Kapitel 35

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*Jascha*

Wir saßen am Frühstückstisch. Sir Dean hatte mir wieder ein Brot geschmiert und es in viele kleine Teile geschnitten. Artig hatte ich mich bedankt und gewartet bis Sir Dean den ersten Bissen von seinem Teller genommen hatte. Und dann war es passiert. Auch ich wollte zum Brot greifen. Doch noch bevor dies in meinem Mund landen konnte, so landete es auf meiner Pyjama Hose. Und wieder machte ich Umstände. Sir Dean kommentierte dies nicht groß. Doch mir war der Hunger vergangen. Wieder hatte ich etwas falsch gemacht. Wieder einmal war es mein Fehler das man mich weggab, dass mich niemand lieb haben konnte. Ich wusste, ich musste etwas essen. Also schob ich mir wahllos die kleinen Teile in den Mund. Ich versuchte soviele wie möglich zu schaffen doch bereits nach dem 5. Stück war mir so übel, dass ich kein einziges mehr hinunter bekommen würde. Sir Dean sprach die ganze Zeit von unserem Ausflug. Ob ich mich freuen würde. Ich nickte an den passenden Stellen und verneinte an den richtigen. Wenn ich eines konnte, dann so reagieren wie Master es verlangten. Doch in mir drinnen spürte ich die Angst kratzen. Wer würde mich kaufen? Wie schlimm würde es diesmal werden? Sir Dean hatte für mich nichts bezahlt. Ich war daher wortwörtlich nichts wert. Würde er mich vielleicht gar veschenken? Dies wäre mein Todesurteil. Der Gedanke der daraufhin in mir empor schoss ließ mich tief durchatmen. Ohne Sir Dean wäre es vermutlich nicht schlimm, wenn es mein Todesurteil wäre. Alles wäre besser als alleine und einsam zu sein. Als geschlagen und missbraucht zu werden. Leicht schüttelte ich den Kopf. Ich durfte diese Gefühle jetzt auf keinen Fall zulassen. Es hieß die nächsten Stunden zu überstehen. Nicht mehr und nicht weniger.

*Dean*

Wir waren auf dem Weg zum Polizeirevier. Jascha saß neben mir doch wirkte irgendwie abwesend. Er sah auch tatsächlich sehr müde aus. Ich hoffte er wurde nicht wieder krank. Sein Körper konnte dies gerade einfach nicht gebrauchen. Mein Junge reagierte auch kaum auf meine Fragen, welche ich ihm stellte. Er wirkte in sich gekehrt so als würden ihn seine Gedanken beinahe erschlagen. "Wir sind da" stellte ich erfreut fest ehe ich auch schon ausstieg und Jascha auf meinen Arm hob. Kurzerhand holte ich noch die Taschen, welche ich im Kofferraum gebunkert hatte, heraus. "Wir sind hier am Polizeirevier. Ich hab mir für heute was aufregendes überlegt" sprach ich und drückte den Jungen sogleich näher an mich. Der Kleine schien sich nicht wohl zu fühlen. Absolut nicht. Langsam begann ich an meiner Idee zu zweifeln. War es wirklich so eine gute Idee gewesen? Kopf schüttelnt machte ich mich auf den Weg zum Empfang. Zur Not können wir auch einfach wieder gehen. Bei ein paar Stühlen setzte ich Jascha ab "Warte kurz hier, ich muss noch ein Formular ausfüllen. Ich bin sofort wieder bei dir" ich drückte ihm noch einen Kuss auf den Kopf und stellte die Taschen neben ihm ab. Der Empfang war nur 2 Meter vom Sitzbereich entfernt, Jascha konnte mich also jederzeit sehen oder rufen wenn etwas sein sollte. "Hi Josi, wie gehts dir?" startete ich auch schon die Konversation mit der Mitte 40 Jährigen. "Ach Dean, schön das du vorbei schaust! Endlich seh ich dich einmal wieder! Was verschlägt dich zu uns?" Josi strahlte mir regelrecht entgegen. "Ich möchte einmal den großen Pool benutzen." Flüsterte ich leiser und nickte zu Jascha. Sofort nickte Josi verstehend, Jaschas Geschichte hatte sich wohl herum gesprochen. Gerade als Josi antworten wollte, klingelte das Telefon. "Warte ich muss da ran. Macht es dir was aus, wenn du dir das Formular selbst holst? Du weißt ja wo du es findest oder? Hier ist heute echt die Hölle los" entschuldigend blickte Josi mir entgegen und war auch im nächsten Moment schon im Begriff das Telefongespräch entgegen zu nehmen. Ein kleines Seufzen konnte ich mir nicht verkneifen. Das Formular war im Kopierraum, im zweiten Stock. Schnell gab ich Jascha Bescheid und war dann auch schon auf dem Weg nach oben.

*Jascha*

Unsicher blickte ich Sir Dean hinterher. Er meinte mit den Taschen wäre er schneller wenn ich kurz hier unten warten würde. Er wäre auch gleich wieder hier. Schluckend senkte ich den Blick. Er würde mich hier nicht einfach aussetzen oder? Schwere Schritte erklangen. "Na wen haben wir denn da?" die Stimme kannte ich. Ruckartig hob sich mein Kopf und blickte tatsächlich in die eisgrauen Augen. Mein Puls beschleunigte sich. Was machte er hier? "Wer hat dir erlaubt deinem Meister in die Augen zu sehen?" seine Stimme war scharf. Beinahe schneidend. Mein Blick glitt zur Empfangsdame doch sie war noch immer mit dem Telefonat beschäftigt und bekam von dieser Konversation wohl nichts mit. Schnell senkte ich daher den Blick. Bloß keinen Ärger einhandeln. Mein Körper begann zu zittern. Doch ich sagte kein Wort. "Ich hab lange nach dir gesucht, weißt du? Ich muss zugeben unsere gemeinsamen Abende haben mir gefehlt. Ich wäre nur zu gerne wieder dein Meister" Schnell schüttelte ich den Kopf. Nein! Nein, nicht zu ihm. Sir Dean würde mich nie an ihn verkaufen. An jeden, doch nicht wieder an ihn. Er war der schlimmste, der grausamste. "Nein? Du willst nicht!?" Seine Stimme wurde dunkler. Ich hatte ihn wütend gemacht. Die Panik stieg und ließ mich beinahe vom Stuhl gleiten. Doch plötzlich kniete er sich vor mich und umgriff mein Kinn fest mit seiner Hand. "Zu schade! Dich fragt hier niemand! Ich habe mit deinem Meister bereits gesprochen. Dean ist wirklich ein ausgesprochen netter Mann. Bald gehörst du wieder mir! Wunderst du dich nicht wieso du hier so alleine sitzt? Er wollte wohl nicht das du die Preisverhandlung mitbekommst. Jascha, so nennt er dich doch oder?" bei seinen Wörtern gefror mein Körper zu Eis. Sir Dean hatte wirklich mit ihm gesprochen? Er würde mich an ihn verkaufen? "Schau doch nicht so erschrocken. Es war klar, dass dich niemand behalten will. Sieh dich an. Bald bist du wieder an deinem rechtmäßigen Platz. Auf deinen Knien neben mir" seine Augen funkelten Böse. Bitte nicht. Ein Wimmern glitt über meine Lippen. "Bis bald mein Süßer, das nächste Mal kommst du mit mir mit" und mit diesen Worten ließ er mich einfach zitternd und ängstlich alleine zurück. Nein, ich konnte nicht zu ihm. Tränen traten in meine Augen, ich musste das verhindern. Ich musste hier weg. Und zwar sofort! Mein Blick glitt panisch zur Empfangsdame. Gerade hatte sie sich ihrem Computer zugwandt und telefonierte wohl noch immer mit der selben Person. Ich witterte meine Chance. Und diese fiel auch keine zwei Sekunden später in mein Blickfeld.

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