Aus und vorbei (vegebul)

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Yamchu konnte nicht einen Muskel rühren. Doch musste er um jeden Preis der Schmach entgehen, so von Vegeta vorgefunden zu werden! Also bündelte er all seine verfügbaren Kräfte und steckte sie in einen einzigen Versuch - und zwar in den Versuch, diese verdammte 400-fache Schwerkraft wieder abzustellen. Er bekam nach wie vor schlecht Luft, was das Kräftesammeln zunehmend erschwerte. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig, denn die tonnenschwere Last drückte ihn zu Boden und drohte ihn zu ersticken. So etwas hatte er noch nie erlebt!
Nur mit allergrößter Mühe gelang es ihm, seine Hände heranzuziehen und sich dann gegen den Druck zu stemmen. Er hatte so stark zu pressen, dass ihm die Blutgefäße in Augen und Nase platzten. Mit knirschenden Zähnen ruckte er zittrig voran, bekam schließlich die Verkleidung der Gravitationsmaschine zu greifen und zog sich dann mit aller Kraft Stück für Stück daran hoch. Während er noch am Boden kniete, gelang es ihm, minimal über den Rand des Schaltpultes zu linsen, über den er dann auch eine Hand geschoben bekam. Dabei verließ ihn aber so langsam, aber sicher die Kraft.
//Ngh, k-komm schon... Nur noch... ein kleines... Stück...//
Sein Finger zuckte.
Und schließlich und endlich bekam er ihn über den Aus-Knopf geschoben - und die normale Schwerkraft war augenblicklich wiederhergestellt.
„Aahh!!" Yamchu entwich ein lauter, erleichterter Ausruf, als er wieder Luft holen konnte.
Er blieb mit dem Rücken gegen die Maschine gelehnt sitzen, atmete heftig ein und aus und presste sich die Hände auf die Ohren, da sich ein gewaltiger Druck in seinem Kopf angestaut hatte.
Als dieser sich nach und nach auflöste, starrte Yamchu fassungslos vor sich hin. Er zitterte noch immer am ganzen Leib.
//Wie hält dieser Typ das nur aus...?//, fragte er sich ernsthaft. //Das ist doch nicht normal...//
Er musste sich wohl über übel eingestehen, dass er Vegetas Training nicht gewachsen war. Und vor allem, dass er Vegeta nicht gewachsen war.

Von Yamchus Gravitationsraum-Eskapade hatte zum Glück niemand etwas mitbekommen. Dennoch hatte dieser Vorfall ziemlich fies an seinem Selbstbewusstsein genagt - zusätzlich zu der Abfuhr, die er zuvor von Bulma erhalten hatte...

Deren Gemüt hatte sich am darauffolgenden Tag gewissermaßen ‚resettet' und sie hatte die Situation mit Yamchu noch einmal überdacht. Es tat ihr leid, dass sie ihn derart hatte abblitzen lassen, und sie wollte ihn daher mit einem schönen, selbstgekochten Abendessen überraschen. Und das, wo sie doch bedeutend lieber im Labor oder der Werkstatt als hinter dem Herd stand.
So kochte sie ihm sein Lieblingsessen, hatte einen teuren Wein eingekauft und sich in Schale geschmissen. Vom Gravitationsraum hatte sie sich absichtlich ferngehalten, denn die Hirngespinste vom Vortag waren in den Hintergrund gerückt und dort sollten sie auch bleiben. Sie wollte Vegeta weder sehen noch an ihn denken und sich stattdessen voll und ganz auf Yamchu fokussieren.
Nachdem also alles vorbereitet und aufgetischt war, saß Bulma am Esstisch und wartete auf ihn. Leider kreuzte er nicht zur erwarteten Uhrzeit auf und je mehr Zeit darüber hinaus verstrich, desto ungeduldiger wurde sie...
„Wo bleibt er denn?", fragte sie sich laut, während sie zum wiederholten Mal auf die Uhr sah.
Um diese Zeit war er normalerweise schon längst von seinem Training zurückgekehrt. Das Essen wurde kälter und Bulmas Laune mieser.
...
Und als sie Yamchus Stimme dann endlich auf dem Flur hören konnte, hellte ihr Gesicht trotzdem nicht auf. Zu genervt war sie davon, dass sie so lange auf ihn hatte warten müssen. Kaum war er im Türrahmen zu sehen, stand sie auf und schlug ihre Hände auf die Tischplatte.
