Bonuskapitel 2

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„Isa? Verdammt Isa wo steckst du?", rief ich nun schon zum wiederholten Male, während ich mir immer wieder nervös durch die Haare fuhr. „Ich bin hier, du Nervenbündel", antwortete sie endlich und öffnete die Tür, um in den Raum einzutreten.

„Was gibt es denn?", fragte sie und sah mich ein wenig gestresst an. „Sehe ich so gut aus?", presste ich kleinlaut hervor, da ich wusste, dass sie eigentlich noch etwas zu tun hatte, ich aber nicht länger warten konnte sie zu fragen. Ich war einfach so unsicher, was mein Aussehen betraf. Hatte ich jetzt wirklich den richtigen Anzug und passt die Krawatte dazu? War das Anstecktuch richtig gefaltet? Alles Fragen, die ich zu gerne Kathi gefragt hätte, doch die war gerade bei Jonathan, weshalb mir nur Isa blieb.

„Natürlich siehst du das", meinte sie seufzend, „Nur deine Haare sehen ein wenig zerrupft aus, lass mich die mal eben kurz richten." Sie trat zu mir und fuhr mit ihren Fingern durch meine Haare, bis sie halbwegs zufrieden mit ihrem Werk war. „So, du schaffst das", meinte sie und schenkte mir ein Lächeln, „Ich muss jetzt aber leider wieder los, die Gäste kommen langsam und ich hatte euch nun mal versprochen mich um sie zu kümmern.

Ich nickte und probierte ihr Lächeln zu erwidern, wonach sie schnell das Zimmer wieder verließ. Die Stille kehrte wieder ein und machte mich ganz verrückt, einzig allein der Sekundenzeiger von der Uhr an der Wand durchbrach sie mit seinem Ticken. Doch egal wie oft ich dieses hörte, die Zeit schien mir fast stehen geblieben zu sein.

Unruhig setzte ich mich hin und holte meinen Zettel aus der Tasche, mit meinen Notizen für nachher, falls ich den Text vor lauter Aufregung vergessen sollte. Ich hielt das zwar für quasi unmöglich, da ich den Text so lange auswendig gelernt habe, dass man ihn mich tatsächlich, nachdem man mich mitten in der Nacht geweckt hat, abfragen könnte.

Doch es sollte einfach perfekt werden, das musste es einfach. Deshalb ging ich die Notizen immer und immer wieder durch, damit auch das letzte Detail für immer abgespeichert ist. Erst ein Klopfen unterbrach mich und ließ mich zur Tür schauen.

„Herein", sagte ich und sah, wie Kathi sich schnell in den Raum schob. „Hey, Lucas, na wie geht's dir?", fragte sie und sah mich mit einem breiten Lächeln an. „Wenn du 'ich bin so nervös ich könnt gleich kotzen' als gut empfindest, dann geht's mir gut, ansonsten wohl eher nicht", meinte ich ein wenig verzweifelt.

Sie lachte nur kurz als Antwort und kam auf mich zu, um meine Hand zu drücken, welche immer noch den Zettel umklammert hielt. „Ist das nicht normal?", fragte sie mitfühlend, „Ich habe mich damals ähnlich gefühlt, glaube mir. Aber ich kann dir eins sagen, dass vergeht sofort, wenn du da draußen stehst und so gut wie du in diesem Anzug aussiehst, kann eigentlich gar nichts schief gehen!"

Jetzt musste ich auch lachen. Wenn das nur so einfach wäre. Aber sie hatte schon recht, was sollte heute schon so Schlimmes passieren? Wir haben schon so viel zusammen überstanden, da wird uns eine kleine Unbeholfenheit auch nicht auseinanderbringen.

„Ich muss jetzt leider wieder zu Jonathan, sonst verliert der noch seine Nerven. Obwohl ich das niemals zulassen könnte, ihr seid schließlich füreinander bestimmt, daran glaube ich fest", meinte sie zwinkernd und verließ dann den Raum.

Mein Blick fiel wieder auf die Uhr an der Wand, welche mir zeigte, dass ich noch gut fünfzehn Minuten hatte. Nur noch eine viertel Stunde, dann wird Jonathan endlich auch auf Papier vollständig mein sein.

Ich kann es immer noch nicht glauben, dass er mich tatsächlich gefragt hat mich zu heiraten. Im Leben hätte ich nie gedacht, dass wir nach all diesen Jahren immer noch zusammen sind, doch wir haben es geschafft. Durch alle Höhen und Tiefen unserer Beziehung hatten wir es geschafft zusammen zu bleiben.

Und trotzdem hatte ich nicht mit eben dieser Frage gerechnet, als ich an diesem unscheinbaren Freitag von der Arbeit nach Hause gekommen bin.

Müde parkte ich das Auto in der Tiefgarage unter dem Wohnblock, in dem Jonathan und ich seit einigen Monaten stolze Besitzer einer eigenen Wohnung sind, finanziell völlig unabhängig.

Auch wenn der Weg nicht immer leicht istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt