Kapitel 7

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Herbst

»Wolltest du uns eigentlich in die Luft jagen?!«, knurrte Lian wütend und kämpfte sich unter Cimeies hervor, der überraschend unverletzt aussah. Vermutlich hatte er sich zusätzlich noch mit seiner Dämonenmagie geschützt, denn lediglich sein bordeauxfarbener Umhang sah leicht angekokelt aus. Selbst seine immer so perfekt gestylten Haare hatten kaum darunter gelitten und waren nur ein wenig zerzaust.

»Nein, eigentlich nur die Monster.«, meinte ich und blickte mich suchend um.

Tatsächlich schienen alle entweder gestorben oder geflohen zu sein, denn wir waren alleine – bis auf verkohlte... Klumpen, die überall am Boden lagen und der durchdringende Geruch von verbrannten Fleisch.

»Wir waren inmitten der Monster.«, erinnerte mich Lian trocken.

»Ich weiß, hat aber ja funktioniert, oder?«

Ich musterte den dunklen Kronprinzen von oben bis unten. Seine Kleidung war zwar voller Erdflecken, doch ansonsten schien er wie Leander unverletzt zu sein. Ich atmete erleichtert aus. Ein gewisses Risiko hatte ja immerhin bestanden, denn die beiden Königssöhne waren trotz ihrer Magie und ihrer Kampffertigkeiten immer noch... sterblich.

»Du siehst echt nicht gut aus...«, stellte Leander besorgt fest und trat auf mich zu. Seine hellgrünen Augen wanderten über meine großflächig verbrannte Haut, die scharlachrot war und sich an manchen Stellen schon regelrecht abzulösen schien.

Die Schmerzen hatte ich in einen kleinen Winkel meines Bewusstseins verbannt, da ich es mir jetzt einfach nicht leisten konnte ohnmächtig zu werden. Wir waren noch nicht in Sicherheit, auch wenn die unmittelbare Gefahr gebannt worden war.

»Lass mich dir helfen!«, bat Leander und in seinen hellgrünen Augen konnte ich einen Schatten meines Schmerzes erkennen.

»Du solltest dich nicht zu überanstrengen...«, warnte ich, während der Helle meine Hand mit dem Siegel zwischen seine nahm.

Leander lächelte mich sanft an. »Du hast meinetwegen viel mehr eingesteckt, als ich für dich. Ich mache das wirklich gerne.« Sein hellgelbes Siegel glomm auf und ich konnte spüren wie die schwache Heilmagie versuchte mir zu helfen. »Außerdem...«, murmelte Leander entschuldigend, »...kann ich sowieso nicht mehr machen, als ein wenig deinen Schmerz zu lindern. Meine Heilmagie ist für solche Verletzungen einfach viel zu schwach...«

Es fühlte sich an, als würde von Leanders Händen eine beruhigende Kühle ausgehen, die sich über meine Verbrennungen legte und die Hitze und den Schmerz ein wenig betäubte. Erleichtert atmete ich tief aus und lächelte den Hellen an.

»Wann genau, sind wir so gute Freunde geworden?«, scherzte ich. »Ich meine, ein Heller und eine Dunkle, die sich verstehen und gegenseitig unterstützen, das ist doch schon fast ein Skandal!«

»Nun, als wir mal darüber hinweg waren uns gegenseitig umbringen zu wollen, war es eigentlich ziemlich einfach eine Freundschaft aufzubauen. Entgegen dem, was die landläufige Meinung ist, sind Helle und Dunkle gar nicht mal so unterschiedlich – es wird uns nur seit der Geburt eingetrichtert.«

»Und das sagt ausgerechnet der Sohn des hellen Königs? Ist das dann nicht schon fast so was wie Hochverrat?«, witzelte ich.

»Und wenn schon. Das ist es wert.«, murmelte Leander und hob eine Hand um eine schwarze Haarsträhne aus meinem rußgeschwärzten Gesicht zu streichen. Ich erstarrte, als die warmen Fingern ganz leicht meine Wange streiften und hielt unbewusst die Luft an.

Doch was auch immer das zwischen uns gewesen war – es wurde jäh durch Lian zerstört, der rief: »Seid ihr so weit? Wir sollten schnell eine große Entfernung zwischen uns und dem Leuchtfeuer da drüben aufbauen, sonst haben wir bald wieder die ganzen wandelnden Leichen an unseren Fersen kleben!«

Der Ruf der Verdammten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt