„Es freut mich, Sie kennenzulernen, Bulma!" Herr Namco hielt ihr zur Begrüßung freundlich die Hand entgegen. „Ich habe schon so viel von Ihnen gehört!"
Bulma konnte gar nicht damit aufhören, seine Mütze anzustarren, streckte aber dennoch zögerlich ihre Hand aus, welche er sogleich zum Gruße ergriff. Er schien sich gar nichts aus ihrem offensichtlichen Argwohn zu machen, sondern tat einfach freudig lächelnd einen Schritt an ihr vorbei, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und ließ einen langen, neugierigen Blick durch das Labor schweifen.
Indes richtete Bulma ihre Augen auf ihren Vater. Und als der sie ebenfalls ansah, zog sie verständnislos die Augenbrauen zusammen und zeigte mit dem Daumen auf den Mann hinter sich.
„Ernsthaft, Papa?!", raunte sie ihm dann mit Nachdruck zu, als er scheinbar nicht verstand, worauf sie hinauswollte. „Sag bloß, dir ist das Logo auf seiner Mütze entgangen?!"
Denn dabei handelte es sich schließlich um kein geringeres als das der Red Ribbon Armee! Und nicht in einer Million Jahren - oder für eine Million Zeni - würde sie einem Anhänger der Red Ribbon Armee eine ihrer Erfindungen überlassen!
„Was...?" Dr. Briefs blinzelte verwirrt, doch schon im nächsten Moment schlug er sich mit einem „Achsooo!" die flache Hand vor die Stirn.
Dann begann er zu lachen, wobei er es fertigbrachte, den Zigarettenstummel zwischen seinen Lippen schweben zu lassen, verschränkte als nächstes die Arme vor der Brust und sprach das Folgende dann so laut aus, dass Bulma vor Schreck zusammenzuckte: „Herr Namco ist ein begeisterter Cosplayer, musst du wissen!"
„Cos...player?", wiederholte Bulma irritiert blinzelnd.
„Ganz recht!", rief Herr Namco plötzlich aus und wirbelte auf dem Absatz herum. Demonstrativ zog er an dem Schirm seiner beigefarbenen Mütze. „Die Red Ribbon Armee mag zwar ihre Schandtaten begangen haben, dennoch finde ich ihre Uniformen einfach todschick!"
Der Argwohn wollte nicht aus Bulmas Gesicht weichen. War dieser Mann einfach nur total schräg oder war er in Wahrheit doch ein Anhänger der Red Ribbon Armee? Aber warum hätte er dann so offensichtlich in dieser Uniform herumstolzieren sollen?
Während sie den kauzigen Mann nun noch einen Moment lang skeptisch beäugte, beugte sich Dr. Briefs an ihr vorbei.
„Vegeta, wie sieht es aus?", wollte er wissen. „Würdest du dem netten Herrn hier gleich mal die Funktionsweise des Kampfsimulators demonstrieren?"
Da weiteten sich Bulmas Augen sofort. „Ääh...", begann sie nervös zu stammeln, wobei sie beide Hände hob, um diesen Vorschlag lieber eilig abzuwimmeln. Auf die Schnelle wollten ihr leider keine passenden Argumente einfallen, aber sie wusste einfach nicht, wie es um Vegetas aktuellen Zustand stand und ob er überhaupt schon wieder in der Lage war--
„Klar", ertönte plötzlich dessen harsche Stimme.
Mit dieser prompten Zusage hatte Bulma beileibe nicht gerechnet. Überrascht sah sie über die Schulter hinweg in seine Richtung. Vegeta schien sich von ‚dem Zwischenfall' wieder erholt zu haben und lief nun vom Schreibtisch aus geradewegs auf die Tür des Kampfsimulators zu. Dabei sah er niemanden an, aber fügte im Gehen noch hinzu: „Bulma, gib mir den stärksten Gegner, den du hast."
Mal ganz von dem unglaublichen Fakt abgesehen, dass er sie freiwillig beim Namen nannte - nun wollte er sich auch noch dem stärksten Gegner stellen, den der Kampfsimulator zu bieten hatte? Vegeta war ja schon immer etwas größenwahnsinnig, aber jetzt war er doch wohl komplett übergeschnappt! Sah so etwa ein unbefriedigter Saiyajin aus...?
Mit höchst verunsicherter Miene hatte Bulma sich mit seiner Bewegung mitgedreht und beobachtete nun, wie er vor der Tür des Kampfsimulators stehen geblieben war. Allen den Rücken zugewandt wartete er darauf, dass diese sich öffnete und er loslegen konnte.
Dr. Briefs und Herr Namco ließen ihre erwartungsvollen Blicke nun von Vegeta zu Bulma schweifen. Und als diese kurz in ihre Richtung linste und den freundlichen, aber fordernden Ausdruck auf dem Gesicht ihres Vaters sah, stieß sie einen resignierenden Seufzer aus und begab sich hinüber zum Schaltpult, um die nötigen Einstellungen vorzunehmen. Als die Tür sich öffnete und Vegeta hindurchschritt, traten Dr. Briefs und Herr Namco hinter Bulma, um den bevorstehenden Kampf über den Monitor zu verfolgen. Sie sahen, wie Vegeta in einem wandlosen Raum stand. Die Arme locker hängenlassend machte er einen beunruhigend gelassenen Eindruck.
Bulma generierte schließlich einen zufälligen, aber wie gewünscht sehr starken Gegner für ihn. Wild tippte sie auf den Knöpfen herum und im Simulationsraum begann sich ein verpixelter Datenhaufen zu bilden, ein kleiner Kerl in buntem Gewand mit einem Kopf, der an einen Zeppelin erinnerte.
„Was ist das denn für ein komisches Design?", fragte sich Dr. Briefs laut.
„Ach, ich hab einfach auf die Schnelle irgendwas zusammengeschustert und das kam dabei heraus", gab Bulma zu. „Aber lass dich nur nicht von seinem Äußeren täuschen! So, nun braucht er nur noch einen Namen. Hmm..." Grübelnd ließ sie ihre Finger über die Tastatur wandern. „Nennen wir ihn einfach mal Z-E-N..."
Und ehe sich der Datenhaufen in seine endgültige Gestalt verformen konnte, streckte Vegeta einen Arm nach vorn aus und entfesselte eine gewaltige Ki-Explosion aus seiner Handfläche, die seinen unfertigen Gegner auf einen Schlag pulverisierte!
„...OH!"
Der ohrenbetäubende Knall wurde glücklicherweise von den Wänden des Simulationsraumes gedämpft, drang aber dennoch derart laut durch die Lautsprecher, dass sich Bulma, ihr Vater und Herr Namco hinter das Schaltpult wegducken und ihre Hände auf die Ohren pressen mussten. Und während das Interieur des Labors noch immer unter dem Nachhall des Lärms erzitterte, linste Bulma mit einem Auge auf den Monitor, auf dem nun nichts weiter zu sehen war als das verwaschene Grau einer Rauchwolke. Sogar Risse hatte es in die gläserne Oberfläche des Monitors geschlagen!
//D-Der spinnt wohl!//, dachte sie, erschrocken über die gewaltigen Kräfte dieses Saiyajins. Hatte Vegeta nun etwa auch DIESEN Raum in Schutt und Asche gelegt?!
Nein. Der Kampfsimulator war noch intakt.
Und Vegeta auch, wie, nun da er wieder zur Tür heraustrat als wäre nichts gewesen, unschwer zu erkennen war. Dabei hielt er sein Handgelenk umgriffen und beugte die geballte Faust vor und zurück, aus der er soeben seine Attacke abgefeuert hatte. Er hatte seinen Gegner damit binnen einer Sekunde vernichtet.
Ungläubig blinzelten ihm die drei über das Schaltpult hinweg entgegen. Und urplötzlich sprang Herr Namco wie von der Tarantel gestochen auf.
„Fantastisch!!", plärrte er in nahezu inbrünstiger Begeisterung, wobei er beide Arme zu den Seiten wegstreckte. „Einfach fantastisch!! Was für eine Urknall-Attacke!!"
Vegeta wandte ihm lediglich den kühlen Blick zu, hob aber leicht eine Augenbraue, da ihm diese Bezeichnung irgendwie zu gefallen wusste.
Herr Namco kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. „Und dieser Kampfsimulator ist perfekt! Einfach perfekt! Er wird uns hervorragende Dienste leisten!!" Dann riss er den Kopf in den Nacken und begann wie verrückt zu lachen. „Muahahaha!!"
Bulma und ihr Vater waren indes auch wieder aufgestanden und beäugten den Freudentaumel des kauzigen Herren nun mit recht unterschiedlichen Mienen. Während Dr. Briefs sichtlich erfreut war, hatte Bulma einen nach wie vor eher skeptischen Gesichtsausdruck aufgelegt und begann nun, Eins und Eins zusammenzuzählen.
//Fanatischer Ausbruch, irres Funkeln in den Augen, diabolisches Gelächter... Es kann gar nicht anders sein... Er MUSS ein Bösewicht sein!!//
Herr Namco rieb vorfreudig die Handflächen aneinander und drehte sich dann zu ihr um. „Also? Wie viel?"
Und zu Bulmas Skepsis gesellte sich nun blanke Erbostheit hinzu. Sie hob die geballte Faust vor ihr Gesicht und antwortete in harschem Ton: „Ich verkaufe nicht... besonders nicht an einen kranken Spinner wie Sie!"
Dr. Briefs zog auf der Stelle eine verblüffte Grimasse und hätte sich dabei beinahe an seinem Zigarettenstummel verschluckt. Herr Namco hingegen blieb ganz ruhig. Er sah Bulma einfach nur mit überrascht erhobenen Brauen an und lauschte dem, was sie ihm noch zu sagen hatte.
„Cosplayer, dass ich nicht lache. Sie gehören zur Red Ribbon Armee, nun geben Sie's schon zu, Sie Freak!"
Anstatt jedoch mit Entrüstung auf diese Beleidigungen zu reagieren, begann Herr Namco plötzlich zu grinsen. Dann schloss er die Augen, rieb sich mit dem Zeigefinger die Nase. „Ich spiele meine Rolle wirklich überzeugend, was?"
Wieder konnte Bulma nur perplex blinzeln.
Und dann nutzte ihr Vater den Moment, in dem Herr Namco den Monitor als Spiegel benutzte, um seine Mütze geradezurücken, um ihr hinter vorgehaltener Hand ins Ohr zu flüstern: „Ich hab's dir doch gesagt. Er ist ein Cosplayer. Weißt du denn gar nicht, was das heißt? Ich dachte, du liest diese Klatschzeitungen, genau wie deine Mutter."
„Alles was ich weiß, ist, dass er ein Freak ist!", schnaubte Bulma leise zurück, den Blick unverwandt auf den Uniformierten gerichtet.
„Ja, aber dieser ‚Freak' ist bereit, dir für die Anteile am Kampfsimulator 20 Millionen Zeni zu zahlen."
„25, jetzt wo ich gesehen hab, was darin möglich ist!", rief Herr Namco begeistert, wobei Bulma und ihr Vater erschrocken zusammenzuckten. Die Hand noch an seinem Mützenschirm, richtete er sein unverwandtes Grinsen auf die beiden. „Und ja, ich schätze, ich bin ein Freak. Aber als Spieleentwickler muss man wohl einfach ein bisschen was an der Mütze haben, muahaha! Versteht ihr? Mütze!"
„Pffft, also der war wirklich gut!", musste selbst Meister Kaio zugeben, der seine Augen, Ohren und Fühler mal wieder in alle Himmelsrichtungen ausgestreckt hatte.
„S-Sie sind Spieleentwickler?"
„Oh, bitte entschuldigt. Ich dachte, mein Name wäre euch ein Begriff!", antwortete er und wendete sich dann wieder voll brennendem Enthusiasmus dem Kampfsimulator zu. „Ich sag's euch, das wird der Renner im neuen Budokai Tenkaichi! Hach, ich kann es kaum erwarten!"
„Sagen Sie bloß, Sie arbeiten WIRKLICH an einem neuen Budokai Tenkaichi?!"
„PAPA!", grätschte Bulma sofort dazwischen. Mit steifer Haltung drehte sie sich dabei zu ihm um. „Warum hast du mir das denn nicht gleich gesagt?!", fuhr sie ihn an, woraufhin Dr. Briefs sich allerdings nur bedröppelt den Hinterkopf kratzte.
Und während Herr Namco aus dem Schwärmen und Schwadronieren über sein neuestes Videospiel gar nicht mehr herauskam, musste Bulma sich kurz etwas verwundert im Raum umsehen. Denn es fehlte doch jemand... Vegeta war verschwunden!
Er hatte zwischenzeitlich wohl einfach unbemerkt den Raum verlassen, während sie sich mit diesem Frea--äh diesem Spieleentwickler auseinandersetzen musste. Sie war nun bemüht, sich auf dessen Worte zu konzentrieren, konnte sich einen enttäuschten Ausdruck allerdings nicht verkneifen bei dem Gedanken, dass dies womöglich die letzte Gelegenheit für Vegeta und sie gewesen sein mochte. Anscheinend hatte es einfach nicht sollen sein, dass die beiden zueinanderfanden...
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Lower Instinct - beginning of vegebul (+ gochi, tenlunch)
FanfictionIst Trunks aus Liebe entstanden? Oder war es pure Leidenschaft, die seine Eltern damals kurzweilig füreinander hegten? Die niederen Instinkte wissen durchaus zu gedankenlosen Taten zu verführen - doch fallen ihnen in dieser Version der VegeBul-Roman...