Kapitel 20

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Heute war Samstag, der erste Ferientag. Das Gebäude war schon gespenstisch leer gewesen, als ich vorhin zusammen mit Jonathan durch die Flure gelaufen bin. Die meisten Schüler waren schon gestern abgereist, doch da wir eine weite Reise vor uns hatten, wollten seine Eltern erst heute früh losfahren. Wir, Jonathan, seine Schwester und ich, standen mit unseren gepackten Koffern vor dem Gebäude und warteten auf ihre Ankunft. Seit der kurzen Vorstellungrunde vor etwa 10 Minuten, hat keiner von uns ein Wort mehr geredet und ich traute mich auch nicht das Schweigen zu brechen. Ich konnte sehen, dass Jonathan etwas bedrückte, doch ich wollte ihn nicht vor seiner Schwester danach fragen.

In der letzten Woche war der Herbst in Berlin eingezogen und so blickte ich nun in einen Wolkenverhangenen Himmel. Eigentlich mochte ich den Herbst. Ich fand es schön zu sehen, wie die Blätter beginnen sich langsam zu verfärben, doch wenn dabei nicht die Sonne schien, schien die Schönheit einfach zu verschwinden. Der Himmel über mir wurde immer grauer. Hoffentlich fängt es nicht gleich an zu regnen. Ungeduldig schaute ich auf mein Handy. Es war kurz vor neun. In wenigen Minuten sollten Jonathans Eltern hier eintreffen und uns abholen. Hoffentlich reicht das noch. Ich wandte meinen Blick zu Jonathan und dann zu seiner Schwester.

Jonathans Schwester Sofia war vom Aussehen der Typ von Mädchen, der im amerikanischen High School Film die manipulative Headcheerleaderin wäre. Auch wenn sie auf Accessoires, wie lange Fingernägel und viel Makeup verzichtete, so war sie immer noch sehr freizügig gekleidet. Sie wäre definitiv Matteos Typ. Er brauchte jemand für eine Nacht und jemand, der nicht am nächsten Morgen denkt, sie wären zusammen und ihm dann mehrere Tage in der Schule nachläuft und sich lächerlich macht. Es war jedes Mal dasselbe. Anfangs taten mir diese Mädchen leid, doch irgendwann wurde es einfach nur noch nervig. Auch wenn ich es nicht richtig beurteilen kann, weiß ich, dass es ihnen wehtut wenn muss, wenn er sie hat abblitzen lassen, doch sie wussten von Anfang an, worauf sie sich einlassen. Matteo hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er nicht unbedingt scharf auf eine Beziehung ist.

Im Gegensatz zu ihm war ich jedoch ein Spätzünder. Ich war noch Jungfrau und ungeküsst. Doch das weiß Matteo nicht. Niemand weiß das. Denn dann hätten sie nach Gründen gesucht, warum ich es noch nie getan hatte. Dabei wusste ich es selber nicht. Obwohl, eigentlich schon. Ich wollte, dass es sich richtig anfühlt. Mein erster Kuss sollte nicht ein dämlicher Kuss sein, der betrunken auf einer Party stattgefunden hat und er sollte mit jemandem sein, dem ich vertraue. Ich weiß nicht wieso mir das so wichtig war und den anderen nicht, doch ich hielt daran fest.

„Sie sind da", mit diesen Worten riss mich Jonathan aus meinen Gedanken, als zwei S-Klassen auf den Parkplatz fuhren. Als sie anhielten stiegen ein Mann im schwarzen Anzug und eine Frau mit cremefarbenem Hosenanzug aus. Alles an ihnen schrie nach teuer, doch ich war solche Anblicke zu gewöhnt, als das sie mich einschüchtern.

„Hallo", mit einem übertriebenen Lächeln schritt Jonathans Mutter auf uns zu und gab jeweils Jonathan und Sofia zwei Küsschen auf die Wangen. Als sie bei mir ankam musterte sie mich kurz, bevor sie mir die Hand hinstreckte: „Katharina Meyer und du bist?" sofort ergriff ich ihr Hand um ja nicht unhöflich zu wirken: „Lucas Sommer, sehr erfreut Sie kennenzulernen." Mit einem aufgesetzten Lächeln schaute ich sie an. Sie nickte mir zu: „Na dann kommt, wir haben noch eine lange Reise vor uns." Damit drehte sie sich um hakte sich bei ihrem Mann unter und stieg in einen der Wagen ein.

Neben mir hörte ich Jonathan seufzen, bevor ich sah, wie er sich aufrichtete und in Richtung einer der Wagen ging. Als seine Schwester den anderen ansteuerte machte auch ich mich auf den Weg. Der Chauffeur nahm mir mein Gepäck ab und öffnete mir die hintere Tür. Auf der anderen Seite saß Jonathan und auf dem Beifahrersitz saß sein Vater. Im anderen Auto saßen somit zur Folge sein Schwester und seine Mutter.

