Kapitel 41

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Schon am Silvester Morgen herrschte Kaos im gesamten Haus. Das Wohnzimmer wurde hergerichtet, damit dort auch alle Gäste Platz fanden. Also mussten alle Sofas und überflüssigen Möbelstücke aus dem Raum geschaffen werden, um somit Platz für Stehtische, Tische mit Sektgläsern und ein paar Stühlen am Rand zu schaffen.

Aus der Küche drang der verheißungsvolle Duft von sämtlichen Snacks, die den ganzen Abend über serviert werden und ich musste mich zusammenreißen nicht auf direktem Weg dorthin zu gehen, um mir das ein oder andere zu stibitzen.

Vielleicht würde ja das meine Nerven beruhigen, denn diese lagen allein bei dem Gedanken an heute Abend blank. Ich wusste zwar im groben wie so etwas ablief und ich hatte auch kein Problem mit irgendwelchen Geschäftsleuten über belanglose Themen zu sprechen.

Doch ich hatte keine Ahnung, wie ich mich heute Abend zu präsentieren hatte. Sollte ich zugeben, dass ich Jonathans Freund bin, oder schadet das irgendjemandes Ruf. War ich heute Abend nur ein Freund? Oder sollte ich noch irgendwen anderes Verkörpern.

Ratlos saß ich auf Jonathans Bett und zupfte nun seit mindestens einer halben Stunde an meiner Krawatte herum. Noch waren die Gäste nicht da, doch das sollte sich jede Minute ändern und mit jeder Minute die verstrich, wurde ich nur noch nervöser, als ohnehin schon.

Ich zuckte zusammen, als sich die Tür zum Zimmer öffnete und ein etwas gestresst aussehender Jonathan hineintrat. „Ach hier bist du, ich hatte dich schon gesucht, die Gäste sollten jeden Moment kommen, ich ziehe mich noch kurz um", er ratterte kurz alles herunter, ohne mich wirklich anzusehen.

Dann zog er die Tür hinter dich zu, bevor er sie doch nochmal aufzog. „Sorry, ich wollte nicht... Alles ok?" Er hatte es doch bemerkt. Ich schüttelte nur stumm meinen Kopf, probierte es aber so unauffällig wie möglich zu machen, damit er es nicht bemerkte. Er hatte schon genug um die Ohren, da brauchte ich ihn nicht mit meinen Lappalien belästigen.

Jedoch hatte ich einfach nicht die Kraft ihn zu belügen. Hoffentlich hat er es übersehen. Doch meine Hoffnung verschwand, als er sich auf den Weg zu mir machte. „Was ist den los?", sorgenvoll sah er mich an.

Nur langsam hob ich meinen Blick, um ihm in die Augen zu schauen, ich wollte seine Reaktion auf das sehen, was ich gleich fragen werde. „Wer bin ich heute Abend?" Kurz sah ich Verwirrung in seinen Augen aufblitzen, doch dann war dort Erleichterung zu erkennen.

„Mein fester Freund, was denn sonst? Hast du dir darüber echt die ganze Zeit Sorgen gemacht?", etwas mitleidig schaute er mich an. Ich nickte.

„Aber warum? Du wusstest doch, dass ich mich vor meiner Familie geoutet habe", fragend sah er mich an.

„Weil ich nicht wusste, ob das irgendetwas ruiniert, oder sonst etwas. Zumindest war es bei meinen Eltern immer so, dass alles perfekt sein musste, Noten, Hobbies, Freunde, einfach alles, weil es sonst die Partner und potenzielle Kunden vertreibt. Es hätte ja sein können, dass deine Eltern das auch so sehen", ich wollte eigentlich noch mehr sagen, doch sein trauriger Blick stoppte mich.

„Auch wenn meine Eltern nicht die besten sind, solche Arschlöcher wie deine Eltern sind mir noch nie über den Weg gelaufen. Sie üben zwar Druck auf mich aus, aber sie wollen nicht, dass ich mich verstelle. Das wäre auch absoluter Schwachsinn, denn was würde ihnen irgendein Kontakt bringen, wenn dieser nur wegen einer Lüge da ist, die später vielleicht sogar rauskommt und den Skandal noch vergrößern würde, als wenn man es von vorne rein zugegeben hätte", er seufzte und schaute mich weiterhin mitleidig an.

Doch ich war wie erstarrt. Gab es Eltern die wirklich so dachten? Mir war klar, dass das Verhalten meiner Erzeuger nicht dem normalen Standard entspricht, doch dass es Eltern gibt, die in der Öffentlichkeit stehen, sich trotzdem um ihre Kinder kümmerten und sich nicht für den einen oder anderen Fehltritt schämen war für mich nur schwer zu begreifen.

Wieso verdammt hatte ich nur so ein Pech gehabt? Und wieso fang ich schon wieder an mich zu bemitleiden? Heiße Tränen liefen mir über meine Wangen, doch dieses mal aus Wut. Warum war das Leben nur so schwer und man kann nichts dagegen unternehmen. Das ist einfach scheiße.

Ich schluchzte auf. Vor einem Jahr war ich noch zuhause und hatte das Gefühl, dass mein Leben doch eigentlich gar nicht so schlecht ist. Es doch eigentlich ganz schön ist zu leben und mit Freunden feiern gehen zu können.

Und jetzt saß ich hier, weit weg von einem Zuhause, das keines mehr ist und mein ganzes Leben hat sich als eine absolute Lüge entlarvt.

Alles ein meinem Kopf fing an sich zu drehen und ich drehte mich hilflos in Jonathans Richtung, welcher seine starken Arme um mich schloss und mich hielt, während ich probierte auf dem schmalen Grat der Wut und Verzweiflung zu wandern und nicht in die Abgründe zu fallen, die sich auf beiden Seiten auftaten.

Erst das Leuten der Klingel und das Gespräch, was danach entstand, ließen mich wieder in die Gegenwart zurückkehren. Langsam löste ich mich von Jonathan, wobei ich noch ein letztes Mal seinen Duft einsog, um mich endgültig zu beruhigen.

„Danke", flüsterte ich und drückte ihm einen Kuss auf seine Wange. „Da nicht für", meinte er mit einem Lächeln, bevor er sich zu mir vorbeugt, um mich richtig zu küssen. Wie immer breitete sich in mir das vertraute Gefühl der Wärme, gepaart mit Milliarden Schmetterlingen in meinem Bauch aus und ließ mich den Kuss schon weit glücklicher erwidern.

Doch leider herrschte dieser nur kurz an, denn Jonathan war immer noch nicht angezogen. Entschuldigend gab er mir noch einen letzten unschuldigen Kuss, bevor er zum Kleiderschrank ging und seinen Anzug hervorholte.

Dann fing er an sein T-Shirt über seinen Kopf zu ziehen, wobei ich mir nicht verkneifen konnte, das Spiel seiner Rückenmuskulatur anzuschauen. Als er sich dann auch noch seine Hose auszog, musste ich mich stark zurück halten ihn nicht zurück ins Bett zu ziehen und über ihn her zu fallen.

Komisch wie er es immer schaffte mich von wirklich allem abzulenken. War ich nicht gerade noch wütend gewesen? Ohne es kontrollieren zu können musste ich anfangen zu lachen. Die Situation war einfach zu absurd. Wie ist es überhaupt möglich, dass er mich so glücklich machen kann?

Als ich mich wieder halbwegs eingekriegt hatte, sah ich wieder zu Jonathan hinüber, nun leider angezogen, welcher mich schmollend ansah. „Sehe ich wirklich so scheiße aus, dass du mich auslachst?"

„Um Gottes Willen, nein, eher das völlige Gegenteil. Du siehst wie immer sehr gut aus und hast mich somit so von allem abgelenkt, dass ich gar nicht mehr wütend bin. Das fand ich einfach zu absurd", entschuldigend sah ich ihn an, obwohl ich mein Grinsen immer noch nicht aus dem Gesicht bekam.

Kurz sah er mich weiterhin schmollend an, dann breitete sich auch bei ihm ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Habe ich dich echt so abgelenkt?", fragte er, wobei sein Grinsen immer breiter wurde. Ich nickte, während mir das Blut in die Wangen schoss.

„Dann sei es dir verzeiht, dass du gelacht hast", meinte er und drehte sich wieder von mir weg, um die letzten Kleinigkeiten an seinem Anzug zu richten.

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Hi,

ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen :)

Wie viele Kapitel findet ihr eigentlich richtig für eine Wattpad Story? Ich bin mir noch ein wenig unsicher, wie lange die hier gehen soll, mein aktuelles Ziel sind vermutlich noch um die 20 Kapitel. :D Meine Kapitel sind ja jetzt nicht besonders lang, weshalb ich jetzt circa 50.000 Wörter auf 100 Seiten in Word habe, aber auf dieser Plattform gibt es ja quasi alle längen XD, deshalb würde mich eure Meinung dazu interessieren :)

Bis nächste Woche,

eure Lesekatze 

Auch wenn der Weg nicht immer leicht istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt