Kapitel 15

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*Dean*

"So, du hast 39°C Fieber. Da dein Blutdruck ansonsten normal ist und du weder Halsschmerzen noch Husten zu haben scheinst, muss das Fieber tatsächlich von einer Verletzung kommen. Darf ich mir einmal dein Ohr ansehen?" Lukas wartete auf ein Nicken von Jascha, was er nach wenigen Sekunden auch bekam. "Ich wickel erstmal den Verband ab, nicht erschrecken" ich war Lukas unglaublich dankbar, dass er alles erklärte und immer wieder mit Jascha direkt sprach. "Lass dein Ohr bitte locker. Ansonsten kann ich den Verband nicht wirklich abwickeln" Lukas wartete geduldig bis Jascha sich weit genug entspannt hatte um sein Ohr aufrecht stehen zu lassen. Beruhigend strich ich ihm über seine kleine Hand. "Ich seh schon, dein Ohr hat sich leider ziemlich entzündet. Wir werden es jetzt erstmal reinigen und dann bekommst du ein schnell wirkendes Antibiotikum. Dann bist du morgen so gut wie neu. Das könnte jetzt etwas weh tun" warnte Lukas vor ehe er auch schon mit der Arbeit begann. Leise wimmerte Jascha und verkrampfte sich wieder. "Du musst dein Ohr bitte etwas entspannen. Ich komm sonst nicht an die Verletzung heran" Lukas Blick zeigte deutlich, dass Jascha ihm leid tat. "Komm her mein Kleiner, wir machen das gemeinsam." murmelte ich ehe ich noch näher an ihn heranrückte und seinen Kopf sanft gegen meine Brust drückte. Auch die Decke wickelte ich in den nur in Unterwäsche gekleideten Körper ein. "Gleich ist es vorbei. Lew und ich passen auf dich auf" hoffentlich beruhigend strich ich über seinen Nacken. Und tatsächlich, Jascha schaffte es sein Ohr wieder zu entspannen und Lukas konnte somit wieder weitermachen. Ein Wimmern glitt über Jaschas Lippen. Von selbst drückte er sein Gesicht in mein Shirt und schien meinen Duft beinahe zu inhalieren. Trotz der Situation schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Er schien mir zumindest soweit zu vertrauen, dass ich in halten durfte, wenn es ihm schlecht ging. "Alles wird gut, gleich ist es vorbei" murmelte ich. Lukas Blick deutete auf sein Ohr weshalb ich nun auch einen Blick darauf werfen konnte. Die eingerissene Stelle war rot und dick. Ich glaubte dass auch etwas Eiter sich noch in der Wunde befand. "Das Kriegen wir mit Antibiotika und einer guten Salbe wieder hin" murmelte er konzentriert ehe er auch schon begann das Ohr einzucremen und zu verbinden. Danach begann er damit, den Knöchel von Jascha abzutasten und in alle Richtungen zu drehen. Bis Jascha sich verkrampfte. Noch immer presste er sein Gesicht in mein Shirt. "Ich seh schon wo es weh tut. Wir werden hier erstmal versuchen mit einem engen Verband und einer kühlenden Creme Linderung zu erreichen. Solltest du dein Bein in einer Woche noch immer nicht belasten können, dann müssen wir uns das ganze genauer ansehen." fachsimpelte Lukas ehe er sich auch schon an die Arbeit machte. Anschließend leuchtete er Jascha noch in sein anderes Ohr, in seine Augen und den Mund. "Deine Zähne wurden abgeschliffen. Wie lange ist das her?" stellte Lukas eine direkte Frage an Jascha. Dieser sah wieder unterwürfig zu mir hoch. Doch hier musste er selbst antworten. Ich hatte um ehrlich zu sein keine Ahnung wie lange dies her war. Ich dachte, bei ihm seien die typischen spitzen Zähne einfach nicht so weit ausgeprägt. "Antworte ihm ruhig. Er will dir nur helfen" versuchte ich ihn zu ermuntern. "I..ich weiß nicht Meister Lukas" murmelte Jascha und senkte den Blick. "Tat es weh beim Abschleifen?" bohrte Lukas weiter nach. Jascha schluckte und atmete tief ein. Als versuche er sich selbst zu beherrschen. "Ja, sehr Meister Lukas" was hatten diese kranken Idioten meinem Jungen nur angetan. "Vermutlich haben sie zu viel weggeschliffen. Ich geb euch eine spezielle Zahnpasta mit. Tut es weh beim Essen?" Lukas machte sich während er sprach einige Notizen und wartete geduldig auf die Antworten. "Wenn Essen heiß, Meister Lukas" auch das hatte ich nicht gewusst. Ich war furchtbar schlecht im Aufpassen auf ein anderes Wesen. Meine Selbstvorwürfe häuften sich und zum ersten Mal überdachte ich meine Entscheidung. War ich vielleicht noch gar nicht so weit? Tat ich Jascha überhaupt einen Gefallen wenn ich ihn bei mir ließ? "Wir probieren es erstmal mit der Zahnpasta, sollte es nicht in einer Woche besser sein, dann bauen wir deine Zähne künstlich wieder auf" informierte Lukas. "So jetzt zeig mir doch bitte einmal dein Gesicht. Ich möchte mir dein Auge einmal genauer ansehen" und so zuckten Jaschas Augen unruhig hin und her während Lukas seinen Kopf abtastete. "Hier ist alles in Ordnung, der blaue Fleck wird ziemlich sicher bald weg sein. Machst du einmal die Decke weg, damit ich sehen kann welche Kratzer du noch so hast?" seine Stimme wurde weicher. Vermutlich hatte er bereits verstanden, dass dies für Jascha schwer war. Lukas war clever und offenbar genau der richtige für diesen Job. Ich half Jascha aus der Decke, doch seinen Affen ließ er nicht los. Presste ihn noch fester an seine Brust. Lukas tupfte immer mal wieder ein paar kleinere Kratzer mit einer Creme ab oder drückte an einigen Stellen herum. Doch Jascha blieb ruhig. "Ich muss einmal deinen Oberkörper abtasten - kannst du Lew kurz zur Seite legen?" Lukas sprach leise. Doch Jascha wimmerte sofort auf. "Ich kann ihn für dich halten. Du bekommst ihn gleich wieder" bot ich an. Jascha legte den Affen in meine Hand. Ein Blick in seine Augen verriet mir, dass er mit den Tränen kämpfte. Sachte strich ich mit meiner freien Hand durch Jaschas Haare. "Jetzt hast du es gleich geschafft" murmelte ich und Lukas begann damit seinen Oberkörper abzutasten. Soweit so gut, doch als Lukas in die Nähe von Jaschas Hüften kam, zuckte dieser zurück. "Hab ich dir weh getan?" hinterfragte Lukas auch schon das offensichtliche. Doch von Jascha kam lediglich ein Kopfschütteln. Er schien noch mehr in sich zusammen zu sinken. Seine Hände hatte er wieder einmal an seine Brust gezogen. "Ich muss mir das ansehen Jascha. Darf ich noch einmal drücken?" obwohl Lukas versuchte professionell zu wirken, so konnte ich doch Mitleid in seinen Augen erkennen. Noch bevor Lukas überhaupt in die Nähe seiner Hüfte gelangen konnte, wich Jascha nach hinten aus. Sein Atem beschleunigte sich und die Tränen, welche er bisher tapfer zurück gehalten hatte, flossen in Strömen über seine Wangen. "Komm her, mein Kleiner. Es ist alles gut. Es ist gleich geschafft" einladend öffnete ich meine Arme und rutschte wieder etwas näher zu Jascha heran.

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