Kapitel 28

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*Jascha*

"Bist du fertig?" ertönte es vor der Türe. Da ich wohl zu lange keine Antwort gab, kam Sir Dean einfach herein. Noch immer wusste ich nicht wie ich mit der Situation umgehen sollte. Konnte ich ihm vertrauen? Durfte ich ihm vertrauen? Ich hielt keine weiteren Enttäuschungen mehr aus. "Der Boden ist zu kalt Jascha, komm hoch aufs Bett. Du schläfst heute hier. Das Gewitter wird noch etwas brauchen bis es vorüber gezogen ist." als wäre es selbstverständlich kam Sir Dean auf mich zu und hob mich aufs Bett. Ohne mein zutun verkrampfte sich mein Körper. "Ganz ruhig. Es wird nichts passieren" mit wenig Abstand setzte sich Sir Dean neben mich und zog mich seitlich an seine Brust. Durch die Vorhänge konnte ich deutlich das aufwallen eines neuen Blitzes beobachten. Kurz darauf folgte auch schon der Donner. Verängstigt drückte ich mich nach hinten, weg von diesem blöden Fenster. Doch Sir Dean ließ mich nicht. "Bitte" wimmerte ich, doch auch danach wurde ich nicht losgelassen. "Beruhig dich. Ich erkenn dich ja gar nicht wieder. Komm her, wie auf dem Sofa okay? Du kennst das schon" Sir Dean legte eine Decke um mich und zog mich zwischen seine Beine. Er selbst lehnte sich am Kopf des Bettes an. Doch an Entspannung war nicht zu denken. Was machte ich in seinem Bett? Wieso sollte ich hier schlafen? "Hier dein Tee. Trink erstmal" mit diesen Worten wurde mir die Flasche in die Hand gedrückte. Suchend huschte mein Blick herum. Wo war Lew? Ich traute mich nicht zu fragen. "Hast du keinen Durst?" seine Stimme klang besorgt. Sachte wanderten seine Finger durch meine Haare. Doch meine innere Unruhe bekam ich einfach nicht in den Griff. "Komm, ich halt sie" schon wurde mir die Flasche wieder abgenommen und leicht gegen meine Lippen gedrückt. Widerwillig öffnete ich meine Lippen, mein Körper war noch immer stocksteif. Ich schaffte es nicht mich zu entspannen. Der Donner ließ mich jedes Mal wieder erschrocken zusammen zucken. Die Bilder schaffte ich gerade noch so zu verdrängen. Ich wollte diesen schrecklichen Moment nicht jedes Mal wieder erleben. "Ich mach uns Musik. Dann hörst du den Donner nicht mehr so laut. Was sagst du dazu?" auch hierrauf konnte ich keine Antwort geben. Doch Sir Dean schien es dennoch für richtig zu halten, denn nur Sekunden später ertönte eine ruhige Stimme durch die Lautsprecher seines Handys. "Hier, Lew lag in deinem Zimmer am Boden. Er ist wohl aus dem Bett gefallen" während Sir Dean mir Lew in die Hände drückte, zog er die Decke noch etwas enger um mich.

*Dean*

Ich wusste nicht was passiert war, doch Jascha hatte panische Angst vor Gewittern und meinem Bett. Seinen Reaktionen nach zu urteilen, konnte ich mir ungefähr denken woher diese Angst kam. Doch diese Gedanken verdrängte ich, vorerst. Nun musste ich seinen Puls erst einmal in einen normalen Bereich bekommen. Während mein Handy leise Musik spielte und Jascha an der Flascha nuckelte, zitterte sein Körper noch immer heftig. An der Kälte konnte es defnitiv nicht liegen. Tränen stahlen sich aus seinen Augen und tropften von seinen Wangen. Ich müsste Geduld haben. Ich war nur froh das er aus den nass geschwitzten Sachen draußen war. Keine Ahnung wie ich ihn da sonst rausbekommen hätte. Als die Flasche leer war, stellte ich sie auf meinen Nachtschrank, gleich neben dem Bett. Meine Finger ließ ich immer wieder sanft über Jaschas Kopfhaut kraulen. Da sich das Zittern des Jungen nicht im geringsten verbesserte, beschloss ich etwas neues auszuprobieren. "Komm, leg dich hin" murmelte ich und zog ihn in eine liegende Position. Mit panischen Bewegungen drückte er mich weg. "Jascha, wovor hast du solch eine Angst? Ich bins" mein Blick suchte seinen vergeben. "N...nicht weh tun" seine Worte währen beinahe in einem Fiepen untergegangen, da der nächste Donner wieder einmal laut durchs Zimmer hallte. "Ich tu dir nicht weh. Weißt du noch? Die letzten Tage? Wir haben schon sehr viel gekuschelt." sachte versuchte ich Erinnerungen in ihm zu wecken die hoffentlich von positiver Natur waren. "Warum in B...bett" Jascha nuschelte und ich musste kurz darüber nachdenken was er nun genau meinte. "Weil ich dich nicht alleine lassen möchte und mein Bett bequemer als das Sofa ist." stellte ich sogleich einmal klar. "W...warum keine Hose?" ich fühlte mich bei einem Kreuzverhör. "Weil mein Shirt bis über deine Knie geht und deine Pyjama Hose nass geschwitzt ist. Möchtest du eine Hose von mir haben? Du musst es nur sagen wenn ich dir etwas gutes tun kann" er dachte wirklich ich würde über ihn herfallen wie ein wildgewordenes Tier. Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus. Was musste dieser Junge schon alles durchmachen? "N..nur schlafen?" Jaschas Blick suchte meinen. Überrascht über die plötzliche Innitiative des Katzenjungen, bejahte ich seine Frage. "J...jascha Angst" Jaschas Stimme klang weinerlich und zitterte. "Das musst du nicht haben. Möchtest du darüber sprechen?" vorsichtig rückte ich näher an Jascha und drückte ihn an meine Brust. Liebevoll wickelte ich die Decke um uns und drückte Lew an seine Seite. "M...master hat weh getan. Z...zwischen Beine." sein Weinen wurde lauter und seine kleine Hand krallte sich in mein Shirt. Ich suchte nach den richtigen Worten. Ich hatte es zwar schon geahnt aber ich hatte nie damit gerechnet, dass er mit mir darüber sprechen würde. "Das wird nie wieder passieren. Ich pass jetzt auf dich auf" sachte drückte ich einen Kuss auf seinen Scheitel. "Hast du deswegen so eine Angst vor Gewittern?" bohrte ich weiter nach. Wenn Jascha schon einmal einen Moment hatte, in welchem er gerne bzw. überhaupt sprach, dann sollte ich das wohl ausnutzen. "Ja. Und weil draußen. G...Gewitter kalt und laut" er murmelte die Wörter nur so vor sich hin. Ich hatte mühe ihn bei der leisen Musik und dem lauten Donner überhaupt zu verstehen. "Was meinst du mit draußen?" waren Gewitter nicht immer draußen? "M...master hat weh g...getan. D..dann musste Jascha draußen bleiben. G..gewitter war nass, kalt, d...dunkel." erklärte der kleinere weiter. Ich hatte keine Chance darauf zu antworten denn im nächsten Moment sprach er auch schon weiter "S..Sir Dean auch machen? Das Jaschas Aufgabe?" der kleinere hielt gespannt die Luft an. Die Anspannung im Raum war beinahe greifbar. "Nein! Ich werde dich nie für soetwas benutzen. Du bist mein Mitbewohner. Du hast die selben Rechte wie ich auch. Ich möchte das du dich hier wohl fühlst. Ich werde dich nie absichtlich verletzen oder gar irgendwo ein oder aussperren. Du hast hier dein für immer zuhause gefunden" kurzerhand setzte ich mich gerade hin und zog den Katzenjungen mit mir.

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