*Jascha*
Hatte ich darum einen neuen Haarschnitt und neue Klamotten bekommen? War es wirklich genau so wie damals? Erhoffte er sich mehr Geld zu bekommen, wenn ich besser aussah? Dadurch könnte er sicher einige Gebrauchsspuren, wie er es nannte, vertuschen. Ein großer Klos bildete sich in meinem Hals. Schnell schluckte ich diesen hinunter als der Staubsauger auch schon wieder ausgestellt wurde und kurze Zeit später Schritte erklangen. "Na Jascha, wie siehts aus? Gehen die Haare nicht ab?" noch immer mit einem Lächeln stand Sir Dean im Türrahmen und musterte mich. Es war ihm lästig sich um mich kümmern zu müssen? Natürlich hatten sie über mich gesprochen. Ich konnte mich noch nicht einmal selbst waschen. Langsam schüttelte ich daher den Kopf. "Ich helf dir" und ruck zuck hatte Sir Dean mich mithilfe eines Waschlappens und Duschgel von den Haaren befreit. Auch der Rest an mir wurde gewaschen und schneller als ich blinzeln konnte saß ich in einem Handtuch eingewickelt auf dem Teppichboden. Noch immer konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Würde er mich wirklich einfach hergeben? Doch worüber hätten sie sonst sprechen sollen? Ich konnte nicht einfach fragen, dann würde Sir Dean wissen, dass ich gelauscht hatte. Menschen hassen es wenn man lauscht. "Jascha? Hörst du mir zu?" eine Hand legte sich auf meine Schulter und lies mich aus meinen Gedanken hochschrecken. "Alles okay?" Sir Deans skeptische Blick bohrte sich unter meine Haut. Schnell nickte ich. Was hätte ich auch sagen sollen? "Ich habe gefragt wo du heute schlafen möchtest? Bei mir oder in deinem Zimmer? Es wäre auch okay, wenn du bei mir schlafen möchtest" abwartend sah Sir Dean in mein Gesicht während er den frischen Pyjama neben mich auf den Teppich legte. Ich war ihm lästig, rief ich mir in Erinnerung. Vermutlich war er nicht besonders begeistert wenn ich in seinem Bett bleiben würde. Er möchte bestimmt seine Ruhe haben und genug Platz. Vorsichtig schielte ich zu ihm nach oben. Oder war das ein versteckter Befehl gewesen? Sollte ich vielleicht bei ihm schlafen? Panik stieg in mir hoch. Ich wollte alles richtig machen. Ich wollte nicht von hier weg. Vielleicht würde er seine Entscheidung noch einmal überdenken wenn ich bis morgen brav sein würde. Ich dürfte mir nur nichts zu schulden kommen lassen. Sir Dean lächelte plötzlich noch mehr. "Wenn du mir nicht antwortest, dann schläfst du eben bei mir." und mit einem bestätigenden Nicken fuhr er mit dem abendlichen Ritual fort.
Ein paar Minuten später lagen wir im Bett unter der warmen und kuscheligen Decke. Sir Dean hatte soeben das Licht gelöscht und zog mich sofort eng an sich heran. "Schlaf gut mein Kleiner. Wenn etwas sein sollte, kannst du mich jederzeit wecken, ja?" sachte strich Sir Dean über meinen Rücken. "Danke und Nacht, Sir Dean" murmelte ich leise und kuschelte mich fest an seine Brust. Wer weiß wie oft ich dies noch tun durfte. Morgen könnte bereits alles anders sein. Ich spürte wie meine Augen feucht wurden. Schnell schluckte ich die Tränen hinunter. Sir Dean schlief noch nicht. Ich würde ihm ganz bestimmt nicht schon wieder ärger machen. Also riss ich mich zusammen. Ich lag hier, eng angekuschelt und könnte eigentlich nicht glücklicher sein. Ich hatte gedacht Sir Dean würde mich wirklich mögen. Mich lieb haben. So wie er es gesagt hatte. Doch wenn man jemanden lieb hatte, verkaufte man diesen nicht einfach.
Sir Deans Bewegungen hatten bereits vor ein paar Minuten aufgehört. Sein regelmäßiger Atem streifte meine Haare und sein Geruch lag in meiner Nase. Ich wollte diesen Platz nicht mehr gegen einen anderen tauschen. Still begannen nun doch die Tränen zu fließen. Ich war mir sicher, er würde mich morgen wieder weggeben. Mich wieder alleine lassen. So wie alle vor ihm. Mein Herz schmerzte und ließ mich beinahe laut aufschluchzen. Doch gerade noch so konnte ich es unterdrücken. Ich durfte ihn nicht wecken. Vielleicht könnte ich ihn noch aufhalten, von seiner Idee abbringen. Ich müsste nur nützlich sein. Soviel wie noch nie. Er müsste merken, dass ich auch etwas konnte. Fieberhaft überlegte ich was ich tun könnte. Das einzige was ich konnte, war putzen. Doch dies konnte ich gleich vergessen. Das Putzzeug war im ersten Stock in einem abgeschlossenen Schrank. Da würde ich niemals hineinkommen. Zuallererst würde ich ihn nicht wecken. Und morgen sollte ich darauf achten alles richtig zu machen. Egal wie schwer es mir fiel. Ich musste es schaffen. Ich durfte nicht versagen. Nur einmal in meinem Leben durfte ich nicht versagen.
Ich lag die restliche Nacht wach. Meine Gedanken drehten sich und die Panik versuchte mich immer mal wieder zu übermannen. Gleichzeitig jedoch versuchte ich soviel Nähe zu Sir Dean zu tanken wie nur irgendwie möglich. Denn leider war mir nur all zu sehr bewusst, dass wenn Sir Dean mich wirklich verkaufen wollte, dann würde er dies auch tun. Egal was ich machen würde. Meine Erfahrungen hatten diese Theorie bestätigt. Als die ersten Sonnenstrahlen zum Fenster herein kletterten klingelte plötzlich sein Handy und ließ mich erschrocken zusammen zucken. Sir Dean tastete verschlafen danach und schaltete den Ton aus. "Guten Morgen Jascha" brummte er ehe er mich wieder eng an sich zog. "Hast du gut geschlafen?" ich würde lügen müssen. Doch das war okay, ich wollte einfach nur hierbleiben. Ich würde mit meinen Problemen schon selbst fertig werden. "Ja Sir Dean." antwortete ich daher brav. "Sehr gut. Denn du musst heute fitt sein. Ich hab nämlich eine Überraschung für dich. Wir werden heute etwas tolles unternehmen" und bei seinen Worten wurde mir kotzübel, denn es wurde mir nun endgültig bewusst. Egal was ich machen würde, er würde mich heute verkaufen. Meine Lippen blieben daher verschlossen. Lediglich mein Körper drückte sich noch etwas näher an Sir Dean. In der Hoffnung es wäre alles nur ein böser Traum.
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FantasyJascha, ein kleiner Katzenhybrid, hat schon so einiges in seinem Leben durchstehen müssen. Als er schlussendlich in einem Heim für Hybride landet, trifft er auf Dean. Dean ist ein Polizist, welcher aufgrund einer Knieverletzung gerade nicht mehr im...