Mehr (vegebul)

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Im Morgengrauen verließ Vegeta den Gravitationsraum. Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit er schlussendlich wirklich darin zugebracht hatte - und es war ihm auch nicht wichtig. Wichtig war nur, wie nahe er seinem Ziel gekommen war!
Doch noch lief er nicht, wie gewöhnlich, auf direktem Wege ins Haus, sondern blieb noch einen kurzen Moment auf den Gehwegplatten stehen und hob den Kopf, um mit geschlossenen Augen einen tiefen Atemzug zu nehmen. Und als er seine Augen wieder öffnete, richtete er sie zielstrebig hinauf zur Terrasse des Capsule Corporation-Gebäudes.
Denn dort stand Bulma am Geländer. In ihrem rosafarbenen Morgenmantel.
Und als sie erkannte, dass Vegeta zu ihr hochsah, ihr aus dieser Entfernung direkt in die Augen sah, da musste sie sich plötzlich mit beiden Händen am Geländer festhalten. Denn die Knie waren ihr auf einmal ganz weich geworden.
//W-Was ist das denn...?//, fragte sie sich. //War mein Kaffee vielleicht zu stark...?//
Sie sah, wie Vegeta sich dann in Bewegung setzte und dabei seinen Blick wieder von ihr abwendete. Mit den Augen verfolgte sie seinen Gang noch so lange, bis er schließlich aus ihrem Sichtfeld verschwunden war. Immer deutlicher hatte sie dabei ihren Herzschlag in ihren Schläfen spüren können.
Nein, das kam nicht vom Kaffee. Es war Vegetas entfernter, aber sehr intensiver Blick gewesen, der nicht böse aber auch nicht wirklich freundlich schien, der Bulma beinahe die Beine weggerissen hatte.
Warum nur hatte er sie so angesehen?
Ihr Magen zog sich zu einem festen Knoten zusammen und sie musste schlucken, während sie darüber nachdachte. Sich die pochenden Schläfen reibend starrte sie vor sich hin und fragte sich: //Das war doch... alles nicht ernst gemeint... oder?//

Ein leises Quietschen ertönte, als Vegeta den Duschregler zudrehte. Er blieb noch einen Moment unter der Regendusche stehen, aus der die letzten Tropfen auf sein Haupt fielen. Das Wasser hatte ihn zwar erfrischt und vitalisiert, dennoch verlangte sein müder Körper eindeutig nach Erholung. Und auch wenn er ihn viel lieber weitergestählt hätte, war er sich darüber im Klaren, dass er ihm eine Pause gönnen musste. Aber vielleicht reichte ja auch ein kurzes Nickerchen... Ja! 30-40 Minuten sollten doch locker ausreichen, um wieder zu Kräften zu kommen!
Mit diesem Entschluss öffnete er die Glastür der Duschkabine und trat heraus, griff nach dem weißen Handtuch, um sich spärlich abzutrocknen. Dabei wanderte sein Blick hinüber zu dem beschlagenen Spiegel. Sich das Haar trocknend lief er darauf zu und wischte dann mit der Hand über die Oberfläche, um sein Gesicht zu betrachten.
Einen Moment lang sah er sich selbst in die Augen.
Und er dachte über sich nach. Über das was er einst war und das, was er im Begriff war, zu werden...
Es kam ihm ihn den Sinn, wie er zusammen mit Nappa und Radditz einen Planeten nach dem anderen erobert und deren Bewohner ausgelöscht hatte - alles im Namen von Freezer. Und wie er dessen Demütigungen über sich ergehen lassen und vor ihm den Duckmäuser spielen musste. Seinen verdammten Handlanger. Wohlwissend, dass dieser Tyrann der Stärkere von ihnen beiden war! Aber ob Freezers überlegenen Kampfkraft war es nur noch eine Frage der Zeit gewesen, bis Vegeta es endlich mit ihm hätte aufnehmen können. Und mit dem Wissen um die Dragon Balls sollte sein Sieg sogar in greifbare Nähe gerückt sein...
Doch war alles anders gekommen. Kakarott, dieser drittklassige Versager, hatte Freezer doch tatsächlich erledigt und dabei sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt!
Vegetas einstige Schadenfreude über den Untergang der beiden und seine damit verbundene Chance auf die alleinige Herrschaft über das Universum erstarb allerdings spätestens an dem Tag, an dem der komische Junge aus der Zukunft aufgetaucht war.
//Wer ist dieser Kerl bloß?//, fragte er sich wieder und verengte dabei seine Augen. Wie er mit Freezer kurzen Prozess gemacht hatte, konnte er einfach nicht vergessen. //Ein Super-Saiyajin...//
Freezer hatte die Saiyajins schon immer gefürchtet und dies auch zurecht, wie sich an jenem Tag gezeigt hatte. Doch hätte es nicht eigentlich dem Prinzen der Saiyajins obliegen müssen, diesen Tyrannen aus dem Universum zu pusten? Vegeta hinkte ihnen allen hinterher. Kakarott. Diesem Jungen...
Doch nicht mehr lange! Er war jetzt so nahe dran! Denn sein letztes Training war überragend gewesen. Wenn er in diesem Tempo weiter Fortschritte machte, würde er schon bald--
Moment. Weshalb dachte er denn jetzt an SIE?
Vor seinem inneren Auge blitzte plötzlich Bulmas Silhouette auf. Er sah sie wieder oben auf der Terrasse stehen, eingehüllt in ihren Morgenmantel. Er sah ihr blasses Gesicht, das umrahmt war von türkisfarbenen Locken und dazu diese blauen Augen, die selbst aus dieser Entfernung direkt in seine Seele zu blicken schienen...
Vegeta hatte selbst nicht so genau gewusst, weshalb er in jenem Moment zu ihr heraufgesehen hatte. Und er wusste auch nicht, weshalb er ausgerechnet jetzt wieder an sie dachte. Er musste ganz einfach müde gewesen sein.
„Hmpf..."
Die freigewischte Stelle des Spiegels hatte sich indes wieder zugezogen und Vegeta wendete seinen Blick schließlich davon ab. Anschließend knotete er sich das Handtuch um die Hüfte, schlüpfte in seine Badelatschen und ging zur Tür.

Und in der Sekunde, in der er sie öffnete, weiteten sich seine Augen vor Verblüffung!
Denn direkt vor ihm stand Bulma. In ihrem rosafarbenen Morgenmantel.
Hatte sie sich etwa schon wieder in der Tür geirrt?
Sie sagte kein Wort zu ihm, sondern starrte ihn einfach nur an. Mit einem höchst sonderbaren Blick, den Vegeta nicht zu deuten wusste.
Bulma wollte überhaupt nicht hinterfragen, weshalb er sie draußen so angesehen hatte. Denn darauf, dass er den ersten Schritt tat, konnte sie wohl noch lange warten, da war sie sich sicher. Doch wie lange konnte sie noch warten...?
Vegeta wollte gerade Luft holen, vermutlich, um sie fahrig anzublaffen, weshalb sie sich ihm in den Weg stellte - doch blieb ihm jegliches Wort im Halse stecken, als Bulma plötzlich ihre Hände hinauf zum Kragen ihres Morgenmantels führte, um diesen ein wenig zu lüpfen. Denn diese unerwartete und obendrein äußerst laszive Geste lenkte seinen Blick unweigerlich auf ihren offenen Ausschnitt.
Es war für Vegeta nun unschwer zu erkennen, dass sie unter ihrem Mantel nichts weiter trug, als ihre nackte, blanke Haut.
Und für Bulma war unschwer zu erkennen, dass er sich schwerlich zwingen musste, ihr wieder ins Gesicht zu blicken. Sein Mienenspiel war so ehrlich wie eh und je und zu seinem verlegenen Zorn gesellte sich nun eine Spur Erbostheit hinzu.
Insbesondere, als sie ihm dann noch näherkam - so nahe, dass sich ihre Körper um Haaresbreite berührten.
Vegeta wich nicht vor ihr zurück. Allerdings fragte er sie nun, zwar in seiner üblich schroffen Tonlage, aber einer dafür unüblich gedämpften Lautstärke: „Was soll das werden?"
„Ich werd's dir verraten...", antwortete Bulma daraufhin leise, wobei sie ihm einen fast schon betörenden Blick schenkte. „Nun tue ICH es einfach."
Und dann brach es förmlich aus ihr heraus, das angestaute Verlangen, das sie andernfalls gewiss verschlungen hätte, wenn sie es jetzt nicht endlich tat.
Wenn sie ihn jetzt nicht endlich küsste.
So nahm sie seine Wangen zwischen beide Hände, zog sich zu ihm heran und küsste ihn einfach mitten auf den Mund.
Ein jäher Schock ruckte durch Vegetas Körper, glühendrote Schamesröte brannte auf seinen Wangen und er starrte Bulma aus aufgerissenen Augen heraus an. Seine zitternden Pupillen waren so eng zusammengezogen, dass fast nur noch das Weiße in seinen Augen zu sehen war. Untätig lagen seine Lippen auf den ihren, die ihn so ungestüm und zugleich so zart zu kosten wagten.
Beide standen sie noch immer unter der Türzarge zwischen Flur und Badezimmer.
...
Und als Bulma ihren überraschenden Kuss langsam wieder löste, Vegetas Kopf noch immer zwischen beiden Händen haltend, sah sie ihm aus nächster Nähe in die Augen. In seine tiefschwarzen Pupillen, die sich, jetzt da die Berührung ihrer Lippen versiegt war, allmählich wieder weiteten. Und er starrte einfach nur zurück in ihre Augen, die so unendlich blau wie der Himmel waren... Augen wie die ihren hatte er noch nie zuvor gesehen.
Er konnte gar nicht damit aufhören, sie anzustarren, trug aber sonst nichts dazu bei, diese ausgesprochen geladene Situation irgendwie aufzulösen.
Bulma kam es beinahe so vor, als hätte ihr Kuss ihn in eine Art Schockzustand versetzt. Daher huschte nun eine leicht verunsicherte Mimik über ihr Gesicht und sie wollte ihn lieber wieder loslassen. Vorsichtig nahm sie ihre Hände von seinen Wangen und als sie sie zurückzog, streiften ihre Fingerkuppen noch über seine Haut. Es war so surreal, dass sie ihn einfach berührt hatte. Dass sie ihn einfach geküsst hatte...
Plötzlich packte er ihre Handgelenke!
Und nun durchzuckte Bulma ein jäher Schock. Nicht im Mindesten hatte sie mit solch einer blitzschnellen Reaktion gerechnet, denn noch immer starrte Vegeta sie unverändert an. Seine Hände hielten ihre zarten, schlanken Handgelenke umgriffen. Fest zwar, aber nicht schmerzhaft.
Vegeta konnte ganz deutlich ihren Puls in seinen Fingerkuppen spüren. Und wie dieser dann zu rasen begann, als er schließlich seinen Mund öffnete, um etwas zu ihr zu sagen.
...
„Mehr."
Er drückte sich dabei genauso bitterernst aus, wie damals, nachdem er gegen sein simuliertes Ich in dem Kampfsimulator angetreten war. Und genau wie damals löste der dunkle Klang seiner Stimme, diese fordernde, aber doch ruhige Art, wie er dieses einzelne Wort betonte, ein Gefühl in Bulma aus, das ihr einen wohlig-kalten Schauer den Rücken hinunterlaufen ließ.
Doch dieses Mal hielt dieses Gefühl an, dehnte sich in ihrem ganzen Körper aus.
Und in der Sekunde, in der Vegeta sie an ihren Handgelenken zu sich heranzog, wurde ihr auf einen Schlag furchtbar schwindelig.
Denn nun küsste er sie zurück.


pic by VEGETApsycho https://www.deviantart.com/vegetapsycho/art/Page-115-Run-From-It-613875138

Lower Instinct - beginning of vegebul (+ gochi, tenlunch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt