Kapitel 33

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Winter

Ohne uns auch nur absprechen zu müssen, reagierten Leander und ich fast zeitgleich. Er zog sein Schwert des Lichts, das gleißend hell aufleuchtete, während ich meine dunkle Sense aus Schatten beschwor. Unsere Siegel glühten ebenfalls fast zeitgleich auf – meine schwarze Feder und sein hellgelber Blitz. Wir waren kampfbereit, auch wenn ich mir keine Illusionen machte – das letzte Mal waren wir ausgeruht und fit und zu viert gewesen und hatten es gerade so mit einem Höllenkönig aufnehmen können. Drei waren... ein Todesurteil.

»Bereit?«, knurrte Leander mit funkelnden, grünen Augen.

»Zu sterben? Definitiv nicht, die letzten zwei Mal haben mir eigentlich schon gereicht...« Denn mit einem Blick hatte ich die Waffen in den Händen der Dämonen-Dunkle-Hybride gesehen. Ich hatte die unheimliche Aura wahrgenommen, die die Waffen umgaben und gewusst, dass das Dämonenklingen waren. Und damit war mein endgültiger Tod tatsächlich in Greifweite.

Leander lachte rau auf. »Alle guten Dinge sind drei, Alena. Du wirst dem Tod bestimmt noch ein drittes Mal entkommen, daran glaube ich fest!«

Und was ist mit dir? Die Frage lag mir auf der Zunge, doch ich konnte sie nicht stellen. Ich wollte... - auch wenn es noch so abergläubisch klang – nichts mit diesen Worten heraufbeschwören. Also nickte ich knapp und umfasste meine Schatten-Sense fester, während wir beide den drei Höllenkönigen entgegen blickten.

Für einen Moment verharrten wir alle regungslos und taxierten einander. Dann griffen sie an. Sie mussten sich offenbar schon davor einen Plan zurechtgelegt haben, denn ohne zu Zögern stürmten Eris und Neo auf uns zu. Eris – beziehungsweise Leviathan wie ich an den Augen erkannte – hielt auf Leander zu, während sich der Höllenkönig Belial im Körper von Neo mir zuwandte. Nox oder Satanus hielt sich im Hintergrund, doch um seine Hände züngelten blutrote Flammen und in einer hielt er einen gefährlich aussehenden Dreizack.

Doch weiter konnte ich ihm keine Beachtung schenken, da mich Belial erreicht hatte. Mit beiden Händen schwang er einen Art Kriegshammer mit Stacheln. Ich wich zurück und fragte mich verzweifelt wie ich gegen einen verdammten Hammer ankommen sollte. Ein Treffer und ich wäre außer Gefecht gesetzt – und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit tot. Dazu kam, dass der Höllenkönig über viel mehr Kraft und Geschwindigkeit und Ausdauer als ich verfügte.

Tänzelnd wich ich einem massiven, wuchtigen Hammerschlag aus. Der Hammer knallte auf die Erde und löste ein Beben aus, das mich leicht taumeln ließ. Ja, das war wirklich der Höllenkönig der Erde.

Mein Blick richtete sich auf das... Wesen. Es waren noch immer Neos Züge zu erahnen. Natürlich, seine Augen waren durch die grünen Schlangenaugen von Belial ersetzt worden und statt seines blassen Teints, hatte er giftgrüne Schuppen. Auch das gruselige Zischeln, dass Belial mit seiner gespaltenen Zunge machte, hatte Neo logischerweise nie getan.

Doch... er hatte immer noch Neos Statur... seine schwarzen Haare, die leicht angegraut waren... sogar Neos Kleidung war noch die gleiche... Ich erkannte meinen ehemaligen Lehrmeister noch immer in diesem dämonischen Wesen und ich konnte auch nicht die seltsame Nachricht vergessen. Also wich ich lediglich aus und versuchte zu ergründen, ob Neo... vielleicht noch ein wenig Kontrolle über seinen Körper hatte oder ob der Höllenkönig ihn schon vollkommen vereinnahmt hatte.

Schnee spritzte auf, als mich der Hammer um wenige Zentimeter verfehlte und Belial zischelte wütend und frustriert auf. »Halte doch mal ssstill, kleinesss Menssschchen!« Selbst seine Stimme klang ein wenig wie das Zischeln einer Schlange, was mir unwillkürlich einen Schauder über den Rücken laufen ließ.

»Damit du mich töten kannst? Nein, danke!«, knurrte ich und wich erneut aus.

Belial legte seinen Kopf schief und betrachtete mich mit den Schlangenaugen. Dann stampfte er einmal fest auf den Boden auf. Das Beben ging durch den gesamten Boden und ich taumelte. Diesmal schaffte ich es nicht, mein Gleichgewicht zu halten und fiel zu Boden. Die Kälte drang mir durch Mark und Bein, stach mir tief in mein Inneres. Meine Konzentration kam für einen Moment ins Wanken und meine Schatten-Sense löste sich in Nichts auf.

Der Ruf der Verdammten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt