Epilog

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---5 Monate später---

Erschöpft lächelte ich Jonathan zu, als der Vorhang nun das letzte Mal zugefallen war. Wir hatten gerade unsere erste Vorstellung gehabt, die wir von unserem Internat aus gegeben werden. Es war eine Tradition, dass die Schüler des ersten Jahrgangs Schwanensee von Tschaikowsky aufführen, und nun war ich völlig erschöpft, aber auch ein wenig berauscht vom Adrenalin der Aufführung.

Jonathan erwiderte mein Lächeln und kam zu mir rüber, seine Wangen glühend und ein glückliches Funkeln in seinen Augen. „Ich bin so unglaublich stolz auf dich", flüsterte ich ihm zu, als er mir in die Arme fiel und drückte ihn fest an mich.

Währenddessen ich ein Teil des Hofstaats gewesen bin, hatte Jonathan Prinz Siegfried gespielt. Zusammen mit Isa als Odette hatten die beiden die Dramaturgie des Stückes als die perfekte Hauptbesetzung vermittelt und hätte ich nicht auf meinen Einsatz achten müssen, wäre ich vermutlich noch verlorener in seine Soli gewesen als ohnehin schon.

„Danke", flüsterte er zurück und drückte mir einen Kuss auf meine Wange. Dann war es auch schon vorbei mit der Zweisamkeit, der unsere Clique kam auf uns zu gelaufen und wir fielen uns alle nacheinander in den Arm.

Wir waren in den letzten Monaten noch deutlich stärker zusammengewachsen, was vielleicht zum Teil auch daran lag, dass ich ihnen an einem Tag mehr von mir erzählt hatte. Nicht alles, aber vermutlich genug für sie, um einige meiner Handlungen im letzten Jahr doch deutlich besser nachvollziehen zu können.

Es war ein erleichterndes Gefühl gewesen zu wissen, dass sie mich trotzdem als Freund haben wollten und ihr Verhalten mir gegenüber hatte sich nicht verändert, wenn dann überhaupt ins Positive. Dafür war ich ihnen unglaublich dankbar und ich war glücklich darüber, dass ich sie meine Freunde nenn durfte.

Wir sind eine bunt gemixte Gruppe und auch wenn es dadurch vielleicht nicht so wirkte, dass wir nicht zusammenpassen würden, passte es doch irgendwie ziemlich gut. Und als wir jetzt alle zusammen standen mit Schweiß auf der Stirn und vollkommen fertig, doch mit einem Lächeln auf dem Gesicht, wurde es mir mal wieder klar.

„Ihr wart großartig", rief eine Stimme hinter uns, als wir uns gerade voneinander gelöst hatten, welche unverkennbar zu Kathi gehörte. Sie kam auf uns zu gelaufen mit zwei Blumensträußen in ihren Händen und tupfte sich noch kurz mit einem Taschentuch über die Augen.

Dass sie tatsächlich geweint hatte, sah man ihrem Makeup nicht an, nur wenn man ihre Augen genauer betrachtete, waren leichte Irritationen zu erkennen. Diese Frau war einfach die Perfektion in Person. Als sie bei uns angelangt war, umarmte sie erst Jonathan und dann mich und überreichte uns dann jeweils einen Blumenstrauß.

„Die Show war fantastisch, definitiv besser als im Jahrgang deiner Schwester, was wohl an dem damaligen Darsteller des Prinzens gelegen hatte. Aber ihr beide", damit wandte sie sich an Jonathan und Isa, „habt die Hauptrollen perfekt verkörpert!"

Die beiden guckten sich immer kurz peinlich berührt an und murmelten ein 'Dankeschön', wonach Jonathans Vater anfing zu sprechen: „So und jetzt landen wir euch alle zum Italiener ein, natürlich nur wenn ihr möchtet."

Allgemeine Begeisterung machte sich breit und bald darauf saßen wir geduscht und umgezogen im Wagen der Meyers und fuhren in einen Vorort von Berlin, wo ein nobel aussehendes Lokal war, welches den wohl eher nicht so originellen Namen 'Quattro Amici' trug.

Dort hatten Jonathans Eltern einen Tisch reserviert, der groß genug für uns alle war und bald darauf hatten wir alle eine Pizza oder Pasta vor uns stehen. Ein Glück war die Speisekarte nicht so speziell, wie das Restaurant wirkte.

Während des Essens warf ich ab und zu einen Blick zu Jonathan, welcher neben mir saß und sich angeregt mit Colin über Stellen im Stück unterhielt und wie diese noch besser hätte sein können. Ganz meine Welt wird das Ballett wohl nie sein, doch dank Jonathan und Micha, bin ich denke ich ganz gut angekommen.

Seit dem Halbjahreswechsel nahm ich, trotz meiner verpassten Zeit, an dem normalen Unterricht teil und hatte nur noch ein paar Extrastunden in der Woche, die mir bei Schwierigkeiten weiterhalfen.

Meine Eltern hatten sich seit meinem Geburtstag nicht mehr persönlich bei mir gemeldet, weshalb ich Kathis Vorschlag angenommen hatte. Jedoch war das anscheinend nicht so gut bei meinen Eltern angekommen und es waren Ermahnungen von ihrem Anwalt gekommen, weshalb der Streit bis jetzt nicht wirklich geklärt ist.

Den Sorgerechtsstreit hatten die Meyers schon Ende Februar aufgenommen, doch meine Eltern wehrten sich vehement. Jedoch sah es gut danach aus, dass unser Anwalt es gewinnen könnte.

Aber alleine die Aussicht auf Besserung half mir dabei mich besser zu fühlen und auch, dass meine Freunde und Jonathan mich bei allem unterstützen, hatte mir in den letzten Monaten gezeigt, dass das Leben vielleicht doch nicht so schlecht ist wie es erscheinen mag.

Die guten Phasen wurden immer öfter und es gab nur noch selten Tage, an denen ich mich so schlecht fühle, wie ich es im Januar Tag täglich getan hatte. Ich war Jonathan dankbar, dass ich durch ihn noch eine Chance bekommen hatte, das Leben weiter zu genießen und das merkte ich jeden Tag aufs Neue.

Seien es Kleinigkeiten wie, dass ich mich freute jeden Tag neben ihn aufzuwachen, oder das tägliche Mittagessen mit unseren Freunden. Aber auch Menschen wie Kathi kennengelernt zu haben und durch sie und Jonathan zu sehen, was es wirklich heißt von Menschen um einen herum akzeptiert und geliebt zu werden.

Ich fühlte mich freier in meinen Entscheidungen, da ich wusste, dass niemand der mir wirklich wichtig war mich für sie verurteilen würde, sondern mich immer unterstützen wird. Ich musste nicht mehr die besten Noten erbringen, oder Interesse an der Firma meines Vaters zeigen.

Keiner erwartete von mir, dass ich mich für Business Management interessiere und später irgendetwas in die Richtung studiere, um im Unternehmen einzusteigen. Stattdessen hatte ich nur wirklich Zeit mich damit zu beschäftigen, was mich selber interessiert.

Nie hatte ich die Zeit gehabt mir Gedanken darüber zu machen, was ich selber gerne in der Zukunft machen möchte. Meine Zukunft war prädestiniert gewesen und als sie es letztes Jahr nicht mehr gewesen war, hatte ich deutlich andere Probleme gehabt, als mir Gedanken über meine Interessen und Zukunft zu machen.

Doch nun hatte ich tatsächlich Zeit dafür, vor allem in Anbetracht der nahenden Ferien, welche ich natürlich mit Jonathan verbringen werde. Nur, dass ich sie dieses Mal tatsächlich als seinen Freund genießen kann und dabei nicht nur bei ihm bin, weil ich bei meinen Eltern rausgeflogen bin.

Mein Blick wanderte zu Jonathan, welcher gerade anfing über einen Witz zu lachen, den Jonas erzählt hatte. Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, als ich ihn eine Weile beobachtete. Er war einfach wunderschön, wenn er lachte.

Nach einer Weile bemerkte er, dass ich ihn ansah und er wandte seinen Blick zu mir und warf mir ein Lächeln zu. „Alles okay?", fragte er und ich nickte zur Bestätigung, woraufhin er mir einen kurzen Kuss auf die Lippen gab und unsere Hände unterm Tisch verschränkte.

Augenblicke wie diese, bedeuteten mir alles und zeigten mir, dass ich langsam, aber sicher zu mir selber finde. Ich musste lernen, dass auch wenn der Weg nicht immer leicht ist, man den Weg gehen muss, um zu sich selbst zu finden. Denn nur so kann man eines Tages glücklich sein.

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Heyy,

willkommen zum Epilog, ich hoffe euch hat es gefallen :)

Ich kann es irgendwie immer noch nicht ganz glauben, dass diese Geschichte nun wirklich ihr Ende nimmt, aber ich hoffe, dass ihr noch für die beiden Bonuskapitel bleibt. Ich habe mich entschlossen noch zwei von ihnen hochzuladen :D. 

Wie fandet ihr die Geschichte von Lucas und Jonathan? Gab es Momente/Kapitel, die euch besonders gefallen haben oder welche, die ihr am liebsten anders gehabt hättet? Wer von war euer Lieblingscharakter? 

Bis nächste Woche,

eure Lesekatze :)

Auch wenn der Weg nicht immer leicht istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt