Der Morgen danach (vegebul)

120 8 2
                                    

Bulma sah ihn an, blickte abwechselnd in seine schwarzen Augen, die noch immer nicht zu ihr zurückblickten. Vegetas Gesicht lag zur Hälfte im Schatten und der starre Ausdruck darin wollte und wollte nicht weichen.
Sie war verunsichert. Was hatte er denn? War etwas nicht in Ordnung?
Oder war das womöglich eine saiyajintypische Reaktion auf einen Orgasmus?
Fielen diese Weltraumkrieger vielleicht immer in so eine Art ‚postkoitale Starre'?
Verdammt, sie hätte Chichi mal diskret ausfragen sollen, als sie das letzte Mal auf einen Kaffee vorbeigekommen war! Vielleicht waren intergalaktische Beziehungen ja doch mit mehr Vorsicht zu genießen, als sie es gedacht hätte...
Aber eigentlich hatte Bulma ja gar nicht gedacht. Schon gar nicht daran, dass sie es hier mit einem Außerirdischen zu tun hatte!
Sie blinzelte Vegeta an. Noch immer schien alles so surreal. Alles, was in der letzten Zeit geschehen war. Alles was GERADE geschehen war.
Nun gab es kein Zurück mehr. Dieser Moment hatte alles zwischen ihnen verändert.
Und vielleicht war es auch der perfekte Moment, um ihm zu sagen, was sie für ihn empfand? Insbesondere dieser überraschende Gefühlsausbruch - diese völlig unerwartete, innige Umarmung - hatte Bulma gezeigt, dass Vegeta ganz eindeutig auch eine andere Seite hatte. Eine Seite, die er nur ihr allein offenbart hatte. Aber vielleicht war es auch genau das, was dem stolzen Saiyajin-Prinzen gerade so zu schaffen machte, bläute es ihr. Dass er Blöße gezeigt hatte und dies nicht nur physisch, sondern auch mental.
Was auch immer letztlich der Grund für sein Verhalten war, Bulma konnte nun nicht länger schweigen. Sie wollte es einfach drauf ankommen lassen.
„Vegeta...?", hauchte sie zögerlich seinen Namen und erhaschte dabei zumindest kurzzeitig seinen Blick.
Tatsächlich schien ihre Stimme ihn irgendwie zu reaktivieren, denn recht schnell fand er nun in seinen üblichen grimmigen Ausdruck zurück. Doch noch ehe Bulma fortfahren konnte, verlagerte er plötzlich sein Gewicht auf seine Unterarme - wobei sie verblüfft in die Matratze einsank - und rollte sich dann von ihr herunter. Bulma verfolgte ihn mit den Augen und wendete ihm dann das Gesicht zu, als er unmittelbar neben ihr auf dem Rücken liegen geblieben war. Sie hatte gar nicht mehr weitersprechen können und war sich nun auch nicht mehr so sicher, ob sie es überhaupt noch wollte. Ob es überhaupt so eine gute Idee gewesen wäre, jetzt über ihre Gefühle zu sprechen. Sie biss sich leicht auf die Unterlippe, während sie sein Profil im schwummerigen Licht der Nachttischlampe betrachtete.
Da lagen sie nun. Nackt. Befriedigt. Und offenbar auch ziemlich verunsichert.
Vegeta hatte sich zwar aus seiner Starre gelöst, den Blick nun aber anstatt auf die Matratze hinauf zur Zimmerdecke gerichtet. Auch berührten sie einander nicht mehr. Der wohltuende Körperkontakt war abrupt geendet und der vermeintlich perfekte Moment für eine Gefühlsoffenbarung mit einem Mal ins Nichts verpufft.
Im Zimmer herrschte nun eine beinahe bedrückende Stille.
Bis ein leiser und tiefer Atemzug ertönte. Bulma sah, wie Vegetas Brust sich hob. Und als sie sich senkte, schloss er doch tatsächlich die Augen!
//Spinnt der?!//, dachte sie sofort erbost und blies die Backen auf. //Sieht mich danach nicht mal an und pennt jetzt allen Ernstes ein?!//
Sie wendete ihr Gesicht von ihm ab und richtete sich schließlich auf die Ellenbogen auf. Dabei schloss sie die Augen und ihre Brauen zogen sich zusammen, was ihrem Ausdruck diesen typisch eingeschnappten Bulma-Charakter verlieh. Sie wusste ja, dass Männer nach dem Sex nicht unbedingt die redseligsten Gesprächspartner waren, aber dieses Verhalten grenzte ja nun geradezu an Ablehnung!
//Ist doch wohl nicht zu viel verlangt, dass man danach kurz...! Ich meine... Zumindest sollte man doch... so als Paar--//
Und da bläute ihr, was sie gerade im Begriff war zu denken und diese eine unausweichliche Frage traf sie wie ein Schlag: Waren sie denn überhaupt ein Paar?
Bulma war davon so getroffen, dass sie langsam wieder zurücksackte und ihren Kopf wieder auf der Matratze bettete. Und nun kamen sie alle zu ihr zurück, all die Fragen nach dem Richtig oder Falsch... oder ob Vegeta sich auch in sie verliebt haben mochte.
Nun starrte sie selbst zur Zimmerdecke hinauf, tippte dabei nachdenklich mit den Fingern auf ihrem nackten Bauch herum. Und ehe sich dann eine weitere und überdies nicht unwichtige Frage in ihre Gedanken schleichen konnte, ließ ein leiser Schreck sie abermals zucken, als Vegeta sich plötzlich bewegte. Ruckartig sah sie neben sich und erkannte, wie er einen Arm angewinkelt und die Hand hinter seinen Kopf geschoben hatte. Die Augen hielt er noch immer geschlossen, aber allem Anschein nach schlief er noch nicht. Der andere, ihr zugewandte Arm lag indes locker auf der Matratze. Bulmas Augen huschten flüchtig darüber hinweg. Und von der ausgeprägten Schulterkugel wanderte ihr Blick über seine muskulöse Brust, seinen Hals bis hinauf in sein Gesicht. Das markante Profil, die spitze Nase, die Augenpartie mit den schwarzen Brauen, die auch im Ruhezustand etwas so Grimmiges an sich hatten... Bulma erwischte sich dabei, wie sie ihn zum wiederholten Male lange und eindringlich musterte. Diesen störrischen Prinzen, in den sie sich verliebt hatte.
Wie von selbst gewann ihre Mimik dabei an bittersüßer Wärme und ohne groß darüber nachzudenken, drehte sie sich nun ruhig auf die Seite - wobei ihre Augen durchgehend an seinem Gesicht hafteten - und nach einem kurzen Moment des Zögerns schob sie sich dann einfach näher an ihn heran. Wenn er nicht mit ihr sprechen wollte, gut, dann würde sie auch nicht mit ihm sprechen. Und ihn folglich auch nicht um Erlaubnis fragen. So rutschte sie einfach über seinen Arm hinweg und kuschelte sich an seine Seite.
Mürrisch linste Vegeta aus einem halbgeöffneten Auge auf sie herab - auf diese Erdenfrau, die es einfach wagte, sich ungefragt an ihn zu schmiegen, eine Hand auf seiner Brust und den Kopf auf seiner Schulter ablegte, wobei ihr seidiges Haar sein Schlüsselbein umschmeichelte. Dieses Einfordern einer ‚Kuscheleinheit' war schon ziemlich dreist!
Oder war es doch eher niedlich...?
Wenn er ehrlich war, wusste er gar nicht so recht, was er in diesem Moment empfinden oder wie er darauf reagierten sollte. Aus Reflex hatte sein Arm ihr Platz verschafft und seine Hand war hinter ihren Rücken gewandert, wo sie nun teilnahmslos in der Luft hing. Bulmas Stirn lehnte an seiner Wange und sie hatte ihre Augen friedlich geschlossen. Von einem unbeschreiblichen Wohlgefühl, der Wärme seines Körpers und der damit einhergehenden, angenehmen Müdigkeit übermannt, war es ihr nun vollkommen gleich, ob er ihren niedlich-dreisten Überfall nun guthieß oder nicht. Und wenn er für ihn so schrecklich war, hätte er sie ja immer noch wegstoßen können.
Doch er stieß sie nicht weg. Er ließ ihre Nähe zu und ließ sie nah bei sich, an seiner Seite einschlafen.
Und während sie das tat, wanderte sein Blick wieder zur Zimmerdecke hinauf.
...

Blinzelnd öffnete Bulma ihre Augen.
Das entfernte Rauschen des Stadtverkehrs drang an ihr Gehör und der Wind blies sanft durch die Vorhänge, die das morgendliche Sonnenlicht ins Zimmer ließen. Einen ganzen Moment lang blieb sie in ihrer Aufwachposition liegen: Auf dem Rücken liegend, einen Arm über die Breite des Bettes ausgestreckt, der andere auf ihrem Bauch ruhend. Sie sah verschlafen zur weißen Zimmerdecke hinauf und da die Deckenleuchten nur durch einen verschwommenen Schleier zu erahnen waren, musste sie sich erst einmal die Augen reiben. Anschließend rollte sie sich auf die Seite, um müde in Richtung ihres Radioweckers zu linsen, den sie hier normalerweise auf ihrem Nachttisch vorfand.
//Nanu...?//
Doch da war gar kein Radiowecker.
In Bulmas schlaftrunkenen Ausdruck mischte sich die totale Verwirrung.
Und dann, so ganz allmählich, im Zuge ihres Wachwerdens, schien sich ihr Hirn wieder einzuschalten. Und auch ihr Erinnerungsvermögen. Ihre Lider begannen sich zu weiten, ihre Augen wurden größer...
In einem Ruck schnellte sie in die Senkrechte, beide Hände in die Bettdecke gekrallt, mit der sie ihre nackten Brüste bedeckte. Mit erschrockener Grimasse und Augen so groß, das sie ihr aus dem Kopf zu fallen drohten, starrte sie vor sich hin. Knallrot.
//Ich habe mit Vegeta geschlafen!!//, fiel es ihr wieder ein. //Ogottogottogott!!//
Spätestens jetzt hatte sie diesen unglaublichen Fakt vollkommen realisiert.
Und dann, nachdem sie sich vom anfänglichen Schock jener Erkenntnis ein wenig erholt hatte, sah sie sich zu allen Seiten um. Denn eine berechtigte Frage tat sich auf:
Wo steckte Vegeta eigentlich?
Dass sie am nächsten Morgen ohne ihn aufwachen würde, war ja eigentlich fast schon zu erwarten gewesen, dennoch kam sie nicht umhin, von seiner Abwesenheit ein klein wenig enttäuscht zu sein. Aber was hatte sie denn erwartet? Dass er ihr das Frühstück ans Bett bringen würde?
Eigentlich keine schlechte Idee, doch schon allein bei dem Gedanken an Frühstück zog sich ihr Magen zu einem Knoten zusammen. Sie konnte jetzt unmöglich etwas essen. Viel zu viel Unausgesprochenes stand im Raum. Viel zu viele Fragen standen im Raum! Was bedeutete das jetzt für sie? Wo standen sie und Vegeta jetzt? Hatte er sich auch in sie verliebt? Oder doch nicht? Hatte er vielleicht Zweifel? Hielt er es womöglich für einen Fehler, jetzt da das Verlangen verflogen war? Jetzt da er seine niederen Triebe befriedigen konnte? Hatte er sie etwa nur benutzt?? Dieses verdammte Arschloch!!
Mit wutentbrannter Grimasse raufte Bulma sich die Haare und musste sich dann richtig zwingen, sich gefälligst wieder einzukriegen. Schließlich spielte sich das alles gerade nur in ihrem Wirrkopf ab.
//Bleib ruhig, Bulma. Bleib ganz ruhig//, redete sie sich innerlich gut zu.
Es führte überhaupt kein Weg drumherum: Sie musste einfach mit Vegeta sprechen.
Energisch warf sie also die Decke von sich und sprang dann aus dem Bett, um sich eilig anzuziehen.
//Ich hoffe, er ist im Gravitationsraum//, dachte sie, als sie zu guter Letzt ihr Stirnband wieder überstreifte und dann auf die Zimmertür zusteuerte.
Kaum die Hand auf die Klinke gelegt, zuckte sie aber sofort erschrocken von dieser zurück, denn draußen auf dem Flur waren plötzlich die Stimmen ihrer Eltern zu vernehmen. Und sie konnte ja nun nicht einfach so mir nichts, dir nichts vor ihren Augen aus Vegetas Zimmer spazieren! Nicht auszudenken, wenn sie bemerkt hätten, dass sie bei Vegeta geschlafen hatte!
Nein. Sie hatte ja nicht nur BEI Vegeta geschlafen.
Sofort lief Bulma wieder knallrot an, schlug beide Hände an ihre Wangen und starrte wie eine Geisteskranke vor sich hin.
//Ich habe wirklich mit Vegeta geschlafen!! Ogottogottogott!!//


pic by VEGETApsycho https://64.media.tumblr.com/d6a0eba3c6fc24ee90e7bc0209da4f70/tumblr_p9ck5aHoqh1s6nfmdo1_640.jpg

Lower Instinct - beginning of vegebul (+ gochi, tenlunch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt