Umzug

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Es waren viele Jahre vergangen. Du hattest mit Konstantin die Schule fertig gemacht und ihr seid gemeinsam umgezogen.
Die Vergangenheit und die dann doch teilweise negativen Erfahrungen an diesem Ort waren Grund dafür. Die Ereignisse im Internat ließen dich nicht los und du warst in psychologischer Behandlung. Gemeinsam mit Konstantin hast du die Therapie erfolgreich beendet, ihr wolltet aber doch weg, in eine neue Stadt, um neu anzufangen.

Du wolltest Biologie studieren und es bot sich an, das in einer anderen Stadt zu tun. Konstantin wollte im Pflegebereich tätig werden und eine Ausbildung anfangen. Pflegekräfte waren sowieso quasi überall gesucht, also war die Sache mit dem Umzug schnell abgemacht und eine Wohnung wurde gesucht.
Schnell fandet ihr auch eine die im Budget lag und mehr oder weniger euren Ansprüchen gerecht wurde.

Doch euer Glück hielt nicht ewig an. Das Studium stellte sich als schwieriger heraus als du erwartet hattest und Konstantin musste ständig Überstunden machen. Alles in allem war euer Neuanfang sehr stressig und ihr hattet wenig Zeit füreinander.

In solchen Situationen denkst du oft, was aus den anderen geworden ist. An Lucy und Mandy vorallem. Du hattest sie ewig nicht mehr gesehen, fast 10 Jahre nicht mehr. Zu Mandy hattest du keinen Kontakt mehr seit der Gerichtsverhandlung. Sie war nach England gegangen. Und Lucy, Lucy war an das andere Ende des Landes umgezogen. Es war wohl auch eine Flucht vor dem, was passiert war. Ihr hattet per Mail Kontakt gehalten, aber immer weniger geschrieben je weiter die Jahre vorbeizogen.

Und natürlich musst du auch an Herrn Kampe denken. Wie er seine Zrit im Gefängnis verbracht hat und immer noch tut und wie es ihm geht. Und, ob er auch an dich denkt. Da kam immer eine Sehnsucht auf. Eine Sehnsucht nach seiner Strenge, seiner Dominanz, ja auch seiner Art dich zu bestrafen, dich zu verletzen. Es war nicht nur ein sexuelles Verlangen, sondern ganz allgemein hattest du das Gefühl einen dominierenden Partner zu brauchen. Aber nicht immer. Du liebst den zärtlichen Konstantin. Er schenkte dir immer Liebe und war immer für dich da, aber trotzdem. Trotzdem fehlte etwas.

Wieder einmal war so ein Tag. Du stehst vor dem Spiegel und ziehst dein Tshirt ein Stück hinunter. Die Narben stellten die wunderschön ineinender verschlungenen Buchstaben E und K dar.
Du fährst sie vorsichtig nach. Erst vor kurzem hattet Konstantin und du euren zehnten Jahrestag. Genau an diesem Tag vor zehn Jahren waren diese Initialien in deine Haut geritzt worden.
Dir wird wieder bewusst, dass du mit Konstantin darüber reden musst.
Du schiebst es schon eine Weile vor dir her. Er kommt aber auch immer so spät nach Hause, war deine Ausrede zu dir selbst.

Da hörst du den Schlüssel im Schloss. Schnell verdeckst du mit deinem Tshirt wieder die Narben. Dann wäschst du deine Hände und trittst in den Flur.

"Hallo Schatz.", sagte Konstantin und kommt auf dich zu. Er will dir einen Kuss geben doch du weichst etwas aus. "Was ist los?", fragt er besorgt. Du siehst zur Seite und sagst leise: "Wir müssen reden." Er sieht dich an und nickt. "Ja, das sollten wir.", sagt er dann zustimmend. Erstaunt blickst du ihn an. Er geht voran in die Küche und setzt sich an den Tisch. "Na gut.", beginnst du. Ich kann das. Ich habe es mehr als einmal in meinem Kopf durchgesprochen. "Ich weiß nicht wie ich es sagen soll. Ich habe einfach das Gefühl, dass... naja... also weißt du." Konstantin sieht dich an. Dann sagt er leise: "Du möchtest Schluss machen?" Er sagte es sanft und neutral mehr festzustellend aber doch fragend. Du nickst. "Ich weiß nicht. Es fühlt sich einfach nicht mehr richtig an." Tränden steigen dir in die Augen. "Hey, y/n." Konstantin legt seine Hand an deine Wange. Dann nimmt er dich in den Arm. Als du dich beruhigt hast lässt er dich wieder los. "Ich hatte gewartet, wann du es ansprichst.", sagte er dann. "Du hast es gewusst?", fragst du irritiert. "Du warst in letzter Zeit nie wirklich glücklich. Ich weiß dass ich dir nicht geben kann was du brauchst und willst. Und ich habe in letzter Zeit auch zu wenig Zeit für dich gehabt." Eine kurze Zeit war es still. "Mir geht es nicht anders Y/N. Ich war mir nicht sicher aber jetzt wo du es so sagst, fühlt es sich richtig an." Du nickst und sagst: "Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Du bedeutest mir echt was." Konstantin lächelt dich an. "Wir können doch Freunde bleiben, oder?" "Na klar. Danke, Konstantin. Ich bin froh, dass wir zusammen waren. Und dass du immer da warst." "Werde ich auch weiterhin sein.", entgegnet er. "Aber jetzt müssen wir alles andere klären. Wie machen wir es mit der Wohnung und so weiter? Wir müssen auch nicht jetzt sofort darüber reden." Du seufzt: "Da ist noch was." Er sieht doch erwartungsvoll an. Wie sag ich es nur? "Ich habe... ich habe ein Jobangebot." "Hey das ist cool!", freut sich Konstantin. "Aber in einer anderen Stadt. Es sind fast drei Stunden Fahrtzeit bis hier." Jetzt war es raus. Konstantin überlegt eine Weile. "Aber das ist deine Change, und vielleicht wäre es auch ganz gut wenn wir uns jetzt etwas Freiraum geben. Ich gründe eine WG und du wirst Forscherin der Biologie oder so." Du musst lachen. "Ich bin echt froh, dass du so locker damit umgehst. Ich werd dich aber immer besuchen, wenn ich Forscherin bin." Ihr lacht beide.

Es war ein schöner Abend. Du bist froh, dass die Trennung gut gelaufen ist und das Konstantin ebenso empfindet wie du. Es ist alles wie früher, nur, dass ihr nicht mehr zusammen seid, doch Freunde wart ihr auch davor schon gewesen, wenn auch nur kurze Zeit.

Im nächsten Monat warst du mit Umzug beschäftigt. Konstantin half dir eine Wohnung zu finden und fuhr die Sachen mit seinem Auto dorthin. Es fühlte sich richtig an. Beim Abschied umarmt ihr euch.

Dann warst du alleine. Und das, dass erste Mal seit langem. Es war ungewohnt und still. Einsam.

Du entscheidest dich am nächsten Tag die Stadt zu erkunden.

In der Stadt war total viel los. Es war Samstag und massen an Leuten waren unterwegs. Soetwas magst du eigentlich nicht, aber du musst dringend ein paar Besorgungen machen. Aber, du entscheidest dich dazu, erstmal die Altstadt anzuschauen und dich dann in die Menge zu stürzen.
Die Altstadt war wunderschön. Die Häuser klein und schön gebaut. Fachwerkhäuser waren aneinander gereiht. Soetwas erinnert dich immer an eine Modellstadt. Es wirkt immer alles so schön, stimmig und eben wie in miniatur.
Nach einer großen Erkundungstour ist es an der Zeit die Besorgungen zu machen.
Du kehrst also in die Einkaufsstraße zurück und mischst dich unter die Menge.

Eine Stunde später stehst du mit vielen Taschen vollgepackt in der Straße und schlägst den Weg zum Bahnhof ein, um zurück zu deiner Wohnung zu gehen. Dann siehst du plötzlich jemanden in der Menge. Vor Schreck bleibst du stehen. Das kann nicht sein. Er konnte es nicht sein. Nein!
Du wirst angerempelt, fängst langsam wieder an weiterzulaufen. Du blickt in die Menge. Aber siehst ihn nicht mehr. Nein. Er konnte es nicht gewesen sein. Er war im Gefängnis. Und das war auch gut so. Es war vielleicht nur jemand gewesen, der ihm ähnlich gesehen hatte. Ja, Du musst diese Begegnung vergessen.

Verlangen nach Dominanz - Fortsetzung zu InternatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt