Tu's einfach (vegebul)

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Am nächsten Tag führte Bulma die versprochene Reparatur des Schaltpultes fort. Und wo sie auch schonmal dabei war, konnte sie auch gleich die Delle ausbessern, die Vegeta am Vortag in die Außenwand der Gravitationsmaschine gedrückt hatte.
//Dieser Grobian...!//, dachte sie zerknirscht.
Schließlich war dieser Raum hier nur seinetwegen erbaut worden und er ging derart rücksichtslos damit um!
Doch hatte es ihn offenbar heftig in Rage versetzt, was Bulma an dieser Stelle zu ihm gesagt hatte... Und während sie nach getaner Arbeit ihr Werkzeug wieder zusammenpackte, schwelgte sie noch einen Moment lang in Erinnerungen an diese aufreibende Situation. Vor ihrem geistigen Auge konnte sie Vegeta vor sich sehen, konnte beinahe seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren. Für einen kurzen Augenblick hatte sie wirklich geglaubt, dass er sie küssen würde - was ihr Herz hatte höherschlagen lassen, das musste sie wohl zugeben. Denn er war schon ungemein anziehend, trotz seiner gefahrverheißenden Aura...
Aber dennoch war es nur Spaß! Nur ein Witz! Sie wollte ihn damit bloß ärgern!
Oder?
Ehe sie den Gravitationsraum schließlich wieder verlassen konnte, tauchte plötzlich Vegeta in der Tür auf. Und Bulma rutschte augenblicklich das Herz in die Hose. Denn sie hatte gerade sehr intensiv an ihn denken müssen, an ihren jüngsten Disput - welcher überdies außerordentlich interessant geendet hatte.
Doch so schnell diese reizvolle Spannung zwischen ihnen aufkeimen konnte, so schnell konnte sie auch wieder verfliegen. Und so traten sie einander eher missgestimmt gegenüber und Bulma erklärte ihm bloß knapp, dass er den Gravitationsraum nun wieder vollumfänglich nutzen konnte.
Beim Hinausgehen konnte sie sich eine vorwurfsvolle Bemerkung dann allerdings doch nicht verkneifen: „Du kannst dich wirklich glücklich schätzen, dass ich dich bei mir wohnen lasse und du unsere tolle Technik nutzen kannst! Du könntest ruhig mal etwas mehr Dankbarkeit zeigen!"
„Ich bin dankbar", sagte Vegeta plötzlich und Bulma drehte sich verdutzt zu ihm um.
Er stand mit dem Rücken zu ihr und bei dem, was er dann noch hinzufügte, rutschte ihr das Herz nicht nur ein weiteres Stockwerk tiefer, sondern blieb fast gänzlich stehen.
„Dankbar, dass Kakarott dich nicht zur Frau genommen hat."
Bulmas Wangen färbten sich augenblicklich rot. „W-Was...?"
Vegeta rührte sich nicht, zeigte ihr noch immer die kalte Schulter und ließ diesen Moment somit quälend lange auf sie wirken.
...
„Dann wäre ich ja jetzt in seinem Heim!", rief er schließlich angewidert aus, den Kopf dabei zur Seite gedreht. „Pah, mir wird schon schlecht, wenn ich nur daran denke!!"
„Eh?" Nun musste Bulma überaus verdutzt vor sich hin blinzeln. „W-Wie kommst du denn bitte auf sowas? Son Goku und ich sind nur Freunde. Das war schon immer so."
Da verengte Vegeta für einen kurzen Moment seine Augen. Eigentlich konnte es ihm ja scheißegal sein, mit wem Kakarott es trieb! Er wollte diesen drittklassigen Möchtegern-Saiyajin einfach nur übertrumpfen! ...Und ihn anschließend auseinandernehmen!
Bulma allerdings fragte sich schon, wie er auf solch einen absurden Gedanken kam. Und beim Anblick seines skeptischen Gesichtsausdrucks, kam sie nicht umhin sich zu fragen: //Glaubt er mir etwa nicht...?//
Sie hatte ihm doch gar keinen Grund zu dieser Annahme geliefert... oder etwa doch? Ganz automatisch ging sie in Gedanken ihre jüngsten Gespräche durch. Und da fiel es ihr, scharfsinnig wie sie war, plötzlich wie Schuppen vor den Augen!

Als aber auch Sekunden später noch nichts geschah, öffnete Bulma ein Auge.
„Willst du mich dabei etwa die ganze Zeit so anstarren?", fragte sie ihn skeptisch und stieß dann einen leisen Seufzer aus. „Herrje, du bist ja genauso unbeholfen wie Son Goku."
Da zuckte Vegeta und sein verdatterter Blick gewann um ein Vielfaches an Zorn.


Ihr war wieder eingefallen, wie Vegeta da geguckt hatte!
Und sie schlug sich prompt eine Hand vor den Mund.
„Oh weia, da hast du mich missverstanden!", stellte sie sofort klar. „Ich meinte damit nicht, dass Son Goku und ich... Sondern dass du genauso wie er... Nein, Halt! Ich will dich nicht schon wieder mit ihm vergleichen!"
Mit energisch verzogener Miene fuchtelte sie beschwichtigend mit den Händen in seine Richtung. Aber insgeheim fand sie die bloße Tatsache, dass ihn dies offenbar beschäftigt hatte, auch irgendwie amüsant. Sollte das etwa eine Spur von Eifersucht sein?
Vegeta ballte die Faust und nun verzog sich seine Miene - allerdings vor Zorn.
„Kakarott und ich haben NICHTS gemeinsam!", motzte er über seine Schulter hinweg. „Und schon bald wird er richtig Probleme kriegen, mit mir mitzuhalten!"
„Das glaube ich auch", erwiderte Bulma darauf und Vegeta sah prompt etwas verdattert aus. Sie bemerkte seinen Ausdruck und fügte daher hinzu: „Na so hart wie du trainierst!"
Mit diesem Zuspruch hatte er überhaupt nicht gerechnet und er musste gestehen, dass sich das irgendwie... gut anfühlte.
Bulma streckte sich. „Du kannst jetzt auch übrigens damit weitermachen", sagte sie beiläufig und auf dem Weg zum Ausgang kam sie ein wenig ins Kichern. „Nicht zu fassen, dass du dachtest, ich hätte Son Goku mal geküsst..."
Vegeta wollte von diesem Weibergeschwätz nichts mehr hören und um sich erst gar keine Blöße zu geben, zeigte er ihr wieder die kalte Schulter. Denn wenn sie sein Gesicht nicht sah, wusste sie folglich auch nicht, wie ihre Worte auf ihn wirkten - weder die bereits gesagten noch die, die nun folgten.
„Apropos Kuss..." Bulma war in der Tür stehengeblieben, eine Hand ruhte am Türrahmen. Und zum ersten Mal wurde ihr Blick Vegeta gegenüber richtig sanft - auch wenn der sie gar nicht ansah.
„Das nächste Mal denk vielleicht nicht so viel drüber nach und tu's einfach..."
...
Mit diesen Worten verschwand sie schließlich und Vegeta war in seiner Pose verharrt. Seine zornige Miene blieb unverändert.
Doch in seinem Innersten tat sich ein Gefühl auf... das er lieber ganz schnell wieder verdrängen und durch bloße Erleichterung darüber ersetzen wollte, dass die nervige Frau nun endlich gegangen war. Und er wieder in Ruhe trainieren konnte!
Er ließ auch keine weitere Zeit verstreichen und legte sofort los.
Die 400-fache Schwerkraft war fix eingeschaltet und schon bald ging er von seiner üblichen Aufwärmphase in sein Krafttraining über, wofür ihm wie immer sein eigenes Körpergewicht dienlich war.

Stunden später spürte er den hohen Widerstand kaum noch und fand, dass es an der Zeit war, einen erneuten Transformationsversuch zu wagen.
//Heute werde ich es schaffen...//, war er sich sicher. //Ich fühle es...//
Also bündelte er all seine Kräfte, wobei sich sein gesamter Körper und sein Gesicht in angestrengter Rage anzuspannen begannen. Die Augenpartie in Zornesfalten gelegt, den Mund weit geöffnet, stieß er einen kraftvollen, langen Schrei aus, wobei er die Fäuste fest ballte. Seine Muskeln schienen sich aufzupumpen, die Adern traten stark darauf hervor.
//Ich schaffe es...! Ich... ich...//
Er verharrte einen elend langen Moment in dieser Position, ballte die Fäuste immer fester, schrie immer lauter--
„Argh...!"
Und als wäre etwas in ihm gerissen, löste er sich urplötzlich aus seiner Haltung und sank abrupt in sich zusammen. Donnernd kam er mit den Knien voran auf dem harten Metallboden auf.
Mit zornig gefletschten Zähnen und weit aufgerissenen Augen starrte Vegeta ungläubig auf seine Fäuste herab. //Ich... Ich kann nicht... W-Wie... kann das sein, dass ich es immer noch nicht schaffe?//, dachte er zornerfüllt. //Ich... ich bin doch--//
Plötzlich schnellte sein Kopf hoch.

„Denk vielleicht nicht so viel drüber nach und tu's einfach..."


Sein Zorn wich eines verblüfften Ausdrucks und einen Moment lang starrte er einfach nur völlig geistesabwesend vor sich hin. Dieser Hinweis, so simpel er auch erscheinen mochte, war gar nicht mal so dumm. Vegeta musste sich eingestehen, dass diese schwächliche Erdenfrau recht hatte... und er manchmal wirklich viel zu viel nachdachte.
Nicht, dass er es nicht bereits des Öfteren versucht hatte, seinen Kopf mittels beinharten Trainings zu betäuben - aber immerzu wollte er dabei Gedanken verbannen, die vermeintlich von seinem Training ablenkten. Doch verstand er nun, dass es auch sein Training selbst war, über das er zu viel nachdachte!
//Meine Bewegungen müssen intuitiver erfolgen//, lautete dann sein tatsächlich letzter Gedanke für diese Trainingseinheit.
Denn von da an konzentrierte er sich nur noch auf seinen Körper. Er schloss die Augen und fühlte tief in sich hinein. Er spürte den tonnenschweren Druck, der auf ihm lastete, spürte seine schmerzenden Muskeln, spürte, wie das Blut durch seine Venen rauschte. Und nachdem er vom Boden aufgestanden war, führte er sein Training in dieser Gemütslage fort.
Alles fühlte sich richtig an, wirklich jede Bewegung saß. Vegeta absolvierte ein derart gutes Training, dass er volkommen die Zeit aus den Augen verlor. Es hätten Stunden oder Tage oder Jahre gewesen sein können, die er nun im Gravitationsraum zubrachte, in diesem Raum, umgeben von düsterem Rot. Er stählte seine Muskeln am Boden, in der Luft, erprobte seine Kondition und seine Reflexe an den kugelartigen Robotergegnern, die er per Knopfdruck erscheinen lassen konnte. Und dabei fühlte er sich so kraftvoll wie nie!
Und zum allerersten Mal hatte er wirklich das Gefühl, sein Ziel fast erreicht zu haben. Die Verwandlung, die er so lange anstrebte, war nun zum Greifen nah.
Ein weiteres Mal sammelte er seine Kräfte, wobei sich seine gesamte Energie in seinem Körper auszudehnen schien. Seine Muskeln pumpten sich bis zum Äußersten auf, seine Adern schwollen an und er schrie nun seinen ganzen Hass und Zorn heraus!
„RAAAAAAHHHHHHH...!!!"
Eine energieerfüllte Aura begann förmlich aus seinem Körper heraus zu explodieren und als er den Kopf in den Nacken riss, flackerten sowohl seine Augen als auch seine Haare für einen kurzen Moment hell auf.
So plötzlich dieser Schub aus ihm herausgebrochen war, so schnell war er aber auch wieder erloschen. Es gelang ihm nicht, diesen Zustand aufrechtzuerhalten und als das Licht verglomm, war er wieder umgeben vom üblichen düsteren Rot des Gravitationsraumes. Vegeta keuchte sich die Lunge aus dem Leib und er fühlte sich überwältigt von seinen Emotionen. Das Glücksgefühl, es fast geschafft zu haben, aber gleichermaßen die Frustration darüber, es nicht geschafft zu haben, trieben ihm die Tränen in die Augen.
Er konnte gar nicht anders, als inmitten seiner schweren Atmung, mit zugekniffenen Augen, einen erneuten, lauten Aufschrei loszulassen. Und als er die Augen wieder öffnete, starrte er auf seine geballten Fäuste herab, die unkontrolliert zitterten.
Ja. Er hatte es fast geschafft.
Und auch wenn er es nicht zugegeben hätte... irgendwie war SIE es ja, der er seinen Fortschritt zu verdanken hatte. Ausgerechnet sie, diese schwächliche Erdenfrau.


pic by https://www.deviantart.com/khriz10/art/Bulma-afro-883440999

Lower Instinct - beginning of vegebul (+ gochi, tenlunch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt