„Zum letzten Mal, Yamchu: Ich kümmere mich doch nur um ihn!"
„Genau das ist es ja", erwiderte er daraufhin, die geballten Fäuste vor sein Gesicht gehoben. „Das ist nicht die Bulma, die ich kenne!"
Da stieß Bulma ein genervtes Stöhnen aus und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin eben nicht mehr das kleine Mädchen von damals", machte sie ihm klar. „Du hast dich doch auch verändert, Yamchu."
Und der Blick, den sie ihm nun zuwarf, wirkte beinahe vorwurfsvoll. Yamchu versuchte aber, sich davon nicht aus der Bahn werfen zu lassen - denn er fühlte sich gerade ausnahmsweise mal im Recht!
„Mag sein. Aber die Bulma, die ich kenne, würde sich nicht um so einen undankbaren Kerl scheren. Du sagst doch selbst, wie schrecklich er ist! Ich verstehe einfach nicht--"
„Er und Son Goku sind unsere einzige Chance auf einen Sieg gegen die Cyborgs!"
„Ach, um die Cyborgs geht es hier doch gar nicht!" Yamchus Mienenspiel nach zu urteilen, bereute er sofort, was ihm da eben herausgeplatzt war.
Nun verengten sich Bulmas Augen und sie linste ihn äußerst argwöhnisch an. „Ach nein? Worum geht es denn dann?"
Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen und er wich ein wenig zurück, wobei er eine Hand noch immer auf dem Küchentisch platziert hatte. Er musste nun clever vorgehen, denn in diese Falle war er schon viel zu oft getappt. Frauen sagten zwar immer, dass sie Ehrlichkeit schätzten, aber am Ende setzte man sich damit ja doch nur auf den Hintern... Auf gar keinen Fall durfte er sie nun geradeheraus kritisieren!
„I-Ich finde einfach, dass", begann er, wobei er peinlich genau auf seine Wortwahl achtete. „du und Vegeta... vielleicht ein bisschen zu viel Zeit... miteinander verbringt?"
Am Ende seines vollkommen verunsicherten Satzes hatte er sich für eine fragende Formulierung entschieden, wahrscheinlich in der Hoffnung auf ein milderes Strafmaß. Bulma zog aber schon böse die Augenbrauen zusammen. Doch ehe sie etwas darauf hatte erwidern können, mischte sich plötzlich eine dritte Person ins Geschehen ein.
„Krieg dich wieder ein, du Clown", sagte Vegeta, als er einfach unangemeldet die Küche betrat.
Er war noch immer bandagiert, doch ging es ihm offenbar wieder gut genug, um aufstehen zu können. Mit den Händen in den Hosentaschen lief er zwischen den beiden hindurch, ohne einen von ihnen auch nur eines Blickes zu würdigen, und steuerte dann geradewegs auf den Kühlschrank zu.
„Ich habe kein Interesse an deinem kleinen Frauchen. Und wahrlich besseres zu tun, als meine wertvolle Zeit mit ihr zu verschwenden", sagte er nahezu beiläufig, während er die Kühlschranktür öffnete.
Bulma trafen seine Worte in diesem Moment härter, als sie es zugegeben hätte. Härter, als sie es selbst gedacht hätte. Etwas perplex blinzelte sie vor sich hin, dann musste sie schlucken und sich räuspern. Schließlich festigte sie ihren Blick rasch wieder und sah zu Yamchu.
„Na siehst du", sagte sie in resolutem Ton zu ihm. „Und mir geht es ebenso!"
Dabei warf sie einen flüchtigen, ernsten Blick in Vegetas Richtung, doch war der hinter der Kühlschranktür verborgen und sie konnte somit nicht beurteilen, inwieweit er sie überhaupt beachtete.
Für einen kurzen Moment herrschte eine eisige Stille im Raum und Yamchu sah etwas verunsichert von einem zum anderen. Doch als sein und Bulmas Blicke sich wieder trafen, erkannte er einen sanfter werdenden Ausdruck in ihren Augen.
„Lass uns doch nicht wegen diesem Idioten streiten", sagte sie absichtlich laut und provokant. Dabei ging sie auf Yamchu zu und tippte mit dem Finger gegen seine Brust. „Lass uns lieber etwas Schönes unternehmen! Heute Abend? Nur wir zwei?"
Zögerlich sah der auf sie herab. Seine Augen huschten noch einmal kurz in Vegetas Richtung, doch wich seine verunsicherte Miene dann einem Lächeln und er nickte ihr zu.
„Ja, gern!"
Mit fröhlich geschlossenen Augen hakte sie sich bei ihm ein. Und während die beiden nun pläneschmiedend die Küche verließen, wurde Vegeta von einer ungeahnten Welle des Zorns überrollt, die ihn die Getränkedose, die er gerade aus der Kühlschranktür gegriffen hatte, mit einem Ruck zerdrücken ließ. Laut zischend spritzte die Limo aus allen Ecken und Enden heraus.
