich meine Mutter weinen gehört und meinen Vater, der versucht hatte, sie zu trösten. Meine Eltern so leiden zu sehen und daran selbst schuld zu sein war wohl eine der schlimmsten Sachen, denen ein Kind oder einem Jugendlichen passieren kann.

Nachdem sie mich von der Wache abgeholt hatten, hatten sie mir mein Handy und meinen Laptop weggenommen und mich danach mit Schweigen bestraft. Auch in der Schule wussten schnell fast alle bescheid, was ich getan hatte. Schließlich war ich nicht ganz unbekannt in der Schule gewesen. Vielleicht wäre das gar nicht so schlimm gewesen, wenn da nicht meine Eltern und ihr Schweigen gewesen wäre.

In den ersten paar Tagen hatte ich also niemanden zum Reden gehabt und so hab ich all meinen selbst verschuldeten Schmerz in mich reingefressen. Doch nach einer Woche hatte sich zu meinem Glück mein bester Freund Matteo dazu durchgerungen mit mir zu sprechen. Und auch wenn es immer noch ein wenig verklemmt zwischen uns ist, ist er im Moment mein einziger halt im Leben.

In der ersten Woche hatte ich teilweise den Schmerz nicht ausgehalten und hatte drei Mal nach einer Klinge gegriffen, zweimal konnte ich mich zurückhalten und mich mit positiven Gedanken ablenken, doch einmal war der Gedanke mir Schmerzen zuzufügen so groß gewesen, dass ich mich nicht aufhalten konnte. Ich konnte nicht sagen der Schmerz hätte nicht gut getan, denn genau das hat er. Es war am Freitag der letzten Woche gewesen, als ich es einfach nicht mehr ausgehalten hatte, dass alle mich anschwiegen, die mir nahe stehen.

Ich hab bestimmt zehn Minuten zugesehen, wie das Blut aus den zehn kleinen Schnitten quoll. Danach hatte ich die Wunden notdürftig mit einem Verband umwickelt. Meine Eltern hatten mich nicht darauf angesprochen und zum Glück hatte ich am Montag in der Schule nicht mehr tragen müssen. Aber da es im Moment noch ziemlich kalt draußen ist, konnte ich in der Schule einen Pully tragen.

Und nun, nach zwei gefühlt ewig andauernden Wochen, stand ich mit meinen Eltern vor dem Kölner Amtsgericht. Ich hätte vermutlich aufgeregt sein sollen, doch das war ich nicht. In den letzten Wochen hatte ich in der meines Hausarrestes genug Zeit in der Stille gehabt um mir darüber klar zu werden was nun gleich passieren würde. Genau das war der Grund warum ich so ruhig war, ich meine, ich bin mir im Klaren darüber, dass ich an dieser Situation nichts mehr ändern kann, also muss ich auch die Konsequenzen meiner eigenen Dummheit tragen

Langsam traten wir ins Gebäude ein. Am Tresen der Empfangshalle wurde ich nach meinem Namen gefragt und mir wurde gesagt , dass ich warten soll, bis ich aufgerufen werde.

*

Das war nun schon eine halbe Stunde her und so langsam wurde ich doch nervös. Wie das Urteil wohl aussehen wird? Gibt es auch Haftstrafen für Minderjährige? Dann betrat ein Mann mittleren Alters den Raum und unterbrach somit meine Gedanken. Er meinte, dass wir ihm folgen sollten. Wir gingen durch einen langen Gang, der komplett weiß Tapeziert war, bis wir an einer Tür stehen blieben, welche der Mann öffnete.

Um ehrlich zu sein, Ich war ein wenig überrascht wie klein der Raum war. Ich hatte irgendwie mit einem Raum gerechnet wie in Harry Potter, aber es waren nur wenige Stühle und Personen in diesem Raum, welche in einem Halbkreis an den wenigen Tischen saßen.

Die eine war vermutlich die Protokollantin, da sie einen Computer vor sich stehen hatte. Neben ihr saßen ein Richter und zwei Berater von ihm. Auf der rechten Seite saßen noch zwei weitere Personen. Die eine war der Anwalt meines Dads und die andere vermutlich ein Notar. Später sollte wohl der Kassierer der Tanke als Zeuge aussagen. Davor hatte ich am Meisten Angst, denn ich hatte zugesehen, wie zwei „Kumpel" von mir ihn verletzt hatten und ich wollte ihm am liebsten nicht begegnen.

Auch wenn der Weg nicht immer leicht istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt