Herbst
Ich sank immer tiefer in die Dunkelheit und wusste, dass es keine war, die ich kannte. Es war eine fremde Dunkelheit, die mir die Luft zum atmen nahm und versuchte mich zu ersticken. Eine Dunkelheit, die meine tiefsten Kindheitsängste wieder erweckte. Denn – so ironisch es auch war – als Kind hatte ich schreckliche Angst vor der Dunkelheit gehabt. Nun, die hatte ich noch immer, auch wenn sich die Art der Dunkelheit, die ich fürchtete, geändert hatte. Die Dunkelheit, die in Menschen schlummerte, war so viel angsteinflößender als der dunkelste Raum, den es gab.
Plötzlich riss die Dunkelheit auf, zumindest ein Stückchen. Feuer brandete über einen dunklen Nachthimmel und schien die Sterne auszulöschen. Meine Füße sanken in goldfarbenen Sand ein, der sich plötzlich erhob, als hätte er ein Eigenleben. Das erinnerte mich extrem, an die Kontrolle von Leviathan über das Wasser.
Mein Herz raste, während ich mich panisch umblickte. Überall rannten schreiende Menschen umher, die aussahen wie die Leute aus dem alten Ägypten. Also, wie sie zu Zeiten von Pharaonen und so ausgesehen hatten. Das ist nur ein Traum. Doch irgendwie glaubte ich meinem Geist nicht.
Das hier war so viel realer als es ein Traum jemals sein könnte. Feuerbälle schienen vom Himmel zu fallen und in den Boden einzuschlagen. In der Luft lag der Geruch von Rauch und Feuer und ließ meine Nase brennen. Nicht weit von mir entfernt, konnte ich einen halb verbrannten, menschlichen Körper sehen.
Ich wollte zu ihm gehen, wollte... irgendetwas tun. Doch meine Füße schienen wie festgewachsen zusein. Eine Sanddüne erhob sich plötzlich und verschluckte ein halbes Dutzend Leute, die gerade noch versucht hatten, panisch zu fliehen.
Plötzlich fiel mir noch etwas auf. Nicht alle, der umher huschenden Schatten, waren menschlich. Ich konnte auch Dämonen in den verschiedensten Gestalten sehen, die sich auf die Menschen stürzten und sie zerfetzten. Doch dazwischen konnte ich auch erkennen, dass es nicht nur Menschen waren.
Licht blitzte auf, dass mich an das Licht der Siegel erinnerte und Schatten und Licht selbst schienen sich gegen die Elemente zu behaupten. Doch es war hoffnungslos. Sie konnten nicht gewinnen und ich wusste es. Denn plötzlich verstand ich.
Ein leichter Windhauch von hinten, wehte meine Haare nach vorne und ich konnte ein leichtes Flügelrascheln hören. Doch ich war vollkommen bewegungslos, sodass ich mich nicht umdrehen konnte. »Sieh gut hin, dunkle Führerin der Dämonenklinge.«, wisperte eine leise, melodische Stimme hinter mir. »Das passiert, wenn sich die Höllenkönige frei auf der Welt bewegen. Es bedeutet Tod und Leid für euresgleichen und den nahenden Weltuntergang wie ihr sie kennt.«
»Wieso zeigst du mir das?«, wisperte ich leise.
»Ich will, dass du verstehst, was auf dem Spiel steht, wenn du versagst.«
»Wieso ich? Kannst du sie nicht einfach aufhalten? Ich meine... du bist immerhin auch ein Höllenkönig!« In meiner Stimme klang Panik mit, doch das war mir egal. Ich hatte es kaum geschafft gegen einen Höllenkönig zu bestehen!
Lucifer hinter mir schwieg und ich war mir nicht sicher, ob er noch antworten würde. Als er antwortete, war seine Stimme so leise, dass ich sie kaum hören konnte. »Einen Höllenkönig in eure Welt zu holen, hat immer einen Preis, das muss dir bewusst sein. Ich weiß nicht, ob du wirklich bereit bist, diesen zu bezahlen... Und alleine kann ich auch nicht gegen drei Höllenkönige bestehen. Ich werde dich brauchen, die du an meiner Seite kämpfst.«
»Was meinst du mit Preis? Und wie kann ich dir nützlich sein? Ich bin kein Dämon! Ich bin... nur eine unsterbliche Dunkle, die noch nicht mal gegen Leviathan ankommt!«, rief ich in die Dunkelheit, während die Vision langsam zu verschwinden begann.
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Der Ruf der Verdammten 2
Fantasy[Band 2: Spoiler zu Band 1 Das Flüstern der Toten!] Cimeies lehnte sich an die Wand und verschränkte mit einem Grinsen und verschmitzt funkelnden Augen die Arme. »Lass mich dir von Unsterblichen zu Unsterblichen einen Rat geben... Das Leben wird int...