„Ich habe noch keinen erlebt, der so verrückt ist wie Vegeta. Irgendwie hat er die Pfanne heiß."
Wie goldrichtig Dr. Briefs mit diesem überspitzten Kommentar doch lag, sollte ihm, seiner Frau und seiner Tochter bereits wenige Augenblicke später bewusst werden. Doch noch herrschte eine entspannte Stimmung im Wohnzimmer der Briefs. Noch ahnte niemand etwas von der bevorstehenden Explosion.
Mrs. Briefs hatte gerade ein Tablett mit köstlichen Gebäckstücken auf dem Couchtisch bereitgestellt und sich anschließend zu Bulma auf das Sofa niedergelassen.
Diese wurde bei der Aussage ihres Vaters sofort hellhörig und sah ihn über den Tisch hinweg an, als er nähertrat. Wie üblich klemmte ein Zigarettenstummel in seinem Mundwinkel und seine kleine Katze Chatounette saß auf seiner Schulter.
Die Faszination über ihren zügellosen neuen Mitbewohner ließ ihn offensichtlich nicht los. „Er trainiert bei immer höherer Schwerkraft und absolut nichts scheint ihn aufhalten zu können", fuhr er fort. „Außerdem will er ständig neue Maschinen, die er dann doch nur in Schrott verwandelt... Täglich ist er 18 Stunden in der Raumkapsel!"
„Das überrascht mich gar nicht", sagte Bulma daraufhin. „Vegeta kann nichts anderes als kämpfen..."
Da mischte sich Mrs. Briefs plötzlich schmachtend ein: „Also ich finde, das ist ein äußert attraktiver Zug an ihm!"
Dr. Briefs sah sie an. Und wie immer reagierte er ziemlich gelassen auf die Schwärmereien seiner Frau. „Ich dachte immer, du vergötterst Son Goku und kannst Vegeta überhaupt nicht leiden."
„Ja richtig, Son Goku ist schon ein leckerer Mann..."
Auch hier wieder keine eifersüchtige Reaktion ihres Ehemannes. Dafür musste aber Bulma peinlich berührt ihr Haupt senken, während sie sich einen Kaffee eingoss.
Und die Schwärmereien ihrer Mutter wollten einfach nicht abreißen.
„Aber ich muss sagen, Vegeta hat etwas Geheimnisvolles an sich... was ihn in meinen Augen einfach unwiderstehlich macht! Und dazu kommt, dass er für seine Ziele hart arbeitet und sehr mutig ist." Mrs. Briefs hob die Kaffeetasse an ihre Lippen. Doch ehe sie daraus nippte, verkündete sie noch ihr Abschlussplädoyer zu diesem überaus delikaten Thema: „Son Goku hat zwar seine Vorzüge, aber ich habe auch ein Faible für Vegeta!"
Mochte Bulma die offene Art ihrer Mutter ja durchaus gewohnt sein, so war sie ihr ab und an einfach etwas unangenehm. ZIEMLICH unangenehm sogar in Hinsicht auf Vegeta. Was sie zu jenem Zeitpunkt selbst ein wenig stutzig machte...
Ebenso wie das Gefühl, das sie nun bei seinem Anblick überkam.
Ermattet lag Vegeta vor ihr in seinem Krankenbett, die Augen schmerzvoll zugekniffen, eine Atemmaske über Mund und Nase spendete ihm Sauerstoff. Seine gröbsten Wunden waren versorgt und bandagiert worden, die offenen Hautflächen von Schnitten und Kratzern übersät.
Bulma hatte getan, was sie konnte, um ihm zu helfen, doch noch immer bangten sie und ihre Eltern um sein Wohl. Während die beiden nun hinter ihr standen, kniete sie an Vegetas Bett, den sorgenvollen Blick auf sein Gesicht gerichtet. Sie konnte es kaum ertragen, ihn so zu sehen, wollte sich aber auch nicht von ihm abwenden.
Dieser geheimnisvolle, harte und mutige Mann wirkte auf einmal so verletzbar. Nie im Leben hätte sie es für möglich gehalten, ihn einmal in einem solchen Zustand zu erleben. Und dann auch noch in ihrem eigenen Heim.
„Es ist ein Wunder, dass er diesen Unfall überlebt hat", meinte Dr. Briefs, der mit verschränkten Armen neben seiner Frau stand. „Eigentlich hätte er auf der Stelle tot sein müssen."
Und in diesem Moment überkam Bulma eine Welle tiefer Erleichterung darüber, dass dem nicht so war. Es lag ihr ein zustimmendes Wort auf den Lippen, doch sie schwieg.
„Diese Saiyajins sind wirklich ganz außergewöhnliche Geschöpfe!", fügte ihr Vater noch an und daraufhin schluchzte ihre Mutter in das Taschentuch, welches sie in einer Hand knautschte. „Der arme Vegeta! Ihm muss alles wehtun!"
Und ehe sie wieder zu weinen begann, wurde sie behutsam von ihrem Mann bei den Schultern genommen und nach draußen geleitet. „Komm, Liebes..."
Indes richtete sich Bulma wieder auf die Füße auf, den bedrückten Blick dabei unablässig auf Vegetas Gesicht gerichtet. Sie konnte sich selbst nicht so recht erklären, woher dieses unfassbar tiefe Mitgefühl für ihn auf einmal kam. War es womöglich einfach nur dieser plötzliche Wechsel der Umstände? Dieser veränderte Zustand, in dem er sich nun wohl oder übel befand? An dem er obendrein selbst schuld war?
Denn sein eigener Hochmut hatte ihn doch erst in diese bedauernswerte Lage gebracht! Und dafür hatte Bulma eigentlich überhaupt kein Verständnis!
Aber dennoch... Wenn sie ihn jetzt so da liegen sah...
Sie musste ihren Blick schließlich mit einem leisen Seufzer von ihm abwenden und beschloss dann, ihren Eltern auf den Flur hinauszufolgen.
Doch als sie plötzlich ein Geräusch hinter sich vernahm, drehte sie sich noch einmal zu Vegeta um. Wachte er etwa auf?
„K-Kakarott..."
Bulmas Augen weiteten sich, als sie ihn sprechen hörte.
„Eines Tages... werde ich der stärkste sein..."
Angeschlagen und gedämpft drang seine Stimme durch die Atemmaske. Und da er sich weder rührte noch die Augen öffnete, wurde Bulma klar, dass er im Schlaf sprach.
„Viel stärker, als du dir es... heute vorstellen kannst..."
An Ort und Stelle war sie stehengeblieben, hielt ihre Hände vor der Brust gefaltet, und sah nun mitfühlend zu ihm zurück. Er schien zu träumen und seiner verkniffenen Mimik nach zu urteilen, handelte es sich um einen Albtraum. In jenem Moment tat er Bulma einfach nur schrecklich leid. Sein Drang, Son Goku zu übertrumpfen und der Allerstärkste sein zu müssen, schien tief in ihm verwurzelt zu sein. Es war wie eine selbstzerstörerische Passion.
//Er ist so voller Frust...//, dachte sie betrübt, während sie sein Mienenspiel betrachtete. //So stolz und so traurig zugleich...//
Und tatsächlich befand sich Vegeta inmitten eines schrecklichen Albtraumes, in dem er einen langen, dunklen Korridor entlangrannte, ohne Aussicht auf ein Ende. Seine Schritte hallten an den unsichtbaren Wänden wider. Er fühlte sich, als wäre er bereits Millionen Kilometer gerannt, er schwitzte stark, seine Beine schmerzten und er war völlig außer Atem. Aber er konnte nicht stehenbleiben. Nicht, ehe er ihn erwischt hatte.
Plötzlich tauchte er unmittelbar vor ihm auf! Kakarott! Er drehte seinen Kopf zur Seite und warf Vegeta einen Blick über die Schulter zu. Dann grinste er.
„Wieso bist du schon da, Kakarott?", wollte Vegeta von ihm wissen.
Er rannte direkt auf ihn zu und konnte ihn doch nicht erreichen.
Mit knirschenden Zähnen zog er das Tempo noch einmal kräftig an und setzte dann zu einem Sprungangriff an.
Doch da verschwand Kakarott auf einmal!
Erschrocken kam Vegeta zum Stehen. Und aus einem Impuls heraus wirbelte er herum - und erschrak glatt ein zweites Mal! Denn hinter ihm war plötzlich dieser Junge aus der Zukunft aufgetaucht!
„Was suchst du denn hier?? Los, sag schon!!", forderte Vegeta ihn zornig zu einer Antwort auf.
Er wartete sie aber gar nicht erst ab, sondern sprang gleich auf ihn zu und holte mit der Faust aus, um ihm eine zu verpassen.
Doch da verschwand auch der Junge ins Nichts!
Vegeta blieb verdutzt zurück und sah sich nun hektisch zu allen Seiten um.
Plötzlich tauchten Kakarott und der Junge gleichzeitig vor ihm auf, was ihn überrascht zurückweichen ließ, und ohne zu zögern demonstrierten sie ihm beide dann ihre Verwandlung in einen Super-Saiyajin. Das Dunkel des Raumes erstrahlte in ihrem hellen, goldenen Licht, und zwar so grell, dass Vegeta seine Augen hinter seiner gehobenen Faust verbergen musste, um nicht zu erblinden.
„Was soll das??", rief er erzürnt, in dem Versuch, die rauschenden Klänge ihrer Auren zu übertönen.
Doch schienen seine Rufe gar nicht zu ihnen durchzudringen und Vegeta wurde von einer derart heftigen Welle des Zornes überrollt, dass er nun selbst seine Aura entfachte.
Mit geballter Kraft aktivierte er sämtliche Energien seines Körpers, schrie seinen Zorn heraus!
Aber leider erstrahlte seine Aura in nicht einmal halb so hellem Licht wie die der beiden Super-Saiyajins... Welche seinen vergeblichen Versuch nun zum Anlass nahmen, ihn mit einem höhnischen Grinsen zu verspotten.
Und zur Krönung ihres Spotts nahm ihre Kraft, ihr grelles Leuchten, noch einmal um ein Vielfaches zu! Ihre Auren explodieren förmlich und Vegeta wurde von dieser unglaublichen Wucht zurückgedrängt.
"Argh...!" Mit überkreuzten Armen wehrte er sich dagegen. Er wollte nicht aufgeben und schwebte wieder näher heran, versuchte, die beiden zu erreichen.
Doch vergebens. Kakarott und der Junge rückten in immer weitere Ferne.
Vegetas Gesicht war von blankem Entsetzen gezeichnet, er zitterte am ganzen Leib.
„Das verstehe ich nicht!", rief er fassungslos, als die beiden schließlich gänzlich aus seinem Sichtfeld verschwunden waren. „I-Ich komme nicht dahinter... Die zwei sind immer schneller als ich... Aber warum nur??"
Er war völlig außer sich, streckte die geballten Fäuste von sich, riss den Kopf in den Nacken und schrie: „WARUM NUUUUR???"
...
Von seinem Frust übermannt fiel er zurück und schwebte dann mit geschlossenen Augen durch den schwerelosen Raum. Alles um ihn herum wurde dunkel und still.
...
Doch mit einem Mal vernahm er eine weit entfernte Stimme.
„Eines Tages wirst du der Gebieter der Saiyajins sein!", sprach sie. Und Vegeta erkannte sie sofort - die Stimme seines Vaters. „Und niemand wird sich mit dir messen können!"
Als er seine Augen wieder öffnete, sah er ihn schemenhaft vor sich. Seinen Vater. Und direkt daneben sah er sich selbst in Kindergestalt. Beide standen sie in ihren royalen Gewändern vor einer großen Fensterfront und blickten hinaus, sahen dabei zu, wie aberdutzende Saiyajin-Raumkapseln vor einem pechschwarzen Hintergrund ins Weltall geschossen wurden.
„Ein jeder Saiyajin unterwirft sich schon als Kind Prüfungen, um sich als Krieger zu beweisen", hörte Vegeta seinen Vater wieder sprechen und diesmal klang es, als würde er direkt neben ihm stehen. „Und diejenigen, deren Potenzial nur gering ist, werden auf Planeten geschickt, auf denen die Gegner eher schwach sind."
„Geschieht ihnen ganz recht!", posaunte sein jüngeres Ich in seiner kindlichen, aber doch schon sehr überheblichen Manier, während er seine Arme vor der Brust verschränkt hielt und zum Fenster hinaussah.
König Vegeta wendete ihm nun das Gesicht zu. „Hör zu, mein Sohn. Du bist der Auserwählte unseres Volkes. In dir steckt das Potenzial, der größte Krieger der Saiyajins zu werden." Er sah nun fast wohlwollend auf ihn herab. „Vegeta, ich bin mir sicher, dass du dieser Aufgabe gerecht werden wirst. Und die Kinder zukünftiger Generationen werden deinen Namen kennen, denn du wirst in die Geschichte eingehen!"
...
Nach jenen monumentalen Worten verschwand das Bild seines Vaters vor Vegetas Augen - welche inzwischen vor Enthusiasmus zitterten und glänzten.
//Das werde ich, Vater//, dachte er voll neugewonnener Zuversicht und dann formte sich sein Mund zu einem arroganten Schmunzeln. //Ich gehöre zur Elite! Ich bin Kakarott überlegen und ich werde es ihm beweisen!//
Er ballte die Fäuste und dieses plötzliche siegessichere Gefühl übermannte ihn so stark, dass er alle Viere von sich strecken musste und schließlich nahezu größenwahnsinnig in den dunklen Raum hinausschrie:
„Ich bin auch ein SUPER-SAIYAJIN!!"
pic by L-Dawg211 https://www.deviantart.com/l-dawg211/art/Vegeta-s-serious-face-02-883525634
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Lower Instinct - beginning of vegebul (+ gochi, tenlunch)
FanficIst Trunks aus Liebe entstanden? Oder war es pure Leidenschaft, die seine Eltern damals kurzweilig füreinander hegten? Die niederen Instinkte wissen durchaus zu gedankenlosen Taten zu verführen - doch fallen ihnen in dieser Version der VegeBul-Roman...