Herbst
Überrascht und erschrocken schrie ich auf, bevor ich mich bremste. Doch der Schrei war schon heraußen. Ich taumelte in der kompletten Dunkelheit nach hinten, während in meiner Hand noch immer die Schriftrolle mit der Notiz von Neo war.
Ich prallte gegen einen warmen Körper und Cimeies murmelte: »Dass die Lampe so lange gehalten hat, ist schon beeindruckend...«
Ich rang um Fassung, während mich diese komplette Finsternis gefangennahm und mich an meinen Tod... meine beiden Tode erinnerte.
»Alles in Ordnung?«, murmelte Cim.
»Klar.«, meinte ich, doch selbst ich hörte, dass meine Stimme unsicher schwankte. Für einen Moment war ich zurück in einer uralten, unterirdischen Gruft und lag auf den Boden, während sich um mich herum langsam eine Blutlache formte und die Schwärze nach mir griff... So viel Schwärze...
Schritte rissen mich aus meiner Benommenheit und mit einem Mal flammte helles, weißes Licht auf, dass den Raum noch besser erleuchtete als die Glühbirne vorhin. Leander stand in der Tür, in seiner Hand das königliche Schwert des Lichtes, dass hell erstrahlte. Daneben stand Lian, seine Hand lag auf den Griff seiner dunklen Sense und Fetzen von Schatten stiegen von ihr auf.
»Wir haben einen Schrei gehört! Ist alles in Ordnung?! Sind die Dämonenkönige hier?!«, rief Leander, während Lian den Raum nach möglichen Bedrohungen scannte.
»Nein, alles gut... Die Glühbirne ist durchgebrannt...«, erklärte ich leicht verlegen und deutete nach oben. Die beiden Jungs ließen verblüfft ihre Waffen sinken, dann wanderten ihre Augen zu mir und Cimeies, der immer noch dicht hinter mir stand.
»Was genau macht ihr beide hier eigentlich alleine?«, wollte Leander misstrauisch wissen.
Lian gluckste. »Ich glaube, dass wollen wir nicht so genau wissen...« Seine mondhellen, blassblauen Augen funkelten verschmitzt.
Ich verdrehte die Augen und hob die Schriftrolle hoch. »Ich habe lediglich nach Informationen von Neo gesucht und sie auch gefunden! Ich kann nichts dafür, dass Cimeies ein richtiger Stalker ist!«
»Ich würde es eher Bodyguard nennen.«, warf Cimeies ein.
»Für eine Unsterbliche? Das ist irgendwie ziemlich sinnlos.«, meinte ich trocken.
»Unsterblich heißt nicht, dass man nicht doch getötet werden kann.«
»Ich finde immer noch, dass das ein Paradoxon ist...«
Leander und Lian blickten sich verwirrt an. Schließlich ergriff Leander das Wort. »Was genau ist jetzt der springende Punkt?«, wollte er wissen und kratzte sich am Kopf.
»Dass ich vielleicht eine Spur gefunden habe.«, erklärte ich und warf Cim einen warnenden Blick zu. Der Dämon hob lächelnd seine beiden Hände, doch seine gelben Augen funkelten amüsiert.
Leander und Lian blickten sich neugierig in dem Raum um und schienen ihrer Umgebung zum ersten Mal ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Ich erkannte den Moment, in dem Leander begriff, was das alles in den Gefäßen war. Aus seinem gebräunten Gesicht wich mit einem Schlag sämtliche Farbe und er nahm einen leicht grünlichen Farbton an.
»I-ist... d-das...?«, wollte er mit stotternder Stimme wissen, während er so aussah, als würde er sich jeden Moment übergeben. Seine hellgrünen Augen verharrten starr auf den Gefäß mit den Augen und er krallte sich haltsuchend am Türrahmen fest.
Ich wechselte einen flüchtigen Blick mit Lian, der wie ich mit Sicherheit an solch einen Anblick gewohnt sein musste. »Komm, Leander... gehen wir nach unten in die Küche und machen uns einen schönen, kräftigen Kaffee... Immerhin war unsere Nacht ziemlich kurz, nicht wahr?«
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Der Ruf der Verdammten 2
Fantasy[Band 2: Spoiler zu Band 1 Das Flüstern der Toten!] Cimeies lehnte sich an die Wand und verschränkte mit einem Grinsen und verschmitzt funkelnden Augen die Arme. »Lass mich dir von Unsterblichen zu Unsterblichen einen Rat geben... Das Leben wird int...