Wenn Bulma ehrlich zu sich selbst war, war ein leiser Verdacht in ihr aufgekeimt, dass sich da etwas zwischen Vegeta und ihr anbahnen könnte... Dass sie einander nähergekommen waren. Doch seit seiner Bemerkung in der Küche hatte sich dieser Verdacht jäh in Rauch aufgelöst. Allem Anschein nach hatte sie sich was-auch-immer-da-auch-war nur eingebildet.
Und wie sie so mit Yamchu im Restaurant saß und ihn musterte, sein markantes Gesicht, seine Narben, sein süßes Lächeln - da kam sie zu dem Schluss, dass sie sich das auch nur einbilden WOLLTE. Und zwar, um Yamchu eifersüchtig zu machen. Und der war ohne Zweifel außerordentlich eifersüchtig auf Vegeta!
Doch gab es dafür gar keinen Grund, wie sich nun zeigte. Vegeta hatte eindeutig kein Interesse an Bulma. Sie hatte sich viele Tage lang um ihn gekümmert und er war so harsch und unfreundlich zu ihr wie eh und je. Er war als Unbekannter in ihr Leben getreten - und es mochte vielleicht auch genau das gewesen sein, das sie ein bisschen an ihm gereizt hatte - aber auch jetzt noch war er ein Unbekannter für sie, wenn sie recht darüber nachdachte. Er hatte sich ihr kein bisschen geöffnet. Und alles in allem war er wirklich ein ziemlich schrecklicher Kerl! Er war total egoistisch, rücksichtslos, arrogant, übertrieben stolz, attraktiv, dickköpfig... Moment.
Bulma hob verwundert den Kopf aus der Hand, in die sie ihn gestützt hatte.
Yamchu saß ihr gegenüber und erzählte gerade irgendetwas. Ja, irgendetwas, denn sie hatte ihm bestimmt schon seit geschlagenen zehn Minuten nicht mehr zugehört.
//Verdammt, Bulma, reiß dich zusammen//, schalt sie sich selbst. //Denkst du jetzt etwa ernsthaft an diesen blöden Vegeta?//
Sie war bemüht, sich auf Yamchu zu konzentrieren, doch war das, was er erzählte, dermaßen langweilig, dass sie immer wieder in ihren Gedanken abdriftete.
Und immer wieder blitzten Szenen vor ihrem inneren Auge auf, in denen Vegeta vorkam. Es schien beinahe so, als musste sie immer intensiver an ihn denken, je stärker sie sich dagegen zu wehren versuchte. Sie sah seine finster dreinblickenden Augen, seine wütend gebleckten Zähne, die Sehnen an seinem Hals, seine muskulöse Brust, seine breiten Schultern... Ja, sie konnte sich sogar seinen Geruch ins Gedächtnis rufen. Oder wie ER sich anfühlte, auch wenn sie ihn nur ganz kurz versehentlich berührt hatte...
//Au weia!//
Allein bei dem Gedanken daran, musste Bulma ihre Schenkel unter dem Tisch zusammenkneifen. Gott sei Dank verfügte Yamchu nicht über solch feine Sinne, dass er davon etwas mitbekam. Nicht einmal ihre dezente Schamesröte war ihm aufgefallen.
Und Bulma schämte sich wirklich. Denn das hatte Yamchu nicht verdient. Außerdem hatte Vegeta sie heute eiskalt abblitzen lassen! Aber war es vielleicht genau das, was sie wiederum reizte...?
//Das gibt's doch wohl nicht!//, dachte sie, wütend über sich selbst. //Ich bin gerade wieder so glücklich mit Yamchu! Glücklich, glücklich, glücklich!//
Und daran wollte sie nach wie vor festhalten.
In der Capsule Corporation war sie ohnehin wieder derart in ihre Arbeit vertieft, dass sie und Vegeta sich ausgesprochen selten über den Weg liefen. Und wenn, dann hatten sie maximal einen distanzierten Blick füreinander übrig. Sie rügte ihn nicht einmal dafür, dass er - obwohl noch nicht zu 100 Prozent wieder fit - sein Training wieder aufgenommen hatte. Ohne den Gravitationsraum konnte er es ohnehin nicht so übertreiben.
Doch ohne den Gravitationsraum konnte er auch unmöglich bis an seine Grenzen gehen!
So hatte er Dr. Briefs angewiesen, ihm umgehend einen neuen zu bauen. Und besonnen wie der alte Mann nun einmal war, machte der sich auch sofort an die Arbeit.
Während er damit in den letzten Zügen lag, überraschte ihn seine Frau jedoch mit einer Urlaubsreise und so trug er Bulma auf, die finalen Verfeinerungen und Einstellungen des neuen Gravitationsraumes vorzunehmen. Vegeta musste sich also nur noch ein wenig in Geduld üben, ehe er sein Training in 300-facher Schwerkraft wieder aufnehmen konnte...
Eines späten Abends war Bulma in der Küche zugange, um sich einen kleinen Snack zuzubereiten. Sie hatte Tag und Nacht geschuftet und wollte nun nur noch etwas essen, eine heiße Dusche nehmen und dann ins Bett gehen.
Müde rieb sie sich das Auge, während sie sich ihr Essen an der Küchenzeile zubereitete. Zwischendurch streckte sie ihren verspannten Nacken und sah dann einen Moment lang zur Decke hinauf.
Mit jedem Tag, der verging, rückte auch der Tag näher, an dem die Cyborgs auftauchen sollten. Inzwischen war es schon fast ein Jahr her, seit sie dieser gutaussehende junge Mann vor ihnen gewarnt hatte. Bulma war das Capsule-Logo auf seiner Jacke aufgefallen. Das konnte ja nur bedeuten, dass ihr Familienunternehmen auch in der Zukunft noch existieren und hoffentlich auch noch gut laufen würde.
Aber wenn sie ehrlich war, wollte sie sich über zukünftige Szenarien gar keine großen Gedanken machen... Denn was passieren sollte, passierte ohnehin. Und sie wollte lieber fest daran glauben, dass, was auch passieren würde, Son Goku sie wieder retten würde! Jetzt, wo er in der Lage war, sich in einen überstarken Super-Saiyajin zu verwandeln, sollte es doch wohl kein Problem für ihn darstellen, so ein paar Blechbüchsen aus den Latschen zu hauen! Allein bei dem Gedanken setzte Bulma ein siegessicheres Schmunzeln auf.
Und dieses Mal hatten sie sogar einen zweiten Saiyajin auf ihrer Seite...
Schließlich drehte sich um, setzte sich an den Tisch und begann zu essen. Und gerade, als sie ihre Getränkedose an die Lippen hob, sah sie verwundert zur Tür. Denn Vegeta stand dort mit verschränkten Armen im Türrahmen.
Als der ihren Blick bemerkte, betrat er aber sofort maulig die Küche. „Wann wirst du den neuen Gravitationsraum endlich fertig haben, Frau?!"
Bulma sah ihn noch einen Moment lang über die Getränkedose hinweg an.
//Hat er mich beobachtet?//, fragte sie sich.
Doch als ihr dann seine seltendämliche Anrede wieder auffiel, stöhnte sie genervt. „Ich habe einen Namen! Bulma! Glaubst du, du kannst dir das irgendwann mal merken?"
Vegeta erwiderte nichts darauf und Bulma beließ es dann auch dabei. Sie war ohnehin zu müde, um sich mit ihm zu streiten.
Schließlich trat er näher, die Hände in die Taschen seiner Jogginghose vergraben, und sah sie aus unverändert missbilligenden Augen an. Dann huschte sein Blick kurz auf ihr Essen - was Bulma wohl bemerkte.
„Willst du was?", fragte sie kurzum und deutete auf ihre dampfenden Teigtaschen.
Da zog Vegeta nur noch zorniger die Augenbrauen zusammen und drehte seinen Kopf betont ablehnend weg. Doch in jenem Moment grummelte sein Magen lautstark und da ihm dies offensichtlich peinlich war, kam Bulma nicht umhin, hinter vorgehaltener Hand zu kichern. Dann schob sie den Teller über den Tisch.
„Ich schaffe sowieso nicht alles", sagte sie. „Greif ruhig zu."
Vegeta stieß einen grimmigen Seufzer aus. Doch schließlich zog er eine Hand aus der Hosentasche und bediente sich von ihrem Teller. Anstatt sich zu ihr an den Tisch zu setzen, lehnte er sich aber gegen die Spüle.
„So etwas wie Danke kennst du echt nicht, oder?", murrte Bulma, erwartete aber auch darauf keine Antwort. Dann aß sie weiter und einen Moment lang war in der Küche nichts weiter zu hören als leises Schmatzen.
...
Als Bulma ihre Portion schließlich aufgegessen hatte, nahm sie ihre Dose und stand vom Tisch auf.
„Ich arbeite dran", gab sie ihm dann noch zur Antwort, auf ihrem Weg nach draußen.
Sie lief an ihm vorbei, während er noch immer an der Spüle lehnend aß und kam auch dieses Mal nicht umhin, sich irgendwie von ihm beobachtet zu fühlen. Sie musste sich richtig zwingen, nicht noch einmal über die Schulter zurückzulinsen, als sie um die Ecke bog. Denn dazu gab es keinen Grund. Schließlich war sie mit Yamchu glücklich. Glücklich, glücklich, glücklich.
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Lower Instinct - beginning of vegebul (+ gochi, tenlunch)
FanfictionIst Trunks aus Liebe entstanden? Oder war es pure Leidenschaft, die seine Eltern damals kurzweilig füreinander hegten? Die niederen Instinkte wissen durchaus zu gedankenlosen Taten zu verführen - doch fallen ihnen in dieser Version der VegeBul-Roman...