Kapitel 52

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Das Gespräch war ein einziges Desaster und auch die nachfolgenden Sitzungen brachten mich nicht wirklich weiter. Zu Jonathan hatte ich nur gesagt, dass es mir guttut, darüber zu sprechen und das würde es auch bestimmt tun, wenn es nicht Dr. Schneider wäre.

Ansonsten passierte die nächsten zwei Tage nicht viel. Jonathan blieb Tag und Nacht an meiner Seite, was schon irgendwie süß war, aber mir gleichzeitig wenig Zeit ließ meine Gedanken zu ordnen.

Nur wenn er sich etwas aus der Cafeteria holte, hatte ich etwas Zeit für mich und ließ mir ein paar Augenblicke, um zumindest einen Teil des Geschehenen zu verarbeiten. Doch auch wenn mir das teilweise gelang, wurde das Chaos nicht kleiner.

Gerade war er durch die Tür zum Flur verschwunden, um sich ein Brötchen zu kaufen und ließ mich alleine im Zimmer zurück. Es war noch morgens, weshalb ich bis jetzt noch nicht aus dem Bett aufgestanden bin, doch ich brauchte ein wenig frische Luft zum Denken.

Langsam stand ich auf, vorbereitet auf den Schwindel, der mich jedes Mal übermannte, wenn ich mich aus dem Bett rausbewegte. Die Schmerzmittel und andere Medikamente, die ich in den letzten Tagen einnehmen musste, ließen ihre Nebenwirkungen nicht unbemerkt, weshalb ich die meiste Zeit im Bett liegen blieb.

Doch ich hatte gerade keine Lust dort zu sein und die Decke anzustarren. Stattdessen machte ich mich langsam auf den Weg durch den Raum aufs Fenster zu, öffnete es und ließ mich davor auf den Boden sinken.

Natürlich konnte ich das Fenster nur auf Kipp öffnen und vor ihm waren Gitterstäbe, die vermutlich verhindern sollten, dass ich mich aus dem Fenster stürze. Wie war ich nur hier gelandet? Ich schloss meine Augen und lehnte meinen Kopf an die Wand hinter mir.

Ich hatte absolut keine Ahnung, wo ich anfangen sollte dieses unendlich erscheinende Chaos in meinem Kopf zu klären. Und ohne jemandem, dem ich mich anvertrauen konnte, scheint dieses Vorhaben quasi unmöglich.

Klar, ich könnte mit Jonathan reden, ich bin mir sicher er würde mir zuhören und versuchen zu helfen, aber ich möchte ihn nicht noch weiter belasten.

Das Einzige was ich bin, ist ein Bürde, ob nun emotional oder finanziell. Wann werden sie alle es nur endlich einsehen? Statt sinnvollen Dingen nachzugehen, kommen sie zu mir und wollen sich um mich kümmern, mir helfen.

Wann sehen sie nur endlich ein, dass ich den Aufwand gar nicht wert bin? Das kann doch nicht so verdammt schwer sein, oder? Ich seufzte. Wieso ließen sie mich nicht einfach in Ruhe und lassen es mich endlich beenden.

Das Ganze tun sie vermutlich nur, weil sie sich sonst schlecht fühlen. Das wäre zumindest logisch. Sie sehen, dass ich sie mag, und dann wollen sie sich um mich kümmern, damit sie sich später kein Vorwürfe machen müssen, wenn es zu spät ist.

Meine Gedanken fingen an zu kreisen und probierten in jeder Situation der letzten Wochen und Monaten Anhaltspunkte für meine Theorie zu finden, von denen es einige gab. Zumindest glaubte das ein Teil von mir.

Ein anderer Teil war sich nicht sicher, ob die Situationen wirklich so abgelaufen sind und ich sie nicht in meinem Kopf so verdrehe, dass ich das finde, was ich möchte. Er wollte daran glauben, dass die Personen in meinem Umfeld mich mochten und deshalb bei mir blieben.

Doch dieser Teil war klein und wurde von dem anderen Teil in mir in die letzte Ecke meines Gehirns verbannt, um mit seiner Analyse fortzufahren, welche erst nach einiger Zeit von einem Klopfen an der Tür unterbrochen wurde.

„Ja?", reagierte ich und drehte meinen Kopf langsam in Richtung Tür. Wer würde das wohl sein? Jonathan war es nicht, da er nicht anklopft bevor er reinkommt, also muss es jemand anderes sein. Der Routinecheck war schon vorbei und der nächste Termin beim Psychologen war erst morgen. Es muss also ein Besucher sein.

Als die Klinke langsam runtergedrückt wurde, wuchs meine Neugierde. Vorsichtig richtete ich mich auf und wandte meinen Blick zur Tür, welche nun offenstand. Im Türrahmen sah ich Isa, Colin, Mia, Amelie, Elias und Jonas stehen, welche mich vorsichtig anlächelten.

„Dürfen wir reinkommen?", fragte Amelie, woraufhin ich nickte und mich vorsichtig auf den Weg zum Bett machte, da ich nicht so lange stehen konnte und ich mir nicht sicher war, wie lange die Truppe bleiben wollte.

Seufzend setzte ich mich und lehnte mich wieder aufrecht in mein Kissen, während die anderen sich um mich herum versammelten.

„Wie geht es dir?", fragte Amelie nachdem alle still standen und schaute mich mitfühlend an. „Den Umständen entsprechend würde ich sagen", antwortete ich und schaute einmal in die Runde.

Sie alle sahen ein wenig bedrückt aus und Elias war an Jonas gekuschelt, welcher einen Arm um den etwas Kleineren gelegt hatte.

„Und euch?", fragte ich, um die Konversation aufrecht zu erhalten. „Besser als bei dir, schätze ich", antwortete Colin und schaute mich schulterzuckend an.

Na seinen Humor hatte er zumindest nicht über die Ferien verloren. Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, welches jedoch relativ schnell wieder verschwand, da jegliche Freude in mir einfach aufgesogen wird von der Leere, die in mir herrschte.

Das schien den anderen wohl auch aufgefallen zu sein, denn ich glaubte für einen kurzen Moment Besorgnis in ihren Augen zu sehen. Doch dieser Moment dauerte nicht lange an, denn bevor irgendwer sich wieder zu Wort melden konnte, wurde die Tür aufgestoßen und Jonathan betrat das Zimmer.

„Ich habe uns...", mitten in seiner Bewegung hielt er abrupt an, eine Tüte in seiner Hand, und schaute den Besuch überrascht an. „Hey, ich wusste gar nicht, dass ihr heute kommen wolltet", meinte er und lächelte in die Runde.

„Hi, es war auch mehr spontan", antwortete Amelie und umarmte ihn kurz. Danach begrüßten ihn auch die anderen, bis Stille wieder einkehrte. „Wir dürfen nicht lange bleiben, aber wir wollten dir sagen, dass wir dich bei uns vermissen und wenn immer du etwas brauchst, musst du nur fragen und wir kommen so schnell wir können, okay?", sagte Mia mit deutlicher Besorgnis in ihrer Stimme.

Ihre Hand hatte sie fest um die von Colin geschlossen, welcher ihr beruhigend einen Arm umgelegt hatte. Sorgten sie sich wirklich um mich? Ich könnte es mir beim besten Willen nicht vorstellen. Nicht, dass ich ihnen etwas unterstellen möchte, doch ich hatte nie wirklich einen engen Draht zu ihnen, außer zu Amelie vielleicht, wie konnte ich ihnen denn dann wichtig sein?

Um sie zu beruhigen, nickte ich und probierte mich an einem Lächeln, was vermutlich total gequält aussah. „Danke, dass weiß ich wirklich zu schätzen." Mia nickte und aus dem Augenwinkel sah ich, wie Isa und Amelie einen besorgten Blick austauschten. Doch ich wusste nicht wirklich, was ich dagegen unternehmen sollte, weshalb ich mich von ihnen verabschiedet und zu sah, wie sie das Zimmer verließen.

Es war schön gewesen sie wieder zu sehen. Ich hatte sie über die Ferien ein wenig vermisst, doch das wurde mir erst jetzt klar, nachdem ich sie gesehen hatte. Ich seufzte und wandte meinen immer noch auf die Tür gerichteten Blick zu Jonathan, welcher neben mir die Tüte geöffnet hatte und mir einen Donat hinhielt.

„Möchtest du einen?", fragte er und schaute mich aus seinen goldenen Augen an, welche ihren typischen Glanz ein wenig verloren hatten und stattdessen müde und erschöpft aussahen.

Ich nickte und nahm ihn den Donat gedankenverloren ab. Bedeutete Ich anderen Menschen vielleicht doch mehr, als ich es mir in meinem Kopf zusammenreimte?

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Heyy, 

wilkommen zurück, zu einem neuen Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen :)

Ich bin jetzt schon total fertig... Die Arbeiten Phase hat gerade erst angefangen und ich habe jetzt schon so viel zu tun... Gar keine Lust XD. Aber hey, ich war am Freitag auf einem Seminar, bei denen es allen genau so geht wie mir (wem nicht?!) und es war ultra lustig zu hören wie alle meinten, dass sie eigentlich im Zug lernen wollten und es dann doch nicht gemacht hatten XD Same for me...  

Naja das darf ich dann wohl jetzt mache... :/ XD

Bis nächste Woche,

eure Lesekatze :)

Auch wenn der Weg nicht immer leicht istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt