Kapitel 7

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Sein Blick war gesenkt und sein Körper zitterte. Das würde wohl auch nicht so schnell aufhören. Lediglich seine kleine Hand schob meine Hand immer wieder von ihm weg. Seufzend gab ich schließlich nach. Ich sollte ihn nicht zwingen. „Dann morgen, für heute haben wir schon sehr viel geschafft" lobend strich ich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht ehe ich auch schon seine frischen Klamotten holte um sie ihm überzustreifen.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 18:30 Uhr war. Wir hatten sage und schreibe 1,5 Stunden im Bad gebraucht. Nun lagen wir wieder einmal im Wohnzimmer und sahen fern. Naja, ich lag auf dem Sofa und Jascha saß zitternd in seiner Decke eingehüllt auf dem Teppich. Sein Blick war stur zu Boden gerichtet und seine Ohren angelegt. Er schien sich nicht sonderlich wohl zu fühlen, ich beschloss noch einen Versuch für heute zu wagen. Ich achtete darauf, mich langsam zu bewegen. Ich wollte ihn nicht noch mehr erschrecken. Darauf bedacht ihn auf die Couch zu locken, schüttelte ich die Polster neben mir auf und legte noch zusätzlich eine Decke darüber. Hybriden, besonders Nekos, liebten menschliche Nähe eigentlich. Es konnte doch nicht sein, dass Jascha dieses Verhalten komplett abtrainiert wurde. „Jascha? Komm her, hier oben ist es viel gemütlicher" mit einer einladenden Handbewegung deutete ich auf die Kissen. Der Blick des Hybriden zuckte kurz nach oben doch noch immer bewegte er sich nicht. Ein Seufzen entwich mir. Das alles würde mich noch sehr viele Nerven kosten. Doch ich wollte es schaffen, ich musste. Jascha verdiente ein normales Leben. Kurzerhand beschloss ich also direkt auf den Hybriden zu zugehen. Mit einer zweiten Decke setzte ich mich direkt neben ihn auf den Boden. „Wenn du nicht zu mir kommst, komme ich eben zu dir" ein Lächeln zierte meine Lippen. Ich hatte eigentlich gehofft die Stimmung etwas aufzulockern, doch genau das Gegenteil war passiert. Jascha hatte seine Hände samt Decke nah an seinen Körper gepresst und blinzelte die Tränen beiseite. Zumindest waren seine Augen verdächtig feucht. „Shhht. Nicht weinen. Es tut mir leid! Ich wollte bloß, dass du es etwas gemütlicher hast. Du musst hier nicht auf dem Boden knien oder sitzen. Du darfst alles was ich auch darf" doch auch diese Worte schienen den Hybriden nicht zu beruhigen. Einem Impuls folgend, wollte ich ihn an mich ziehen und hob dafür die Hand. Doch bei Jascha schien dies ganz anders anzukommen. Fiepend wich der Hybrid vor mir zurück und drückte seine Stirn bereits fast gegen den Boden. Der Anblick schmerzte. Was hatten diese Menschen nur mit dir getan? „Tut mir leid" mit diesen Worten verschwand ich erstmal ins Schlafzimmer. Vielleicht sollte ich ihn eine Nacht darüber schlafen lassen. Seufzend strich ich mir durch meine Haare. Irgendeinen Weg musste es ja geben. Vermutlich würde er einfach noch viel mehr Zeit brauchen um Vertrauen zu fassen. Komplett in meine Gedanken versunken, suchte ich eine Decke und einen Polster für Jaschas Bett. Ich hoffte, er würde schlafen können. Er hatte extra ein eigenes Zimmer. Eigentlich wollte ich dieses mit ihm gemeinsam gestalten aber das musste wohl noch etwas warten. Als sein Bett endlich fertig war, rief ich ihn auch schon zu mir. Lange passierte nichts ehe plötzlich der kleine Hybrid um die Ecke gekrabbelt kam. „Da bist du ja" empfing ich ihn auch schon mit einem Lächeln. „Ich hab dein Bett gemacht. Ich dachte mir, du bist sicher müde?" einladend schlug ich die Bettdecke zur Seite und sah ihn erwartungsvoll an. Mit großen Kulleraugen musterte er mich unsicher. Er rang deutlich mit sich selbst. Doch schließlich kam er doch langsam näher. „Brauchst du Hilfe oder kommst du alleine aufs Bett?" mein Lächeln wich keine Sekunde von meinem Gesicht. Es war zwar keine große Leistung aber es war ein Anfang. Er war immerhin auf mich zugekommen. Okay nicht so ganz, aber trotzdem. Das zählte! Langsam nickte Jascha und schon hatte ich ihn mit Leichtigkeit aufs Bett gehoben. Der Junge war viel zu leicht.

Nach dem ich Jascha zugedeckt hatte, wünschte ich ihm noch eine gute Nacht und verließ auch schon das Zimmer. Hoffentlich würde er etwas schlafen können. Seufzend machte ich mich auf den Weg in die Küche. Mein Blick glitt automatisch zu den Unterlagen, welche ich vom Hybridenheim bekommen hatte. Ich musste sie lesen, vielleicht könnte ich so etwas mehr über Jascha herausfinden. Die Akte war nicht besonders dick. Da aus dem Jungen so gut wie nichts herauszubekommen war, wunderte mich dies aber nicht. Konzentriert begann ich zu lesen.

*Jascha*

Der Mensch war nun schon seit geraumer Zeit verschwunden. Im ganzen Haus schien es still zu sein. Ich wusste nicht was er gerade machte doch ich war verdammt froh, dass er mich einfach in Ruhe ließ. Vermutlich schlief er bereits. Darauf bedacht leise zu sein, krabbelte ich aus dem Bett und in Richtung des Fensters. Auch wenn es mich wunderte, doch dieses Zimmer war wirklich toll. Es hatte ein großes Bodentiefes Fenster und sogar ein richtiges Bett. Soetwas bekamen wir als Hybriden eigentlich nicht. Früher musste ich immer auf Matten oder alten Decken schlafen. Es war unbequem und besonders wenn die ersten Schneeflocken fielen sehr kalt. Doch beschweren würde ich mich nie darüber. Ich war ein Hybrid. Die Menschen hatten jedes Recht dazu.

Mein Blick glitt aus demFenster. Vor dem Haus war ein riesiger Garten mit einem großen Baum. DieBlätter schaukelten im Wind. Ich wusste schon jetzt, dass dies mein neuerLieblingsplatz werden würde. Einfach hier zu sitzen und keine Angst haben zumüssen, machte es zu meinem Lieblingsplatz. Ich dürfte mich nur nicht erwischenlassen. Ansonsten würde der Mensch mich wohl oder übel bestrafen. Ich kannteseine Strafen noch nicht. Doch bei Ungehorsam würden sie mit Sicherheitschmerzhaft werden. Mein Körper schüttelte sich und Angst keimte in mir auf.Was würde bloß noch mit mir passieren? Wie lange würde ich hier bleiben? Bisherhatte ich sogar etwas zu essen und ein warmes Bad bekommen. Doch zu Anfangwaren die Meister immer nett. Dies änderte sich spätestens wenn ich den erstenFehler machte. Eigentlich hatte ich diesen bereits bei meinem neuen Meistergemacht. Doch dieser sah einfach darüber hinweg. Müde rieb ich über meineAugen.

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