117. Verlust

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So.
Theres no use crying over spilled blood

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Pov Harry

Kurz nach dem verspäteten Frühstück hatte sich unsere Küche in einen Kriegsrats verwandelt. Die gesamte Wg hockte auf den Anrichtsplatten, alle wirkten ernst und niemand sprach. Gut, letzteres war nicht wirklich ein Merkmal eines Kriegsrats, aber die angespannte Stimmung machte deutlich, dass es sich hier nicht um ein typisches Gespräch am Sonntagmorgen handelte.

Ich hatte mich auf den Boden verzogen, angelehnt an den Kühlschrank hinter mir und die Knie angezogen. So hatte ich zwar das Gefühl, die anderen wären im Vergleich zu mir metergroß, aber seit Franzi sich mit ähnlicher Haltung an die Spüle gelehnt hatte, fühlte ich mich so halbwegs wohl. Mit angewinkelten Beinen schien es leichter, nicht schon wieder meinen Mageninhalt zu verlieren.

,,Harry..." , setzte Niall mit mitleidigem Blick an, aber ich unterbrach ihn.

,,Bitte keine Bemitleidungen, ich...ich will nur wissen, wie ich das jetzt machen soll." Meine Stimme klang dünn, nicht nach mir und ich fühlte mich auch nicht nach mir. Ich wollte nicht mal daran denken, was heute für ein Tag war. Der dritte März. Der Tag, an dem ich zumindest versuchen wollte, mit Derek, meinem Freund seit fast zwei Jahren - drei Wochen fehlten noch - Schluss zu machen. Ich schluckte.

,,Tschuldige.", gab Niall kleinlaut zurück und ich fühlte das schlechte Gewissen in mir aufsteigen, sagte aber nichts mehr. Heute konnte ich nicht an alles denken und alles fühlen und alles besprechen, ich wollte eigentlich nur wieder in mein Bett und nie wieder aufwachen.

,,Es gibt keinen wirklich sanften Weg, um so eine Nachricht zu überbringen.", begann Emma mit den guten Ratschlägen und lächelte mir vom Herd aus zu.

,,Eigentlich kannst du nur mit der Tür ins Haus fallen. In diesem Fall kannst du auch nichts sagen, dass ihn weniger schlecht fühlen lässt...sein Verhalten ist ja der Grund, wieso du die Beziehung beendest."

Ich wusste, dass sie recht hatte, aber trotzdem machte es mich sowohl wütend als auch traurig, dass ich einfach kaltherzig mit Derek Schluss machen sollte. Einfach so, ohne zu wissen, ob er es verstand. Das war nämlich meine Befürchtung, dass Derek das alles als eine vorschnelle Reaktion meinerseits deutete und meine Freunde dafür verantwortlich machte.

,,Emma hat recht, du kannst und solltest ihm nichts Liebes mehr mit auf den Weg geben. Aber du kannst dich erklären...wenn du magst. Eigentlich sollte er sich das denken können. Und du bist hier nicht im Muss...du kannst auch einfach eine Nachricht schreiben.", fügte Zayn hinzu, der auf einem der Hocker der Kücheninsel Platz genommen hatte und die Beine überschlug, während er sprach.

,,Ich will das aber, für mich und für Derek.", gab ich ein kleines bisschen patzig zurück und im selben Augenblick tat es mir wie bei Niall eben leid - sie wollten ja nur helfen. Aber so richtig verstehen konnte mich wahrscheinlich keiner meiner Freunde. Ich verstand mich selbst ja auch nicht. Am liebsten würde ich mir das Herz aus der Brust reißen und aufhören zu fühlen.

,,Schon klar, haben wir verstanden.", ruderte Liam mit erhobenen Händen und einem Blick zu Zayn zurück, bevor er die Stirn in Falten legte.

,,Nur würde ich an deiner Stelle nicht zu Dereks Wohnung fahren, Harry."

,,Das wird er ganz bestimmt nicht tun!", warf Louis energisch ein und ich erinnerte mich an seine Worte von gestern Abend.

Wir beide kennen Derek. Er wird das nicht gut aufnehmen und ich hab Angst, dass er dich verletzt - ob er das jetzt will oder nicht.

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