*

Die Fahrt zum Flughafen dauerte kurz und schon bald nach unserer Ankunft saßen wir in einem Privatjet. Bis jetzt hatte ich mich noch nicht nach dem Reiseziel erkundigt, da ich eigentlich von einem Haus in Europa ausgegangen bin, doch ich hatte mich getäuscht. Auf Nachfrage hin hatte Jonathan mir gesagt, dass das Haus in Malibu lag. Wenn ich jetzt so drüber nachdachte, war es logisch. Er hatte mir ja schon erzählt, dass er auch in den USA gelebt hatte. Doch irgendwie war das für mich doch schwer begreiflich. Klar haben meine Eltern viel Geld, doch für einen Privatjet und ein Strandhaus in Malibu würde es wohl dann doch nicht reichen. Jonathans Eltern hingegen müssen mehrere Millionen haben. Was sie wohl beruflich machen?

*

Nach 12 Stunden Flug, die ich fast durchgeschlafen hatte, landeten wir auf einem kleinen Flughafen, welcher vermutlich nur für Privatjets ausgelegt war und wurden von zwei Limousinen abgeholt, die uns direkt zum Ferienhaus brachte.

Die Villa hatte eine lange Einfahrt, eine große Veranda und war in weiß gestrichen. Ich hatte Mühe meine Bewunderung zu verbergen. Als die Autos geparkt waren und wir alle im riesigen Wohnzimmer standen wandte sich Jonathans Mutter an mich: „Möchtest du dir ein Zimmer mit Jonathan teilen oder wäre es dir lieber ein eigenes zu haben?" „Wenn es für ihn ok ist, dann teile ich mir gerne eins mit ihm", erwiderte ich. Hätte man mich im den Sommerferien gefragt hätte ich definitiv das Einzelzimmer genommen. Doch ich hatte mich in den letzten Wochen stark an Jonathans Anwesenheit gewöhnt und konnte mir nun kaum vorstellen wieder alleine in einem Zimmer zu schlafen. „Für ihn ist das ok, ich hatte ihn schon vorhin gefragt", meinte sie und lächelte mir zu, „Jonathan wird dich jetzt ein wenig rumführen, wenn du möchtest. Um 18 Uhr gibt es dann Abendessen." „Ok, dann gehe ich mal zu ihm", meinte ich und erwiderte das Lächeln, genauso aufgesetzt wie ihres. Ich war zu oft unter reichen Leuten gewesen, als das nicht zu bemerken, doch ich war selbst nicht besser, denn als Kind wohlhabender Eltern wird das Fake-Lächeln einem von klein auf antrainiert.

Ich wandte mich von ihr ab und machte mich auf den Weg zu Jonathan, welcher gerade in einem Gespräch mit seiner Schwester war, das mir stark nach einem Streit aussah. Als Jonathan bemerkte, dass ich auf ihn zulief, betrachtet er seine Schwester mit einem Blick, der hätte töten können und kam mir entgegen.

„Hey", meinte er. „Hey, deine Mutter meinte, dass du mir eine Tour durch das Haus geben würdest." Er nickte: „Kann ich machen. Wollen wir jetzt oder willst du dich ein wenig ausruhen?" „Also von mir aus jetzt, wenn du nichts dagegen hast, ich hab während des Fluges schon genug geschlafen", antwortete ich ihm. „Ok, dann herzlich willkommen zu Ihrer privaten Führung", erwiderte Jonathan scherzend und ging in den Flur.

Während er mir die Villa zeigte, alberten wir herum. Es gab mehrere Wohnbereiche, ein Fitness Bereich, mehre Schlafzimmer mit angrenzendem Badezimmer. Einen Innen- und einen Außenpool, eine große Trasse mit Blick auf das Meer, eine Bar und eine luxuriöse Küche, für die jeder Koch gestorben wäre. Am Ende unserer Tour waren wir an unserem Zimmer angelangt, von welchem man direkt auf das Meer und den Strand gucken konnte. Jeder von uns hatte ein riesiges Bett, es gab einen begehbaren Schrank und wir hatten eine Fernsehecke mit Minikühlschrank. Wie viel Geld hatte Jonathans Familie eigentlich?

„Also wenn du Lust hast, könnten wir uns noch für eine Stunde an den Pool liegen", wandte sich Jonathan an mich, nachdem ich meine Sachen auf mein Bett geschmissen hatte und mich staunend umgesehen hatte. „Klingt gut", meinte ich lächelnd und fing an nach meiner Badehose zu suchen.

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Hey,

Willkommen zu Kapitel 20 O.o. Ich kann irgendwie nicht glauben, dass die Geschichte schon so lang Teile ist :)

Anyways, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Ich wünschte bei mir wär so schönes Wetter, wie am Ende des Kapitels... Aber hier kann ich nur hoffen, dass ich überhaupt mal die Sonne zu Gesicht bekomme :( 

Bis nächste Woche,

eurer Lesekatze <3

Auch wenn der Weg nicht immer leicht istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt