Komm zurück (vegebul)

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Irgendwann war es Bulma schließlich doch gelungen, unbemerkt aus Vegetas Zimmer zu schleichen. Und nach einem kurzen Abstecher ins Badezimmer, um zumindest ihre morgendlichen Waschungen und ein notdürftiges Zurechtmachen nachzuholen, begab sie sich dann schnurstracks zum Gravitationsraum, wo sie Vegeta nun aufzufinden hoffte.
Doch schon auf halbem Wege erkannte sie an der Anzeige des äußeren Türmechanismus, dass dieser leer stand.
Vegeta war gar nicht da.
Bulma setzte eine enttäusche Miene auf und ihr Blick ruhte noch einen Moment lang auf der glänzenden Metalltür. Und dabei kam sie nicht umhin, in eine flüchtige Erinnerung zu versinken...

„Frag doch einfach mal Son Goku, wie er sich in einen Super-Saiyajin verwandelt!"
Kaum war Bulma dieser absurde Vorschlag über die Lippen gekommen, blitzten Vegetas Augen aggressiv auf und er drehte sich zu ihr um.
„Lieber sterbe ich, als diesen drittklassigen Versager um Hilfe zu bitten!!"
Sie rollte daraufhin bloß mit den Augen. „Ja? Na bitte, dann stirb doch einfach."
„Was hast du da gesagt?!", erwiderte Vegeta, wobei seine Pupillen sich eng zusammenzogen und sein Haar sich noch mehr aufzustellen schien. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er einem Tobsuchtsanfall nahe. „Hast du eine Ahnung, mit wem du hier redest, du mickrige Frau?!"
Bulma hob unbeeindruckt ihre Arme. „Jaja, du bist der allmächtige Saiyajin-Prinz, oder?", erwiderte sie schnippisch. „Na, dann wäre das ja wohl geklärt. Weiterhin viel Glück!"
Sie drehte sich um und wollte gehen, doch hielt sie noch einen Moment inne und blickte dann über ihre Schulter zurück.
„Aber eine Sache noch. Für den Fall, dass DU nicht weißt, mit wem DU hier redest: Mein Name ist Bulma Briefs und du bist hier in meinem Zuhause, der Capsule Corporation! Merk dir das lieber!"


„Richtig!", sagte Bulma plötzlich laut zu sich selbst und ihre Enttäuschung war einer wachsenden Entschlossenheit gewichen. Sie stemmte die Hände in ihre Hüften und setzte einen überheblichen Blick auf. „Ich bin Bulma Briefs! Also was glaubt dieser Kerl eigentlich, wer er ist?!"
„Mit wem redest du da?"
„RYAH!!" Schrill kreischend, mit blau angelaufenem Gesicht und hochgerissenen Armen wirbelte Bulma herum.
„SON GOKU!!", erkannte sie ihren Freund, der sich dank seiner neugewonnenen Technik offenbar gängige, zwischenmenschliche Gepflogenheiten gänzlich abgewöhnt hatte und es stattdessen vorzog, einfach überall ungefragt aufzutauchen.
„Wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass du das lassen sollst?!"
„Hupsi! Entschuldige, Bulma," gab der jedoch nur bedröppelt lächelnd zurück, wobei er sich mit dem Zeigefinger die Wange kratzte.
„Mal ehrlich. Kannst du nicht wenigstens... vorher anklopfen oder sowas?"
„Hmm." Nun verschränkte er die Arme vor der Brust und schien ernsthaft über diesen Vorschlag nachzudenken. „Ich wüsste nicht, wie."
„Egal. Was willst du denn?"
„Ich bin eigentlich auf der Suche nach Vegeta, konnte aber seine Energie nicht spüren. Ich nehme an, dass er sie absichtlich unterdrückt. Na ja, und da dachte ich, du wüsstest vielleicht, wo er ist?"
Reflexartig wich Bulma zurück und hob den Unterarm vor ihr Gesicht. „I-Ich?! Woher soll denn ausgerechnet ICH wissen, wo Vegeta ist?!", stammelte sie empört. „Also wirklich, denkst du etwa, nur weil--"
„Er bei dir wohnt?" Son Goku legte den Kopf schief und musterte sie. „Bulma, alles in Ordnung? Du bist ja ganz rot im Gesicht."
Und nicht nur das. Ihr standen buchstäblich die Schweißperlen auf der Stirn.
Doch als ihr allmählich wieder bewusst wurde, dass Son Gokus Sinne nicht einmal halb so empfänglich für derart subtile Verhaltensweisen waren, da kam ihr aufgewühltes Innerstes allmählich wieder zur Ruhe. Sie pustete also einmal kräftig durch und gab anschließend an, dass sie keine Ahnung hatte, wo Vegeta steckte. Dabei nicht einen genervten Unterton mitschwingen zu lassen, war ihr dann aber doch nicht möglich gewesen.
Ehe Son Goku sich dann wieder auf und davon teleportieren konnte, griff sie jedoch noch rasch nach seinem Handgelenk. „A-Aber falls du ihn findest, sag ihm..."
Sie hielt inne.
Und dann ließ sie ihn langsam wieder los.
„Nein. Schon gut."
Denn was genau hätte Son Goku - Vegetas erbittertster Rivale wohlgemerkt - ihm denn bitte von ihr ausrichten sollen?
Dass er, was auch immer er gerade tat, abbrechen und sofort zur Capsule Corporation zurückkommen möge? Zurück zu Bulma? Dass er seinen Mann stehen und ihr seine wahren Gefühle offenbaren sollte? Dass er sie in seine starken Arme nehmen und sie küssen sollte? Ihr sagen sollte, dass alles gut und richtig war? Dass sie ein glücklich verliebtes Paar waren und zur Besiegelung ihres Happy Ends gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten würden?
Nein, was für ein Schwachsinn.
Aber zurückkommen... Das wäre zumindest schonmal ein Anfang gewesen.

Denn auch nach Tagen hatte sich Vegeta noch immer nicht wieder in der Capsule Corporation blicken lassen. Und Bulma hatte bei ihrer unauffälligen Suche nach ihm wirklich keinen Winkel des Geländes ausgelassen. Doch war er weder im Gravitationsraum noch im Kampfsimulator, nicht in der Küche, in einem der Badezimmer, im Atrium, auf dem Hof, in der Besenkammer... Der Kerl war wie vom Erdboden verschluckt! Was im Grunde ja auch nichts Ungewöhnliches war, denn Vegeta ging seit jeher in der Capsule Corporation ein und aus, wie es ihm gefiel.
Doch mit jedem Tag, der nun verstrich, brannte Bulma mehr und mehr darauf, ihm wieder zu begegnen. Aber dasselbe unleidliche Spiel schien sich zu wiederholen. Die zwei waren irgendwie aneinandergeraten und die darauffolgende Abwesenheit eines einzelnen Herren läutete eine laaange Durststrecke ein - genug Zeit, um das eine oder andere aufgeflammte Gefühl wieder erkalten zu lassen.
Doch dieses Mal war es anders.
Dieses Mal waren die beiden nicht nur ‚irgendwie aneinandergeraten'.
„Hmmm..." Ein schwerer Seufzer ertönte im Raum, begleitet von einem leisen Klirren.
Bulma saß am Küchentisch, rührte mit ihrem Löffel zum gefühlt achthundertsten Mal ihren Kaffee um und starrte dabei, den Kopf in die Hand gestützt, gedankenverloren ins Leere.
Wut, Enttäuschung und Wehmut hatten sich in den vergangenen Tagen in ihrem Kopf die Klinke in die Hand gedrückt. Und aktuell war wieder der Wehmut zugegen, den allein die leiseste Erinnerung an ihre gemeinsame Nacht mit Vegeta auszulösen vermochte. An diese gemeinsame, fantastische Nacht... Sie konnte einfach nicht aufhören, an ihn zu denken. Keine Arbeit, kein Einkaufsbummel, kein Kaffeeklatsch mit den Nachbarn oder ihrer Mutter konnten ihre Gedanken von Vegeta fortlenken.
Wie liebevoll und zärtlich er zu ihr gewesen war. Wie wild und leidenschaftlich er sie genommen und wie innig er sie am Ende im Arm gehalten hatte.
Bulma war sich sicher: Es waren nicht nur ihre Körper, die sie voreinander entblößt hatten. Es waren auch ihre Seelen, ihr Innerstes, das stetig größer werdende, tiefbrennende Verlangen aufeinander, welchem sie in jener Nacht endlich nachgegeben hatten. Und dabei hatten sie auch noch so perfekt miteinander harmoniert. Die Gelüste des einen befriedigten die Gelüste des anderen. Und wirklich jede Faser in Bulmas Körper schrie nach einer Wiederholung. Bettelte, flehte.
Es mochte an Vegetas Unnahbarkeit liegen, an seinem unendlichen Stolz, den Bulma insgeheim so ungeheuer faszinierend fand, dass sie jene Nacht mit ihm, rückblickend betrachtet, mehr und mehr glorifizierte. Das war nicht einfach nur Sex, das war eine Offenbarung gewesen...
//Schluss jetzt!//, schalt sie sich plötzlich selbst. //Ich muss aufhören, diesen Kerl so in den Himmel zu loben! Erst benutzt er mich und dann lässt er mich hier eiskalt sitzen!//
Missgestimmt zog sie die Augenbrauen zusammen, während sie beidhändig an ihrer Kaffeetasse nippte.
//Ja! Benutzt hat er mich!//
Dann milderte sich ihr Ausdruck allmählich.
//Und wie er mich benutzt hat...//
Und wieder drifteten ihre Gedanken an ihre gemeinsame Nacht ab. Unbewusst begab sie sich schließlich in ihre Ausgangspose zurück und, den Kopf in die Hand gestützt, starrte sie mit wehmütigem Blick geradeaus.
„Hmmm..." Derselbe schwere Seufzer.
//Ach Vegeta, du verdammter Sturkopf... Komm doch endlich zurück...//

Tatsächlich mussten erst noch viele weitere qualvolle Tage vorüberziehen, an denen Bulma mit ihren Gedanken allein war. Nicht einmal ihrer Mutter hatte sie von ihrem Techtelmechtel mit Vegeta erzählt. Zu verunsichert war sie von seinem Fortbleiben, von den Dingen, die unausgesprochen im Raum standen.
Nur allzu gelegen kam ihr daher der neue Arbeitsauftrag ihres Vaters, ihm bei der Optimierung des Kampfsimulators zu helfen. Herr Namco war ja ausgesprochen angetan davon gewesen und wollte ihn nun so schnell wie möglich seinen Beta-Testern zur Verfügung stellen. Zum Glück hatte Bulma sich nicht mehr persönlich mit diesem schrägen Vogel auseinandersetzen müssen, aber Dr. Briefs schien ihn nach wie vor sehr zu mögen.
„...und dann sagte er noch, ich würde vor Veröffentlichung eine limitierte Edition erhalten. Noch VOR Veröffentlichung, hast du gehört?"
„Jaja", murmelte Bulma desinteressiert, während sie unter dem Pult lag und an einem Kabelbaum herumfummelte. „Gibst du mir mal das Isolierband?"
„Hach, ich weiß noch, mein erstes Budokai Tenkaichi damals--"
„Papa! Isolierband!"
„Hoppla! Oh äh, sicher!"
Dr. Briefs ging zur Werkbank hinüber, um Bulmas Anweisung Folge zu leisten. Geräuschvoll öffnete er die metallene Schublade und kramte sich dann durch die Utensilien.
„Ach übrigens, wusstest du, dass..."
Als Bulma abermals der Stimme ihres Vaters lauschte, verdrehte sie schon genervt die Augen, davon ausgehend, dass wieder nur eine uninteressante Geschichte über dieses blöde Videospiel oder seines verrückten Entwicklers folgen würde. Doch als sie glaubte, einen ganz bestimmten Namen herausgehört zu haben, da bäumte sie sich so plötzlich auf, dass sie mit dem Kopf volle Wucht gegen die Unterseite des Pultes donnerte.
Das heftige ‚WONK!!' ließ ihren Vater augenblicklich herumfahren und als er sah, wie Bulma mit schmerzverzerrtem Gesicht unter dem Pult hervorkrabbelte, sich dabei die dicke Beule haltend, da konnte er nur äußerst verwirrt dreinblicken. Doch kam er gar nicht dazu, sie zu fragen, ob alles in Ordnung sei, denn völlig aufgeregt plärrte sie ihm nun entgegen:
„W-Was hast du da gerade über Vegeta gesagt?!"
Die hämmernden Kopfschmerzen verschlimmerten ihren gereizten Aufruhr nur noch.
Ein Schweißtropfen bildete sich sowohl auf Dr. Briefs Stirn als auch auf der von Katze Chatounette.
„Dass er jetzt bei 450-facher Schwerkraft trainiert", wiederholte er kleinlaut.
„Er ist wieder da??", krähte Bulma empört. „Ernsthaft jetzt?! Wie? Wo?! Seit wann?! Warum hat mir das keiner gesagt?!"
Und dann, ohne eine Antwort ihres Vaters abzuwarten, rauschte sie einfach an ihm vorbei aus dem Labor.
Dr. Briefs blieb gar nichts weiter übrig, als seine Tochter mit gleichbleibend verwirrtem Ausdruck nachzublicken.
„Also ehrlich", murmelte er dann vor sich hin, wobei er die Arme vor der Brust verschränkte. „Ich frage mich wirklich immer wieder, von wem sie nur dieses Temperament geerbt hat."
Und alles was darauf folgte, war ein ratlos anmutendes „Miau" von Chatounette.


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Lower Instinct - beginning of vegebul (+ gochi, tenlunch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt