Kapitel 2

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„Tam! Wir versuchen es jetzt bereits seit 3 Monaten! Er hat uns gekratzt, gebissen und auch sonst alles versucht um unserer Hilfe zu entgehen. Sieh ihn dir doch einmal an! Er leidet, ich will das nicht mehr länger verantworten" noch während der unhöfliche Pfleger, dessen Name vermutlich Mike war – zumindest laut seines Namensschildes, sprach ließ Tamara den Kopf hängen. „Ich weiß" gab sie klein bei und war auch schon im Begriff das Formular zu unterzeichnen. „Was hat das alles hier zu bedeuten?" das war doch wohl nicht dass wonach es aussah? Oder? „Wir werden ihn einschläfern, ihm die Todesspritze verabreichen. Nennen Sie es wie Sie wollen. Heute ist sein letzter Tag" beinahe gleichgültig zuckte dieser Mike mit den Schultern ehe er das Formular an sich nahm und die Box samt dem Hybriden anhob. Dieses niedliche Wesen sollte heute getötet werden? Mein Vorwurfsvoller Blick traf zuerst Mike und danach Tamara. Das konnten die doch nicht ernst meinen. „Ich nehm ihn" noch ehe ich darüber nachdenken konnte, verließen diese Wörter meinen Mund und würden somit vermutlich mein Leben für immer ändern. „Wie bitte? Sind sie von allen guten Geistern verlassen? Sie werden ihn nicht wollen. Vertrauen sie mir. Nehmen sie einen von den normalen" Mike sah mich an als sei ich komplett verrückt geworden. Doch das hätte mich nicht weniger kümmern können. „Ich sagte, ich nehm ihn. Und jetzt stell den Käfig ab und mach die Papiere fertig. Ich will ihm sein neues zuhause zeigen" meine Stimme wirkte eisig. Und auch Mike schien nun zu bemerken, dass es mir ernst war. Nach einem Blick zu Tamara nickte der Mann schließlich und begab sich an die Arbeit. Den Käfig ließ er dabei stehen wo er war. „Danke!" hauchte die zierliche Hybridenpflegerin und legte im nächsten Moment auch schon ihre Arme um mich. Etwas unbeholfen klopfte ich ihr auf den Rücken. „Schon gut. Ich konnte nicht zulassen, dass ihr ihn tötet" mein Blick glitt zu dem Zwinger. Der Hybrid hatte sich nicht mehr bewegt. Hoffentlich geht es ihm gut. „Du musst wissen, ich versuche seit 3 Monaten wirklich alles aber ich komme einfach nicht weiter. Der Kleine frisst und trinkt kaum. Er schläft nicht und wenn, dann wacht er schreiend auf. Von uns darf ihn keiner anfassen somit konnten wir ihn seit 3 Monaten weder waschen noch ärztlich versorgen. Ich habe wirklich so einiges versucht aber er lässt mich nicht an sich ran" auch wenn ihre Stimme traurig wirkte so konzentrierte ich mich auf das wesentliche. Ich hatte schon oft mit verängstigten Hybriden zu tun. Vielleicht konnte ich ihm tatsächlich helfen „Hatte er Kontakt zu anderen Hybriden? Und was weißt du über seine Vergangenheit? Wo kommt er her? Vorbesitzer?" mein Blick haftete noch immer auf der Transportbox. „Er spielt nicht mit anderen. Er kam die letzten Monate auch nie aus seinem Käfig. Seine Vorgeschichte konnten wir uns zusammen reimen. Alles in allem kann ich sagen, er stammt aus schrecklichen Familien. Er spricht nicht und ich bin mir auch gar nicht sicher ob er das kann. Wir wissen nicht was bei seinen Familien mit ihm passiert ist, aber er scheint traumatisiert zu sein. Kleinste Bewegungen lösen Panikattacken aus." Unsicher sah sie zu mir hoch. „Tschuldigung! Ich sollte sie los lassen. Ich hatte mich nur so gefreut" verlegen lächelte sie ehe ich auch schon leise Lachen musste. „Alles okay. Ich werde sehen ob ich ihn wieder hinbekomme."

Ich unterhielt mich noch eine halbe Stunde mit Tamara ehe ich den Vertrag von Mike zusammen mit den restlichen Unterlagen überreicht bekam. Den Vertrag unterzeichnete ich schnell und machte mich danach auf den Weg zu meinem Auto. Zusammen mit meinem neuen Familienmitglied. Tamara hatte mir angeboten jederzeit bei ihr anzurufen wenn ich einmal Hilfe benötigen sollte. Mal sehen wie gut ich dass mit dem Kleinen hinbekommen würde.

Die Fahrt war still. Der Hybrid machte kein einziges Geräusch. Würde auf meiner Rückbank nicht der eiserne Zwinger stehen, könnte man glatt meinen ich wäre alleine auf dem Weg nachhause. Nach nur wenigen Minuten war ich vor meinem Haus angekommen. Es war ein kleines Haus mit Garten und hohem Zaun. Ich mochte fremde Menschen nicht besonders und behielt meine Privatsachen daher gerne im Auge. Zügig machte ich mich auf den Weg nach drinnen und stellte die Box erstmal ins Wohnzimmer. „Okay Kleiner, ich mach jetzt die Box auf. Dann kannst du raus" meine Stimme klang hoffentlich freundlich genug um den kleineren nicht noch mehr Angst einzujagen. Geschickt öffnete ich zuerst die Verschlüsse und anschließend die Käfigtüre. Ein Blick in den Käfig verriet mir, dass ich wohl nicht besonders überzeugendgeklungen hatte. Der Kleine hatte sich an die hintere Wand der Box gepresst und die Ohren angelegt. Seine winzigen Hände hielten seinen Katzschwanz eng an seinen Körper gepresst. „Hi, mein Kleiner. Komm raus, es wird nichts passieren. Ich schwöre" mit diesen Worten entfernte ich mich langsam vom Käfig. Er brauchte vermutlich seinen Freiraum. Zuerst regte sich nichts in dem kleinen Käfig doch schließlich kam der Hybrid langsam nach vorne bis er schließlich auf dem Teppich, welcher vor meinem Sofa lag, kniete. Sein Blick war zu Boden gerichtet und er zitterte fürchterlich am ganzen Leib. Vermutlich war ihm nicht kalt, er schien Angst zu haben. Sein Körper schien abgemagert. Die knochigen Schultern stachen schon fast durch das weiße Shirt, welches er trug. Wohl bemerkt das einzige was er trug. Weder Socken noch Schuhe zierten seinen Körper. Ich konnte nicht besonders viel erkennen außer zahlreichen Flecken auf seinem einzigen Kleidungsstück sowie einige blaue Flecken auf Händen und Beinen. Langsam kniete ich mich vor ihn hin, darauf bedacht, nicht zu nahe an ihn heran zu kommen. Er sollte schließlich nicht noch mehr Angst haben. „Hi, ich bin Dean. Ich bin 28 Jahre alt und das ist mein Haus. Es soll jetzt auch dein zuhause werden. Ich konnte dich leider vorher nicht fragen aber ich hoffe doch, dass ich keine allzu schlechte Gesellschaft bin" ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Doch vom Kleineren kam keine Reaktion.

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