Kapitel 15

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Die nächsten zwei Wochen probierte ich mich auf die Schule und das Training zu konzentrieren, um nicht zu viel in meine Gedanken zu versinken. Was eigentlich sogar sehr sinnvoll war, denn jetzt fing die Schule langsam an ernster zu werden. In der zehnten Klasse erwarten die Lehrer hier wohl einiges mehr, als in meiner alten Klasse, denn allein in den letzten paar Tage hatte ich mehrere Tests geschrieben. Hier hatten die Lehrer auch eher die Möglichkeit auf alle genauer zu achten, denn während man sich früher in Köln im Haufen der fast dreißig Schüler verstecken konnte, saß ich nun mit fünfzehn zusammen in einem Klassenraum. Da fällt es dem Lehrer viel leichter auf, wenn man sich im Unterricht nicht beteiligt, sondern träumt, oder mit dem Nachbarn quatscht. 

Dazu kam noch, dass ich im Ballett noch viel aufzuholen hatte. Ich trainierte was das Zeug hielt, denn auch wenn ich den Sport nicht als mein Liebling bezeichnen würde, so lenkte er mich gut von allem um mich herum ab. Doch die Sache hatte auch einen Nachteil. Ich hatte immer noch keine neuen Personen kennengelernt und auch wenn ich, wie ich vor kurzem unfreiwillig gelernt hatte, auch gut mit wenigen sozialen Kontakten klar kam, so war mir auf Dauer doch eine kleine Freundesgruppe ganz lieb.

Deshalb hatte ich Jonathan gefragt, ob ich nicht mal seine Clique kennenlernen könnte und er hatte daraufhin ein Essen für diesen Samstag ausgemacht. Jetzt war es Freitagabend und ich war ein wenig aufgeregt. Werden sie mich mögen? Hatte Jonathan schon etwas über mich erzählt und wenn ja was? Reichte es ihnen sich ein Urteil über mich zu bilden? Und werde sie sich nicht genauso wie Jonathan wundern, dass ich nicht an den Ballettstunden teilnehme?

Unruhig wälzte ich mich in meinem Bett hin und her, während mir immer wieder Fragen in den Kopf kamen, auf die ich erst morgen eine Antwort bekommen werde. Erst gegen Mitternacht, fiel ich in einen unruhigen Schlaf.
*
Auch am nächsten Morgen hatte sich meine Aufregung nicht gelegt und nun stand ich vor meinen Kleiderschrank und wusste nicht genau, was ich anziehen sollte. Lieber einen der Hoodies oder doch ein Langarmshirt? Und wenn das entschieden ist, sollte ich eher etwas mit Aufdruck nehmen oderdoch eher etwas Schlichtes? Achten die überhaupt auf meine Klamotten? Ich meine Jonathan wirkte nicht so auf mich, als ob er sich je dafür interessiert hat, ob ich Markenklamotten angezogen hatte oder nicht.

Doch es half alles nichts, ich musste mich ja entscheiden. Am Ende entschied ich mich für ein schlichtes graues Langarmshirt sowie eine schwarze Jeans und ging damit ins Bad, aus welchem Jonathan gerade kam. Ich duschte, föhnte meine Haare und zog mir dann meine bereitgelegten Klamotten an. Danach ging ich raus zu Jonathan, um ihm Bescheid zu sagen, dass wir los konnten.

Wir gingen in die Eingangshalle, wo eine Gruppe von fünf Personen auf uns wartete. Es waren zwei Mädchen und ein Junge, welche sich angeregt unterhielten und uns erst bemerkten, nachdem Jonathan sich hinter ihnen räusperte.

„Hey Leute, dass ist Lucas", neugierig starrten mich die Anderen an. Sofort fühlte ich mich wieder unsicher und wollte eigentlich nur noch zurück in mein Zimmer. Hatte ich doch nicht die richtige Kleiderwahl getroffen? Waren sie alle nur oberflächlich und finden mich jetzt komisch?

Es herrschte eine kurze Stille, in der mich alle musterten und keiner ein Wort sagte. Doch dann erhob das etwas kleinere Mädchen mit schwarz Haaren und pinken Strähnen das Wort: „Hey Lucas, ich bin Isa und das sind Jonas, Colin, Mia und Elias." Sie schenkte mir ein strahlendes Lächeln, welches ich so gut es ging erwiderte. Dann war die Vorstellungsrunde wohl auch vorbei, denn Jonathan fragte, wo Amelie sei, von der ich keine Ahnung hatte, wer das war und Isa zuckte als Antwort mit den Schultern. Dann machten wir uns auf den Weg ins Restorant.

Als wir in der U-Bahn saßen, guckte ich mir die Truppe ein wenig genauer an. Gegenüber von mir saß Jonas. Er war relativ breit gebaut, hatte muskulöse Oberarme, dunkle Locken und blaue Augen und unterhielt sich mit Elias, der eine Art Gegenstück zu ihm bildete. Elias, war eher schmal gebaut und hatte blonde glatte Haare und soweit ich es beurteilen kann, war er eher der ruhigere von beiden. Doch wie man so schön sagt, ziehen sich Gegensätze an, denn soweit ich es beurteilen konnte, waren die beiden ziemlich gut befreundet. Auch wenn das Stichwort wohl eher aufs Äußerer bezogen war.

Auch wenn der Weg nicht immer leicht istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt