Kapitel 29

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*Jascha*

Zitternd saß ich Sir Dean gegenüber. Stimmten seine Worte? Mein Kinn wurde nach oben gedrückt. Unwohl sah ich in seine Augen. "Indianerehrenwort?" verschwörerisch hielt er mir seinen kleinen Finger entgegen. "Das macht man, wenn man ein Versprechen niemals brechen darf. Wenn etwas wirklich, wirklich ernst ist" erklärte Sir Dean und hielt mir noch immer seinen kleinen Finger entgegen. Unsicher reichte ich ihm auch meinen und nickte leicht. "Ich möchte, dass du versuchst mir ab sofort immer in die Augen zu sehen. Du bist genau so viel Wert wie ich." leicht lächelnd bestätigte er seinen Satz mit einem Nicken. Durfte ich ihm so einfach vertrauen? Konnte ich ihm so einfach vertrauen? Die letzten Male, als ich Vertrauen geschenkt hatte, waren für mich gar nicht gut ausgegangen. Andererseits hatte sich noch kein Master wie Sir Dean verhalten. Tief durchatmend traf ich eine Entscheidung, welche ich hoffentlich nicht bereuen würde. Ich nickte. Daraufhin pustete Sir Dean gegen unsere Finger, was ich ihm schnell gleich tat. "Jetzt ist das Versprechen besiegelt." glücklich zog er mich wieder in eine liegende Position. Ich hatte noch nie über diese Dinge gesprochen. Doch irgendwie ging es mir nun besser. Meine innere Unruhe war nicht mehr so stark. "Versuch dich zu entspannen. Ich pass auf dich auf" ich spürte wie Sir Dean beruhigend über meinen Rücken strich und mir einen Kuss auf die Stirn drückte. Ich zog Lew näher an mich und genoss die Nähe. Zum Ersten Mal seit Jahren konnte ich mich wirklich entspannen. Ich wusste nicht wieso aber ich beschloss dieses Gefühl voll auszukosten. Wenn Sir Dean nicht gelogen hatte, dann dürfte ich auch schnurren. Ich weiß nicht was mich dazu brachte, tatsächlich ohne die Erlaubnis meines Masters zu schnurren, doch ich tat es. Kurz hielt Sir Dean in seinen Bewegungen an meinem Rücken inne. Doch drückte mich anschließend nur etwas fester an sich. "Ich bin stolz auf dich" flüsterte er in mein Ohr. Dies hatte wirklich noch nie jemand zu mir gesagt. Langsam wurden meine Augen schwer. Das Donnergrollen nahm ich schon lange nicht mehr wahr. Lediglich den beruhigenden Herzschlag von Sir Dean hatte ich in meinen Ohren. "D..danke" nuschelte ich bevor mir endgültig die Augen zuvielen.

Müde blinzelnd öffnete ich meine Augen. Es war noch immer dunkel im Zimmer. Die Vorhänge schienen das Sonnenlicht gut zu verdecken. Ein Blick neben mich, verriet mir, dass Sir Dean nicht mehr hier war. Panik überkam mich. Wo war er? Wieso war ich alleine? Niemand lässt seinen Hybriden alleine in seinem Bett liegen. Ein Wimmern glitt über meine Lippen. Ich konnte es nicht erklären, aber ich brauchte gerade dringend Sir Deans Nähe. Sie sollte mich beruhigen, so wie letzte Nacht. Ich hatte plötzlich keine Angst mehr gehabt. Kurzerhand schwang ich meine Beine aus dem Bett und hechtete auf die Türe zu. Sie war geschlossen, im sitzen kam ich niemals an die Klinke heran. H..hatte er mich mit Absicht eingesperrt? Tränen traten in meine Augen. Nein! So etwas würde er nicht tun. Oder? Ich klopfte an die Türe, nichts passierte. Ich versuchte mich an der Türe hochzuziehen, doch meine Muskeln in meinen Beinen wollten mich nicht tragen. Der Raum fühlte sich immer enger an. Tränen kullerten bereits über meine Wangen als ich mich dazu durchringen konnte, einen letzten Versuch zu starten. "S..Sir D...Dean" rief ich für meine Verhältnisse laut. Angespannt saß ich hinter der Türe und wartete. Zuerst passierte nichts, doch plötzlich näherten sich Schritte der Türe. Schnell wich ich zurück. Eine Türe im Gesicht tat weh, ich sprach aus Erfahrung. "Jascha? Was ist los?" Sir Dean kam sofort herein. Er hatte die Türe nicht entriegelt. Somit hatte er mich nicht eingesperrt. Zumindest nicht im üblichen Stil. "N...Nicht alleine, n...nicht einsperren" nuschelte ich. Schnell wischte ich meine Tränen von meinen Wangen und hoffte er habe es nicht gesehen. Meister mochten es nicht wenn wir weinten. "Ach mein Junge, ich hatte die Türe geschlossen um dich nicht zu wecken. Es tut mir leid. Nicht weinen" mit belegter Stimme kniete er sich vor mich. Sofort kam ich ihm entgegen.

*Dean*

Verwundert beobachtete ich wie mir Jascha tatsächlich entgegen kam. Seit wann suchte der Junge bitte von sich aus meine Nähe? Endgültig in Schockstarre verfiel ich allerdings als Jasche einfach seine dünnen Arme um meinen Bauch schlang und seinen Kopf an meine Brust kuschelte. Hatte ihm das eingesperrt sein so zugesetzt? Das schlechte Gewissen machte sich in mir breit. Ich hatte ihm nichts böses gewollt. Nach der harten gestrigen Nacht wollte ich ihn einfach schlafen lassen und ihn nicht durch alltägliche Geräusche wecken. Schnell versuchte ich das Thema zu wechseln. Er musste wie es aussieht dringend aus diesem Zimmer raus. "Hast du Hunger? Ich hab in der Küche bereits etwas für dich vorbereitet" Jascha löste sich und nickte. Sein Bauch grummelte bestätigend. Ich war froh, dass sein Appettit endlich wieder zurück kehrte. "Na dann komm" kurzerhand erhob ich mich und war schon auf dem Weg in Richtung der Küche als ich Jaschas Wimmern hörte. Unsicher saß er auf dem Boden und blickte mich von unten herauf an. "J..jascha h..hoch?" seine Stimme war unsicher. Kurz musste ich mich fangen. Er fragte mich ob ich ihn tragen würde? Also bis gestern hatte er noch darauf bestanden, immer zu krabbeln sofern es möglich war. Irgendetwas musste passiert sein. Doch ich konnte meine Freude darüber kaum verbergen. "Natürlich mein Kleiner. Komm her" ohne zu zögern kam er auf mich zu. Sofort hob ich ihn hoch und drückte ihn an mich. Jascha legte seinen Kopf auf meine Schulter ab und wirkte entspannt. Ich würde nachher definitiv einen Arzttermin vereinbaren. Irgendetwas stimmte hier nicht.

In der Küche angekommen, schrieb ich meinem Arzt schnell eine Nachricht. Die Kontrolle wäre sowieso bald fällig gewesen, besser wir brachten sie gleich hinter uns. Während ich auf eine Antwort wartete, setzte ich Jascha auf seinem Stuhl ab und stellte das Teller mit meinen selbstgemachten Pancakes vor ihm ab. Schnell schnitt ich sie klein. "Versuch es heute mit der Gabel okay?" Ich hatte zwar schon gefrühstückt aber setzte mich trotzdem zu ihm. Essen war nun einmal leichter zu zweit. Der Kleine bedankte sich und wartete auf ein erneutes Nicken meiner seits bevor er zu essen begann. Im Umgang mit einer Gabel war er wirklich nicht besonders gut.

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