Bulma saß in ihrem rosafarbenen Morgenmantel am Küchentisch, den halbvollen Kaffeebecher an die Lippen gehoben. Gleich nach der heißen Dusche und einer Kopfschmerztablette war Kaffee an diesem verkaterten Morgen genau das richtige. Sie war zwar noch nicht vollkommen fit, fühlte sie sich aber bedeutend besser als noch vor einigen Stunden.
Was hatte sie bloß geritten, diese ganze Weinflasche allein zu leeren? Und was mochte sie danach bloß getrieben haben? Sie wurde das Gefühl nicht los, dass etwas Sonderbares geschehen war, denn merkwürdigerweise stellte sie gar keine negative Assoziation zu jener Nacht her. Im Gegenteil. Da waren verblasste Erinnerungen an einen wohligen Geruch, eine angenehme Empfindung auf der Haut. Eine Empfindung, die sie nicht näher definieren konnte... Ob sie in ihrem Rausch einfach etwas Schönes geträumt hatte, ohne sich daran zu erinnern?
Nachdenklich blickte sie über den Rand ihres Bechers hinweg. Und ehe sie einen weiteren Schluck daraus nehmen konnte, schnellte ihr Kopf hoch, als plötzlich dumpfe, aber wohlbekannte Stimmen auf dem Flur ertönten. Und eine davon gehörte zweifelsohne ihrem Exfreund.
„Bulma? Die ist in der Küche, glaube ich!"
//Oh nein!//, dachte sie, als sie die Worte ihrer Mutter vernahm. //Ich bin ja noch gar nicht dazu gekommen, ihr zu sagen, dass ich nicht mehr mit Yamchu--//
Und da betraten ihre Mutter und Yamchu auch schon gemeinsam die Küche.
„Sieh mal, wer hier ist, Bulma!", rief Mrs. Briefs entzückt, die Hände neben ihrem Gesicht gefaltet. „Und was für einen schönen Blumenstrauß er dir mitbringt! Hach ja, junge Liebe ist doch etwas Wundervolles!"
Bulmas Augenbraue zuckte bloß aggressiv. Und Yamchu war mehr oder weniger wie angewurzelt in der Tür stehen geblieben.
Als für einen Moment eine peinliche Stille im Raum herrschte, beschloss Mrs. Briefs dann, die zwei ‚Turteltäubchen' mal allein zu lassen.
Kaum war sie außer Sicht, zischte Bulma: „Was willst du hier?"
Yamchu hob den Blumenstrauß hoch. „Mich entschuldigen." Er hatte einen äußerst demütigen Blick aufgesetzt.
„Ich habe dir doch gesagt, dass es aus ist, Yamchu", sagte sie entschieden. „Wenn du aber gekommen bist, um deine restlichen Sachen abzuholen, nur zu."
Sie blieb eisern und rührte sich nicht vom Fleck, fixierte ihn mit ernstem Blick. Yamchu wurde ganz mulmig zumute und eine Schweißperle bildete sich auf seiner Stirn.
„Komm schon, Bulma... Das kannst du doch nicht ernst meinen."
„Ach nein?" Ihr Blick gewann an Wut. „Du solltest mich inzwischen gut genug kennen, um zu wissen, dass ich es sehr wohl ernst meine." Sie stand auf und ging hinüber zur Spüle, wo sie den Rest ihres Kaffees in den Ausguss goss. „Und nun gehst du besser. Ich habe heute noch viel zu tun", fügte sie hinzu, ohne ihn anzusehen.
„Bulma..." Yamchu senkte sein Haupt. „Ich... ich brauche dich..."
Da schenkte sie ihm einen erzürnten Schulterblick, wobei sich ihre Pupillen zusammenzogen. „Aber ich brauche DICH nicht! Ich brauche keinen Mann an meiner Seite, denn ihr habt alle ein dickes, fettes Ego-Problem!"
Und während sie diese Worte an Yamchu richtete, kam ihr plötzlich auch Vegeta in den Sinn - denn auf ihn trafen sie ebenfalls zu!
Sie stierte noch einen Moment lang in seine Richtung. Dann wendete sie sich ab und es drang ein gereizter Seufzer aus ihrer Kehle.
„Die Türen der Capsule Corporation stehen dir immer offen, das weißt du", sagte sie kühl. Und nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Aber lass dir bis zu deinem nächsten Besuch ruhig etwas mehr Zeit."
Yamchu war tief getroffen von ihren Worten, denn ihm war klar, was sie damit sagen wollte. Und ihm wurde überdies schmerzlich bewusst, dass sie es wirklich ernst meinte. Dass es endgültig aus zwischen ihnen war.
Es gab kein Zurück mehr. Er hatte es ein für alle Mal vergeigt.
Bedrückt sah er nun auf den Blumenstrauß in seiner Hand herab, von dem bereits ein paar Blütenblätter abgefallen waren. Und da Bulma ihm offenbar nichts mehr zu sagen hatte - denn sie zeigte ihm nun buchstäblich die kalte Schulter - legte er den Strauß einfach auf dem Tisch ab und verließ dann die Küche. Bulma konnte hören, wie er ging und ihr ernster Gesichtsausdruck wollte nicht weichen. Sie stand mit verschränkten Armen da, drückte ihre Oberarme fester und sah zum Fenster hinaus.
//So ist es//, dachte sie entschlossen. //Ich brauche keinen Mann!//
Yamchu hatte ihren Wunsch respektiert und sich nach jenem Tag erst einmal nicht mehr in der Capsule Corporation blicken lassen. Er beschloss, mit Pool loszuziehen und es den anderen nun doch gleichzutun und für die Ankunft der Cyborgs zu trainieren.
Und Bulma begann damit, sich wieder vermehrt auf ihre Arbeit zu konzentrieren - wobei ‚zu stürzen' hierbei wohl der angemessenere Ausdruck war. Eine weitere Präsentation für ihren Kampfsimulator war fällig und der Abgabetermin rückte näher und näher.
In den kommenden Wochen hatte sie sich derart arbeitsam in ihrem Labor verschanzt, dass sie manchmal tagelang weder ihren Eltern noch Vegeta begegnet war. Der hatte es aber ohnehin strikt vermieden, ihr über den Weg zu laufen, denn seit dem nächtlichen Vorfall - an den sich Bulma glücklicherweise gar nicht erinnerte - wollte er sie einfach nicht mehr sehen. Denn jedes Mal, wenn er mit dieser Frau zu tun hatte, endete es irgendwie unangenehm für ihn!
Tatsächlich hatte auch Bulma dieser Tage kaum an Vegeta denken müssen. Sie hatte sich voll und ganz ihrer Arbeit verschrieben und konnte auf etwaige Ablenkungen, die ohnehin nicht zielführend waren, gut verzichten. Und sie konnte auf diese Männer gut verzichten, die entweder nur an sich selbst dachten oder etwas von ihr wollten...
„Hey Bulma, hast du kurz Zeit?"
„GRUNDGÜTIGER!" Kreischend schreckte Bulma von ihrem Schreibtisch hoch.
Sie presste sich eine Hand auf den Brustkorb und starrte Son Goku dann bitterböse an - der wieder einmal unangemeldet in ihrem Labor aufgetaucht war.
„D-Dein neuer Teleportationstrick ist ja schön und gut, Son Goku... aber irgendwann bekomme ich deinetwegen noch einen Herzinfarkt!!"
„Tut mir leid!" Bedröppelt grinsend kratzte er sich am Hinterkopf. Dann hob er eine Hoipoi-Kapsel zwischen Daumen und Zeigefinger hoch. „Ich wollte dich fragen, ob du dir mal unser Auto anschauen kannst. Es zieht irgendwie nach links."
Bulma strich sich mit beiden Händen über Gesicht und Haaransatz.
„Na klar doch", sagte sie dann, konnte sich einen leisen Seufzer aber nicht verkneifen. Denn eigentlich hatte sie für so etwas im Moment gar keine Zeit...
Sie nahm die Kapsel an sich und stand von ihrem Drehhocker auf.
Indes betrat ihr Vater das Labor, da er gerade zufällig auf dem Flur unterwegs war und ihr lauthalses Kreischen vernommen hatte. Als er Son Goku erspähte, wandelte sich seine verdutzte Miene in ein Lächeln.
„Oh, Son Goku! Was für eine Überraschung!", begrüßte er ihn sofort freundlich.
„Hallo Dr. Briefs!"
Und während sie ein paar Worte miteinander wechselten, war Bulma dabei, Son Gokus Kapsel auf die freie Fläche zwischen sich und den beiden zu werfen. Ihr Labor war selbstverständlich derart überdimensioniert, dass ein Auto locker darin Platz fand.
Was sich da allerdings aus der Kapsel offenbarte, war kaum mehr als ein Auto zu erkennen...
„D-Das ist ja ein kompletter Totalschaden!!", schrie Bulma entsetzt, beide Hände an den Kopf gepresst. Dann richtete sie ihren Blick über den Trümmerhaufen hinweg auf Son Goku. „W-Wie um alles in der Welt hast du das geschafft?!"
„Kriegst du das schnell wieder hin?", fragte der sie aber bloß, ohne auf ihr blankes Entsetzen einzugehen. „Wir mussten leider unseren Familienausflug unterbrechen und Chichi ist darüber alles andere als glücklich." Anschließend murmelte er noch vor sich hin: „Sie hat gesagt, es wäre schön, wenn ich auch mal eine Sache zu Ende bringen würde... Keine Ahnung, was sie damit gemeint hat."
„Frauen sind ein Rätsel, Son Goku", lautete Dr. Briefs einfache Erklärung dafür.
Indes stand Bulma mit bebenden Schultern und steif nach unten gestreckten Armen da und betrachtete den Schrotthaufen mit zuckenden Augen. Sie hätte gar nicht gewusst, wo sie hier mit der Reparatur anfangen sollte... Das Ding war einfach mal komplett im Eimer!
Doch schien Son Goku das gar nicht zu kümmern. Stattdessen pflichtete er Dr. Briefs bei und sagte dann noch: „Ich habe schließlich extra wegen ihr mein Training unterbrochen! Aber naja... versprochen ist versprochen."
Genau dieselbe Phrase musste sich Tenshinhan in ebenjenem Moment auch wieder ins Gedächtnis rufen. Denn es hatte inzwischen bereits mehr als genug Momente gegeben, in denen er am liebsten Reißaus vor seiner schrulligen und obendrein kleptomanisch veranlagten Reisebegleiterin genommen hätte. Leider konnte es Lunch wieder einmal nicht lassen und musste jede sich ihr bietende Gelegenheit beim Schopfe packen, um ihren Kontostand etwas aufzubessern.
Dieses Mal hatte aber offenbar Freund Karma zugeschlagen, denn nachdem sie ein hilfloses, altes Ehepaar überfallen hatte, war sie kurz darauf selbst von einer Handvoll Banditen überfallen worden. Ehe diese allerdings auf ihren Motorrädern fliehen konnten, griff Lunch nach ihrem Maschinengewehr und ließ ihren Widersachern eine geballte Metallsalve daraus schmecken.
„Was haltet ihr davon, ihr Bastarde, hä?!", schrie sie dabei zornig.
Mit entsetzten Gesichtern sprangen die Männer wild umher, um dem Kugelhagel zu entkommen. „Waah!! Die ist ja vollkommen verrückt geworden!!"
Lunch schoss in der Tat wie eine Verrückte um sich und da sie dabei völlig ihre Deckung vernachlässigte, bemerkte sie nicht, wie einer der Männer - offenbar ein ganz Mutiger - sich von hinten an sie heranschlich. Dessen Miene verriet seine ängstliche Entschlossenheit. Normalerweise griff er keine Frauen aus dem Hinterhalt an, doch diese hier war offensichtlich eine von der ganz gemeingefährlichen Sorte. Also zückte er seine Pistole und streckte beide Arme aus, um auf sie zu zielen.
Lunch registrierte die Bewegung aus dem Augenwinkel und zog eine verdatterte Grimasse. „Was...?!"
So schnell konnte sie jedoch gar nicht reagieren und war sich sicher, in der nächsten Sekunde eine Kugel einstecken zu müssen.
Doch ehe der Kerl abdrücken konnte, bekam er urplötzlich einen blitzschnellen Handkantenschlag in den Nacken.
„Gargl...!" Er gab einen verblüfften, schmerzerfüllten Laut von sich und stürzte dann mit dem Gesicht voran zu Boden.
Die Pistole baumelte an seinem Zeigefinger und als auch sie zu Boden fiel, zertrümmerte Tenshinhan sie mit einem einzigen, wuchtigen Tritt.
Alle Anwesenden hielten schlagartig inne. Lunch starrte ihn an, ihr Maschinengewehr noch immer auf die Banditen gerichtet, denen der kalte Schweiß ausgebrochen war.
„D-Die hat auch noch einen Komplizen...", keuchte einer von ihnen entsetzt.
Allein Tenshinhans finsterer Blick jagte allen eine Höllenangst ein.
„Nichts wie weg hier!!", schrie dann der erste. „Hier, du kannst alles wiederhaben!!"
Die Banditen warfen Lunch die Tasche mit dem Geld vor die Füße und machten sich dann so schnell sie konnten auf ihren Motorrädern vom Acker. Ihren zu Boden gegangenen Kameraden ließen sie dabei einfach am Straßenrand liegen.
Lunch blickte ihnen mit schadenfrohem Ausdruck nach und reckte triumphierend die Faust in die Höhe. „Jaha! Gut gemacht, Tenshinhan!"
Dann hob sie die Geldtasche vom Boden auf und spähte fröhlich hinein. Sie konnte sich kaum satt sehen an all den vielen Scheinen! Als sie ihren Blick schließlich doch davon abwendete und zu ihrem vermeintlichen ‚Komplizen' hinübersah, erkannte sie dessen unverwandt ernsten Gesichtsausdruck. Tenshinhan richtete seine drei Augen erst auf sie - dann auf die Tasche, die sie in Händen hielt - dann wieder auf sie.
Ein Moment der Stille verging.
„Was?", wollte Lunch in kritischem Ton von ihm wissen.
...
„Hier haben sie ihr Geld wieder." Demütig verbeugte er sich von dem alten Ehepaar. „Ich bitte vielmals um Vergebung. Es wird nie wieder vorkommen."
Die beiden blickten ziemlich verdattert drein, nahmen ihre Tasche dann aber dankbar entgegen. Tenshinhan drehte sich anschließend zu Lunch um, die sich, im Gegensatz zu ihm, nicht besonders höflich verhielt. Sie stand bloß mit verschränkten Armen neben ihm und sah eingeschnappt zur Seite.
Als die beiden Alten sich dann verabschiedeten und Tenshinhan und Lunch den Rücken kehrten, kribbelte es ihr schon wieder in den Fingern... Doch kaum tat sie einen Schritt vorwärts, um dem Pärchen nachzusetzen, packte Tenshinhan sie bei der Hüfte.
„Hrgh! W-Was soll denn das?! Lass mich los, Dreiauge!!" Zappelnd und kreischend versuchte sie sofort, sich aus seinem Griff zu befreien. Natürlich ohne Erfolg.
Er begab sich mit ihr in die Lüfte und stieß dabei einen schweren Seufzer aus. //So kann ich mich unmöglich auf mein Training konzentrieren//, dachte er unzufrieden.
Und während Lunch fleißig weiterzeterte, trug er sie einfach stillschweigend zu ihrem Lager zurück, wo Chaozu bereits auf sie wartete. Fragend blickte er von einem zum anderen und als er Tenshinhans verkniffenen Ausdruck sah, blieb sein Blick an ihm haften.
Der drehte sich nun zu Lunch um. „Hey, ähm", begann er, wobei sich eine Schweißperle auf seiner Stirn bildete. Denn was er ihr nun vorschlagen wollte, würde gewiss auf keine positive Resonanz stoßen. „Wie wäre es, wenn wir unsere gemeinsame Reise mal für eine Weile unterbrechen? Ich würde dich auch zu Muten Roshi zurückbringen..."
Lunchs Miene verfinsterte sich auf der Stelle. „Was?!", fragte sie ungläubig und löste ihre verschränkten Arme.
Er wich ihrem stechenden Blick aus. „Nur für ein paar Monate oder so."
„Du spinnst wohl!", keifte sie sofort, die erhobenen Fäuste geballt, die Füße auseinandergeschoben. „Ich habe so lange darauf gewartet, wieder mit dir zusammen zu sein!"
„Ja, aber..." Tenshinhan brach seinen Satz ab, denn in jenem Moment fiel ihm etwas ein. Also sah er sie wieder an und fragte stattdessen: „Warum eigentlich?"
„Warum?! Warum fragst du?!" Lunch wurde knallrot und ballte ihre Fäuste fester. „Das werde ich dir sa-ha-HAAATSCHI!"
Prompt stand die blauhaarige Lunch vor ihm - nichtwissend, worum es ging, geschweige denn dass sie gerade überhaupt ein Gespräch mit Tenshinhan geführt hatte. Verwirrt sah sie erst zu ihm und dann an sich herunter. Als ihr das Maschinengewehr auffiel, welches sie umgeschnallt hatte, presste sie beide Hände an ihre Wangen.
„Huch! Oh je, habe ich etwa wieder Unsinn angestellt?"
Mit ihren großen, runden Augen sah sie Tenshinhan und Chaozu abwechselnd an.
Und schon im nächsten Moment setzte sie ein heiteres Lächeln auf. „Na kommt. Als Entschuldigung koche ich euch jetzt erstmal was Schönes!"
Sie war einfach so zuckersüß, dass alle beide auf der Stelle erröteten. Tenshinhan standen dabei noch immer die Schweißperlen auf der Stirn. Er blickte Lunch nach, als sie ins Lager verschwand... und dann fiel ihm schlagartig wieder ein, was er ja eigentlich von ihr gewollt hatte.
//Hrgh, diese Frau macht mich vollkommen fertig!//
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Lower Instinct - beginning of vegebul (+ gochi, tenlunch)
FanfictionIst Trunks aus Liebe entstanden? Oder war es pure Leidenschaft, die seine Eltern damals kurzweilig füreinander hegten? Die niederen Instinkte wissen durchaus zu gedankenlosen Taten zu verführen - doch fallen ihnen in dieser Version der VegeBul-Roman...