1. Scheiß London

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Ich nerv jetzt sicher nicht mit einem langen Kommentar, aber ich wollte kurz viel Spaß beim Lesen wünschen!
Love is Love

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Pov Franzi

,,Du Lügner! Du scheiß Lügner!", brüllte ich meinem Dad entgegen, der Kopfschüttelnd vor mir stand und jetzt eine Augenbraue hochzog. Toll, ich konnte das noch nie, weshalb es mich auch nur noch mehr zur Weißglut brachte. Wütend schmiss ich eines der Kissen, die meine Oma vor Jahrhunderten selbstgenäht hatte, zur Seite, um aufgebracht aufzuspringen. Das konnte man ja nicht ertragen!

,,Sie ist nichtmal 3 Jahre tot und du... Diese blöde Kuh soll wieder verschwinden!", knurrte ich böse und fühlte gleichzeitig einen Stich in meinem Herzen.

Mom. Mom war seit 3 Jahren nicht mehr bei uns. Gestorben, in einem blöden Verkehrsunfall, der nur aus egoistischen Schnellfahren entstanden war. Ich vermisste sie so sehr. Mom war immer meine Seelenverwandte gewesen, mein Halt. Und jetzt war so weg. Einfach so, von jetzt auf gleich war sie aus unserem Leben verschwunden. Und mit ihr mein liebevoller Dad. Verdammte Scheiße. Jetzt war er nämlich nur noch am nörgeln und ich wusste in etwa genausoviel von ihm wie er von mir. Also nichts. Meine Oma hatte mich die letzten Jahre aufgezogen. Und mein Dad, der Mom immer wieder seine ewige Liebe geschworen hatte, war bereits seit Monaten mit einer Neuen zusammen. Einer dummen Kuh, die so oberflächlich wie nur irgendmöglich war. Also das komplette Gegenteil von mir, dem Mädchen vom Land ohne jeglichen weiblichen Ansatz.

,,Sei still,Franziska! Hör auf mit dem Blödsinn. Hier geht es nicht um Monika, sondern um deinen Abschluss. Und den...", ich unterbrach ihn harsch. Sollte er sich seine Rede sonst wohin stecken, mein Abschluss interessierte ihn schon lange nicht mehr.

,,Erzähl das wem anders! Ernsthaft, eigentlich willst du mich nur loswerden. Oma kann dich ja schlecht rauswerfen, also bleibst du einfach mit diesem Etwas hier und genießt dein Leben, aber ich störe euch. Also schickt ihr mich weg, so wie bei Nils! Den habt ihr auch fortgeschickt!", fauchte ich angewidert und schenkte meinem mittlerweile rot abgelaufenen Dad einen bitterbösen Blick.

Ich hasste ihn, verdammt! Nils, mein älterer Stiefbruder, der wahrscheinlich der einzige normale Mensch in der Familie des Etwas war, lebte nämlich in London. Nicht freiwillig, Dad hatte ihn zu Beginn seiner Beziehung mit Monika sofort dort auf die Schule geschickt, weil er sich nicht mit dem verfressen Chaot verstand. Dessen Mom, das Etwas, hatte nichts dazu gesagt. Diese miese Kuh. Soviel zu elternlicher Liebe.

,,Lass den Mist, Franziska. Ich möchte, dass du eine gute Ausbildung erhältst, also gehst du von hier weg, kapiert? Und du hast richtig geraten. Du wirst zu Nils in seine WG ziehen. Überraschung. London ist nicht schlecht, wunderschön und groß, eine neue Welt für dich. Und du...", weiter kam er nicht, denn ich hatte bei dem Wort London einen Anfall erlebt.
Er wollte mich tatsächlich fortgeben. Zu Nils nach London. Auf einen anderen Kontinent ans andere Ende der Welt verschiffen. Und sowas nennt sich Vater. London, ich meine, gings noch?! Die verregntste Stadt England in einem Land voller Teetinker und Korintenkacker. Ich kam vom abgelgendsten Fleckchen Australiens und sollte in diese verdammte Großstadt zu den mir fremden Freunden meines Stiefbruders sehen, mit dem ich seit 3 Jahren nur telefonischen Kontakt hatte?

Ich atmete tief ein und aus, dann erwiderte ich mit wutverzerrter Stimmte:

,,Weißt du was? Schick mich weg. Ignorier mich. Hab Spaß mit Monika. Nutz Oma aus. Aber erwarte nicht, dass ich dich jemals wieder lieben oder dir verzeihen werde."

Dramatisch machte ich einen Abgang, um von ihm zu verschwinden. Das reichte jetzt. Ich musste hier raus. Gekonnt schmiss ich Bühnenreif meine rote Haarmähne in den Nacken und machte auf dem Absatz kehrt.
Mit Wuttränen in den Augen stampfte ich aus der Tür und rannte in Richtung der Koppeln, wo die Pferde unserer Zucht standen. Weg.

Eigentlich würde ein schneller Ausritt mit gut tun, aber es dämmerte bereits über dem Meer und ich wollte ungern bei Nacht reiten. Also schüttelte ich die wütenden und verletzten Gedanken aus meinem Kopf und lief an den Pferden vorbei an den Strand. Das Meer erstreckte sich weit vor mir in die Ferne und traf den Himmel sanft in einem hellblauen Ton. Ich seufzte. Mein eigener Vater hatte mich verstoßen. Er konnte noch so oft betonen, dass es nur um meine Ausbildung ging, ich glaubte ihm nicht mehr. Eigentlich glaubte ich ihm gar nichts mehr, seit Mom tot war. Meine einzige Vertrauensperson damals. Ich seufzte erneut. Wie sehr sie mir doch fehlte.

Dann zog ich mein Handy heraus und wählte Nils Kontakt. Stumm flehte ich, dass er abnahm. Ich brauchte meinen Bruder, biologisch hin oder her. Er war einer dieser Menschen, die nichts wirklich ernst nahmen und die an allem Freude haben konnten. Er war ein einfacher Charakter, aber wenn es um seine engsten Freunde ging, wurde er ganz schön unangenehm. Ich musste jetzt nur mit ihm reden, nur kurz. Die Zeitverschiebung ließ ich außer Acht.
Nils nahm nach dem dritten Wählzeichen ab. Gott sei Dank!

,,Franzilein, mein Schatz! Was ist los bei dir? Ich hab nicht viel Zeit, Harry hat gekocht und...", ich unterbrach ihn. Mir doch egal, was dieser Harry tat, ich musste mit Nils reden. Jetzt.

,,Dad schickt mich weg. Zu dir. Wusstest du bescheid?", knurrte ich also plötzlich wieder aggressiv ins Mikro und wartete gespannt auf die Antwort. Wenn er es wusste und nichts gesagt hatte... Ich würde ihn einen Kopf kürzer machen, soviel stand fest.

,,Bitte was? Nein, er hat nichts abgeklärt. Ziehst du bei uns ein? Freies Zimmer ist ja da aber... Ich weiß von nix.", lautete Nils überraschte Antwort. Er log nicht, soviel stand fest. Ich atmete aus. Puh. Wenn er jetzt auch noch angefangen hätte, mir Lügen aufzutischen...argh!

,,Dad will mich loswerden und anscheinend hat er mich auf deiner Highschool angemeldet. Und ich soll bei dir einziehen. Bei dir und deinen komischen Freunden, von denen du nie erzählst.", stieß ich resigniert aus und wühlte mit dem dicken Zeh im Sand. Ich brauchte Ablenkung, dringend, sonst würde ich gleich meiner Oma an die Nerven gehen. Und das war das Letzte, was ich der lieben Dame antun wollte.

,,Hey, ist doch eigentlich ganz cool. Wir können viel zusammen machen. Und meine Schule is echt ok. Und lass meine Freunde in Ruhe, klar haben die nen Knall, aber lieb sind sie alle. Mehr oder weniger. Ich freu mich irgendwie. Ich ruf jetzt Dad an. Und du beruhigst dich. Du wirst meine Freundin kennenlernen! Cool!", rief Nils jetzt ins Telefon.

Wow. Ich stöhnte. Ernsthaft. Nils freute sich. Wie konnte der das so positiv sehen? Ich wurde verstoßen und ans anderee Ende des Planeten verbannt. Genervt legte ich auf und steckte das Handy weg. Das würde ja was werden. Mit Nils und seinen ach so tollen WG-Mitbewohnern leben. Ich hoffte bloß, dass es keine reine Jungs-WG war. Und dass die nett und nicht allzu spießig oder humrlos waren, denn dann hätte ich ein Problem. Stöhnend fiel ich rücklings in den Sand. Ich schloss die Augen und lauschte dem Meer. Diese wundervolle Atmosphäre und die beeindruckende Natur und Tierwelt wurde ich gegen eine laute Großstadt eintauschen. Scheiß London. Und meinen Abschluss... Wen interessierte es schon, was aus mir wurde.

Irgendwann würde ich die Farm hier in Australien übernehmen und meine Oma versogern. Was sollte ich dann in einer englischen Highschool?
Ich konnte zu diesen Zeitpunkt noch nicht wissen, was da auf mich zu kam, aber hätte ich es gewusst, dann hätte ich einige Missverständnisse und verletzende Ereignisse verhindern können und wäre wahrscheinlich eine größere Hilfe gewesen. Aber ich habe es nie bereut, nach London gekommen zu sein. Denn hier fand ich das Wichtigste in meinem Leben: Wahre Freunde.

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Okay, ich entschuldige mich im Nachhinein für dieses Kapitel...
Komische Einführung!

Ich verspreche, dass die Jungs bald eine viel größere Rolle spielen.

Es wird Pov Harry, Louis und weitere geben!

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