Kapitel 36

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*Jascha*

Kurzerhand rutschte ich vom Stuhl und krabbelte auf das kleine Gitter an der Wand zu. Vermutlich ein Luftschacht. Durch die Eingangstüre konnte ich nicht, doch hier könnte ich mich verstecken. Zumindest solange, bis ich einen besseren Plan hatte. Meine Finger zitterten als ich das Gitter abnahm. Schnell schlüpfte ich in das kleine Loch und drückte das Gitter hinter mich auch schon wieder in die Wand. Noch könnte man mich sehen, doch wenn ich nur etwas weiter zurück weichen würde, dann würde niemand wissen wo ich war. Mein Herz schlug vor Panik. Ich konnte mich kaum konzentrieren. Meine Instinkte rieten mir mich zu verstecken. Und genau dies tat ich auch. Ich hätte Sir Dean nie vertrauen dürfen. Er war wie alle anderen. Mit diesem Gedanken rutschte ich weit nach hinten. Doch noch bevor ich realisieren hätte können was gleich passieren würde, war es auch schon zu spät. Meine Hand griff ins Leere und mein Körper rutschte in das große dunkle Loch hinein. Ich versuchte meinen Sturz abuzfangen doch schnell wurde alles um mich herum schwarz.

*Dean*

"Ich muss jetzt wirklich los, sorry!" mit diesen Worten verabschiedete ich mich von einem alten Kollegen. Ich hatte Jascha nun schon 15 Minuten alleine gelassen. Schnell machte ich mich also auf den Weg nach unten. Gleich würde unser Abenteuer los gehen. Im Eingangsbereich angekommen setzte ich bereits zu einer Entschuldigung an. Doch erkannte ich schnell, dass nur noch unsere Taschen im Wartebereich standen. Von Jascha fehlte jegliche Spur. Mit wild klopfenden Herzen drehte ich mich Josi zu, welche gerade das Telefon zur Seite legte. "Wo ist er?" meine Stimme klang laut und vermutlich einen ticken zu gereizt doch darauf konnte ich gerade keine Rücksicht nehmen. "Wer?" antwortete sie gelassen und sortierte ein paar Dokumente. "Na Jascha, verdammt er sitzt nicht mehr an seinem alten Platz?" nun weiteten sich auch Josis Augen und kurzerhand erhob sie sich vom ihrem Stuhl. "Ich habe telefoniert, ich weiß nicht wo er hin ist" ihr Blick richtete sich entschudligend auf mich. "Hast du die Toiletten bereits abgesucht?" und mit diesem Satz stürmte ich auch schon los. Die nächsten zwei Stunden durchsuchte ich das komplette Haus. Doch nichts. Jascha schien einfach weg zu sein. Beinahe spurlos verschwunden. Mein bester Freund kam mir schnell zur Hilfe und sichtete die Überwachungskameras. Nervös tigerte ich im Raum auf und ab. "Verdammt er kann nicht einfach weg sein. Jascha kommt doch alleine gar nicht klar!" ich war so wütend. Auf mich selbst, auf Jascha einfach auf alles. Wie konnte dies bloß passieren. "Ich hab hier was!" unterbrach mich plötzlich Mike und lenkte meine Aufmerksamkeit auf den kleinen Bildschirm vor ihm. "Siehst du? Hier spricht ein Mann mit ihm und kurz danach krabbelt Jascha aus dem Bild. Er hat das Gebäude also eindeutig nicht verlassen. Er muss hier irgendwo sein." meine Gedanken rasten. Wer war dieser Mann?

*Jascha*

Langsam kam ich zu mir. Mein Kopf schmerzte höllisch. Auch nach mehrmaligen Blinzeln verbesserte sich meine Sicht nicht. Stöhnend richtete ich mich etwas auf. Meine Hände tasteten im dunkeln nach einer Wand oder irgendetwas was mir verraten würde, wo ich mich befand und wie ich hier wieder rauskommen würde. Doch um mich herum waren nur glatte, kalte Wände. Langsam kamen meine Erinnerungen wieder und brachten somit meinen Kopf noch mehr zum Schmerzen. Meine Hand wanderte an meine Stirn, sie fühlte sich seltsam verklebt an. Das Licht fehlte mir zwar, doch ich war mir sicher das ich blutete. Noch immer war mir schwummrig doch ich versuchte es zu ignorieren. Ich musste hier irgendwie rauskommen und zu Sir Dean. Meine Hände versuchten halt an den glatten Wänden zu finden, doch egal was ich tat, ich kam nicht nach oben. Sofern ich das beeurteilen konnte war hier noch ein weiterer Gang. Zu meiner Linken schien ein Loch in der Wand zu sein. Doch ich wusste nicht wie weit ich vorrücken konnte. Ich wollte bestimmt nicht noch einmal fallen. Sachte tastete ich mich voran. Doch schnell griff meine Hand erneut ins Leere. Tränen der Verzweiflung sammelten sich in meinen Augen. Würde Sir Dean mich hier finden? Die bessere Frage war wohl, ob er mich überhaupt suchen würde. Und mit diesem Gedanken traf es mich wie ein Blitz. Vermutlich würde er das, denn er hatte mich an den schlimmsten Mann hier auf Erden verkauft. Er würde sich bestimmt die Gelegenheit nicht entgehen lassen zumindest etwas Geld für mich zu bekommen. Langsam lies ich mich auf meinen Hintern fallen und lehnte mich anschließend an die Wand hinter mir. Mit einem Zischen änderte ich schnell die Position wieder. Bei meinem kleinen Unfall war wohl doch mehr kaputt gegangen als gedacht, mein Rücken brannte wie Feuer. Auch meine Arme und Beine fühlten sich an manchen Stellen wund an. Doch daran konnte ich jetzt nichts ändern. Würde ich versuchen hierraus zukommen, würde ich bestimmt verkauft werden. Vielleicht hatte mir das Schicksal einfach einen Gefallen getan. Hier würde ich zwar alleine sterben aber immerhin ohne furchtbare Qualen. Das hoffte ich zumindest. Die Dunkelheit ließ mich unwohl fühlen. Sie erinnerte mich viel zu sehr an den Keller. Ich durfte bloß nicht einschlafen. Mit ziemlicher Sicherheit würden dann die Alpträume kommen. Ächzend wischte ich mir den Schweiss von der Stirn. Hier drinnen war es unglaublich heiß. Versucht ruhig wischte ich das Schweiss - Blut Gemisch an der Wand neben mir ab. Mir war schwummrig und mir war elend zumute. Ich hatte soeben erneut alles verloren. Wieder einmal war ich alleine. Ich dachte er würde mich bei sich behalten. Mir ein zuhause geben. Tränen liefen über meine Wangen und ließen mich leise schluchzen. Kurzerhand schlang ich die Arme um mich. Ich würde hier unten sterben. Alleine und verlassen. In meinem Kopf drehte sich alles. Noch ehe ich es verhindern konnte klappten meine Augen wieder zu. Die Wunde musste wohl stärke bluten als vermutet.

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