Kapitel 3

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„Wie heißt du?" fragte ich schließlich. „Objekt 549378, Master" kam es kratzig von meinem Gegenüber. Seinen Kopf hatte er beinahe soweit gesenkt, dass sein Kinn auf seiner Brust liegen müsste. „Ich bin nicht dein Master, ich bin Dean. Bitte nenn mich auch so" bemüht freundlich lächelte ich in seine Richtung. Immerhin hatte ich eine Antwort erhalten. Ob er wirklich keinen Namen hatte? „Aber um auf meine Frage zurück zu kommen. Ich will deinen wirklichen Namen wissen. Wie haben dich deine Freunde oder deine Mutter genannt?" gespannt wartete ich auf eine Antwort. Er brauchte einen Namen. Seine schwarzen und fettigen Haare fielen ihm in Strähnen über die Augen. Noch immer zitterte der Hybrid und schien fieberhaft zu überlegen. Vielleicht hatte er nie einen Namen? „Jascha, Sir Dean" nuschelte der Kleinere und endlich erhielt ich die gewünschte Antwort. „Jascha. Das ist wirklich ein schöner Name. Wer hat ihn dir gegeben? Deine Mutter?" sachte versuchte ich mich an einem Gespräch und ignorierte dabei gekonnt, dass er mich schon wieder mit Sir angesprochen hatte. Zumindest nicht mehr „Master". „Mama, Sir Dean" flüsterte Jascha beinahe tonlos. „Sie hat sich wirklich einen beeindruckenden Namen für dich ausgesucht." Lobend setzte ich mich in eine etwas bequemere Position. „Du musst den Blick nicht senken. Sieh mich ruhig an. Hast du irgendwelche Fragen an mich? Du darfst wirklich alles fragen" ich hoffte wirklich etwas das Eis brechen zu können. Und tatsächlich, Jascha hob sachte den Kopf. Er sah mich zwar nicht an aber er wirkte nicht mehr so unterwürfig wie vor wenigen Sekunden. Ich konnte nicht viel von seinen Augen sehen aber dass was ich sah, ließ mich fasziniert die Augen weiten. Seine Augen waren hell blau. Für einen Hybriden wirklich selten. Während ich ihn ruhig beobachtete und wartete ob er mir doch noch eine Frage stellen wollte, so bemerkte ich plötzlich wie sich sein zierlicher Körper versteifte. Seine Augen weiteten sich und hafteten sich an eine Stelle an mir. Zögerlich folgte ich seinem Blick und blieb an meinem Arm hängen. Erschrocken zog ich die Luft ein. Auf meinem rechten Arm prangten 4 große Kratzer. Jascha hatte mich wohl vorher doch etwas mehr erwischt als gedacht. Ich würde sie später einfach kurz reinigen. Die Kratzer waren nicht besonders tief und würden wieder verheilen. Das getrocknete Blut ließ sie schlimmer aussehen als sie eigentlich waren. „T...Tut leid. H...hybrid wollte nicht" stammelte Jascha und kroch auch schon nach hinten. Seine Bewegungen wirkten panisch und unkoordiniert. Unverkennbar hatte er die Kratzer angestarrt. „Es ist alles gut. Beruhig dich Jascha. Dir wird nichts passieren" vorsichtig sprach ich mit dem Hybriden um ihm etwas die Angst zu nehmen. Doch meine Worte schienen nicht anzukommen. Meine Stimme bewirkte eher das Gegenteil. Leise schluchzend warf er sich vor mich auf den Boden. Die Stirn presste er fest auf den Boden und seine Ohren waren angelegt. „T...tut Hybrid leid! Hybrid dumm. N...nicht weh t..tun" beinahe flehend verließen diese Wörter seinen Mund. Schmerzlichst musste ich feststellen, dass das Zusammenleben mit Jascha wohl kein Kinderspiel werden würde. Und dennoch, nahm ich mir fest vor ihm zu helfen. Er tat mir so unsagbar leid. „Jascha, du wirst nicht bestraft. Komm, setzt dich wieder hin. Du musst niemals vor mir knien." Bewusst achtete ich darauf den Hybriden nicht zu berühren. Vermutlich würde ich damit die Situation nur schlimmer machen. Der Kleinere schien auf meine Worte nicht zu reagieren. Ich musste ihn irgendwie ablenken. Nur wie? „Jascha, gib mir deine Hand" langsam streckte ich meine Hand in seine Richtung. Die Handfläche hatte ich dabei nach oben gedreht. Doch Jascha wimmerte nur leise. „Kleiner, gib mir deine Hand. Es wird nichts passieren" geduldig wartete ich bis der Junge vor mir sich langsam aufrichtete und noch immer mit gesenktem Blick seine zitternde, kleine Hand auf meine legte. Sachte strich ich mit meinem Daumen über seinen Handrücken. „Es ist alles gut. Du musst keine Angst haben" ein Ruck ging durch seinen Körper, so als wolle er sich von mir entfernen. Doch er blieb still sitzen. Seine Augen hatte er fest zusammen gekniffen. Keine von uns beiden sprach auch nur ein Wort. Nur mein Daumen strich sachte über seine Hand.

Erst nach etlichen Minuten schaffte der Kleinere es sich etwas zu beruhigen. Langsam öffnete er seine Augen und wirkte nicht mehr so verkrampft wie vor wenigen Minuten. „Es ist nichts passiert. Du wirst weder bestraft noch sonst etwas. Versuch dich zu beruhigen mein Kleiner" meine Stimme war leise und wirkte hoffentlich beruhigend auf Jascha. Es zerbrach mir mein Herz. Was wurde diesem Jungen nur angetan? „Ja, tut Hybrid leid, Sir Dean" seine Stimme wirkte dumpf und noch immer kratzig. Hastig wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht. Ansehen tater mich nicht aber daran würden wir noch arbeiten. „Du musst dich nicht entschuldigen. Du hast nichts falsch gemacht" erklärte ich ihm auch sogleich. Der Mund des Hybriden öffnete sich und schloss sich auch sogleich wieder. Er sollte frei sprechen. Dies teilte ich ihm auch mit. Doch von Jascha erhielt ich daraufhin keine Reaktion mehr. „Kannst du Laufen? Ich würde dir gerne die Küche zeigen" noch immer hielt ich seine Hand in meiner. Besorgt musterte ich diese,sie war nicht nur knochig sondern auch ziemlich kalt. Hoffentlich wurde er mir nicht krank. „Ja, Sir Dean" kam auch schon wieder brav die Antwort. Ich musste ihm dieses „Sir" abgewöhnen. Ich würde nie einer dieser Menschen sein, welche sichan solchen Titeln aufgeilten. „Na komm, ich helf dir hoch" und schon versuchteich den kleineren auf die Beine zu ziehen. Doch dieser blieb auch nach dem zweiten Versuch auf allen vieren sitzen. Verwirrt musterte ich ihn. Was war nunlos? „Kannst du nicht aufstehen?" fragte ich während ich mich vom Boden erhob.Vielleicht hatte er nie laufen gelernt? Aber das war doch absurd oder? „Hybrid muss laufen auf 4 Pfoten. Hybrid nicht Recht wie Mensch" stammelte er leise aber dennoch ohne zu stottern. Es schien als hätten sie ihm diese Regeln beinahe schon in den Kopf gebrannt.

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