„Wo warst du?!", keifte sie drauflos. „Ich habe extra für dich gekocht, du Idiot!! Und nun ist das Essen inzwischen kalt!!"
Sofort wich er verängstigt zurück und hob beide Hände. „Oh je! I-Ich hatte ja keine Ahnung...", stammelte er. Dann sah er an ihr vorbei zum Tisch. „Ähm... das sieht aber gut aus!"
Bulma verschränkte die Arme vor der Brust und blickte demonstrativ zur Seite. Yamchu stand indes noch immer im Türrahmen, offenbar nichtwissend, was er nun tun oder sagen sollte.
„U-Und DU siehst natürlich auch gut aus!", fügte er dann in verunsicherter Tonlage hinzu. „Ein wirklich schönes Kleid!"
Da hob Bulma eine Augenbraue und sah in seine Richtung. Davon abgesehen, dass er zu spät kam und sich nun herauszuwinden versuchte, überkam sie das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie fing an ihn zu mustern, wobei er sichtlich nervöser wurde.
„Hmm..." Dann lief sie um den Tisch herum und ging auf ihn zu.
Yamchu wurde auf einmal ganz steif und als sie näherkam, blickte er sich hilfesuchend um. Er sah überall hin, nur nicht in ihr Gesicht. Bulma kam nun direkt vor ihm zum Stehen und verschränkte ihre Arme erneut vor der Brust.
„Warum siehst du mir nicht in die Augen?", wollte sie von ihm wissen.
„Ach hähä, also weißt du..." Angespannt lachte er vor sich hin und kratzte sich bedröppelt den Hinterkopf. „D-Das tue ich doch! Immer dann, wenn du nicht hinsiehst!"
Was für eine dämliche Aussage.
Bulma beugte sich ein Stück vor und verengte ihre Augen zu Schlitzen, während sie prüfend sein Gesicht beäugte. Und dann sprach sie ihren dumpfen Verdacht einfach aus.
„Pool?"
„Was?!" Er zuckte auf der Stelle zusammen, noch immer die Hand am Hinterkopf. „Quatsch, ich bin Yamchu! Ich klinge doch genauso wie er! Äh, ich meine, wie ich!!"
Bulma hatte nur einen dementsprechenden Gesichtsausdruck aufgelegt.
‚Yamchu' drehte vorsichtig den Kopf in ihre Richtung - und als er ihren Blick sah, stieß er einen resignierenden Seufzer aus und verwandelte sich schließlich in seine Katzengestalt zurück.
„Du weißt, dass ich das durchschaue, Pool!", maulte Bulma. „Also, was soll der Mist? Wo steckt Yamchu?"
„E-Er ist noch beim Training."
„Du weißt, dass ich auch deine Lügen durchschaue!" Nun wurde Bulma ernsthaft sauer.
Und Pool daraufhin panisch. Er starrte sie verängstigt an. Doch ehe er sich dann flugs aus dem Staub machen konnte, hatte Bulma ihn blitzschnell beim Schwanz gepackt.
„Schön hiergeblieben! Du wirst mich auf der Stelle zu Yamchu bringen!"

Und so hatte sich Pool notgedrungen in eine Rakete verwandelt und Bulma zum Trainingsplatz der Taitans gebracht. Am Abendhimmel brauten sich mittlerweile einige dunkle Wolken zusammen und es sah stark nach Regen aus. Bulma hatte nicht einmal an eine Jacke gedacht, so Hals über Kopf war sie mit Pool aufgebrochen.
Und nun kauerte sie in ihrem teuren, roten Kleid und ihren hochhackigen Schuhen hinter irgendwelchen Büschen, um ihren Freund zu bespitzeln. Diesen Abend hatte sie sich beileibe anders vorgestellt...
Pool durfte nicht von ihrer Seite weichen und so sah er sich ausgiebig nach Yamchu um, in der Hoffnung, ihn als erstes zu entdecken.
„I-Ich versichere dir, Yamchu geht wirklich nur seinem Training nach!"
„Na, dann hat er ja nichts zu befürchten, oder?", gab Bulma brummig zurück.
Und dann dauerte es auch gar nicht lange, bis sie ihn entdeckt hatte!
Yamchu stand am Rand des inzwischen leergefegten Spielfeldes. Den Schläger auf der Schulter abgelegt, die Hand in die Hüfte gestemmt, unterhielt er sich mit einem hübschen Mädchen. Als Pool sah, dass Bulma das sah, brach ihm der kalte Schweiß aus.
„S-Siehst du?", sagte er nervös. „Er redet nur noch mit einem Fan. Lass uns nach Hause gehen und das Essen in die Mikrowelle stellen!"
Dann wollte er sich schon wieder in eine Rakete verwandeln, doch setzte sich Bulma einfach prompt in Bewegung - und zwar in Richtung Yamchu. Sie ging jedoch nicht frontal auf ihn zu, sondern blieb hinter den Büschen, bewegte sich in geduckter Haltung durch das Gestrüpp, wobei spitze Zweige und Dornen Löcher in ihr schönes Kleid rissen.
Doch war sie viel zu geladen, um sich darum zu scheren. Sie wollte unbedingt näher heran und hören, was die beiden zu bereden hatten.
Die junge Frau war gewiss noch keine 20 - natürlich jünger als Bulma! - trug einen roten Minirock zu einem weißen Shirt und hatte langes blondes Haar, das sie sich verlegen lächelnd hinters Ohr strich.
„Kaum zu glauben, dass ein Baseball-Profi wie du wirklich noch Single ist", hörte Bulma sie sagen. Sofort richtete sie ihren verdatterten Blick auf Yamchu. Und als sie dann dessen Antwort vernahm, platzte ihr auf der Stelle der Kragen.
„Nun... glaub es ruhig", gab dieser nämlich frech lächelnd zurück.
Doch versiegte dieses Lächeln abrupt, als Bulma aus dem Gebüsch gesprungen kam.
„Und ich kann kaum glauben, was ich da höre!!", plärrte sie zornig drauflos, wobei sie mit einem energischen Armschwenk geradewegs auf ihn zeigte. „Sag mal, spinnst du, Yamchu?! Bei dir piept's wohl!!"
Der war vor Schreck heftig zusammengezuckt, richtete seine aufgerissenen Augen auf sie und ging sofort in Abwehrhaltung. Das Mädchen hatte sich hinter ihm in Sicherheit gebracht und lugte nun völlig verängstigt hinter seinem Rücken hervor. Bulma machte zweifellos keinen besonders sympathischen Eindruck - so wie sie da keifend im Sand stand, das Kleid zerlöchert, das Haar voller Laub und Zweige. Und dazu dieser irre Blick! Sie hob beide Fäuste vors Gesicht und hörte gar nicht mehr auf, zu schreien.
„Und mir dann auch noch Pool vorzusetzen!! Für wie blöd hältst du mich eigentlich?! Das hat doch schon beim letzten Mal nicht funktioniert!!"
Und während sie immer lauter wurde, hielt sich das Mädchen ängstlich an Yamchus Arm fest. „W-Wer ist das, Yamchu...?", fragte sie kleinlaut.
Diese Frage wusste Bulma ihr prompt zu beantworten: „Dein schlimmster Albtraum, wenn du nicht sofort Leine ziehst, du Ziege!!"
Da machte das Mädchen einen Satz in die Höhe und zog eine zu Tode erschrockene Grimasse. Und als nächstes lief sie dann um Hilfe schreiend davon. Yamchu blickte ihr flüchtig aus dem Augenwinkel nach, doch richtete er seine Aufmerksamkeit besser sofort wieder auf Bulma.
„E-Es ist nicht so, wie du denkst", war er um Ausflüchte bemüht.
„Ach nein? Ich habe es satt, Yamchu! Du brauchst wohl wieder mal Bestätigung für dein Ego, was?", warf sie ihm vor, die geballten Fäuste noch immer gehoben.
Über Yamchus Miene huschte ein bitterer Ausdruck. Bulma wusste nichts von seinem gescheiterten Versuch, Vegetas Training nachzuahmen. Sie wusste nicht, wie jämmerlich er sich danach gefühlt hatte und wie sehr er sich, einfach um seiner selbst willen, wirklich nach Bestätigung sehnte.
„Von dir bekomme ich ja keine mehr...", platzte es aus ihm heraus - doch bereits eine Millisekunde später bemerkte er selbst, wie egoistisch das klang.
Aber es warf Bulma trotzdem kurz aus der Bahn. Sie hielt für einen Moment inne und fixierte seine Augen. Und dann schien sich ihre Haltung und Mimik tatsächlich etwas zu entspannen.
„Da hast du recht", sagte sie plötzlich, wobei sie ihren Blick festigte. „Nie wieder."
Und mit Beendigung ihres Satzes setzte der Regen ein.
...
Einen Moment lang war nichts weiter zu hören als lauter werdendes, monotones Rauschen. Bulma und Yamchu standen sich in gehörigen Abstand gegenüber.
„Was?" Er wirkte erschrocken. „Was willst du damit sagen?"
„Na was schon?", erwiderte Bulma und ihr Blick zeigte Wut und Trauer gleichermaßen. "Es ist doch schon lange nicht mehr so wie früher zwischen uns..."
„Die Dinge ändern sich nun mal! Das hast du selbst gesagt!"
Bulma hielt ihre Arme vor der Brust verschränkt. Sie war inzwischen ziemlich durchnässt. „Ich habe dir nie Grund zur Sorge gegeben. Im Gegensatz zu dir."
„Ich habe nichts getan! Ich..." Yamchu merkte jedoch schnell, dass seine Verteidigung arg hinkte. Er sah bedrückt zu Boden. „Ja, vielleicht habe ich einen Fehler gemacht. Aber weißt du, in letzter Zeit fühlte ich mich irgendwie wie die zweite Geige bei dir..."
„Und das ist Grund genug, mich zu betrügen?"
„I-Ich habe dich nicht betrogen!"
„Ja, NOCH nicht." Bulma legte den Kopf schief und beäugte ihn argwöhnisch. „Ich hab doch ganz genau gehört, wie du dich vor dem Flittchen als Single ausgegeben hast. Also bitte! Das kannst du von jetzt an gern haben. Ab sofort stehst du deinen Fan-Girlies zur freien Verfügung."
„Bulma--"
Doch war sie noch nicht fertig. „Du kannst deine Sachen packen, Yamchu! Ach, und Pool kannst du auch gleich mitnehmen!" Dabei zeigte sie auf den schwebenden Fellball und richtete dann ihren Blick auf ihn. „Ich dachte, wir wären Freunde! Doch du deckst seine Schandtaten auch noch! Ein schöner Freund bist du!"
Pool zog ein zutiefst beschämtes Gesicht und seine Augen füllten sich mit Tränen.
Indes machte Bulma demonstrativ auf dem Absatz kehrt, doch kam sie leider nicht so schnell vom Fleck, wie sie es vorgehabt hatte. Der Regen hatte den Boden aufgeweicht und sie war mit den Hacken im feuchten Sand eingesunken. So strauchelte sie erschrocken vorwärts, wobei sie einen Schuh verlor.
Yamchu eilte sofort herbei, um sie aufzufangen, doch sie schubste ihn entschieden von sich. Ihr Kopf war rot vor Scham und Zorn. Sie musste sich den anderen Schuh auch noch ausziehen und warf diesen dann geradewegs auf ihn.
„Whoa!" Flink gelang es Yamchu, dem Schuh auszuweichen, aber sein Gesicht war vom Schreck gezeichnet.
„Es ist aus und vorbei, Yamchu!!", schrie Bulma mit zugekniffenen Augen. Wuttränen standen in ihren Augenwinkeln. „Ich will dich nie wieder sehen!!"
Dann drehte sie sich für den erneuten Versuch eines dramatischen Abgangs herum. Yamchu und Pool sahen ihr mit verkniffenen Mienen nach.
Doch blickten beide dann verwundert drein, als Bulma sich noch nicht wieder in Bewegung setzte. Sie hatte ihnen den Rücken zugekehrt und stand nun barfuß im Matsch, während der Regen unaufhörlich auf sie herabfiel.
„Hmpf." Dann stieß sie einen eingeschnappten Laut aus. „Nachdem du mich nach Hause gebracht hast, versteht sich!"
Yamchu und Pool klatschten daraufhin bedröppelt zu Boden!


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Lower Instinct - beginning of vegebul (+ gochi, tenlunch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt