Inzwischen waren einige Wochen vergangen und da augenscheinlich keine Gefahr bestand, dass Vegeta die Capsule Corporation in Schutt und Asche legen würde, konnte Bulma in aller Seelenruhe an ihrem neuesten Projekt weiterarbeiten.
Und als sie dieses schließlich ihrem Vater präsentierte, wurde sie in den höchsten Tönen von ihm gelobt: „Das ist fantastisch, Bulma! So kann Vegeta nicht nur in dem Gravitationsraum trainieren, sondern auch noch gegen simulierte Gegner kämpfen!"
„Ich hoffe nur, der Kerl weiß das auch zu schätzen", grummelte sie vor sich hin. Doch dann wandelte sich ihre grimmige Miene in ein hundsgemeines Lächeln. „Ich weiß auch schon ganz genau, gegen wen ich ihn als erstes antreten lasse."
„Das hast du wirklich nur für Vegeta gebaut?", erkundigte sich Yamchu verunsichert, wobei er Bulma über die Schulter sah.
Sie stand vor einem großen Pult und nahm noch ein paar letzte Konfigurierungen vor, tippte wild auf den Knöpfen herum, mit hochkonzentriertem Gesichtsausdruck.
„Quatsch", sagte sie nebenher. „Du kannst den Raum doch auch benutzen, wenn du willst."
Yamchu blickte skeptisch auf das Pult herab. „Komisch finde ich es dennoch", beharrte er. „Immerhin wohne ich schon seit Jahren hier und du hast nie daran gedacht--"
„Bisher drohte uns ja auch keine derart große Gefahr", murrte Bulma vor sich hin. „Außerdem... in letzter Zeit schläfst du doch sowieso kaum noch hier."
Yamchu schluckte. Dann sah er sie von der Seite an, doch war es ihm nicht möglich, ihren Gesichtsausdruck zu deuten.
„Ich... ich hab zu tun", behauptete er.
„Ebenso wie ich." Nun klang sie eindeutig verstimmt. „Also nerv mich nicht."
„Ja, mach 'ne Fliege", ertönte plötzlich Vegetas Stimme hinter ihnen.
Bulma hatte ihn zwar gehört, war jedoch zu sehr in ihr Tun vertieft, als dass sie sich mit seinem Auftauchen hätte befassen können. Yamchu hingegen drehte sich erbost zu ihm um. Vegeta hielt seinen Blick fest auf ihn gerichtet, während er das Labor betrat, und deutete mit dem Daumen über seine Schulter hinweg.
„...wenn du nur zum Rumlabern hergekommen bist", beendete er dabei seinen Satz.
Dann blieb er dicht vor Yamchu stehen, verschränkte die Arme vor seiner nackten Brust und musterte ihn abschätzig. „Hab dich hier zumindest noch nie trainieren sehen."
Yamchu hielt seinem stechenden Blick stand, jedoch bildete sich eine Schweißperle auf seiner Stirn.
„Ich--", wollte er gerade zu einer Rechtfertigung ansetzen, doch da lenkte Bulmas Stimme die Aufmerksamkeit beider auf sich.
„So, fertig!"
Sofort ging Vegeta auf sie zu, ungeachtet dessen, ob Yamchu ihm im Weg stand. Tatsächlich hätte er ihn nicht einmal mit der Schulter gestreift, doch war dieser trotzdem vorsichtshalber vor ihm zurückgewichen. Er sah nun zu, wie Vegeta sich neben Bulma stellte und sie schroff fragte, warum zur Hölle sie ihn hierherbestellt hatte. Er beobachtete, wie die beiden sich miteinander unterhielten. Er beobachtete den Abstand zwischen ihnen. Und da wurde ihm wieder bewusst, dass Vegeta ihm nicht nur aufgrund seiner unflätigen Art und seiner angsteinflößenden Kraft zuwider war...
„Ich habe einen besonderen Trainingspartner im Simulator für dich vorbereitet", sagte Bulma schließlich, wobei sie beinahe ein wenig belustigt klang. „Glaubst du, du kannst ihn besiegen?"
Dann wies sie mit einem Fingerzeig den Weg zur Tür, die in den Kampfsimulator führte. Vegeta warf ihr noch einen skeptischen Blick zu, doch ob seines Argwohns war er ziemlich neugierig auf diesen Trainingspartner, der dort drinnen auf ihn warten sollte.
So begab er sich schließlich dort hinein und als sich die Tür hinter ihm schloss, beäugte er den quadratischen Raum, die nackten Stahlwände. Und plötzlich begannen sich diese zu verzerren! Mit verblüfft aufgerissenen Augen sah er dabei zu, wie sich seine ganze Umgebung veränderte. Und dann erkannte er auch recht schnell, wo er sich befand.
„Dieser Ort...", murmelte er vor sich hin. „In dieser Ödnis habe ich zum ersten Mal gegen Kakarott gekämpft... Und das bedeutet..."
Vor ihm in der Luft schwebend erschien mit einem Mal eine Person! Doch anstelle von Kakarott, den er eigentlich erwartet hatte, tauchte er selbst vor ihm auf! In derselben Kampfmontur, die er damals im Kampf gegen Son Goku getragen hatte.
Vegetas Pupillen weiteten sich. „Aber wie?! Ich kämpfe gegen mich selbst?! Was zur Hölle?!"
„Hehehe... Du kannst dich glücklich schätzen", tönte der simulierte Vegeta großkotzig. „Denn als Super-Elite-Kämpfer verschwende ich normalerweise nicht meine Zeit damit, mit Abschaum wie dir zu spielen."
Vegeta rümpfte zornig die Nase, da er überhaupt nicht fand, dass er sich so anhörte! Doch als er sah, dass sich sein simuliertes Ich kampfbereit machte, tat er es ihm gleich.
„Diese verdammte Frau!", fluchte er dabei. „Was zur Hölle ist ihr Problem?!"
Und als die beiden Vegetas schließlich aufeinander zustürzten, konnte Bulma sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen, denn sie beobachtete ihren Kampf über den Bildschirm. Yamchu stand neben ihr und verfolgte den Kampf ebenso gebannt, doch schwenkte er seinen Blick dabei immer wieder zu Bulmas Gesicht. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, wie sie Vegeta beobachtete.
„Heute Abend", sagte er plötzlich zu ihr. „Wollen wir heute Abend essen gehen?"
„Ich dachte, du hast keine Zeit", erwiderte sie daraufhin kühl, ohne ihm einen Blick zu schenken.
„Doch, ich... ich kann das verschieben."
„Nun..." Dann hob Bulma doch den Kopf und sah ihn an. „Ich habe aber zu tun."
Und in ihrem Blick lag etwas derart Seltsames, dass Yamchu ganz mulmig zumute wurde. Er fühlte sich auf einen Schlag sowohl enttäuscht als auch schuldig. Und als Bulma dann damit fortfuhr, den Kampf zu beobachten, fühlte er sich obendrein auch noch überflüssig. Geknickt verließ er schließlich das Labor.
...
Nachdem es Vegeta gelungen war, sein falsches Ich zu besiegen, öffnete sich die Tür des Simulationsraums wieder und er trat heraus. Erwartungsvoll drehte Bulma sich zu ihm um und beäugte ihn mit hochgezogener Augenbraue.
„Das... das war unglaublich", musste er gestehen, während er verblüfft vor sich hinstarrte. Dann betrachtete er seine Fäuste. „Einerseits fühle ich mich ausgelaugt, aber andererseits ist mein Körper kein bisschen..."
„Weil das alles nur in deinem Geist passiert ist", sagte Bulma und tippte sich gegen die Schläfe, ein Auge frech zugekniffen.
„Was?" Vegeta sah sie verständnislos an.
Doch als sie ihm die Funktionsweise des Simulationsraumes erklärte, begann er dann allmählich zu begreifen. Seine Augen verengten sich und sein Blick verlor sich wieder ins Nichts.
„Ich verstehe", sagte er. „Ich muss mich also selbst übertreffen, wenn ich mit Kakarott mithalten will... Ich muss mein altes Ich hinter mir lassen..."
Bulma entwich ein leises Kichern hinter vorgehaltener Hand. „Schätze, ja. Denn wie ich gesehen habe, war der allmächtige Saiyajin-Prinz wohl keine große Herausforderung für dich, was?"
Vegeta hob den Kopf und sah in ihre Richtung. Er blickte ziemlich finster drein und es kam ihm kein Wort des Dankes über die Lippen. Ganz im Gegenteil.
„Du...", sagte er zu ihr. „Du weißt wirklich, wie du mich sauer machen kannst."
Da wich Bulma erbost, aber auch ein wenig erschrocken, zurück. „W-Was? Hey, komm schon, ich hab doch nur Spaß gemacht!"
Er wendete seinen Blick wieder von ihr ab und begann, seine gesenkten Fäuste zu öffnen und zu schließen. Es verstrich noch ein Moment der Stille, ehe er plötzlich bitterernst sagte:
„Mehr."
„Hä?" Bulma verstand nicht.
Und in der Sekunde, in der ihr Kopf sich empört wunderte, nahm ihr Körper hingegen den dunklen Klang seiner Stimme, die fordernde, aber doch ruhige Art, wie er dieses einzelne Wort betonte, auf eine Weise in sich auf, die ihr einen beinahe wohlig-kalten Schauer den Rücken hinunterlaufen ließ.
„Du hast recht", erklärte er sich dann, ohne sie anzusehen. „Das war nicht genug... Du wirst mir einen stärkeren Gegner bieten."
Nun veränderte sich ihr Blick schlagartig und sie zwang sich dazu, all ihre Sinne auf schiere Empörung auszurichten.
„Sprich nicht in diesem Ton mit mir!", mahnte sie ihn und verschränkte die Arme vor Brust.
Offenbar wusste auch Vegeta ganz gut, wie er SIE sauer machen konnte! Doch ließ er sich von ihrer Warnung überhaupt nicht beeindrucken und lief stattdessen einfach erhobenen Hauptes an ihr vorbei.
Bulma verfolgte seinen Gang mit wütenden Augen. //I-Ignoriert der mich etwa schon wieder?!//
Und tatsächlich verschwendete er kein weiteres Wort mehr an sie, sondern ließ sie einfach allein in ihrem Labor zurück. Und erst jetzt, nachdem sie noch einen Moment lang über diesen arroganten Prinzen hatte nachdenken müssen, bemerkte sie, dass sie ja wirklich allein war. Dass auch Yamchu nicht mehr zugegen war...
Vegeta war indes auf seinem Weg zum Gravitationsraum schon wieder ganz und gar seinen entschlossenen und zornigen Gedanken verfallen.
//Ich werde stärker werden und die Cyborgs vernichten!//, dachte er. // Und ich werde dich übertreffen, Kakarott. Warte es nur ab... Du wirst schon sehen, dass ICH die Nummer eins bin!//
pic by https://www.pngmart.com/de/image/315788
DU LIEST GERADE
Lower Instinct - beginning of vegebul (+ gochi, tenlunch)
FanfictionIst Trunks aus Liebe entstanden? Oder war es pure Leidenschaft, die seine Eltern damals kurzweilig füreinander hegten? Die niederen Instinkte wissen durchaus zu gedankenlosen Taten zu verführen - doch fallen ihnen in dieser Version der VegeBul-Roman...