Kapitel 6

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Vorsichtig entließ ich die angehaltene Luft wieder. Am besten man provozierte seine Meister nicht. Der Mensch war vorsichtig mit meinen Ohren und die Behandlung war wirklich sehr angenehm. Beinahe hätte ich geschnurrt doch in letzter Sekunde schaffte ich es dieses Geräusch zu unterdrücken. Menschen kauften uns, damit wir ihnen Arbeit abnehmen konnten. Nicht damit wir uns wohlfühlten oder komische Geräusche von uns gaben. Wenn doch, dann befielt ein Meister immer klar was er von dir möchte. „Ich lass das Shampoo etwas einwirken, wird deinen Haaren sicher gut tun. Möchtest du deinen restlichen Körper selbst waschen?" Sir Dean suchte meinen Blick doch ich hatte ihn gesenkt. Wusste ich denn wie man sich selbst wusch? War dies ein versteckter Befehl? Eigentlich sollte ich den Menschen waschen und nicht umgekehrt. Unsicher nickte ich daher und bekam daraufhin auch schon einen Schwamm in die Hand gedrückt. „Hier ist noch Duschgel. Ich hol Mal eben Handtücher. Bin gleich zurück" und schon war der Mensch verschwunden und ich wieder alleine. Tief atmete ich durch. Sir Dean war bisher sehr nachsichtig mit mir gewesen. Er hatte mich noch nicht geschlagen. Und das obwohl ich schon so viele Fehler gemacht hatte.

Meine Gedanken kreisten noch immer doch ich musste mich jetzt waschen. Es war ein eindeutiger Befehl. Ich hatte noch nie Duschgel oder ähnliches benutzt. Bei meinen alten Meistern erhielt ich wenn nötig eine kalte Dusche und das wars. Zaghaft griff ich daher nach der Duschgel Flasche und versuchte sie zu öffnen. Doch meine Finger schienen nicht gemacht worden zu sein für solche Aufgaben. Denn die Falsche blieb verschlossen. „Soll ich dir helfen?" ertönte plötzlich eine Stimme aus Richtung der Türe. Der Mensch war schon wieder zurück und musterte mich komisch. Mein Körper versteifte sich „T...tut leid, Sir Dean" ich nuschelte. Das sollte ich mir schnellstmöglich wieder abgewöhnen. „Alles gut. Diese Dinge wirst du sicher schnell lernen" und mit diesen Worten öffnete er einfach die Tube und wand sich wieder ab. Dieser Mensch war komisch. Er hatte noch nicht einmal geschimpft.

*Dean*

Wie zu vermuten, war das baden ein Kraftakt. Jascha saß die ganze Zeit stocksteif in der Wanne und ließ sich meine Behandlung mehr oder weniger gefallen. Doch nun war es geschafft. Behutsam wickelte ich ihn in ein weiches Handtuch ein ehe ich mit einem zweiten Handtuch begann, seine Haare trocken zu rubbeln. Als ich an seinem linken Ohr ankam zuckte er zurück. Sein Blick gesenkt. Er machte Anstalten seine Hand zuheben aber ließ es schließlich doch bleiben. Ich stoppte sofort in der Bewegung. Hatte ich ihn verletzt? „Hab ich dir weh getan?" ich konnte nicht verhindern, dass sich meine Stimme besorgt anhörte. Der Hybrid schüttelte lediglich den Kopf. Doch dabei konnte ich es nicht belassen. Wieso war er sonst zusammen gezuckt? Sachte strich ich seine Haare auf die Seite. Erschrocken zog ich die Luft ein. „Wie lange tut dir dein Ohr schon weh? Es hat sich ziemlich entzündet" und das stimmte. Sein Ohr war eingerissen und blutete leicht. Vermutlich hatte ich es durchs Haare waschen und abtrocknen wieder aufgerissen.Von Jascha erhielt ich lediglich ein unsicheres Schulterzucken. „Wir sehen uns das gleich an" und mit diesen Worten half ich ihm sich abzutrocknen und anschließend eine Boxershort anzuziehen. „So und hop hoch mit dir" steif saß mein neuer Mitbewohner nun neben meinem Waschbecken auf der Ablage. Aus dem Schrank, welcher zum Glück gleich daneben war, holte ich alle möglichen Verbandsmaterialen und Salben. „Sag mir bitte wenn es zu sehr weh tut" mit einem Wattestäbchen entfernte ich so vorsichtig wie möglich den restlichen Schmutz von seiner Wunde am Ohr. Jascha zuckte nicht ein einziges Mal zusammen,er schien beinahe mit der Einrichtung zu verschmelzen. Erst als ich sein Ohr erfolgreich mit einem dünnen Verband umwickelt hatte, wand ich meinen Blick wieder zu seinem Gesicht. Jascha war beinahe leichenblass und zitterte. „Ist alles in Ordnung? Sieh mich bitte an" nur langsam hob sich sein Blick. Eine andere Reaktion erhielt ich vorerst nicht. Mein Blick wanderte über seinen geschundenen Körper. Gegen die Narben konnten wir erstmal nichts machen aber dafür gegen die offenen Wunden. Eine Schürfwunde am seinem Rechten Oberarm, sie war ziemlich frisch. Vermutlich von dem groben Pfleger. An seinem Bauch war ein riesiger blauer Fleck, dieser schien von einer blutigen Wunde auszugehen. Sah irgendwie aus wie eine Schnittverletzung. Diese schien aber schon etwas älter zu sein. Zahlreiche blaue Flecken an der Hüfte und ein verblassendes Veilchen am Auge waren bereits am verheilen. Als nächstes fiel mein Blick auf seinen rechten Knöchel. Dieser schien unnatürlich geschwollen zu sein. Konnte er darum nicht laufen? Ein Seufzen entwich mir, das würde noch ziemlich viel Arbeit werden. Der Blick des Jungen hatte sich wieder gesenkt nur das Zittern hatte nicht nach gelassen. „Ich fang mit deinem Arm an, es wird etwas brennen aber ich werde vorsichtig sein." Mit einem sanften Lächeln tupfte ich seine Wunde mit etwas Desinfektionsmittel ab, schmierte anschließend eine heilende Salbe darauf und verband das ganze mit einem dünnen Verband. So arbeitete ich mich vor bis ich alle „größeren" Probleme erledigt hatte. Zum Schluss beschloss ich, noch eine kühlende Salbe auf seine blauen Flecken zu schmieren. Diese würden mit Sicherheit weh tun. Auch wenn Jascha sich die ganze Zeit nichts hatte anmerken lassen, so wusste ich, dass er Schmerzen haben musste. Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken zu vertreiben. Ich sollte besser bei der Sache bleiben und meinen Job erledigen. Zuerst verteilte ich etwas von der Salbe auf meinen Händen und schmierte immer Mal wieder etwas auf die blauen Flecken. Auch wenn diese bereits am verheilen waren, so konnte etwas Unterstützung mit Sicherheit nicht schaden. Die Flecken an seiner Hüfte, sahen beinahe aus wie Fingerabdrücke. Hatte ihn jemand gewaltsam festgehalten? Sanft strich ich den ersten Fleck mit der Salbe ein und erhielt tatsächlich eine Reaktion von dem Kleineren, wenn auch keine positive. Seine kleine Hand hatte sich bestimmend auf meine gedrückt. Verdutzt sah ich Jascha an „Was ist los? Wir haben es fast geschafft. „ doch Jascha schüttelte den Kopf, legte seine Ohren an und rutschte etwas vor mir weg. Er wollte also nicht von mir angefasst werden, zumindest nicht bei seiner Hüfte. Grübelnd begann ich mit mir zu Ringen. Es wäre nicht schlecht, wenn wir diese Blutergüsse behandeln würden, diese waren sicher nicht angenehm. „Jascha, lass mich nur die blauen Flecken eincremen. Dann sind wir fertig, ja?" keine Reaktion.

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