Kapitel 22

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Die Tage vergingen wie im Flug. Jonathan und ich waren den ganzen Tag am Pool oder am Strand. Seine Eltern bekamen wir kaum zu Gesicht, sie waren wohl auf irgendwelchen Treffen mit einflussreichen Leuten und auch von Sofia bekamen wir relativ wenig mit. Sie war meistens im Garten und sonnte sich, so wie Jonathan gesagt hatte, aber das war gut so, denn so konnten wir machen was wir wollten, ohne gestört zu werden.

Gerade waren wir am Strand, schauten gemeinsam aufs Meer und hörten zu, wie die Wellen auf das Ufer treffen. Wir beide waren schon ordentlich braun geworden und Jonathans Haare wurden in den letzten fünf Tagen durch das Wasser gebleicht und waren nun fast hell blond, was ihm sehr gut stand, soweit ich das beurteilen konnte.

„Wollen wir noch einmal ins Wasser?", Jonathan schaute mich von der Seite fragend an und riss mich somit aus meinen Gedanken. „Gerne", antwortete ich und richtete mich langsam auf. „Ok, wer zuerst da ist!", meinte er und rannte los. Lachend lief ich ihm hinterher. So konnte ich ja gar nicht gewinnen.

Das Wasser war erstaunlich warm und so konnte man noch bis spät abends ins Wasser gehen, ohne das Gefühl zu haben jeden Moment zu erfrieren. Dennoch zuckte ich erschrocken zusammen, als mich die doch etwas kalten Tropfen von hinten trafen. Hinter mir fing Jonathan an zu lachen. Spielerisch wütend drehte ich mich um, um ihm eine ordentliche Ladung an Wasser ins Gesicht zu spritzen. Na warte, das gibt Rache.

So schnell wie es mir möglich war, rannte ich zu ihm rüber und sprang auf ihn drauf, um ihn Unterwasser zu drücken. Doch er setzte sich natürlich zur Wehr und schaffte es irgendwie uns umzudrehen, sodass nun ich derjenige Unterwasser war. Erschrocken riss ich die Augen auf, nur um sie gleich darauf wieder zu schließen. Warum ist das Wasser auch salzig? Ein wenig hilflos strampelte ich im Wasser herum, um wieder Überwasser zu kommen, doch irgendwoher schien Jonathan Kräfte entwickelt zu haben, die er noch nicht offenbart hatte.

Nach einer Zeit, die mir wie mehrere Minuten vorkamen, wobei es wahrscheinlich nicht mal eine war, zog er mich wieder hoch. Sofort probierte ich Luft zu holen, doch meine Lunge war wie zugeschnürt. Oh bitte nicht jetzt. „Hey Lucas, tut mir leid, ist alles gut bei dir?", hörte ich Jonathan aus der Ferne. Stumm schüttelte ich meinen Kopf. „Ok, scheiße! Was ist denn? Was kann ich machen?", er klang besorgt. „A...ans U...ufer, blaues S... spray... im B... Bad", krächzte ich. Ich bekam kaum noch Luft, hoffentlich hat er es verstanden.

„Ok gut, dass krieg ich hin", meinte er und schob mich in Richtung Ufer, wo er mich vorsichtig auf mein Handtuch absetzte. Dann rannte er los. Die Zeit in der er weg war probierte ich mich aufrecht hinzusetzen und ruhig zu atmen. Nach nur einer Minute war er wieder da mit meinem Spray. Ein Glück!

Kurz nachdem ich es benutzt hatte merkte ich, wie das beklemmende Gefühl langsam verschwand und ich wieder relativ normal Luft bekomme. Ich kehrte für kurze Zeit in mich, um mich auf meine Atmung zu konzentrieren und als ich mich nach etwa fünf Minuten wieder beruhigt hatte, wandte ich meinen Blick zu Jonathan, welcher mich besorgt und schuldig ansah.

„Danke", eröffnete ich das Gespräch. „Wofür? Ich hab dich schließlich dazu gebracht, wegen mir wärst du fast krepiert!", schrie er fast und schlug sich die Hände vor das Gesicht. „Nein hast du nicht", sagte ich bestimmt und probierte vorsichtig seine Finger von seinem Gesicht zu lösen, „Du wusstest nicht, dass ich Asthma habe und selbst wenn du es gewusst hättest, wäre es immer noch nicht deine Schuld, denn so etwas passiert normalerweise nicht. Also bitte hör auf dir Vorwürfe zu machen, es ist doch alles gut gegangen", probierte ich ihn mir der Wahrheit zu beruhigen. Doch Jonathan schien trotzdem aufgebracht.

„Komm, lass uns hochgehen und den Abend ruhig ausklingen lassen, ja?", meinte ich, nach meinem gescheiterten Versuch ihn komplett zu beruhigen. Er nickte und folgte mir in Richtung Haus.

Im Zimmer angelangt legte ich mich eine wenig erschöpft auf mein Bett. „Ist wirklich alles gut?", fragte Jonathan besorgt nach. Ich nickte. Gut vielleicht war das ein bisschen gelogen, denn ein Asthmaanfall machte einen immer fertig, doch mehr als Erschöpfung verspürte ich nicht. „Ok", meinte er und seufzte, bevor er sich zu mir aufs Bett legte. „Was machen wir jetzt?", fragte ich ihn und drehte meinen Kopf in seine Richtung. „Frage und Antwort?" „Ok, du fängst an", meinte ich und schaute abwartend in seine Richtung.

„Ok, warte kurz..., ah ich hab etwas. Ich hoffe das ist ok wenn ich das frage. Also ich hatte dich in der ersten Woche hier ja gegoogelt und da kam etwas mit schwimmen heraus, stimmt das?" Ok mit so einer Frage hätte ich nicht gerechnet, aber was soll, ich meine die Antwort ist ja nicht schlimm. „Ja, das stimmt", ich lachte leise bei der Erinnerung, „Ich war relativ gut würde ich sagen, ich war sogar mal bei den Landesmeisterschaften, aber nachdem ich Scheiße gebaut habe bin ich nicht wieder geschwommen." Stumm nickte er.

„Vielleicht nicht ganz so kreativ, aber seit wann tanzt du eigentlich?", stellte ich nun meine Frage. „Ich weiß nicht, ob du es dir schon denken konntest, aber meine Mutter ist eine Primaballerina. Sie hat mich schon als ich ganz klein war mit zu ihrem Training genommen, also tanze ich gefühlt schon seit immer", meinte er und lächelte. Immer wenn es um Ballett ging fing er an zu lächeln, es war einfach unmöglich zu übersehen, dass er das Ballett liebt.

„Falls ich dich hiermit irgendwie überrumpeln sollte, dann sag bescheid, aber rein aus Neugierde brennt mir die Frage schon länger unter den Nägeln. Weißt du welche Sexualität du angehörst?" Ich war tatsächlich überrumpelt von seiner Frage. „Ich äh... Ich weiß es nicht, ich meine bevor ich hier war, habe ich nie in Betracht gezogen eine andere Sexualität als hetero zu sein, aber nun bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich meine, ich hab noch nie jemanden geküsst...", erschrocken schlug ich mir die Hand vor den Mund, mein lang gehütetes Geheimnis war nun vor ihm gelüftet.

Ich glaube zwar nicht, dass er sich daran stört, doch war ich gewohnt immer so zu tun als hätte ich schon mit mehreren Personen etwas gehabt. „Du wurdest noch nie geküsst?", fragte er mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ich schüttelte den Kopf. „Süß!" Entsetzt guckte ich ihn an, ich und süß? Das kann doch nicht sein Ernst sein. Ich merkte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. Sofort wandte ich mich ab. Man war die Situation peinlich.

„Aww und jetzt wirst du rot", hörte ich ihn lachen. Na warte. Ich nahm eines der Kissen neben mir und schlug ihn es ins Gesicht. „Ey!" „Das hast du davon!", rief ich. Nun war ich derjenige der Lachte. Sofort schnappte sich auch Jonathan ein Kissen und schon bald waren wir in eine wilde Kissenschlacht verwickelt.

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Hey,

welcome back to another chapter :) Ich hoffe es hat euch gefallen.

Ich habe so eine Vorahnung, dass im nächsten Kapitel etwas interessantes passieren könnte XD, bis dahin genießt das gute Wetter, falls ihr welches habt!

Bis nächste Woche,
eure Lesekatze

Auch wenn der Weg nicht immer leicht istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt