11 - Mondschein

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(Revali)

Laaly zog mich eine Weile mit sich. Da sie nicht fliegen konnte war sie dafür umso schneller zu Fuß, das hatte sie sich wohl angeeignet in der Zeit, was  dazu führte dass ich kaum mit ihr mithalten konnte und öfter mal fast hinfiel. Hylia sei dank waren wir bald beim Labor, was wohl ihr Ziel war. Sie hielt vor der Tür an aber ich hatte nicht mal genug Zeit um Luft zu holen da band sie mir dann plötzlich meinen Schal um die Augen. ,,He, was soll das?", fragte ich verwirrt und außer Atem. ,,Wirst du schon sehen!" ,,Gerade seh' ich gar nichts!" Laaly kicherte gemein und zerrte mich dann ins Gebäude. Plötzlich lief sie scharf nach rechts und ich knallte selbst verständlich gegen irgendeine Wand oder einen Schrank. ,,Oh, 'tschuldigung!", lachte sie. Naja, zumindest hatte sie ihren Spaß. Mir tat dafür der Kopf weh. Ich war froh als sie stehen blieb und ich endlich mal Zeit hatte Luft zu holen. Sie ging von mir weg und ich hörte wie sie irgendetwas zu holen schien. So wie es sich anhörte war es wieder so ein antikes Teil wie es Vah Medoh oder die Wächter waren aber sicher kleiner und nicht allzu schwer. Dann kam sie endlich zu mir um mir meinen Schal wieder abzubinden. 

Sie sah mir kurz in die Augen, hüpfte dann zurück und drehte sich vor mir im Kreis. Dabei erkannte ich sofort das antike Teil um ihren rechten Flügel. Es war fest an ihn gebunden und schien ihn irgendwie zu stabilisieren. ,,Und, was sagst du?", fragte sie glücklich und kam dann zum Stillstand. ,,Eh, was ist das überhaupt?" ,,Na eine Flughilfe, was denn sonst? Du Dummkopf!" ,,Hey, woher soll ich das denn wissen? Ich kenn mich mit dem Zeug nicht aus!" Ich sah ihren Flügel lange an und wir sagten kurz nichts. ,,Kannst du damit echt fliegen?", fragte ich. ,,Ich habe keine Ahnung aber ich will es unbedingt ausprobieren! Heute noch!" ,,Bist du dir sicher? Das ist doch bestimmt nicht ganz ungefährlich wenn du dir nicht einmal sicher bist dass es funktioniert." ,,Yep! Und weil ich das weiß werde ich dich dazu auffordern mich zu begleiten!"

Wie konnte ich da nein sagen? Richtig: gar nicht. Selbst verständlich begleitete ich sie bevor sie sich noch verletzte.  Wir gingen auf eine der höher gelegenen Mauern des Schlosses von der man gut starten konnte und sahen erst mal eine Weile die Wolken an. Auch wenn Laaly sich unheimlich freute war sie auch genauso aufgeregt. Wenn es nicht funktionieren würde wäre sie vermutlich schrecklich enttäuscht aber wie ich sie kannte würde sie weiter daran arbeiten bis es funktionierte. Deshalb hoffte ich ebenfalls das es klappte und sie zumindest wieder für eine Weile in der Luft bleiben konnte. ,,Weißt du noch, wie wir und als Kinder in der Nacht immer aus dem Dorf geschlichen haben nur um eine Runde über den Wolken zu fliegen?", fragte mich Laaly irgendwann. Ich sah sie an. Ich konnte ahnen worauf sie hinaus wollte aber hörte ihr weiter zu. ,,Ich habe immer gedacht, dass wir nie wieder zusammen über den Wolken fliegen könnten. Ich hoffe dass es funktioniert damit wir das in Zukunft wieder öfters machen können." Laaly drehte ihren Kopf zu mir und zwinkerte mir zu. Ich lächelte leicht aber sah dann wieder zu den Wolken hoch. ,,Ich auch", flüsterte ich. 

Laaly brachte sich in Position und ließ sich dann von der Mauer fallen. Ich ließ mich ebenso von der Mauer fallen aber rechnete damit dass sie jeden Moment abstürzen würde aber das tat sie nicht. Sie gewann an höhe und flog in Richtung der Wolken. Ich folgte ihr. Sie strauchelte anfangs noch ziemlich aber fing sich wieder und bald schon glitten wir beide dicht unter der Wolkendecke. Ihre Augen waren weit geöffnet und sie lächelte breit. Sie war seit Jahren nicht mehr geflogen. Ich war auch froh dass es funktionierte. Mir kamen schöne Erinnerungen hoch als ich ihr in die Augen sah. ,,Ja, es hat geklappt! Revali, es hat geklappt!", rief sie voller Freude. Ich lächelte sie nur schweigend an und sah dann hoch zu den Wolken. ,,Wollen wir?", fragte ich sie. Sie folgte meinem Blick. ,,Ja", hauchte sie und wir flogen höher. Wir flogen durch die kühle Wolkendecke in der wir kurz nichts erkannten aber dann sahen wir den glitzernden Sternenhimmel. Die Wolken schimmerten im Mondschein so wie ihre dunkelbraunen Augen in die ich mich jedes Mal erneut verliebte. Sie sah verträumt in den Sternhimmel. 

,,Es ist schon so lange her das ich dem Mond so nahe war. Es ist so wunderschön hier oben", hauchte sie und streifte mit ihrem rechten Flügel die Wolken. Der Mond reflektierte sich in ihren Augen. Ich sah zu ihm hoch. Ich war dem Mond auch schon lange nicht mehr so nahe. Ich liebte es zu fliegen aber leider hatte ich nicht oft Zeit und ohne Laaly war es auch nicht so schön. Ihr Blick schweifte zu mir und wir sahen uns wieder in die Augen. Sie grinste mich an und ich erinnerte mich was dieses Grinsen bedeutete. Ich flog schneller während Laaly stoppte. Ich flog im Kreis um sie herum und Laaly beobachtete mich dabei. Ich kam ihr jetzt näher und als ich direkt bei ihr war nahm ich ihre Flügel und ließ einen Aufwind entstehen der uns in die Höhe drückte. Wir drehten uns schnell und sahen uns tief in die Augen. Der Aufwind ließ nach und mir kam es vor als wäre der Mond direkt neben uns. Es war still aber das störte mich nicht. Normalerweise fand ich absolute Stille eher beunruhigend aber wenn Laaly bei mir war, war es etwas Schönes. Laaly kam mir jetzt näher und berührte mit ihrer Schnabelspitze die Meine und schloss dabei ihre Augen. Ich schloss ebenfalls meine Augen und ließ mich nach hinten fallen. Laaly klammerte sich jetzt an mich und lachte leise. Mein Herz schlug ganz schnell vor Freude. Ich spürte wie wir wieder durch die kühle Wolkendecke fielen. In dem Moment wurde mir klar dass wir uns wieder fangen sollten obwohl ich am liebsten ewig mit ihr so durch die kühle Luft gefallen wäre. Wir drehten und also und glitten weiter in Richtung des Dorfes.  

Ich brachte Laaly ins Dorf und ging mit ihr ins Bett. Als ich merkte dass sie fest schlief schlich ich mich aber aus dem Dorf und flog zum Flugplatz. Ich war noch nicht müde und musste meine Gedanken ordnen. Ich war immer noch überglücklich darüber das ich mit Laaly seit langem einmal wieder über den Wolken geflogen war. Gleichzeitig machte ich mir aber auch Gedanken über Deyanira und ihren Plan. Ich musste erneut beweisen wozu ich fähig war aber sie ist einer der wenigen Gegner vor denen ich mich tatsächlich fürchtete. Sie hatte meine Mutter umgebracht. Sie hatte ihre Federn an ihrem Gürtel! Auch wenn sie mir Angst machte, ich würde sie eigenhändig fertig machen. Dieses Mal würde ich nicht davonlaufen!

𝚉𝚎𝚕𝚍𝚊 ᵃᶠᵗᵉʳ ᵗʰᵉ ᶜᵃˡᵃᵐⁱᵗʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt