Kapitel 42

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Winter

Es schien als hätte der Beschwörungskreis wahrhaftig einen Riss zur Hölle gebildet und als würden durch diesen Riss sämtliche Dämonen der Hölle in unsere Welt dringen. Ich konnte Irrlichter erkennen, die in verschiedenen Farbtönen zwischen den hellen und dunklen Soldaten umher sausten und ihre Kleidung in Brand setzten und Feuerbälle durch die Gegend schossen.

Ghule sprangen Personen an und rissen an ihrer Kleidung und ihrer Haut mit messerscharfen Klauen. Banshees – dämonische Todesfeen – schwebten zwischen den Soldaten hin und her und alle die in nächster Nähe zu ihren Schreien waren, sackten ohnmächtig zu Boden, wo sich die Ghule auf sie stürzen konnten.

Es waren Dämonen aller Form und Größe, doch ich konnte keinerlei höhere Dämonen erkennen. Weder die wilde Jagd, noch andere Dämonenlords schienen anwesend zu sein, was mich verwirrt die Stirn runzeln ließ.

»Je niedriger der Stand des Dämons, desto höher seine Unzufriedenheit in der Hölle und der Wunsch in diese Welt überzusiedeln.«, murmelte Cimeies neben mir. »Die Dämonenlords sind in der Regel recht glücklich in der Hölle und sehen vermutlich keine Veranlassung dazu, ins Diesseits zu wechseln.«

»Und trotzdem sieht es nicht gut für uns aus...«, murmelte ich und sah zu wie ein Heller unter einer Horde Ghule förmlich begraben wurde. Ich biss die Zähne zusammen und mein Siegel flackerte wütend auf. Doch noch ehe ich eingreifen konnte, erstarb das Zucken des Hellen und er rührte sich nicht mehr.

Ich wandte den Blick ab, als die Ghule sich daran machten sich um die besten Stücke zu streiten. Noch immer schienen Dämonen durch den Riss zwischen den Welten zu dringen und die Soldaten schienen förmlich von der schieren Masse überrannt zu werden.

»So funktioniert das nicht...«, flüsterte Lian. »Helle und Dunkle müssen zusammenarbeiten, wenn wir eine Chance haben wollen!«

Mein Blick blieb an dem Riss in der Mitte des Beschwörungskreises hängen. »Nicht nur das. Wir müssen den Riss schließen, wenn noch mehr Dämonen kommen, dann können wir zusammenarbeiten so viel wir wollen, wir werden einfach überrannt.«

»Gut, das mache ich.«, erklärte Lian entschlossen und trat einen Schritt vor.

Ich schüttelte den Kopf. »Das würdest du nicht überleben. Dort sind die meisten Dämonen, sie würden dich einfach töten. Ich gehe, ich bin unsterblich und kann genauso Beschwörungskreise schließen wie du.«

Mein Blick wanderte von Lian, zu Leander, dann zu Gwen und schließlich zu Cim. »Ihr müsst den Soldaten helfen. Ohne euch haben sie keine Chance. Überlasst mir ruhig den Kreis, damit komme ich zurecht.«

Leander nickte, seine Augen waren wieder hellgrün und zückte das Schwert des Lichts, dessen Klinge sofort in reinem Licht erstrahlte. Lian tat es ihm nach und zog seine Mitternachts-Sense von deren Klinge dunkle Schatten aufstiegen.

Gwen sah ein wenig nervös zwischen den beiden Kämpfern hin und her, doch ihre Hände glühten in weißem Licht auf, was mich daran erinnerte, dass sie nicht nur eine Heilerin war, sondern auch über mächtige Lichtmagie verfügte.

Cimeies warf mir einen prüfenden Blick zu, in seiner Hand hielt er seinen silbrigen Bogen, der aus seiner Magie bestand. »Bist du dir sicher?«, wollte der Dämon wissen.

»Ich denke, du kannst bei ihnen einiges mehr ausrichten, als bei mir. Also ja, ich werde mich dem Riss alleine stellen. Viel Glück euch!«

Lian nickte mir zu, in seinen hellblauen Augen stand deutliche Sorge und Schmerz. »Dir auch! Pass auf dich auf...«

Der Ruf der Verdammten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt