Kapitel 30

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*Dean*

Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich Jascha direkt nach dem Essen fertig machen musste. Luke hatte noch einen Termin frei für heute, doch dieser war bereits in einer guten Stunde. Ein quietschendes Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Verblüfft wanderte mein Blick zu Jascha. Das mit der Gabel klappte wohl doch noch nicht so wie erhofft. Es lag mehr Essen neben dem Teller als auf dem Teller. Jede Bewegung der Gabel erzeugte ein haarsträubendes Geräusch. Als würde man über eine Tafel kratzen. Mit Gänsehaut auf den Armen eilte ich meinem Schützling zur Hilfe. "Brauchst du Hilfe?" bedacht ließ ich mich auf dem Sessel neben ihm nieder. Jaschas Ohren senkten sich. "T...tut leid" Jascha schien von sich selbst enttäuscht. "Das ist nicht schlimm. Kommst du auf meinen Schoss? Ich helf dir. Dann lernst du es sicher schnell" bot ich mit einem Lächeln auf den Lippen an. Zu meiner Verwunderung nickte der Junge, wenn auch langsam. Kurzerhand hob ich ihn mir auf den Schoss und schloss meine Hand um seine Hand. Die Gabel drückte ich dabei zwischen seine Finger. "Ich zeig dir die Bewegungen. So verhungerst du nicht obwohl ein volles Teller vor dir steht" einen Kuss auf seinen Kopf drückend begannen wir somit auch schon zu essen. Ich spürte deutlich, dass Jascha diese Bewegungen nicht gewohnt war. Mehr als einmal merkte ich deutlichen Wiederstand in seiner Hand. Doch mit Übung würde dies sicher auch klappen. "Hat es dir geschmeckt?" Jascha nickte und leckte sich genüsslich über die Lippen.

Fertig angezogen saß ich nun mit Jascha auf dem Arm in Lukes Wartezimmer. Der Junge schien sich regelrecht an mich zu klammern. Als hätte er Angst, dass ich ihn einfach hierlassen würde. "Jascha und Dean bitte in Zimmer 2" wurden wir auch schon aufgerufen. Wenn mögliich versteifte sich Jascha noch ein bisschen mehr. "Hi Luke" begrüßte ich meinen alten Freund. "Hi Dean, Hi Jascha! Wie gehts euch? Wie ich sehe besser als letztes Mal oder?" breit grinste er während er Jascha sachte über den Rücken strich. Doch dieser zuckte nur zusammen und senkte den Blick. Zum ersten Mal seit wir hier wahren löste er sich von meiner Schulter. "Hallo Master" nuschelte er und wagte es nicht den Blick zu heben. Ein Seufzen entglitt mir und auch auf Lukes Gesicht bildete sich ein mitleidiges Lächeln. "Du kannst mich ruhig Luke nennen. Nur Luke" lächelte er weiterhin doch Jascha reagierte daraufhin nicht sondern blickte vorsichtig zu mir hoch. Schnell nickte ich, natürlich brauchte er dafür meine Einverständniss. "H..Hallo Luke" Jaschas Stimme war hauchdünn. Er fühlte sich ganz offensichtlich hier nicht wohl. Lobend strich ich durch seine Haare. "Wie ist es euch ergangen?" mit einer Handbewegung deutete Luke zur Liege auf welche ich mich auch im nächsten Moment Fallen ließ. Jascha setzte ich kurzenhand neben mich. Luke musste ihn untersuchen. Wie selbstverständlich glitt Jaschas Hand in meine. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Der Junge war Zucker. Auch Luke schien die Verbesserung unserer Beziehung zu bemerken. "Ihr versteht euch besser als letztes Mal oder?" sprach er dies auch schon an. Jascha antwortete zwar nicht aber wir wussten das es so war. Ich nickte seine Bemerkung einfach ab und begann zu erzählen. "Ich denke sein Bein ist besser geworden. Wir haben nicht versucht zu Laufen, ich hatte Angst, dass ich dadurch eine erneute Verletzung riskieren würde. Auch sein Ohr und die restlichen Verletzungen sind besser. Nur die Zähne machen mir etwas Sorgen. Jascha meinte letztens, dass sie noch immer weh tun." erklärte ich sachlich und wartete bis Luke alles geprüft hatte. Zuerst seinen Fuß, dann sein Ohr und danach den Rest. "Ja, ich seh was du meinst. Die Zähne brauchen vermutlich einen Aufbau. Ich würde damit aber noch etwas warten. Benutzt die Zahnpasta, welche ich euch gegeben hab und wartet noch einmal 2 Wochen. Wenn es dann noch immer nicht gut ist, kommt ihr vorbei. Der Aufbau sollte nicht besonders lange dauern. Doch der Rest sieht sehr gut aus! An deinem Gewicht müssen wir noch etwas Feilen und dein Schnitt an der Hand wird auch wieder heilen. Ich frag besser gar nicht wie das passiert ist." und mit diesen Worten reichte Luke uns beiden jeweils ein Bonbon. Ganz der Arzt natürlich zuckerfrei. Dankbar lächelte ich Luke an, ich wollte die Geschichte mit der Lampe nicht unbedingt vor Jascha erzählen, damit würde er sich sicherlich nicht wohl fühlen. Jascha machte keine Anstalten das Bonbon zu nehmen sondern blickte wieder einmal mich an. Es war verblüffend wie seine Erziehung sich immer wieder durchsetzte. "Nimm es - das ist bestimmt lecker" bestätigte ich ihm mit einem Lächeln. Vorsichtig nahm er das Bonbon an sich und blickte erneut ratlos zu mir. "Hast du so etwas noch nie gegessen?" verblüfft nahm ich es ihm aus der Hand und öffnete es. "Nein Sir" flüsterte er, seine Ohren senkten sich. "Nicht schlimm. Hier probier mal. Aber lutschen nicht kauen. Das tut sonst deinen Zähnen weh" erklärte ich und steckte ihm das Bonbon in den Mund. Erschrocken weiteten sich Jaschas Augen ehe er auch zufrieden schnurrte. Ein Lachen entglitt Luke "Das scheint wohl zu schmecken." Sofort stoppte das Schnurren, doch mir entging nicht, dass Jascha zufrieden weiterhin auf dem Bonbon herum lutschte. "Versucht das Laufen doch einmal zu üben. Am Besten im Wasser, da fällt es Jascha bestimmt leichter." Luke klang optimistisch doch ich glaubte kaum, dass Jascha in einem öffentlichen Schwimmbad zurecht kam. "Das wird vermutlich schwierig werden." Luke erwiederte nur locker ich solle es doch einmal im Polizeirevier probieren. "Die Jungs haben sicher nichts dagegen wenn du sie ab und an mit Jascha besuchst. Sie lieben Hybride und Jascha ist knuffig." lächelnd nickte ich. Das war tatsächlich eine gute Idee. "Wie siehts mit motorischen Fähigkeiten aus? Klappt es hier schon besser?" vorsichtig tastete Luke Jaschas Hände ab und drehte sie in die unterschiedlichsten Richtungen. Sah ziemlich steif aus. "Nicht besonders. Wir versuchen uns gerade an einer Gabel. Aber im Generellen ist das Halten von Gläsern oder kleineren Dingen mehr als schwierig." Jascha schien beinahe mit der Zimmereinrichtung zu verschmelzen. "Jascha muss zuerst ein Feingefühl entwickeln." Mit diesen Worten drückte er Jascha einen kleinen weichen Ball in die Hand. "Knete den Mal. Das wird dir helfen das richtige Gefühl für andere Dinge zu entwickeln"

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