113. We'll be alright

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Wo Harry letztes Kapitel ja eine absolute Erkenntnis gefasst hat, kann's ja nur bergauf gehen, was?
Freut ihr euch schon auf Weihnachten? Habt ihr Adventstraditionen?
We'll be alright

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Pov Franzi

Scheinbar hatte der kleine Trip durch seine liebsten Erinnerungen Harry ganz schön aufgewühlt.

Ich war ziemlich gerührt, dass es sich bei den Top 3 um Momente mit uns, seinen Freunden handelte, auch wenn ich schon vorher gewusst hatte, wie wichtig wir Harry waren - ich erinnerte mich an Weihnachten und seine Tannenbaumkugel mit unserem Foto als seinem Zuhause. Ich selbst hatte nämlich Augenblicke mit meiner Mom gewählt. Vielleicht war das aber auch etwas anderes.

Harry sah aus, als würde er seine Erinnerungsbibilothek aufräumen, wie er so da saß, tief in Gedanken versunken und mit dem Blick aufs weite Meer hinaus. Er sah älter aus als sonst. Erwachsener. Das war er allerdings ja auch, als vielleicht bildete ich mir diese Ernsthaftigkeit in seiner Körpersprache auch nur ein.

Er reagierte nicht, als Nils ihn scherzhaft fragte, wieso sein erstes Mal nicht zu den top 3 Momenten gehörte, auch nicht, als Oma uns von ihren schönsten Erinnerungen erzählte. Ich überlegte, ob ich ihn anstupsen sollte, ob ich mir Sorgen machen musste, aber Haz atmete tief und gleichmäßig, er hatte weder Schmerz noch Tränen in den Augen und obwohl seine Finger ein wenig bebten, strahlte er auf eine so bestimmte Art und Weise Ruhe aus, dass ich mich zurückhielt. Vielleicht brauchte er den Moment in seinem Kopf. Manchmal musste man sich auf sich konzentrieren und sollte dabei nicht gestört werden.

,,Ich werd's hier vermissen.", seufzte Nils plötzlich und lenkte meine Aufmerksamkeit von meinem besten Freund auf meinen Bruder, der ein klein wenig trübselig nach einem der Weihnachtskekse griff, die Oma eben aus der Küche geholt hatte. Es war nichts besonderes, dass sie auch Anfang März noch Weihnachtsgebäck hier rumstehenden hatte, wenn jemanden dieses Fest liebte, dann Oma. Und dabei hatte sie noch nie in ihrem Leben ein weißes Weihnachten erlebt.

,,Hör auf, mir die Stimmung zu vermiesen.", schnaubte ich und griff nach einem Vanillekipferl, um mich zu trösten. Scheinbar war ich nicht die Einzige, die an den Abschied dachte. Oma lehnte sich lächelnd in ihrem hölzernen Gartenstuhl zurück und schenkte erst Nils und dann mir einen zugleich warmen, aber auch eindringlichen Blick.

,,Noch seid ihr mich nicht los, Kinder. Und dass ihr jederzeit herkommen könnt, wann immer ihr wollt, wisst ihr, nicht?"

Nils und ich lachten einstimmig.

,,Erzähl das mal meinem Kontostand oder der Schule, die erzählen dir da was ganz anderes, nur so zur Info", meinte ich sehnsüchtig und blickte auf das Meer hinaus, um Oma nicht in die Augen sehen zu müssen. Sie würde uns ebenso vermissen wie wir sie und ich wusste, dass Oma ziemlich emotional werden konnte.

,,Noch ist es nicht soweit, Leute, lasst uns doch noch die nächsten Tage zusammen genießen, oder? Die Zukunft wird so oder so kommen", rettete unerwarteterweise ausgerechnet Harry die Situation, als er aus seinen Gedanken auftauchte und in der Gegenwart wieder einatmete. Ich schenkte meinem besten Freund ein Lächeln.

,,Alles klar?"

,,Jetzt schon.", erwiderte er und überschlug dann die Beine.

,,Wer hat Lust auf eine Runde Wer bin ich?, ich liebe dieses Spiel ein bisschen zu sehr, schätze ich."

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Aus einer Runde wurden zwei, dann drei und dann holte Oma den Alkohol. Es wurde eine lange, laute, lustige Nacht voller Lachen und Gemütlichkeit. Das Gefühl von Zuhause war beinah so überwältigend wie am ersten Tag hier und ich vergaß unsere baldige Abreise auch ohne mich völlig zu betrinken.
Mein Kopf beruhigte sich vermutlich eher durch das flüssige Gold, aber es war mir recht, solange ich nicht darüber nachdenken musste, wie die Zukunft werden würde.

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