Als ich das nächste Mal wach wurde, war Jonathan nicht im Raum. Sonnenstrahl fielen durch das Fenster und kitzelten mich auf der Nase, als ich mich nach ihm umschaute. Sofort schoss mir eine Frage durch den Kopf. Hatte ich mir seine Worte gestern doch nur eingebildet und er ist gegangen?
Doch so schnell wie er kam, verschwand der Gedanke auch wieder, denn nur einen Augenblick später nahm ich Jonathans Stimme vor meiner Zimmertür wahr. Er klang ziemlich ernst, jedoch konnte ich nicht klar hören was er sagte. Nur einzelne Wortfetzen, die mich aber nicht schlauer machten.
Irgendwann klang er glücklich und ich vernahm ein 'Danke, ich habe dich lieb', dann würde es still. Einen Augenblick später hörte ich wie die Türklinke betätigt wurde und sah, wie Jonathan mit einem Lächeln eintrat.
Als sein Blick auf mich fiel, wurde es, falls das überhaupt möglich war, sogar noch breiter. „Du bist wieder wach", stellte er fest und kam auf mich zu gelaufen. Ich nickte nur und musterte ihn kurz unauffällig. Was war denn mit ihm los? Wieso war er denn auf einmal so glücklich? Lag es am Telefonat? Wer ist das wohl gewesen? Sofort überkam mich eine Welle von Eifersucht. Ich wollte derjenige sein, der ihn glücklich macht, aber das konnte ich nicht. Hatte er jetzt jemand anderes gefunden und wird bald einsehen, dass ich nicht gut für ihn bin?
Rasch warf ihm einen fragenden Blick zu: „Darf ich fragen, mit wem du telefoniert hast?" Er sah mich kurz überrascht an, anscheinend hatte er nicht gedacht, ich hätte es gehört, doch dann fing sich sein Lächeln wieder und er nickte mit leuchtenden Augen.
„Das war meine Mutter, sie kommt gleich vorbei, ist das ok?", fragte er. War das alles? Das war doch definitiv nicht das gewesen, worum es in ihrem Telefonat gegangen ist, dass konnte ich ihm ansehen. Doch ich wollte nicht den eifersüchtigen und alles wissen wollende Freund sein und probierte deshalb keinen Aufstand drum machen, weshalb ich zur Zustimmung nickte.
Denn auch wenn ich brennend wissen wollte, was ihn so glücklich machte, möchte ich es nicht aus ihm herausquetschen. Wir hatten schon so viel durchgestanden, da sollte ich ihm doch vertrauen können. Alles andere wäre einfach nur unfair ihm gegenüber. Außerdem hatte ich ja eigentlich nichts dagegen, dass Kathi kam.
Und trotzdem wunderte ich mich, was Jonathan zu verheimlichen hatte. Aber ich traute mich nicht zu fragen, denn ich war ja selbst nicht viel besser. Ich habe so viel vor ihm verheimlicht, da war es nur sein Recht war, das auch zu einmal zu tun.
*
Eine halbe Stunde später betrat Kathi den Raum und wuschelte Jonathan einmal im Vorbeigehen durchs Haar, bevor sie dann auf mich zu kam, ihre Augen leicht feucht von aufkommenden Tränen.
„Oh Gott sei Dank, du bist wach! Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht! Was hast du dir nur dabei gedacht? Mach das nie wieder Lucas, okay?", rief sie verzweifelt aus und setzte sich zu mir ans Bett, um mich in eine feste Umarmung zu schließen.
Ich nickte nur stumm, unsicher, wie ich darauf antworten sollte und überwältigt von ihrem Ausbruch. Hatte sie sich wirklich Sorgen um mich gemacht? Sie kannte mich doch nur seit kurzer Zeit, da konnte ich ihr wohl kaum so wichtig geworden sein, oder?
Doch als sie sich nach einer Weile löste und ich immer noch Tränen in ihren Augen glitzern sah, zweifelte ich tatsächlich an meiner Ansicht. Jedoch nur für kurz, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass noch jemand so verrückt wäre wie Jonathan und tatsächlich anfangen könnte mich zu mögen. Ich war es gar nicht wert.
Nach einer Weile räusperte sich Jonathan und fing am zu sprechen: „Wie du dir vermutlich schon gedacht hast, war meine Telefonat vorhin nicht nur darüber, dass Mama kommen wird, sondern wir haben eine kleine Überraschung für dich. Hoffentlich eine gute!"
Seine Mutter fing an zu Lächeln: „Nate", ihr stolzer Blick landete auf ihm, „Hat mir erzählt, wie deine finanzielle Lage gerade ist und naja, als wenn du möchtest, dann würden wir gerne die Schulkosten und alles weiter was anfällt übernehmen."
Ich brauchte einen kurzen Moment, um zu verarbeiten, was sie gerade gesagt hatte, dann sah ich sie geschockt an. Das konnte doch unmöglich ihr Ernst sein! Jonathan hatte ihr da wohl irgendwelche Flausen in den Kopf gesetzt, denn warum sollte sie so etwas für mich machen? Das bin ich doch gar nicht wert.
„Das, das kann ich nicht annehmen", meinte ich nur stotternd, um ihr nicht vorwerfen zu müssen, dass sie zu ihrem Vorschlag gezwungen worden ist. Dazu war ich wohl doch zu gut erzogen worden.
Nach meiner Antwort herrschte kurz Stille, dann trafen mich gleich zwei verwirrte Augenpaare. „Wieso denn nicht?", fragte Jonathan wohl eher erstaunt.
Ich sah ihn nur resigniert an. „Ich kann doch wohl schlecht Geld von euch annehmen, ihr habt sowieso schon viel zu viel für mich getan. Die Mühen bin ich gar nicht wert." Da war es raus. Etwas was ich immer still gedacht und nur angedeutet hatte. Ich war es einfach nicht wert. Jetzt haben sie ihre Begründung.
„Denk doch nicht so etwas! Das siehst du falsch. Siehst du Lucas, wir alle hier lieben dich, auf die ein oder andere Weise, und wir wollen dir Helfen. Für uns ist es etwas ganz Normales, dass man eine Person unterstützt, und es tut mir leid, wenn dir das jemand anders vermittelt hat. Aber dann sind wir hier, um dich eines Besseren zu belehren", entgegnete Kathi nun mit Nachdruck uns schaute mir dabei ernst in die Augen.
Mir hingegen blieb der Mund offenstehen. Das konnte sie niemals ernst meinen, wieso denn auch? Was war an mir besonders genug, dass jemand wie sie und Jonathan bei mir bleiben wollten und sich meiner annehmen möchten?
„Aber...", probierte ich protestierend meine Frage zu stellen, wurde jedoch von Jonathan jeher unterbrochen: „Kein aber, jetzt ist Schluss damit! Du hast es doch gehört, man hilft Menschen, die man liebt und ich schätze mal, das würdest du auch für mich tun, also lass uns dir helfen!"
Bevor ich noch ein weiteres Mal den Mund aufmachen konnte, traf mich ein mahnender Blick von Kathi, welchem ich mich geschlagen gab und mich resigniert zurück ins Kissen fallen ließ. Sie wollten mir ja nicht glauben. Wieso bloß nicht?
Mir fiel einfach kein wirklicher Grund ein, denn eigentlich alles sprach dagegen mich zu lieben. Es gab keinen plausiblen Grund. Weder war mein Charakter besonders liebenswert, noch konnte mein Verhalten in der Vergangenheit einen guten Eindruck schinden.
„Denk einfach nicht so viel darüber nach", meinte Kathi, da sie wahrscheinlich bemerkte, wie sich die Gedanken in mir überschlug, und schenkte mir ein mitfühlendes Lächeln. Danach herrschte für eine kurze Zeit Stille.
Erst, als das Leuten einer Kirche aus der Ferne zwölf Uhr verkündete, unterbrach sie sie wieder: „Ich lass euch beiden dann mal wieder alleine, ruft mich an wenn ihr noch etwas braucht."
Sie verabschiedete sich, in dem sie jedem von uns einen Kuss ins Haar drückte und verschwand dann durch die Tür des Krankenhauszimmers.
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Heyy,
welcome back to another chapter, I hope you liked it :)
Es ist einfach schon Kapitel 50 wtf?! Wie schnell ist bitte die Zeit vergangen? Hätte jemand mir letztes Jahr um diese Zeit gesagt, dass ich so weit in dieser Geschichte voran gekommen werde, hätte ich dieser Person vermutlich einen Vogel gezeigt. XD
Aber hey, here I am, und damit geht nochmal ein dickes Dankeschön an alle heraus, die die Story bis hierhin verfolgt haben!
Sie liegt aktuell bei 50 Kapitel+ Prolog, 60500 Wörtern, 3539 Aufrufen und 274 Votes! Zahlen die ich mir früher nur erträumt hätte :D
Bis nächste Woche,
eure Lesekatze
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Auch wenn der Weg nicht immer leicht ist
Teen FictionNachdem der 15 jährige Lucas eine Straftat begangen hat, ändert sich sein Leben komplett. Er muss auf ein Ballettinternat in Berlin, um sich dort ein anderes soziales Umfeld aufzubauen. Weg von seinen Freunden und alles was er kennt. Besonders froh...